Darüber, daß es irgendwo im All uns ähnliche Wesen gibt, kann man sich nur freuen wir wollen uns bemühen, sie kennenzulernen und als Freunde zu gewinnen. Erinnerst du dich, ich sagte, die neuen Entdeckungen riefen Bestürzung und ernste Überlegungen hervor? Die Galakten haben nämlich mächtige Feinde, mit denen sie sich im Zustand eines kosmischen Krieges befinden, der so gewaltig ist, daß wir ihn uns kaum vorstellen können. In diesem Krieg werden nicht mehr nur Wesen und Mechanismen wie in den antiken Schlachten zerstört, sondern Himmelskörper und Planetensysteme.
Die Engel nennen die grausamen Wesen, die sich mit den Galakten befehden, Verderber«
»Verderber!« rief ich. »Welch törichter, infantil klingender Name! Er dürfte kaum der geeignete wissenschaftliche Terminus sein.«
»Ich Denke, die Große Akademische Maschine hat dieses Wort nicht zufällig unter Tausenden anderen ausgewählt, sondern deshalb, weil es ihr Verhalten genau definiert. Eine andere Variante lautet: Zerstörer. Es ist interessant, daß die Maschine auf die Frage, wie die Verderber aussehen, ‚Unklar‘ geantwortet hat.«
»Das muß ja eine harte Nuß sein, wenn es der übermächtigen Maschine nicht gelingt, sie zu knacken!«
»Offenbar reichen die Angaben nicht aus. Die Bezeichnung ‚Zerstörer‘ steht in assoziativem Zusammenhang mit den entschlüsselten Begriffen ‚Lebendiges vernichten, Welten komprimieren‘. Sie scheinen die umgekehrte Tanew-Reaktion zu beherrschen, das heißt, sie schaffen Materie, wobei sie Raum vernichten, sonst lassen sich Welten nicht ,komprimieren‘. Die Galakten aber leisten ihnen Widerstand, deshalb tobt ein Krieg in den interastralen Räumen.«
Ein Schauer überlief mich. »Das klingt so grandios, als würdest du eine Götterschlacht beschreiben.«
»Ich teile dir lediglich die entschlüsselten Aufzeichnungen mit, mehr nicht. Und was heißt ,Götterschlacht‘? Wir Menschen sind heut weil mächtiger, als einst angenommen wurde, dennoch sind wir Menschen und keine Götter. Der Lichtstrahl bleibt weit hinter unseren galaktischen Schiffen zurück – würde das einem Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts nicht übernatürlich erschienen sein?
In dem Gewitter hast du mit Blitzen gewetteifert Vor hundert Jahren hätte man solch einen Zeitvertreib kaum als natürlich betrachtet.«
»Das weißt du also auch?«
»Ich habe dich beobachtet. Da du in der Hauptstadt bist, sind von dir riskante Absonderlichkeiten zu erwarten. Weil du diese Stadt für den besten Platz hältst, um Mutwillen zu treiben. Auf dem Pluto warst du zurückhaltender.«
»Dort hatte ich zum Vergnügen keine Zeit. Außerdem fehlen dort die Beschützerinnen. Sage mir jetzt.
Wera, welche Schlußfolgerung ihr aus der Information über die Galakten und die Verderber zieht!«
»Morgen tritt der Große Rat zusammen, dann werden wir beschließen. Doch bereits jetzt ist klar, daß sich Dutzende von staatswichtigen Fragen ergeben haben, von denen jede eine schnelle Antwort erfordert. Existieren die Verderber und die Galakten noch, oder ist die Information über sie ein Überbleibsel von Katastrophen, die vor Millionen Jahren verhallt sind? Wer von ihnen hat gesiegt in dem kosmischen Streit? Vielleicht sind beide Parteien in ungeheuerlichen Schlachten umgekommen? Und wenn die Verderber und die Galakten noch existieren, wo wohnen sie? Die Planeten des Sonnensystems weisen keine Spur auf, daß sie je hier erschienen wären. Warum nicht? Ist es nicht eine Bedrohung für die Existenz der Menschheit, daß irgendwo auf fernen Sternen diese Wesen wohnen?
Zum erstenmal in unserer Geschichte treten wir auf die galaktischen Trassen hinaus sind sie ungefährlich für uns? Wir haben uns vorgenommen, ein interastrales Bündnis der vernunftbegabten Wesen zu schließen – ist das nicht zu früh? Sollten wir uns besser in unserer kleinen Welt der Sonnenplaneten völlig abkapseln? Auch diese Meinung besteht, Eli! Wir besitzen riesige Ressourcen – wäre es nicht angebracht, sie samt und sonders zum Bau von Verteidigungsanlagen zu verwenden? Vielleicht sollten wir rings um das Sonnensystem künstliche Planetenfestungen errichten – auch darüber muß gesprochen werden.
Kurz und gut, eine Vielzahl unvorhergesehener, wichtiger Probleme! Und mit der Lösung einiger von ihnen wirst du dich befassen müssen, Eli natürlich mit unserer Hilfe.«
»Ich freue mich sehr«, sagte ich bewegt. »Bedeutet dies, daß ich mit euch zur Ora fahre, oder werde ich eine andere Aufgabe haben?«
»Die Sternenbewohner sind bereits auf dem Weg zur Ora. Wir haben die Pflicht, uns mit den Bewohnern anderer Welten zu treffen, das ist meine Meinung. Ich habe den Auftrag, du weißt es, die Konferenz auf der Ora zu leiten. Dich will ich als Sekretär mitnehmen.«
»Als Sekretär? Was ist denn das? Hab‘ ich noch nie gehört.«
»Im Altertum hat es so einen Beruf gegeben Das ist sozusagen ein Gehilfe. Ich denke, du wirst es schaffen.«
»Das denke ich auch. Mußt du die Große Maschine befragen, ob ich als Sekretär geeignet bin.«
»Die Große Maschine hat die Wahl schon getroffen. Ich hatte als Sekretär einen mutigen, klugen und entschlossenen Menschen verlangt, der imstande ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, und Abenteuer liebt, überhaupt das Unbekannte niemand weiß ja, womit wir es in den fernen Wellen zu tun haben werden. Und die Große Maschine hat dich genannt.
Ich freue mich für dich. Eli«, sagte sie. »Obwohl es heute mehr Grund zur Sorge als zur Freude gibt. Noch eins, Bruder: Du hast die Erlaubnis, morgen in der Staatsmaschinen-Verwaltung zu sein.
Man wird uns zeigen, was entschlüsselt werden konnte. Pünktlich um zehn verspäte dich nicht!
Sie stand auf, wünschte eine gute Nacht und ging hinaus.
12
Ich setzte mich im achtzigsten Stock in den Gar ten. Wie lange ich dort saß und woran ich dachte weiß ich nicht mehr. Wirre Gedanken verflochten sich mit wirren Gefühlen ich war glücklich und sorgenvoll.
Dann betrachtete ich die nächtliche Stadt In den Schulen wird gelehrt, die antiken Städte wären nachts vom Gleißen der Scheinwerfer und der Leuchtstofflampen überflutet gewesen. Sie wären laut gewesen. Auf den Straßen hätten sich Passanten gedrängt. Man baut schon lange nicht mehr solche Gebäudeansammlungen auf einem Fleckchen Erde.
Nachts sind die Magistralen der Hauptstadt dunkel und still. Da es keine störende Straßenbeleuchtung gibt, setzen sich die Leute im Dunkeln Konverterbrillen auf und finden sich zurecht.
Ich liebe die nächtlichen Kontraste der Hauptstadt die dunklen Straßen und Prospekte und die strahlenden Etagenstreifen. Die glitzernde Gebirgskette des Zentralringes verlor sich in der Ferne, hinter dem schwarzen Tal des Parks erhob sich in Parallelen erleuchteter Etagen der Innere Ring, eine breite Treppe zum Himmel.
Die Museumsstadt, das Zentrum der Hauptstadt, war nicht zu erkennen. Weder die Pyramiden noch die assyrischen und ägyptischen Tempel, weder der Kreml noch die Peterskirche, weder Notre-Dame von Paris noch die Kölner und Mailänder Gotik diese großartige Haukunst vergangener Jahrhunderte, wiederherrichtet auf einem inselartigen Gelände, keiner dieser hohen Bauten, die bei Tage deutlich zu sehen sind, verriet sich auch nur durch einen Lichtschimmer. Nur die rote Halbkugel auf dem Zentralen Platz die Staatsmaschinen-Verwaltung war in Licht getaucht. Auf der Erde ist es jedermann erlaubt, hinzugehen, wohin er möchte in die Werke, in die Magazine, in die Institute, in die gesellschaftlichen Paläste, nur dieses eine Gebäude ist verboten. Jeder von uns hatte auf dem Raumbildschirm Tausende Male sämtliche Zimmer und Korridore der berühmten »Denk- und Lenkfabrik« gesehen, wie sie von einigen genannt wird, doch nur wenige Glückliche können sich rühmen, darinnen gewesen zu sein. Die drei Hauptmechanismen: