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Ich erinnerte mich, daß die schöne Wega heißer ist als der Atair, ihre Oberflächentemperatur beträgt rund fünfzehntausend Grad. Unter solch einer Sonne ist an Spaziergänge nicht zu denken. Zweifellos sind die leuchtenden Wegabewohner, die sich der Sprache des Lichts bedienen, für die Nacht geschaffen.

28

Über der Lichtung wölbte sich der Nachthimmel.

Der Mond war verblaut, die Sterne blinkten klar und intensiv. Die Ora hat den gleichen Luftdruck wie die Erde, doch ihre Lufthülle ist dünner, und die Sterne wirken daher klarer. Von der Ora sehen die Sternbilder anders aus als von der Erde, doch der Große Bär und die Kassiopeia sind, obwohl verändert, auch von hier aus schön. Die Wega hatte ich oft von der Erde bewundert, hier begeisterte sie mich so prächtig war sie.

Aus der Ferne wirkte die bläulichweiße Wega wie ein dekorativer, nicht wie ein lebenspendender Stern. Gewiß, allem kann man sich anpassen, den unbarmherzigsten Existenzbedingungen und die Wegabewohner hatten sich um den Preis von Leiden und Qualen angepaßt. Mit Herz und Verstand war ich auf der Seite derjenigen, die einen Strahl in die eisige Finsternis der Wegabewohner geworfen, eine Woge der Wärme in ihre frostgebannten Zufluchtsstätten gesandt und ihnen Schutz, vor dem mörderischen Sommerlicht gewährt hatten.

Aber zweifellos gab es Menschen, die Romero unterstützten, die die uneigennützige menschliche Hilfe als Verschwendung bezeichneten…

29

Der Gedanke, bei den Atairen nach Material über die Galakten zu forschen, war mir am Vortag gekommen. Gleichzeitig wollte ich ihre Malerei kennenlernen. Spychalski hatte ihre künstlerische Begabung so anschaulich geschildert, daß ich neugierig geworden war.

Im Vestibül hüllten wir uns in die Spezialanzüge und erhielten die Gammalampen zum Ableuchten der unsichtbaren Atairbewohner.

Der Saal war leer. Wir leuchteten nach allen Seiten niemand war da.

Am Saalende gähnte ein Tunnel, wir gingen zum Arbeitsplatz hindurch. Mir wurde beklommen zumute, als ich das sich weithin erstreckende Land erblickte. Am finsteren Himmel hing eine bläulichweiße Kugel, eine Imitation des grausamen Atair.

Ringsum war wütendes Glitzern. Kein einziges Hähnchen belebte den verbrannten Boden kahler weißer Stein, knirschender Sand, stickiger Staub, der unter den Füßen aufstob…

»Ist das eine Gegend!« sagte ich. »Da möchte ich nicht leben!«

Wir erreichten die Anlagen der Atairen-Steinkuben ohne Fenster, Steinschachteln, die sich bis hinter den Horizont hinzogen. Wir betraten einen Kubus und schalteten unsere Lampen ein. An den Wänden leuchteten Bilder auf, deren Farbe und Intensität sich änderte, sobald wir die Lampen schwenkten. Als wir sie ausschalteten, erloschen die Bilder langsam. Eine seltsame Malerei war das: nur Linien, chaotisch verschlungene, scharte, weiche, gewundene Linien – keine Striche, sondern Konturen.

Ich mußte an mathematische Kurven denken. Die von den Atairen gezeichneten Linien füllten den Raum, hoben die Tiefe hervor, stellten Luft und Gegenstände dar. Ich sah immer dieselbe erbarmungslose Landschaft: eine wütende Sonne, Felder.

Steine, Sand, Gebäude. Und überall waren die Atairen selbst fadenbeinig, spinnenförmig. zwischen den Gegenständen umherhuschend. Vor einem Bild stand ich lange. Zwei Atairen kämpften, grimmig hatten sie ihre Extremitäten verschlungen, die Rümpfe gegeneinandergestemmt. Vortrefflich hatte der Maler die Erbitterung wiedergegeben, die sie erfüllte, die Schnelligkeit und Energie ihrer Bewegungen. Ich ging an der einen Wand entlang, Lussin an der anderen. Plötzlich schrie er auf: »Eli! Schnell, schnell!«

Ich rannte zu ihm, da ich dachte, ihm sei etwas zugestoßen. Lussin wies mit dem Finger auf ein Bild Es zeigte Galakten.

Dieses Bild bestand ebenso wie die anderen aus Linien, die Konturen von Luft und Gegenständen füllten die Landschaft. Auf einem Stein lag ein sterbender bärtiger Galakt in rotem Umhang und kurzer Hose. Kraftlos hing eine Hand seitlich herab, die andere hatte er an die Brust gepreßt.

Die Augen des Sterbenden waren geschlossen, sein Mund verzerrt. In der Nähe standen drei Galakten mit gefesselten Händen deutlich war die Kette zu erkennen, die ihre auf den Rücken gelegten Hände verband. Genauso unheimlich vollkommen, wie der Maler das Leiden im Antlitz des Sterbenden wiedergegeben hatte, war auch die Verdammnis und die Verzweiflung der drei Gefangenen dargestellt. Sie blickten uns nicht an, riefen nicht um Hilfe, ihre Körper waren willenlos ergeben gesenkt. Über ihnen schwebten Atairen. Auch ihre Bestürzung war meisterhaft getroffen. Es war, als rängen sie ihre Beinchen, jede Linie an ihren Körpern schrie, die Atairen schnellten hin und her, wollten etwas tun und waren doch ratlos.

»Wo sind die, von denen die Galakten gefangengenommen wurden?« überlegte ich laut. »Die Atairen waren es bestimmt nicht, die sind selber entsetzt.

Nicht der geringste Hinweis auf die Verderber!

Verstehst du, was das bedeutet, Lussin? Mit jeder neuen Entdeckung werden die Zerstörer geheimnisvoller.«

»Rätselhaft. Wir müssen suchen. Vielleicht noch ein Bild?«

Wir gingen von einem leeren Gebäude ins andere, vor unseren Lampen entbrannten immer neue Bilder, doch keins stellte Galakten dar.

»Wir müssen zu den Atairen«, sagte ich. »Nur sie können die Rätsel ihrer Zeichnungen erklären.«

»Los! Suchen wir!«

Als wir in der glutheißen Wüste umherirrten, erblickten wir eine Schar eifrig arbeitender Atairen.

Sie brachen und behauten Steine, schleppten sie zu den Bauten, die sie errichteten. Die Arbeit war mühsam, doch die Arbeitenden zeigten sich geschickt.

Kein Wunder, sie besaßen ja nicht nur zwei Hände wie wir, sondern zwei Dutzend biegsame, kräftige Hebel.

Die Atairen bemerkten uns, warfen ihre Arbeit hin und kamen uns entgegengelaufen. Freudig drängten sie sich möglichst nah heran. Als sie uns mit ihren Härchenbeinen freundschaftlich umarmen wollten, mußten wir unsere Schutzfelder verstärken, Ich stimmte das Dechiffriergerät und wünschte ihnen Gesundheit. Die guten Geschöpfe antworteten mit dem Wunsch, wir sollten niemals schlafen. Offen bar war der Schlaf etwas Furchtbares für sie, und sie hatten Angst davor.

Ich wandte mich an einen Atairen, der auf den ersten Blick weniger subtil wirkte als die anderen.

»Eure Bilder haben uns gefallen. Freunde.«

»Ja, ja!« zwitscherten sie… Wir zeichnen. Wir zeichnen immer.«

»Und wir möchten gern wissen, was das für Wesen sind, die uns gleichen, auf einem eurer Bilder habt ihr sie dargestellt.«

Als das Dechiffriergerät meine Frage in Gammastrahlung umsetzte, schienen die Atairen zu versteinern. Sie standen da, wie gelähmt vor Entsetzen.

Der Ataire, der mir gefiel, wich zurück. Dann lief ein Krampf durch den Ring der Spinnenförmigen, und er fiel auseinander.

Die vorderen traten zurück, einige nahmen Reißaus.

»Was haben sie?« fragte ich Lussin. »Meine Frage scheint sie erschreckt zu haben.«

»Wiederhole«, riet Lussin. »Sie haben nicht verstanden.«

Ich war mir nicht schlüssig, ob ich die Frage wiederholen sollte. Die Atairen verharrten nun.

Ich schwieg und sah sie an. Auch sie schwiegen und warteten.

Ich faßte mir ein Herz und bat sie ein zweites Mal um Antwort. Da wurden sie von Panik ergriffen und flohen so geschwind, daß gleich darauf niemand mehr bei uns war. Schweigend waren sie geflohen, das Dechiffriergerät hatte keinen einzigen Laut umsetzen können. Ich wandte mich an Lussin. »Ist das eine Geschichte! Verstehst du das?«