Bevor ich ging, stellte er mir die Frage: »Admiral, bist du mit der Schiffsmaschine zufrieden?«
»Ich kann nicht klagen.«
»Weshalb unterstellst du sie dann dem schwebenden Gehirn? Weshalb habe ich mich bemüht, sie zu reparieren? Die nachdenkenden Maschinen sind eine Erfindung der Menschen, das denkende, vom Körper getrennte Gehirn ist unsere, der Demiurgen Lenkungsmethode. Erscheint es dir nicht seltsam, Admiral, daß ich, ein Demiurg, dich, einen Menschen, bitte, wieder zur menschlichen Lenkung des Geschwaders überzugehen?«
Mir erschien das gar nicht seltsam. Ich hatte gewußt, daß Ellon früher oder später verlangen würde, die Stimme in den Ruhestand zu versetzen. Ellon hatte für den Drachen von den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft an nur Mißgunst gehabt, jetzt war die Mißgunst in unverhohlenen Haß umgeschlagen. Ich bin überzeugt, daß der Demiurg des Vagabunden Transformierung zur Stimme als Erhöhung über sich selbst empfand, die er zudem noch eigenhändig vollzogen hatte. Nun litt sein unmäßiger Ehrgeiz. Behutsam erklärte ich, daß die Stimme die Schiffsmaschine nicht kommandiere, sondern dubliere, und daß es gut wäre, viele Dublierer zu haben; deshalb übe sich zum Beispiel Grazi in dieser Rolle, außerdem sei die neue Methode, das Schiff zu lenken, nicht durch mich eingeführt worden, sondern auf Befehl des Oberbefehlshabers…
Ellon unterbrach mich ungeduldig. »Gegen Grazi habe ich nichts einzuwenden, mag er trainieren. Die ganze Unsterblichkeit eures Galakten reicht ja nicht aus, um die Funktionen der Schiffsmaschine zu bewältigen. Aber das schwimmende Gehirn ist überflüssig.«
»Ich schlage folgendes vor: Leg deine Ansicht den Besatzungen zur Erörterung vor. Wenn man findet, daß deine Antipathien begründet sind…«
»Meine Sympathien und Antipathien lasse ich nicht erörtern.
Aber wenn die Schiffsmaschinen streiken, könnt ihr sie selbst reparieren oder euch mit eurer schwebenden Stimme begnügen. Ich werde ihr nicht mehr den Diener machen!«
Am Abend kam Irina zu Mary und mir. »Ich muß mit Eli sprechen«, sagte sie.
Mary wollte sich entfernen, doch Irina hielt sie zurück. »In deinem Beisein fällt es mir leichter, dem Admiral meine Bitten vorzutragen. Eli, sicherlich erraten Sie, worum es geht.«
»Ich errate, um wen es geht, nicht worum. Hängt es mit Ellon zusammen?« Nervös ballte und streckte Irina die Hände. Sie gefiel mir. Sie war schlank, schnell, ungeduldig, und sie erinnerte mich so sehr an ihren Vater, daß ich sie als jungen Leonid akzeptiert hätte, wäre sie in Männerkleidung aufgetreten. Ich wußte, daß ich von ihr einiges zu hören bekommen würde, und ich nahm mir vor, ihre Vorwürfe in aller Ruhe zu entkräften.
»Ja, mit Ellon! Warum verachten Sie ihn, Admiral?«
Diese Beschuldigung hatte ich nicht erwartet.
»Gehst du nicht zu weit, Irina? Wir alle – Oleg, die Kapitäne der Sternenflugzeuge, ich, achten ihn so sehr…«
«Über Oleg müssen wir mal gesondert sprechen!
Aber Ihre Achtung vor Ellon ist Wortgeklingel, gleichgültige Beurteilung. Ja, er ist ungewöhnlich, ja, er ist wahrscheinlich genial, eine hervorragende Gestalt in gewisser Hinsicht… Nein! Er ist nicht wahrscheinlich, sondern tatsächlich genial, nicht in gewisser, sondern in jeder Hinsicht hervorragend! Vergleichen Sie ihn mit anderen! Wer kann, was er kann?«
Ich antwortete ernst: »Dafür kann er manches nicht, was andere können. Auf den Schiffen ist keiner, der nicht hervorragend wäre. Nur Außergewöhnliche wurden für die Fahrt ausgewählt. Oder ist Kamagin deiner Meinung nach mittelmäßig? Oder deine Mutter?« »Ich spreche von Ellon, nicht von meiner Mutter oder Kamagin. Er verdient herzliche, nicht gleichgültige Hochachtung.«
»Was willst du?«
»Warum ziehen Sie ihm den Drachen vor?« platzte sie heraus. »Ein ekelhaftes Reptil wird über alle erhoben! Mit Ach und Krach ersetzte der Drachen die Schiffsmaschinen, als sie nicht funktionierten, und jetzt, da sie in Ordnung sind, bringt er ihre Kommandos durcheinander. Kombiniert mit der Schiffsmaschine ist er schlechter als die Schiffsmaschine allein.«
»Einmal sind die Maschinen schon ausgefallen, Irina…«
»Na und? Noch zehnmal werden sie ausfallen, und noch zehnmal wird man sie reparieren! Ihre Vorliebe für den Drachen ist beleidigend! Verstehen Sie das nicht?«
»Ich verstehe etwas anderes nicht, Irina. Warum haßt Ellon den ehemaligen Vagabund so sehr?«
»Ich weiß nicht. Fragen Sie lieber, warum ich den Drachen nicht leiden kann.«
»Gut. Warum magst du die Stimme nicht?«
»Ich mag sie nicht, und basta! Da haben Sie eine klare Antwort. Sie war mir schon auf dem Dritten Planeten widerwärtig. Brrr! Ein kolossaler Dickwanst, der schlecht riecht!«
»Er hat sich verändert seitdem, Irina!«
»Ja, klapprig war er geworden, techtelmechteln konnte er nicht mehr und hatte auch niemanden dazu.
Aber seinen Geruch hatte er aufs Sternenflugzeug mitgeschleppt. Ich lief immer mit zugehaltener Nase am Drachenstall vorbei, während Sie dort Stunden zubrachten«.
»Ich hatte keine Ahnung, daß er dir unangenehm ist.«
»Oleg ist er ebenfalls unangenehm, dennoch hat er nachgegeben, wie er Ihnen stets nachgibt. Sie dagegen spucken auf fremde Gefühle, Sie ziehen nur die eigenen in Betracht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Eine schwerwiegende Beschuldigung, Irina!«
»Sie beruht auf Wahrheit! Außer dem Hund Mizar wollte Lussin noch zwei Katzen mitnehmen. Als jemand sagte, Sie könnten Katzen nicht ausstehen, wurde speziell geprüft, ob es an dem sei. Und es stellte sich heraus, ja, Sie mögen Katzen nicht. Lussin wagte kein Wort mehr über die Katzen zu verlieren!
Haben Sie jemanden gefragt, ob ihm die Gesellschaft des feuerspeienden Dinosauriers gefällt?«
»Es gibt keinen Drachen mehr, Irina«, sagte ich.
»Es gibt eine denkende Stimme, die die Arbeit der beiden Schiffsmaschinen koordiniert. Wenn die Koordination schlecht läuft, entheben wir die Stimme ihrer heutigen Funktion und versetzen sie in die Reserve.«
Irina stand auf. Ich hielt sie zurück.
»Du sagtest, über Oleg müßte gesondert gesprochen werden. Was meinst du damit?«
Tränen traten ihr in die Augen. Sie schwieg eine Weile. »Ich erkenne Oleg nicht wieder. Sie sind der erste Mann im Geschwader, Eli. Sie haben sich alle unterworfen. Und er hat sich damit abgefunden. Ich war stolz auf ihn, jetzt tut er mir leid. Ich habe zu ihm gesagt: Mein Vater ist ebenfalls mit Eli geflogen, aber er ließ sich nicht so herumkommandieren, wie du es dir gefallen läßt. Oleg ist der Ansicht, ich bildete mir das alles nur ein.«
»Du bildest dir tatsächlich viel ein«, erwiderte ich.
Als sie weg war, ging ich im Zimmer stumm auf und ab. Mary beobachtete mich belustigt. Ich sagte ärgerlich: »Freust du dich, daß es auf dem Schiff zu Reibereien gekommen ist? Daß die Freundschaft zwischen mir und Oleg völlig falsch ausgelegt wird?«
Sie lachte so ansteckend, daß ich mitlachte.
»Ich freue mich, daß dir mal ein paar unangenehme, aber wahre Worte gesagt wurden«, entgegnete sie. »Ich hatte schon lange das gleiche vor, hatte aber Mitleid mit dir. Du bist über jede Kleinigkeit so pikiert… Übrigens hatte ich empfohlen, die Katzen nicht mitzunehmen.«
»Das war unnötig! Ich hätte sie ertragen. Hätte mich an sie gewöhnt…«