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Mars

Obgleich der Mars beträchtlich kleiner ist als die Erde, ist er derjenige andere Planet, der am wahrscheinlichsten eine Art Leben beherbergt. Gewöhnlich ist es kalt auf der Oberfläche des Mars, durchaus kälter als gelegentlicher Nachtfrost, aber nicht zu kalt für ein Leben. Der Mars hat eine dünne Atmosphäre, die hauptsächlich aus Kohlendioxid besteht, fast ohne Sauerstoff und Wasserdampf. Es wurden bis jetzt noch keine Spuren von Stickstoff gefunden, obwohl wahrscheinlich etwas Stickstoff vorhanden ist.

Der Grund für die dünne Atmosphäre des Mars ist die geringe Schwerkraft: nur etwa ein Drittel der Schwerkraft der Erde. Sie ist zu schwach, um Sauerstoff und Stickstoff vom Entweichen in den Weltraum abzuhalten. Auf der anderen Seite hat der Mars im Winter Polkappen; man glaubt, es seien Schneedecken aus Trockeneis (festes Kohlendioxid), die im Marsfrühling verschwinden. Das Abschmelzen dieser Kappen könnte genug Wasser erzeugen, um eine primitive, vielleicht mikroskopische Form von pflanzlichem oder tierischem Leben zu erhalten, oder eine Lebensform dazwischen, von der wir nicht wüßten, ob wir sie als Pflanze oder Tier bezeichnen sollten. Dunkle Flecken auf der Marsoberfläche wechseln ihre Farbe mit den Jahreszeiten. Manche Astronomen glauben, daß dies auf Vegetation hinweist, aber das Wechseln der Farbe könnte auch von geologischen Prozessen herrühren, die wir nicht verstehen, bevor Astronauten den Planet erforscht haben.

Der Mars hat einen Durchmesser von 6770 km. Wie die Erde ist auch der Mars an seinen Polen etwas abgeflacht. Der Tag auf dem Mars ist fast genauso lang wie auf der Erde: 24 Stunden, 37 Minuten und 22 Sekunden, aber ein Marsjahr (die Zeit, in der er die Sonne umkreist) ist fast zweimal so lang wie auf der Erde: 687 Tage. Wegen seiner rötlichen Farbe, die an Blut erinnert, wurde er von den Alten nach Ares oder Mars, dem Kriegsgott, benannt.

Der Mars hat zwei kleine Monde. Sie wurden erst 1877 entdeckt, obwohl mehr als ein Jahrhundert vorher, 1726, Jonathan Swift in seinem Buch Gullivers Reisen tatsächlich die bemerkenswerte Vermutung äußerte, daß der Mars zwei Monde hätte. Er war auch nahe daran, ihre Umlaufzeiten zu erraten.

Gulliver stellte es im dritten Kapitel seiner Reise nach L a p u t a folgendermaßen dar:

Sie (die Laputaner) haben gleicherweise zwei klei­nere Sterne oder Trabanten entdeckt, die den Mars umkreisen, wovon der innere… in einem Zeitraum von zehn Stunden umläuft, der letztere in einundzwanzigeinhalb…

Die Polkappen des Mars (heller Fleck oben an jeder Kugel), wie sie im Frühling anfangen zu schmelzen (vier Photos links) und dann langsam im Sommer verschwinden (vier Photos rechts).

Die beiden Marsmonde werden nun nach den Pferden, die, wie die alten Griechen glaubten, den Streitwagen des Mars gezogen haben sollen, Phobos und Deimos genannt. Letzte Beobachtungen ergaben, daß Phobos unregelmäßig geformt ist, mit Durchmessern zwischen etwa 22,5 und 18 km. Deimos hat einen Durchmesser von rund 8 km. Phobos ist der einzig bekannte Mond im Sonnensystem, der seinen Planeten schneller umkreist, als der Planet sich dreht. Tatsächlich rast Phobos dreimal um den Mars, während der Planet sich einmal dreht. Obwohl Phobos sich in die gleiche Richtung wie der Mars dreht, würden Astronauten auf dem Mars Phobos im Westen aufgehen sehen, er bliebe nur etwa fünfeinhalb Stunden am Himmel und ginge dann im Osten unter! (Deimos geht im Osten auf und bleibt etwa zwei Tage über dem Marshorizont.) Dieses seltsame Verhalten von Phobos und andere ungewöhnliche Tatsachen der zwei Monde ließen einen russischen Astronomen 1950 ernsthaft vermuten, daß die beiden Monde Weltraumstationen sein könnten, die von Marsbewohnern gebaut worden waren. Er argumentierte, daß vielleicht Marsbewohner sie zu einem weit zurückliegenden Zeitpunkt als Startrampen gebaut hatten, um von ihrem Planeten zu entfliehen, als er zu trocken wurde, um sie zu ernähren. Dei meisten Astronomen meinen, daß dies nicht sehr wahrscheinlich ist.

Frage 24:

Sie haben sicherlich schon von den berühmten ›Kanälen‹ des Mars gehört, die so oft in Science-fiction-Erzählungen beschrieben werden. Wie lautet die letzte Information über diese Kanäle?

Jupiter

Jupiter, nach dem obersten Gott der Römer benannt (er entsprach dem griechischen Gott Zeus), ist der größte Planet. Er ist so groß, daß alle anderen Planeten, zu einer Kugel zusammengedrückt, immer noch kleiner wären als er. Er ist an den Polen so viel mehr abgeplattet als Mars und die Erde, daß er die Form einer Pampelmuse hat. Am Äquator beträgt sein Durchmesser rund 144 000 km, die Entfernung der Pole dagegen ist etwa 9000 km kleiner. Diese Ausbuchtung am Äquator wird durch die ungewöhnlich schnelle Drehung des Planeten verursacht: Eine Umdrehung in etwas weniger als zehn Stunden. Ein Jupiterjahr dauert fast zwölf Erdenjahre.

Jupiters Atmosphäre, vielleicht Tausende von Kilometern dick, setzt sich zusammen aus Gasen wie Wasserstoff, Helium, Methan und Ammoniak. Die schnelle Drehung des Planeten veranlaßt die Atmosphäre, rund ein Dutzend Bänder oder Streifen zu bilden, die alle ungefähr parallel zum Äquator verlaufen und sich durch die Tönungen rostrot, gelb, orange, braun und weiß unterscheiden. Die Bänder ändern von Zeit zu Zeit ihre Anzahl, Breite, Farbe und sogar die Drehgeschwindigkeit. Manchmal erscheinen grünliche oder bläuliche Flecken für einige Zeit auf den Bändern, um später wieder zu verschwinden.

In der dicken, turbulenten Atmosphäre des Jupiter gibt es fürchterliche Stürme, begleitet von heftigen Energieausbrüchen, die wir in unseren Radioteleskopen erkennen können. Einige Astronomen glauben, daß diese krachenden Geräusche im Bereich der Radiowellen von gewaltigen Blitzen auf dem Planeten herkommen. Andere Astronomen meinen, daß die Geräusche durch Vulkanausbrüche auf dem Jupiter erzeugt werden.

Die Dicke der Jupiteratmosphäre hat jeden auch noch so kurzen Blick auf seine Oberfläche verhindert. Viele Fachleute bleiben bei der Ansicht, daß der Jupiter gar keine ›Oberfläche‹ hat. Es kann sein, daß die Atmosphäre in größeren Tiefen einfach dichter wird, langsam von Gas in Flüssigkeit übergeht, und daß der flüssige Teil des Planeten in noch größerer Tiefe langsam fest wird. Vielleicht gibt es einen inneren Kern, der von dem enormen Druck, der von der Schwerkraft des Jupiter erzeugt wird, bis zum flüssigen Zustand erhitzt worden ist. Wenn aber Jupiter eine richtige feste Oberfläche hat, auf der ein Astronaut stehen kann, dann würde dieser Schwierigkeiten haben, auf seinen Beinen zu bleiben. Ein Mann von 80 kg auf der Erde würde auf dem Jupiter etwa 210 kg wiegen.

Wie heiß oder kalt ist die Oberfläche des Jupiter, vorausgesetzt, er hat eine? Auch dies ist eine vieldiskutierte Frage. Während vieler Jahre nahmen die Astronomen an, daß wegen der großen Entfernung von der Sonne die Oberflächentemperatur weit unter dem Gefrierpunkt läge, viel zu kalt, um Leben zu unterhalten. Letzte Beobachtungen jedoch haben die Vermutung nahegelegt, daß der Treibhauseffekt (schon oben im Zusammenhang mit der Venus erwähnt) die Oberfläche des Jupiter für Leben, wie wir es auf der Erde kennen, zu h e i ß hat werden lassen. Es kann sich herausstellen, wenn es keine eigentliche Oberfläche gibt, daß die Temperatur in den äußersten Schichten sehr gering ist und dann in Richtung auf das Innere langsam steigt. Wenn das so ist, dann kann es eine Schicht geben, vielleicht ist sie sogar fest, in der das Klima gemäßigt genug ist um zuzulassen, daß sich Leben entwickelt- eine aufregende Möglichkeit, die den Astronomen erst in allerletzter Zeit wahrscheinlich erschien.

Jupiter hat zwölf Monde[1] – mehr als jeder andere Planet. Die vier größten – Io, Europa, Ganymed und Kalhsto – wurden zuerst von Galilei 1610 gesehen, als er sich Jupiter durch ein primitives Fernrohr anguckte, das er sich selbst gebaut hatte. (Galilei hat nicht, wie man oft glaubt, das Fernrohr erfunden. Fernrohre wurden schon vorher in Europa als Spielzeug verkauft. Die Leistung Galileis besteht darin, ein viel besseres Fernrohr konstruiert zu haben als jeder vor ihm.) Sie können die vier größten Jupitermonde heute durch einen starken Feldstecher beobachten. Die Jupitermonde spielten eine bedeutende Rolle bei der ersten Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit. Im Jahre 1675 benutzte Ole Römer, ein dänischer Astronom, die Änderung in der Umlaufzeit der Jupitermonde, um zu berechnen, wie schnell das Licht sich fortbewegt.

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ein dreizehnter wurde im September 1974, ein vierzehnter im März 1979 entdeckt (Anm. des Übersetzers).