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Der Engel ließ Kopf und Flügel hängen ,.Einer unserer Überlieferungen zufolge haben Himmelswanderer die Vierflügler mitgebracht, die Zweiflügler hingegen sind Eingeborene. Ich mag die Zweiflügler nicht. Ich wollte ihnen hier klarmachen daß sie verachtenswerte niedere Wesen seien, aber ihr erlaubt nicht, daß ich sie schlage »

»Und werden es nie erlauben«, bestätigte ich »Wir erlauben auch nicht, sie als niederere Rasse zu betrachten. Jeder von uns ist weitaus mächtiger als du, doch niemand läßt es sich einfallen, dich zu verspotten. Wie heißt du?

»Ich heiße Trub.«

Er war derart demütig, daß ich Mitleid, mit ihn: hatte. Schließlich und endlich war er ja Sohn einer unvollkommenen Gesellschaft. Ich kraulte ihm die Federn, die seidig, fest und von kräftiger lila Färbung waren. Eigentlich hat er nur zwei richtige Flügel, das zweite Paar sind eher kleine Beiflügel. An der Krümmung der großen Flügel findet sich das Rudiment einer Hand fünf kräftige schwarze Finger mit Krallen. Ich hätte keine Lust, ohne mein Feld in diese Handrudimente zu geraten.

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Zugegeben, die menschliche Form ist nur eine Möglichkeit vernünftigen Lebens. Ich bin auf beliebige Überraschungen gefaßt. Selbst als wir uns mit Wesen unterhielten, die zu drei Vierteln aus Metallen bestanden, und gallertartige denkende Kristalle besuchten, die im Licht umkommen, wunderte ich mich nicht. Alles ist möglich. In der Natur besteht der mächtige Drang, sich selbst zu erkennen.

Auf welch konkrete Art sie die Selbsterkenntnis verwirklicht, ist ein Spiel der Umstände. Man braucht sich nicht zu wundem, schon gar nicht entrüstet zu sein, daß sich die Umstände manchmal sonderbar fügen. Diese Einsicht half mir, bei neuen Bekanntschaften die Ruhe zu bewahren. Dennoch war ich zum Schluß unseres Rundgangs erschöpft.

Die Vielfalt der auf der Ora versammelten Lebensformen war erdrückend.

Am Abend machten Romero und ich einen Spaziergang. Die unbewegliche Sonne hatte ihre Tageshitze verloren, sich verdüstert und in den Mond verwandelt. Drei Viertel der Scheibe waren erloschen, es herrschte Neumond. Die Luft, die tagsüber klar war und die Laute weithin trug, war dumpf geworden, die Laute wurden zum Geraschel und Geräusch, dafür wurden die Düfte stärker. Die Blumen rührten einen an mit ihren Düften, als hätten sie Hände. Mir schwindelte. Ich erzählte Romero von meinen Gedanken, die mir hei den Sternenbewohnern gekommen waren.

Romero meinte empört: »All diese Engelsvisagen, Schlangenantlitze und halb durchsichtigen Spinnen sind weiter nichts als Abnormitäten. Damit finde ich mich nicht ab. Früher war ich nicht sonderlich begeistert von den Menschen, heute vergöttere ich sie. Die Bekanntschaft mit den Sternenbewohnern hat bewiesen, daß der Mensch die höchste Form vernünftigen Lebens ist.«

Mir gefiel manches nicht an den Sternenbewohnern, doch Haß erweckten sie nicht in mir.

»Ihrer Meinung nach besteht reale Gefahr, daß die Interessen des Menschen in Vergessenheit geraten?«

»Ja!« sagte er. »Sie werden bereits vergessen.

Von Wera, wenn sie eine großzügige Hilfe für Hunderte von Sternensystemen plant. Von Ihnen, wenn Sie gleichmütig bekennen, das denkende Leben hätte die gleichen Rechte wie das schöne und das häßliche Leben. André, der bereit ist, sich aufzuopfern, um sich mit den blöden Gedanken primitiver Engel herumzuschlagen. Und von Tausenden.

Millionen Phantasten und Verrückten, die Ihnen gleichen. Sind die Vorgänge auf der Ora nicht der beste Beweis, daß die Interessen der Menschheit in Vergessenheit geraten? Die Reichtümer der Erde bieten Spinnen und Flußpferden ideale Bedingungen!

Der Sternenpflug, der zur Wega entsandt wurde, verbrauchte sämtliche Vorräte an Aktivstoff, um für die lieben Schlangen eine künstliche Sonne zu schaffen. So sieht unsere Sorge für die anderen aus Ich wiederhole, was ich bereits gesagt habe: Unerwartete Gefahr hat sich über der Menschheit zusammengebraut. Wir sind heut verpflichtet, nur an uns zu denken! Keinerlei Wohltätigkeit auf Kosten der Interessen des Menschen!« Die letzten Worte schrie er wild heraus, später würde er seine Auffassungen belächeln. Im Park vor dem Hotel »Sternbild Lyra« schien die zum Mond abgeblendete Nachtsonne. Schon tagsüber verlor sich hier alles im Halbdunkel, jetzt war es völlig finster. Ich tastete mich vorwärts, stieß gegen Bäume. Eine rosige Säule wirbelte in der Ferne und glitt vorbei, hell und schnell, danach flammte eine zweite auf und verschwand. Ich blieb stehen, um mich zu orientieren.

Die schwüle Dunkelheit bedrückte mich.

Aus der Schwärze der Sträucher löste sich erneut ein leuchtender Wirbel und entschwebte. Leises Singen strömte durch den Park. Ich blickte auf die flirrende Fackel, die hinter den Bäumen erlosch, und lauschte dem Tönen. Es verstummte bald.

Die Stille klang in meinen Ohren. Am liebsten hätte ich die Wegabewohner aufgeschreckt. Wenn sie so unhöflich waren wegzuwirbeln, ohne nach meinen Wünschen zu fragen, dann brauchte auch ich keine Umstände zu machen.

Wieder flammten Säulen auf und vergingen. Mir schwindelte, meine Kehle war trocken, ich flatterte am ganzen Körper, als wäre ich betäubt von den gierigen Düften der unbekannten Blumen.

Ich stürzte. Etwas kam mir in die Quere, vielleicht ein Strauch, vielleicht ein Wesen, ich stieß es fort.

Blindwütig drang ich in die spannungsvolle Dunkelheit. Aufschreiend schleuderte ich auseinander und riß heraus, was mich behinderte. Ich strauchelte, fiel, sprang auf, mich an Ästen haltend, versetzte Sträuchern Fußtritte und lief weiter.

So schnell wie möglich versuchte ich aus dem dunklen Park herauszufinden. Bei meinem wahnwitzigen Lauf war ich weit eingedrungen. Über mir waren Bäume, ich sah den Himmel nicht. Ich tastete mich vorwärts. Bald traten die Bäume auseinander, gaben den Himmel mit dem blassen Mond frei, und ich erreichte die Straße.

Erneut vernahm ich Gesang. Ich verhielt den Schritt, um zu bestimmen, woher er schallte. Der Gesang wurde lauter. Unruhe klang darin, gestritten wurde oder gezankt, so kam es mir vor. Und plötzlich erstrahlte der Park, Lichter flimmerten zwischen den Bäumen, näherten sich, in hohen Tönen klingend Dann löste sich aus den Sträuchern eine regenbogenfarben leuchtende Säule und wirbelte windschnell auf mich zu. Von überallher näherten sich plötzlich leuchtende Säulen. Noch hatte ich mich nicht besonnen, als ich schon von einer Schar Sternenbewohner umringt war. Jetzt sah ich, daß nicht nur ihre Augen leuchteten, sondern auch ihre Körper Was ich am Tag als Färbung ihrer Kleidung aufgefaßt hatte, erwies sich als ihr eigenes Leuchten, da, ungehindert durch die Kleidung drang, Es war heller als am Tag. Die Wegabewohner zogen sich nicht zurück, wie ich erwartet hatte, sondern näherten sich erneut. Vorsichtig, zögernd drehten sie sich ein paarmal und waren doch schneller als Menschen, die laufen. Ich bemerkte Entsetzen in ihren Gesichtern, wahrscheinlich erschien ich ihnen als ein Ungeheuer, ein allmächtiges, unerbittliches Ungeheuer. Ihr Leuchten war zaghaft matt, doch ihr Gesang, der in meinen Ohren traurig klang, war lauter geworden. Unvermutet übermannte mich Zärtlichkeit für diese tapferen, schwachen Wesen.

»Ihr Dummen!« sagte ich. »Weshalb habt ihr Angst vor mir?«

Der Gesang brach ab, als ich zu sprechen begann.

Schweigend bemühten sich die Wegabewohner, meine Worte zu enträtseln.

»Ihr könnt mir vertrauen«, sagte ich. »Eher würde ich mich umbringen, als euch etwas Böses antun.«

Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden hatten, doch der Gesang, mit dem sie antworteten, war nicht mehr so eintönig traurig. Ihre Körper leuchteten wieder, ihre Augen funkelten, ihre Stimmen tönten in verschiedenen Höhen, sie stritten, versuchten einander von irgend etwas zu überzeugen.

Wenig später zerstreute sich die Menge. Sie traten den Rückzug an. Zwischen den Bäumen blinkten die davoneilenden leuchtenden Säulen, für wenige Sekunden wurde abermals alles von wunderlichen Lichtern erhellt. Als sie erloschen, war wieder der undurchdringliche fremde Park mit seinen beklemmenden Düften um mich.