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»Sei unbesorgt«, sagte Wera. »Wir beobachten euch.«

»Also habt ihr die Greuel dieser Stadt der Toten gesehen? Und wißt, was das bedeutet?«

»Ja, Eli. Ihr seid durch mächtige Felder geschützt Benutzt sie!«

Um uns herum flog Trub, bald schwang er sich auf, bald schwebte er herab. Plötzlich sauste er davon, und gleich darauf kreischte er so fürchterlich, daß wir Hals über Kopf zu ihm rannten Mir fiel ein, daß er im Gebrauch von Schutzfeldern nicht unterrichtet war, und ich schirmte ihn mit meinem ab. Trub prallte von einem Block zurück, auf den er sich wütend gestürzt hatte. Rasch hob ich das Feld auf. Trub begriff nicht, was ihm geschehen war. Er erzählte, eine unwahrscheinliche Kraft hätte ihn bei den Haaren gepackt und weggeschleudert. »Ein Feind!« ereiferte sich Trub, erneut stürzte er sich auf den Block. »Ein schurkischer Feind.«

Aber das war kein Lebewesen, wie Trub meinte, sondern wieder ein Stein. Auf einem polierten Postament erhob sich etwas Seltsames, das seinesgleichen suchte: ein Zwischending zwischen einem Erdklumpen, einer aufgeblähten Schildkröte und einem Ritterhelm aus den irdischen Museen. Aus der Mitte der Steingeschwulst ragte wie ein Schlangenleib ein biegsames Rohr, an dessen Ende ein Auswuchs war, ähnlich einer großen Gurke oder einer Ananas Dieser Auswuchs funkelte, strahlte, doch nicht wie eine Glühbirne in gleichmäßigem Schein, sondern wie tausend stechend grelle Spitzen, als wäre er mit Edelsteinen besetzt, und jede Facette glänze gesondert – die Strahlen durchbohrten, ohne zu leuchten. Diese sonderbare Anlage sah unheilvoll aus, und ich verstand Trub, der sich so ingrimmig darauf gestürzt hatte.

Schweigend standen wir vor dem Monument. Wir wußten, daß man es auch von den Sternenflugzeugen aus beobachtete, sich ebenso wie wir fragte, was das für ein Ding sei.

»Ob das ein Verderber ist?« fragte André. Von seiner Selbstsicherheit war nichts geblieben.

»Ein Verderber«, sagte Lussin. Trubs Raserei hatte ihn überzeugt.

»Eher die Kampfmaschine eines Verderbers«, versetzte ich. »Und die Gurke am Hals ist entweder ein Auge oder ein Periskop. Ich sehe hier ein großes Rätsel, André.«

»Eins? Ich würde nicht weniger als tausend zählen, Eli.«

»Eins«, sagte ich. »Nämlich dies: Aus der ersten Skulptur ist ersichtlich, daß sich die Sigmabewohner über die Galakten gefreut haben. Warum errichten sie dann den Feinden ihrer Freunde Denkmäler?

Wozu Übelwollenden Ehre erweisen?«

»Das muß noch bewiesen werden, daß Denkmäler ehrenhalber aufgestellt werden. Vielleicht ist dies eine Warnung: Vergeßt nicht, was uns droht!«

Die dritte Skulpturengruppe war, was die künstlerische Meisterschaft betraf, in der Tat großartig.

Am Rande des Postaments erhob sich ein weiterer steinerner Dickwanst mit funkelndem Auswuchs, in der Mitte und auf der anderen Seile standen Galakten und acht Sigmabewohner. Still verharrten wir vor der Skulptur. Wie hei den Atairen hol sich uns ein entsetzliches Bild der Sklaverei: Galakten und Sigmabewohner waren in Ketten gelegt.

Der Verderber war offensichtlich Aufseher dieser Gefangenenprozession.

Plötzlich schlug uns stechendes Licht entgegen, eine Schwere, gegen die wir nicht ankamen, schleuderte uns an die Wand. Mir war, als wäre ich unter einer Presse und würde zermalmt.

7

Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, denn der Schlag wurde sofort abgewehrt. Heute weiß ich, daß wir von dem ersten Gravitationsschuß des Verderbers vernichtet worden wären, wenn die Freunde im Sternenflugzeug nicht auf uns geachtet hätten.

Unsere Felder waren zu schwach, um den kurzen Schlägen von Schwereüberlastung zu widerstehen Als der Zerstörer seinen mörderischen Impuls aus sandte, wurden unsere Schutzfelder wie Harmonikas zusammengedrückt, sie schwächten die Tausendtonnenlast nur ab. Doch die Automaten der Sternenflugzeuge halfen uns, ihr Gegenimpuls neutralisierte den Schlag.

Trotz der Erschütterung hielt ich mich auf den Beinen. Während großer Spannungen sind Verstand und Gefühle hundertmal schneller als sonst.

Ich nahm Informationen von verschiedenen Seiten gleichzeitig auf und verarbeitete sie, ich hörte, sah und empfand Dutzende wichtiger Bilder, antwortete, verwarf, akzeptierte alles auf einmal. André und Lussin hatten sich blau verfärbt, sie keuchten und kämpften, an die Wand gepreßt, fast plattgedrückt, mit sich selbst, um das Bewußtsein nicht zu verlieren und nicht eine Beute des Räubers zu werden, der uns angegriffen hatte. Auch den Verderber, eine riesige erdige Geschwulst mit langem Hals und funkelndem Auge, sah ich. Er kam hinter dem Gebäude hervorgekrochen und näherte sich rasch, um einen neuen, stärkeren Schlag zu führen, den die fernen Automaten unserer Sternenflugzeuge vielleicht nicht mehr würden abwehren können. All das prägte sich als einheitliches Bild in mein Gedächtnis, wahrscheinlich war es das, denn es spielte sich alles blitzschnell ab – der Verderber tauchte auf, griff sofort an, ich unternahm einen wütenden Ausfall. Der mutige Engel stürzte sich auf den Feind, die Krallen gezückt. Dieser Überfall war so überraschend für den Verderber, daß es Trub gelang, dessen Auge zu zerkratzen. Der Verderber schwenkte den Hals und schleuderte sein Feld nach oben. Trub schrie nicht einmal auf, er sauste beiseite, die Flügel gebrochen, eine Wolke von Federn breitete sich aus.

Da versetzte ich dem Verderber den Todesstoß.

Ich preßte mein Schutzfeld zu einem schmalen, strahlähnlichen Bündel und traf den Verderber wie mit einem Degen.

Er sank nicht blutüberströmt nieder, sondern platzte wie eine Seifenblase. Eine Explosion, eine aufschießende Säule von Feuer und Rauch, herabfallende Stücke und Tropfen, das war alles. Das Wesen war zersplittert, nicht niedergestreckt, sondern zerstoben. Damals wußte ich noch nicht, daß Verderber auf diese Weise sterben.

Ich stürzte zu André und Lussin. André war blaß, er schwankte, seine Augen waren geschlossen, Lussin kam rasch zu sich.

»Trub scheint tot zu sein!« rief ich. »Untersuche Trub, Lussin!« Lussin stützte sich an der Wand und ging unsicheren Schritts zu Trub. Er versuchte den Engel aufzurichten und vermochte es nicht.

Mit tränenerstickter Stimme rief er mich. Ich bemühte mich noch um André. Der hatte die Lider geöffnet, konnte aber nicht sprechen. Vergebens forderte ich Aviettes an. Fluchend rief ich das Planetenflugzeug. Es reagierte ebenfalls nicht.

Die Videosäule flammte auf. Niemals werde ich die Angst in Weras Gesicht vergessen. Sie blickte mich an, als wäre ich schon tot. »Eli!« sagte sie und stöhnte. »Ihr werdet eingekreist, Eli!«

Leonid löste sie ab. Sein markantes Gesicht glühte vor Zorn. »Die Aviettes sind von den Verderbern vernichtet!« rief er. »Das Planetenflugzeug ist beschädigt. Nicht weniger als fünfzig dieser Kreaturen kriechen auf euch zu. Wir verstärken eure Felder bis zum äußersten, eilen euch zu Hilfe. Haltet aus, Kameraden!«

»Wieviel Zeit haben wir noch?« fragte ich… Minuten? Sekunden?«

»Drei, vier Minuten! Sucht euch eine abschirmende Deckung!«

Ich ließ André allein und lief zu Lussin. Gemeinsam schleppten wir Trub zu André. Der arme Engel war so geschwächt, daß er die Finger nicht bewegen konnte. Sein Kopf hing kraftlos herab.

Doch seine Kampfeslust war nicht versiegt.

Als wir ihn an der Stelle vorbeitrugen, wo der Verderber gestanden hatte, kreischte er heiser. Die Federreste an seinen ramponierten Flügeln sträubten sich. Ich mochte diesen prächtigen Burschen.

Nichts war in der Nähe, was uns vor den Gravitationsfeldern abschirmen konnte. Ich schüttelte André.

»Komm zu dir, hörst du! Die Verderber umzingeln uns. Wir müssen unsere Felder maximal konzentrieren!«

André fuhr zusammen. In seine Augen kehrte die Vernunft zurück. Ich ließ ihn und wandte mich Trub zu. Um André brauchte ich mir jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Er hatte die Gefahr erkannt und wußte, daß er seine Anstrengungen mit unseren vereinen mußte, für seinesgleichen war das die beste Arznei.