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Am dritten Tage (sorglich hatte Friedrich Rosas Anblick vermieden) bebte ihm das Herz vor Furcht und banger Erwartung. Er schlich wie träumend in der Werkstatt umher, und wohl mochte sein Ungeschick dem Meister Martin gerechten Anlass geben, mürrisch zu schelten, wie es sonst gar nicht seine Art war. Überhaupt schien dem Meister etwas begegnet zu sein, dass ihm alle Lust benommen. Er sprach viel von schnöder List und Undankbarkeit, ohne sich deutlicher zu erklären, was er damit meine. Als es endlich Abend geworden und Friedrich zurückging nach der Stadt, kam ihm unfern des Tors ein Reiter entgegen, den er für Reinhold erkannte. Sowie Reinhold Friedrichansichtig wurde, rief er: «Ha, da treffe ich dich ja, wie ich wollte.«Darauf sprang er vom Pferde herab, schlang die Zügel um den Arm und fasste den Freund bei der Hand.»Lass uns«, sprach er,»lass uns eine Strecke miteinander fortwandeln. Nun kann ich dir sagen, wie es mit meiner Liebe sich gewandt hat.«Friedrich bemerkte, dass Reinhold dieselben Kleider, die er beim ersten Zusammentreffen trug, angelegt und das Pferd mit einem Mantelsack bepackt hatte. Er sah blass und verstört aus.»Glück auf«, rief Reinhold etwas wild,»Glück auf, Bruderherz, du kannst nun tüchtig loshämmern auf deine Fässer, ich räume dir den Platz, eben hab ich Abschied genommen von der schönen Rosa und dem würdigen Meister Martin.«-»Wie«, sprach Friedrich, dem es durch alle Glieder fuhr wie ein elektrischer Strahl,»wie, du willst fort, da Martin dich zum Eidam haben will und Rosa dich liebt?«-»Das, lieber Bruder«, erwiderte Reinhold,»hat dir deine Eifersucht nur vorgeblendet. Es liegt nun am Tage, dass Rosa mich genommen hätte zum Mann aus lauter Frömmigkeit und Gehorsam, aber kein Funke von Liebe glüht in ihrem eiskalten Herzen. Haha! - ich hätte ein tüchtiger Küper werden können. Wochentags mit den Jungen Bände geschabt und Dauben behobelt, sonntags mit der ehrbaren Hausfrau nach St. Katharina oder St. Sebald und abends auf die Allerwiese gewandelt, jahraus, jahrein.«-»Spotte nicht«, unterbrach Friedrich den laut auflachenden Reinhold,»spotte nicht über das einfache, harmlose Leben des tüchtigen Bürgers. Liebt dich Rosa wirklich nicht, so ist es ja nicht ihre Schuld, du bist aber so zornig, so wild.«-»Du hast recht«, sprach Reinhold,»es ist auch nur meine dumme Art, dass ich, fühle ich mich verletzt, lärme wie ein verzogenes Kind. Du kannst denken, dass ich mit Rosa von meiner Liebe und von dem guten Willen des Vaters zitterte in der meinigen. Mit abgewandtem Gesicht lispelte sie: „Ich muss mich ja in des Vaters Willen fügen!“, ich hatte genug. - Mein seltsamer Ärger muss dich, lieber Friedrich, recht in mein Inneres blicken lassen, du musst gewahren, dass das Ringen nach Rosas Besitz eine Täuschung war, die mein irrer Sinn sich bereitet. Als ich Rosas Bild vollendet, ward es in meinem Innern ruhig, und oft war freilich auf ganz verwunderliche Art mir so zumute, als sei Rosa nun das Bild, das Bild aber die wirkliche Rosa geworden. Das schnöde Handwerk wurde mir abscheulich, und wie mir das gemeine Leben so recht auf den Hals trat mit Meisterwerden und Heirat, da kam es mir vor, als solle ich ins Gefängnis gesperrt und an den Block festgekettet werden. Wie kann auch nur das Himmelskind, wie ich es im Herzen trage, mein Weib werden? Nein! In ewiger Jugend, Anmut und Schönheit soll sie in Meisterwerken prangen, die mein reger Geist schaffen wird. Ha, wie sehne ich mich darnach! Wie konnt ich auch nur der göttlichen Kunst abtrünnig werden! - bald wird ich mich wieder baden in deinen glühenden Düften, herrliches Land, du Heimat aller Kunst!«- Die Freunde waren an den Ort gekommen, wo der Weg, den Reinhold zu nehmen gedachte, links sich abschied.»Hier wollen wir uns trennen«, rief Reinhold, drückte Friedrich heftig und lange an seine Brust, schwang sich aufs Pferd und jagte davon. Sprachlos starrte ihn Friedrich nach und schlich dann, von den seltsamsten Gefühlen bestürmt, nach Hause.