Wenn eins eurer Sternenflugzeuge ein Ziel verfehlt und die todbringende Ladung in den Raum davonjagt, werden wir den Raum zusammen mit den biologischen Strahlen annihilieren, die technischen Möglichkeiten dafür sind vorhanden. Nichts droht euch, nur eure eigene Angst. Euch erwartet die ganze Welt! Folgt dem Ruf der Welt!«
Nach wie vor befanden wir uns in dem Saal mit den durchsichtigen Wänden und der ebenso durchsichtigen Kuppel, doch gleichzeitig flogen wir über dem Planeten dahin. Vor uns zeigten sich Plätze, auf den Plätzen Gewimmel, überall debattierende Galakten und ihre Freunde.
Kurz darauf erschien ein anderer Planet vor uns. zunächst eine kleine rote Kugel, dann eine den ganzen Himmel füllende Sphäre. Wir fielen auf den Planeten, prallten aber nicht auf, sondern segelten darüber hin Er sah anders als unser Planet aus himbeerfarbene Gewächse, Seen und Meere, die nicht blau, sondern orangefarben waren, Berge, von weißrosa Fackeln gekrönt. Die Wasserwolken, die in der Atmosphäre schwammen, waren gelbgrün und nicht schmutzig grau. Ich bin überzeugt, daß auf diesem freudig lichten Planeten mit den lohenden Farben nicht nur die Augen Erquickung fanden, sondern daß es sich hier leicht leben ließ.
»Wir könnten die anderen Planeten des Flammenden besuchen, können in die benachbarten Sternsysteme überwechseln«, bot Grazi an. »Die Übertragung erfolgt mittels Überlichtwellen.«
Ich weiß nicht, wieviel Stunden der Flug über die Planeten und Sterne dauerte, doch wir wurden rechtschaffen müde. Grazi schlug vor, wir sollten uns stärken und dann ausruhen.
Nach dem Mittagessen versammelten wir uns im Salon. Von hier führten Türen in den Saal.
Romero sagte achselzuckend: »Ich bezweifle nicht, daß sie eine Methode haben, die individuellen Wünsche zu einer kollektiven Meinung der Gesellschaft zu summieren. Selbstverständlich nicht so was wie unsere Große Staatsmaschine, aber irgendeinen ewig jungen Galakten, der sich auf das allgemeine Abhören oder nennen wir es so Anhören spezialisiert hat.«
Orlan war am aufgeregtesten, ich sah das an seinem grau gewordenen Gesicht. Er sprach mit Mary, ich setzte mich zu ihnen.
»Die Trägheit glücklicher Abgeschlossenheit das ist es, was sie überwinden müssen«, sagte Orlan finster. »Draußen droht ihnen der Verlust ihres Glücks.
Und dann Zerstörer sollen ihre Bundesgenossen sein! Ihr habt mir sofort vertraut, aber doch wohl deshalb, weil ihr vorher eigentlich keine Zerstörer getroffen hattet. Sie haben uns Millionen eurer Jahre studiert!«
»Nein, nicht deshalb vertrauen wir dir, Orlan, weil wir euch schlecht kennen«, mischte ich mich ein.
»Wir sind überzeugt, daß das Gute vernünftiger ist als das Böse und Zusammenarbeit nützlicher als ein Vernichtungskrieg. Wir wenden uns an eure Vernunft und stärken eure Vernunft durch unsere Kraft. Ein Bündnis zwischen Vernunft und Kraft was kann wirksamer sein?«
Orlan sagte voll Kummer, der durch seine Maske der Leidenschaftslosigkeit schimmerte: »Ich zweifle nicht: eine gute Niederlage im Kampf, und das Reich des Großen Zerstörers bricht auseinander. Wie soll ich meine Überzeugung auf die Galakten übertragen?«
Grazi und Tigran betraten den Salon. Wir umringten sie. »Du hast uns nicht überzeugt, Admiral Eli«, erklärte Grazi. »Du hast freimütig mit uns gesprochen, auch die Galakten wollen freimütig mit dir sein.
Wir stellen dir zwei Fragen und bitten dich, uns eine klare Antwort darauf zu geben. Die erste: Hältst du es für vernünftig, daß die Galakten ihren jetzigen gesicherten Wohlstand gegen die Unbilden eines Krieges vertauschen, in dem es nicht um ihre Interessen geht?
Die zweite: Bist du sicher, daß unsere Feinde ihre Natur ändern können? Vermag man diejenigen, die sich bisher allein der Zerstörung widmeten, dem schöpferischen Leben zuzuführen? Welche Garantien gibt es dafür?«
Orlan ließ seinen Kopf zwischen die Schultern knallen. »Genau das, worüber wir uns eben unterhalten haben, Eli«, sagte er mißmutig.
Besorgt berührte mich Mary mit der Hand. Ich blickte sie schweigend an. Sie war sehr blaß.
»Beruhige dich«, sagte sie. »So wütend darfst du nicht sprechen!«
»Kommt«, sagte ich zu Grazi und Tigran. »Wenn Fragen gestellt werden, gibt es auch Antworten.«
12
»Also die erste Frage«, sagte ich, »ob es vernünftig ist, den heutigen Wohlstand der Galakten gegen die Unbilden und Launen eines Krieges einzutauschen.
Mehr als vernünftiges ist unvermeidlich. Denn eine andere Möglichkeit, euren jetzigen Wohlstand zu bewahren, gibt es nicht, außer dieser, sich Gefahren und Launen auszusetzen. Und kämpfen werdet ihr nicht für Interessen, die euch nichts angehen, sondern für eure eigenen. Euch steht das Heute und die ferne Zukunft offen. Warum lebt ihr denn nur dem Heute?
Ich könnte der Zukunft leichter entsagen, sie ist ohnehin nicht meine Zukunft, mein Körper vergeht, sobald sie eintritt, doch ich kämpfe für sie, denn sie wird das Heute meiner Nachkommen sein, und sie werden sich meiner erinnern und mich loben. Für euch ist es keineswegs die Zukunft eurer Nachkommen, sondern eure eigene, wie könnt ihr euch entschließen, ihr zu entsagen, euch selbst so zu berauben?
In den Weltenräumen, aus denen ihr einst verjagt wurdet, herrschen heute eure Feinde, die Zerstörer.
Ihr meint, sie wären euch ungefährlich? Ihr glaubt, die entsetzlichen biologischen Waffen wären ein sicherer Schutz gegen sie? Heute, meine Lieben, nur heute sind sie sicher, morgen nicht, aber ihr existiert doch immer. Wollt ihr wissen, was morgen geschieht und womit euer Leben endet?
Die Zerstörer wissen genau, daß Lebewesen der Zugang zu euch verwehrt ist. Und sie versuchen es nicht, heute könnt ihr ruhig sein. Doch sie haben eine vorzügliche Eigenschaft, die euch fehlt und die für euch unendlich bedrohlich ist! Ihr habt Vollkommenheit erlangt, seid mit euch selbst zufrieden. Eigentlich tut ihr nichts anderes, als euren heutigen Zustand in eine Ewigkeit zu verwandeln errungenes Glück konserviert ihr.
Sie aber entwickeln sich, sie fahren fort, sich unermüdlich zu vervollkommnen, sie entwickeln sich in frevlerischer Richtung, sie vervollkommnen ihr Verbrechertum. Ihr meint, es sei leere Philosophie, was der Große Zerstörer der Verderber verkündet hat, die Umwandlung von Organismen in Mechanismen?
Was euch in eurem baldigen ,Morgen‘ erwartet, ihr Unsterblichen: Hunderte feindlicher Schiffe werden an euren kosmischen Kordons auftauchen und eure biologischen Höchstleistungsgeschütze werden sie beschießen. Aber die Schiffe werden ihre Fahrt ruhig fortsetzen, auf keinem wird auch nur ein einziges Molekül vorhanden sein, das fähig wäre, durch euren Beschuß umzukommen. Mechanismen, vernünftige leblose Mechanismen, werden die Schiffe steuern. Wir haben schon Automaten gesehen, die mit einem Gehirn in Verbindung standen. Diese lebendigen Automaten funktionieren ausgezeichnet, sie steuern die Mechanismen des Dritten Planeten. Das ist die reale Zukunftsperspektive: ein gigantisches Leithirn auf einem der Sterne, die von euren Geschützen nicht erreicht werden können, und Automaten, die mit ihm durch sorgfältig verschlüsselte Wellen gekoppelt sind.
Was erwartet euch dann?
Ein bedeutender Teil von euch wird gleich beim ersten Angriff umkommen – und sie werden zu beneiden sein! Schwer ist das Los derjenigen, die am Leben bleiben. Über eure aufs beste eingerichteten Planeten brechen Gravitationsschläge herein, eure Städte und Parks verwandeln sich in Staub, der wie Wasser fließt solchen Staub haben wir auf Sigma in den Plejaden gesehen. Bevor die Planeten vernichtet werden, hängt man euch Ketten um den Hals, gleichgültige Automaten treiben euch in die Sklaverei. Ihr versucht zu fliehen da ist kein Weg! Ihr fallt auf die Knie und erfleht vergebens die Freiheit! Ihr wollt euch umbringen und findet den Tod nicht, denn auf euren Planeten habt ihr den Tod abgeschafft! Ihr werdet schreien und euch die Haare raufen, in Raserei euer bitteres Schicksal verfluchen, euch in die Hände beißen, mit Fäusten auf den Kopf schlagen! Bitte, das ist nicht verboten, ihr könnt euch beißen und ohrfeigen und Tränen vergießen. Rings um euch werden nur Automaten sein, sie rührt das nicht, sie sind nicht auf Mitleid programmiert!