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17

Dieses ganze Jahr, da wir zur Doppelansammlung des Perseus flogen, war ich in die Erforschung der Raumeigenschaften vertieft. Das umgestaltete Laboratorium glich bald einem Werk. Von den Reise- und Kampfannihilatoren unterschieden sich die Laboratoriumsmechanismen nur durch die Leistungsfähigkeit. Jene wurden nach Milliarden Albert gemessen, von diesen kleinen entwickelte jedes keine Milliarde Kilowatt. Ich selber bestand auf einer so geringen Leistungsfähigkeit. Unser Sternenflugzeug sollte sich nicht durch meine Unvorsichtigkeit in eins jener Löcher im Raum verwandeln, die wir aus anderen Körpern schufen. Die Mechanismen vernichteten nicht den Raum, sondern veränderten seine Dichte, wobei sie längst nicht die Grenze erreichten, wo der Raum in Materie konzentriert wird und sich die Materie in Raum verwandelt.

Die zahllosen Experimente bewiesen, daß die Dichteschwankungen des Raums wellenförmigen Gesetzen unterworfen sind. Wir erhielten sphärische Wellen, konische, zylindrische, ein Dolchstrahl, der die Weite durchdringt. Und nur eins von den Gesetzen der Schwingungsbewegungen traf für die Dichtewellen des Raums nicht zu: Sie verbreiteten sich stets mit Überlichtgeschwindigkeit. Die Lichtbarriere war für sie die unterste Grenze. Wir erhielten Raumwellen, die millionenmal schneller waren als das Licht, und wir hätten noch höher gehen können. Das Licht selbst war ein Grenzfall der Raumwellen, dadurch erklärte sich seine rätselhafte Beständigkeit in den sich bewegenden Systemen. Wir betraten eine erstaunliche Welt, die niemandem auf der Erde bekannt war.

Und als die Entdeckung wissenschaftlich erforscht war, richteten wir eine Abteilung mit neuen Maschinen ein: Raumwellengeneratoren, Empfänger und Dechiffriergeräte für Depeschen, die mit diesen Wellen übertragen wurden. Jetzt waren wir imstande, jede Schwingung zu empfangen, solche im Bereich der Lichtgeschwindigkeit, wenn sich die Raumwelle auf niederem Niveau fortbewegte und sich jeden Augenblick in ein Lichtaufblitzen verwandeln konnte, und auch solche, die sich milliardenmal schneller als das Licht verbreiteten. Von nun an würde es den Verderbern nicht mehr gelingen, sich unbemerkt an uns heranzustehlen. In der Optik waren sie weiterhin unsichtbar, nicht aber in den Raumwellen. Der Kampf Blinder gegen Sehende drohte uns nicht mehr. Und wieder wunderte ich mich, welch hohe Organisation diese ungeheuerlichen Wesen besaßen, die Zerstörer oder Verderber genannt wurden. Anhand der anatomischen Aufnahmen ihrer Körper stellten wir fest, daß das Herz eines jeden von ihnen nicht nur ein Gravitator und ein Gravitationsgeschütz war, sondern auch eine vollkommene Raumwellenstation.

Olga träumte davon, einen Dispatcherdienst für die Sternenschiffahrt einzurichten. »Heutzutage ist ein Sternenflugzeug verschwunden, sobald es sich auf die Reise begeben hat, denn es bewegt sich schneller als das Licht. Bald entfallen diese Schwierigkeiten, als hätte es sie nie gegeben. Wie auf der Erde die Auskunftsmaschine von jedem weiß, wo er sich befindet und was mit ihm ist, so wird der Dispatcher auf der Ora die Position jedes Sternenflugzeugs kennen, wieviel tausend Lichtjahre es auch entfernt sein mag. Schiffen am anderen Ende des Alls Befehle erteilen, unverzüglich Antworten erhalten der Kopf dreht sich einem, so grandios ist das!«

»Die Erde hören!« sagte ich. »Die Erde sehen!

Überall mit der Erde sein.«

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Dann geschah, was sich während unserer galaktischen Odyssee schon einige Male ereignet hatte.

Der doppelte Sternhaufen x und h Persei, als matter Dunstschleier ein Jahr seine Form, Größe und Helligkeit bewahrend, erwachte zum Leben und begann zu wachsen. Die Gruppe veränderte sich vor unseren Augen und auf den Diagrammen, veränderte sich täglich, dann stündlich, wuchs, dehnte sich aus, die Sterne wurden größer, füllten sich mit Glanz, gewannen an Leuchtkraft. Die Stunde kam, da die vordere Halbsphäre ganz von den Gestirnen des Perseus angefüllt war, die anderen Sterne blieben hinter uns. Schließlich verschwanden sie, der Haufen breitete sich auf die zweite Halbsphäre aus und trat vor uns auseinander.

Oshima, der zu dieser bedeutungsvollen Stunde Dienst hatte, drosselte die Geschwindigkeit.

Wir drangen ins Innere eines der größten Sternhaufen der Galaxis ein. Deutlich zerfiel er in zwei Sterngruppen. Längs des Sphärenäquators war der Himmel von einem dunklen Streifen durchschnitten, der diese Gruppen teilte – Gestirne gab es auch in dem dunklen Streifen, mehr als an jedem Abschnitt des irdischen Himmels. Rechts entfaltete sich die Gruppe h, links die Gruppe x, Tausende gigantische Sterne. Der Himmel der Gruppen war nicht mit leuchtenden Punkten bedeckt, sondern loderte in Feuern – ich entzifferte Formelbuchstaben beim Schein des funkelnden Perseushimmels. Hier waren die Nächte nie so finster wie auf der Erde mit den matt blinkenden Eisstückchen in der Höhe, selbst in den verdunkelten Sälen traten die Gegenstände deutlich hervor, als auf den Bildschirmen die Sternscheinwerfer dieser Gruppen aufflammten.

Vorsichtshalber jagten wir den Äquator entlang, in dem Streifen Dunkelheit, der die Gruppen trennte, und verließen Dann fingen die Raumwellenempfänger schwache Impulse auf. Periodische Verdichtungen und Verdünnungen des Raums fügten sich zu ein und demselben, immer von neuem wiederholten Satz. Wir vermuteten, daß das die Frage »Wer seid ihr?« war, denn danach würden uns unbekannte Korrespondenten vor allem fragen. Die Dechiffriergeräte nahmen diese Lesart zur Grundlage und lieferten einen Kodeentwurf. Der Kode unterschied sich kaum von denen, die wir unseren Maschinen eingegeben hatten. Es bestand kein Zweifel, daß wir uns mit den Unbekannten würden verständigen können, deren Signale den Raum in Schwingungen versetzten.

Ich wollte Verbindung aufnehmen, doch Olga fürchtete, der Gegner versuche uns zur Offenheit zu provozieren. Es könne geschehen, daß wir dem Feind das Geheimnis in die Hände lieferten, wie wir uns vor ihm schützten. Die meisten Besatzungsmitglieder unterstützten sie.

»Unsinn!« sagte ich, und Leonid stellte sich auf meinen Standpunkt. Gemeinsam stimmten wir die anderen um. Für die Verderber sei es unvorteilhaft, vor der Zeit zu zeigen, daß wir entdeckt wären, ihre Geschütze seien nur auf kurze Distanz wirksam, folglich würden sie bemüht sein, uns möglichst nah heranzulassen. Wer Verbindung zu uns suche, sei nicht der Feind.

Unserem Code legten wir die Elementetafel zugrunde, wie es unsere Vorgänger getan hatten, wenn sie mit vernunftbegabten Wesen zusammentrafen.

Die Raumwellengeneratoren sendeten diese Tabelle in all die Richtungen, aus denen Impulse kamen.

Gleich nach unseren Übertragungen verbreiteten sich abermals Dichtewellen im Raum, doch nicht wir wurden angesprochen. Wahrscheinlich verhandelten unsere Korrespondenten miteinander. Die unbekannten Wesen fragten und antworteten, redeten dringlich aufeinander ein, zumindest hatte ich den Eindruck, und die Schiffsmaschine widerlegte mich nicht. Stern spricht mit Stern, die dort lebenden Wesen stimmen ihr Verhalten uns gegenüber ab, dachte ich, während ich die aufgezeichneten Dichteschwingungen betrachtete. Wir drangen tiefer in den Haufen ein, waren hundertmal schneller als das Licht, und rings um uns pulsierte der Raum, streitend, wer wir sein könnten.

»Wir schwenken nach links«, sagte Olga eines Tages, als wir zusammen den Dienst antraten. »Wir werden die Gruppe x erforschen, dort scheinen die Sterne dichter zu stehen als in der Gruppe h.

Gibt es etwas Neues, Eli?«