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Wie wir unser Geschwader auf fünfzehn Sternenflugzeuge beschränkten (elf ohne Bemannungen, gigantische fliegende Lager wurden von Automaten gesteuert, vier, die »Steinbock«, die »Widder«, die »Schlangenträger« und die »Stier« hatten Besatzungen und Kommandeure: Oshima, Olga, Kamagin und Petri); wie ich gestattete, Vagabund an Bord des Flaggschiffes »Steinbock« zu nehmen, obwohl Oleg sich nicht schlüssig war, ob es Sinn habe, einen siechen Drachen auf eine weite Reise mitzuschleppen; wie wir auf der »Steinbock« Ellons Laboratorium einrichteten; wie das Geschwader ins Sternbild Schütze eilte, in die dichten dunklen Wolken, die den Galaxiskern unserem Blick entziehen; wie wir, tausendfach das Licht überholend, drei Jahre lang zum Galaxiskern unterwegs waren und über den Dritten Planeten des Perseus auf ihm regierte nach wie vor Andrémittels Raumwellen Verbindung zur Erde hielten; wie im vierten Jahr die Überlichtverbindung abbrach und wir für den Perseus und die Erde gleichsam ins Nichtsein sanken.

Mit diesem Augenblick beginne ich die Schilderung unserer Abenteuer im Galaxiskern.

Die Raumwellengeneratoren fielen gleichzeitig und vollständig aus. Wir empfingen keine Depeschen vom Dritten Planeten mehr, sandten unsere Informationen nicht ab. Die Mechanismen waren in Ordnung, verändert hatte sich der Raum. Der Kosmos war derselbe, unvermindert energisch verschlangen ihn die Schlünde unserer Annihilatoren, wandelten ihn nach wie vor in Gas- und Staubwolken um, alles ringsum war genauso und war doch unfaßbar anders geworden.

Die Impulse der Generatoren drangen nicht nach außen durch, und sie empfingen keine Signale von außen. Es war, als wären wir unvermutet taub und stumm geworden.

Die Sehkraft hatten wir nicht eingebüßt. Die Geräte fixierten von fern das Auftauchen eines Räuberplaneten, eines Planeten, wie er Allans Geschwader überfallen hatte. Der Unterschied bestand nur darin, daß Allan im Moment des Überfalls Verbindung mit der Basis im Perseus hatte, während wir dieser Möglichkeit beraubt waren. Und wir nahmen Allans Depesche voller Zweifel auf, daß kein toter kosmischer Herumtreiber sie verfolge und schon gar nicht ein gigantisches Schiff, das unsere Sternenflugzeuge in der Größe genauso übertreffe, wie ein Berg eine Maus übertreffe, sondern ein rätselhaftes kosmisches Wesen, das keineswegs seine Absicht verhehle, das gesamte Geschwader einzuholen und zu verschlingen, Die Vorstellung von einem seltsamen Sternenflugzeug entsprach dennoch mehr all dem, was wir von der Welt wußten.

Aber ob das nun ein Sternenflugzeug war oder ein kosmisches Wesen, wir alle wurden von Unruhe erfaßt, als die Analysatoren in der Ferne den rätselhaften Planeten entdeckten und leidenschaftslos meldeten, daß er uns verfolge. Wir flogen damals am Rande der dunklen Wolken, die den Kern verdeckten. Das Wort »Rand« ist relativ, Milliarden von Kilometern rundherum erstreckte sich ein Gasnebel, kalt, halb durchsichtig, unerhört trostlos, die Sterne schimmerten matt in dem glutroten Halbdunkel. Mary sagte seufzend zu mir: »Mächtig verqualmt dieser Weltallwinkel!« Der raubgierige Planet erstand als orangefarbener Fleck im glutroten Nebel und wurde rasch größer. Wir flogen im Überlichtbereich er jagte im Einsteinschen Raum dahin. Hinter uns dehnte sich eine Schleppe zu Staub verwandelter Leere hinter dem Planeten war der Raum sauber. Wir vernichteten Raum, der Planet jagte in ihm mit Überlichtgeschwindigkeit dahin, mit solch ungeheurer Geschwindigkeit, daß er uns einholte. Die Gesetze der Physik, so schien es uns, gingen zum Teufel. Erst jetzt begreifen wir allmählich, wie dürftig unsere Kenntnisse von den Naturgesetzen sind.

Der Planet, der uns nachjagte, war größer als die Erde. Tausende unserer Sternenflugzeuge hätten auf seiner Oberfläche Platz gefunden, aber Tausende wären in seinem Inneren verschwunden. Seine Flugbahn änderte sich merkwürdig, verriet ein unbestreitbares Zieclass="underline" das Geschwader einzuholen. Genau wie Allan hätten wir von freiem Willen sprechen können, der den Flug des Räubers bestimmte. Aber nach wie vor waren wir der Meinung, daß uns kein Wesen ereilte, sondern ein Schiff, in dessen Innerem, an den Pulten uns unbekannter Mechanismen, sich vernunftbegabte Wesen verborgen hielten. Auf unsere Rufe reagierten sie nicht. Man brauchte keinen superscharfen Intellekt, um unsere Signale zu dechiffrieren, das war eine Aufgabe für Schüler, nicht für kosmische Ingenieure.

Aber der Planet schwieg, schwieg und verfolgte uns, verfolgte uns unbegreiflich, mit Überlichtgeschwindigkeit im gewöhnlichen Lichtraum.

Oleg stellte eine Stereoverbindung zwischen den Bemannungen aller Sternenflugzeuge her.

»Allan rettete sich vor dem räuberischen Planeten, indem er den Aktivstoff eilends annihilieren ließ«, sagte Oleg. »Der Verfolger vermochte die neugeschaffene Leere nicht zu überwinden. Aber nachdem Allans Geschwader drei Viertel der Vorräte verloren hatte, wurde es später mit anderen Schwierigkeiten nicht fertig. Sollen wir Allans Abwehr wiederholen?«

Einmütig sprachen sich alle dagegen aus. Wir waren stärker als Allans Geschwader ausgerüstet und konnten den seltsamen Verfolger näher an uns heranlassen, als es Allan gewagt hatte. Es galt festzustellen, ob dies ein Überfall war oder eine neue Kontaktform.

Das war nur im Experiment möglich.

Wenn unsere Stereofilme dereinst auf die Erde gelangen, werden die Menschen begreifen, was uns empörte. Wir trennten eins der Fracht-Sternenflugzeuge, das wir zuvor entleerten, vom Geschwader. Der Planet stürzte sich darauf wie ein Fuchs auf ein Rebhuhn. Die Filme haben festgehalten, was wir sahen die Explosion, die Flamme, die dichte Wolke zunächst leuchtenden, dann dunkel werdenden Staubs. Und den Planeten, der wie ein Weberschiffchen von einem Wolkenrand zum anderen huschte und gierig, mit der gesamten Oberfläche, den Staub schluckte. Der gigantische Staubsauger mühte sich mächtig, die Reste des Sternenflugzeugs zu vertilgen, und der Raum lichtete sich.

»Ein ekelhaft gieriger Mund in der Leere!« rief Mary entrüstet.

Wir saßen im Observationssaal und beobachteten das Schauspiel, das die Beseitigung des dem Räuber hingeworfenen Schiffes bot.

»Eher ein kosmischer Müllschlucker, liebe Mary«, ließ sich Romero hören und fügte mit einem Seufzer hinzu: »Es ist nur schlecht, daß dieser kosmische Hauswart merkwürdigerweise geneigt ist, uns als unnützen Müll zu betrachten.«

Wie wahr Romeros Bemerkung war, wußten wir erst später zu schätzen, als klar wurde, daß der Planet in dem Gasnebel, wohin unser Geschwader vorgedrungen war, nicht nur so einfach dahinjagte, sondern unterwegs das Gas ringsum aufsaugte und auf diese Weise dem Nebel zu Leibe rückte. In jenen Stunden stand uns nicht der Sinn nach den Funktionen eines kosmischen Müllschluckers. Romero und ich wurden zu Oleg gerufen. Auch Orlan und Grazi waren in den Kommandeurraum gebeten worden. Ellon hatte die Einladung abgelehnt, indem er Arbeit im Laboratorium vorschützte. Im Unterschied zu den Galakten empfinden die Demiurgen eine Abneigung gegen Beratungen, für Sitzungen sind sie ein allzu sachliches Volk.

Oleg interessierte eins: Sollten wir fliehen oder den Überfall abwehren?

»Fliehen, fliehen!« sagte Grazi eilends.

Mir ist aufgefallen, daß die unsterblichen Galakten einem Kampf stets aus dem Wege gehen, sofern das irgendwie möglich ist. Ihre Unsterblichkeit schätzen sie weit mehr als wir unsere vergängliche Existenz. In diesem Falle waren wir jedoch alle mit Grazi einer Meinung. Streit gab es, als es darum ging, auf welche Weise wir fliehen wollten. Ich lehnte die Benutzung von Aktivstoff nicht kategorisch ab. Wir hatten mehr davon als Allan. Und daß diese Methode äußerst wirksam ist, hatte ebenfalls Allan bewiesen, der eben auf diese Art dem Räuber entwischt war. Man pflichtete mir jedoch nicht bei. Und jetzt, da ich manches weiß, was wir damals nicht wußten, kann ich mich nur freuen, daß ich in der Minderheit blieb. Grazi schlug die auf den Planeten der Galakten weitverbreitete Methode der Volumenverringerung großer Gegenstände vor. Orlan protestierte. Die Kürzung der Maßstäbe sei eine langsame Operation, die Menschen ertrügen den Zustand der anderen Maßstäblichkeit schlecht, und für die Demiurgen mit ihrer erhöhten Künstlichkeit sei es geradezu gefährlich, die Körpergrößen zu verändern. Überdies gäbe es keine Garantie, daß der Räuber nicht auch auf die verkleinerten Schiffe Jagd machen werde. Mit Staub und Gas werde er ideal fertig. Würden wir ihm nicht die Aufgabe erleichtern, uns möglichst rasch zu verschlingen?