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Die »Mendelejew« jagte dicht unterhalb der Lichtbarriere dahin, trotzdem wurde sie von der Kugel eingeholt, die riesengroß war einem kleinen Planeten glich.

»Eduard, funke unsere Rufzeichen!« befahl List.

»Ich möchte wissen, ob das ein Schiff ist oder ein kosmischer Körper!«

Das waren Lists letzte Worte. Kamagin setzte den Sender und den fotografierenden Beobachtungsautomaten in Betrieb. Er hatte die Hände noch am Pult, als eine entsetzliche Schwere ihn an die Geräteplatte preßte. Ehe er das Bewußtsein verlor, hörte er die Schmerzensschreie seiner Kameraden Als Kamagin zu sich kam, war die Kugel verschwunden. Die später entwickelten Aufnahmen zeigten ihr Verschwinden sie hatte sich nicht entfernt, sondern war ins Nichts gesprungen. Sie war weg, als wäre sie nie erschienen.

Neben Kamagin lag der stöhnende Groman.

Kamagin flößte ihm Wasser ein und schleppte ihn zu einem Sessel. Nachdem sie sich erholt hatten, stiegen sie ins Laboratorium hinunter. Auf dem Fußboden lagen ihre verstümmelten Kameradeneiner war an der Überbelastung zugrunde gegangen, ein anderer von herabstürzenden Gegenständen erdrückt worden. Keiner konnte wiederbelebt werden.

Wir sahen uns auf dem Raumbildschirm die Fotos von der Katastrophe an. Tatsächlich: Die Kugel erschien plötzlich, und ebenso plötzlich verschwand sie. Die Analysatoren stellten fest, daß ihre Form ideal sphärisch sei, ihr Durchmesser betrage achtzehn und sechs Zehntel Kilometer, sie bestehe aus einem unbekannten Kunststoff, ihr Leuchten sei monochromatisch, die Oberfläche ohne Vertiefungen und Auswüchse.

André legte es darauf an, sich als erster zu äußern. Wir waren auf etwas Ungewöhnliches gespannt, so daß wir uns nicht wunderten, als er die Vermutung, es handele sich um einen kosmischen Körper, der zufällig neben dem Sternenflugzeug aufgetaucht sei, verwarf. Natürliche Körper mit einer unnatürlichen Eigenschaft seien ein Wunder, und Wunder gebe es nicht. Die Kugel sei ein Mechanismus, ein Kampfkreuzer, und in seinem Innern hockten die geheimnisvollen Zerstörer oder Verderber. Alles deute auf sie hin, alles führe zu ihnen. Die Gravitationswellen, von denen die »Mendelejew« erschüttert worden sei, bewiesen, daß die Zerstörer die Mechanik der Gravitationsfelder beherrschten. Ihr unvermitteltes Erscheinen aus dem Nichts und ihr plötzliches Verschwinden ins Nichts sei durchaus erklärlich, wenn man voraussetze, daß sie sich wie wir mit Überlichtgeschwindigkeiten fortbewegten. Jenseits der Lichtbarriere seien die Körper unsichtbar, denn sie überholten das Licht, und wenn sie bremsten, träten sie plötzlich wie aus dem Nichts hervor. Selbstverständlich müsse das, was uns elementar vorkomme, den Kosmonauten des ersten Jahrhunderts übernatürlich erschienen sein…

André sprach in einem Ton von den Kampfschiffen, als sehe er die Zerstörer an den Rudern und den Gravitationsgeschützen. Mich hatte er überzeugt, Olga ebenfalls.

»Die Kugel hat sich mit regulierbarer Geschwindigkeit fortbewegt und einen Gravitationsschlag geführt«, sagte sie. »Andrés Schlußfolgerung ist logisch: Vernunftbegabte Wesen haben die Geschwindigkeit reguliert und geschossen. Ob es die Verderber sind oder andere, wissen wir nicht. Wichtig ist, daß sie existieren und daß sie nicht die schlichte Gutmütigkeit der zänkischen Engel von den Hyaden haben. Dies sind technisch entwickelte Wesen.«

Wera stellte uns eine Frage. »Der Gravitationsschlag brach herein, als das Sternenflugzeug seine Rufzeichen funkte. Nehmen wir an, daß sich in der Kugel die Verderber befanden. Es kann nicht sein daß sie den Funkspruch nicht entschlüsselten. Sie beantworteten ihn mit einer todbringenden Salve.

Warum?«

»Es herrscht Krieg!« rief André. »Als sie feststellten, daß sie Menschen vor sich hatten, erklärten sie der Menschheit sofort den Krieg und versuchten deren erste Abgesandte zu vernichten. Wir haben den Bereich der kosmischen Schlachten betreten und sind unfreiwillig Streitmacht geworden.«

.,Nach wie vor wissen wir nichts über die Natur und über die gesellschaftliche Organisation dieser Wesen«, setzte Wera fort. »Aber daß sie existieren und daß sie aggressiv sind, ist leider unbestreitbar.

Wir müssen auf der Hut sein. Noch eins muß entschieden werden: Die Analysatoren haben bestätigt, daß der Sternhaufen in den Träumen der Engel mit dem identisch ist, den wir von hier aus im Perseus sehen. Bis zu den Perseushaufen sind es mehr als viertausend Lichtjahre. Meiner Meinung nach brauchen wir den Kurs nicht zu ändern. Da wir nun einmal die Zerstörer in der Umgebung der Plejaden entdeckt haben, werden wir die Erforschung der Plejaden fortsetzen.«

Alle stimmten ihr zu.

5

Die lichte Sternenschleppe der Plejaden blieb hinter uns, wir näherten uns dem Mittelpunkt der Gruppe.

Viele helle Sterne waren um uns. Dennoch war genug kosmische Leere da ein Stern war vom anderen zwar nicht Dutzende von Lichtjahren entfernt wie bei uns, aber doch mindestens ein Lichtjahr. Wir hielten nach wie vor Kurs auf die Elektra.

Im Sternenflugzeug war eine Forschungsgruppe gebildet worden. Die Kosmonauten Kamagin und Groman gehörten zu ihr. André war der Leiter, ich erster Gehilfe. Ich fragte Lussin: »Wie geht’s Trub? Zieht es ihn nicht hinaus?«

Lussins Gesicht erhellte sich, seine Antwort war klar. »Bereite den Engel zum Flug vor. Fr wird Kundschafter sein.«

Als wir uns der Elektra näherten, ging unser Sternenflugzeug auf Sublichtgeschwindigkeiten herunter. Jetzt wirkten sich die Gesetze der Relativitätsmechanik auf uns aus. Eine Verzögerung der Bordzeit vermieden wir, indem wir uns von der Lichtbarriere durch ausreichende Geschwindigkeitsminderung lösten, doch unsichtbar konnten wir nicht bleiben. Wir tauchten aus einer anderen Welt auf, wie vor den Kosmonauten der Kreuzer der Verderber aufgetaucht war ein mit guten Instrumenten ausgerüsteter Beobachter konnte uns jetzt erkennen.

Vorsichtshalber näherte sich Olga keinem der Gestirne, während wir auf die »Steuermann« warteten. Die flog im Überlichtbereich, vorerst unsichtbar, wir hingegen konnten von ihr schon gesehen werden, Verstohlen näherten wir uns der Elektra, indem wir Bogen um die anderen Sterne schlugen und eine schwierige Kurve beschrieben. Automaten suchten den Raum nach fremdartigen Körpern ab oder waren auf die Elektra gerichtet. Vermutlich war der zweite Planet von vernunftbegabten Wesen besiedelt.

André brüstete sich, Städte und Kanäle zu erkennen ich sah nur das nächtliche Leuchten nach Anbrach der Dämmerung. Wir nannten den Planeten Sigma.

Bald darauf empfingen wir Signale von der »Steuermann«. Wir unterrichteten sie von der Begegnung mit der »Mendelejew« und von der geheimnisvollen Kugel.

Nicht weit von der Elektra trafen sich unsere Sternenflugzeuge. Die »Steuermann« ging neben uns auf parallelen Kurs. Ein Planetenflugzeug löste sich von ihr. Allan hatte das Schiff seinen Gehilfen anvertraut und kam zu uns. Wie stets hatte er sein Reiseköfferchen bei sich. Es barg Überraschungen für unsere Vorfahren.

»So seht ihr also aus!« rief er. »Haargenau wie auf den Fotos, kein bißchen verändert in den vier Jahrhunderten. Überzeugt euch selbst, prima, was?«

Aus dem Köfferchen zog er Bücher, Zeitschriften und Monographien des zweiten Jahrhunderts. Auf den Bildern sahen unsere Gäste sich selbst und ihre ums Leben gekommenen Kameraden. Reportagen vom Kosmodrom, die Meldung, daß die Funkverbindung zum Sternenflugzeug abgerissen sei und es seinen Kurs geändert habe. Die letzten Zeitschriften brachten einen Regierungsbericht. Der Versuch, Verbindung zu dem vermißten Sternenflugzeug aufzunehmen, sei mißglückt, hieß es da. Schwarz umrandet waren Artikel von Freunden und Gelehrten abgedruckt das prachtvolle Schiff ist dahin, schrieben sie, und unsere lieben Kameraden, die mutigen Erkunder galaktischer Tiefen, haben den Tod gefunden. Es war rührend und seltsam, daß die Verwandten und Freunde der Kosmonauten, die deren Verlust betrauerten, selbst längst vom Leben Abschied genommen hatten. Außer den vergilbten Papierseiten erinnerte nichts mehr an sie. Diejenigen aber, deren Hinscheiden sie beweint hatten, standen neben uns, jung, gesund, hübsch, unsere fernen Vorfahren, die mit uns lebten, mit denen wir noch arbeiten, diskutieren, kämpfen würden. Schulter an Schulter, gegen unsere Feinde.