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»Eure Gespüre funktionieren schlecht«, sagte ich zu Gig, als er sich von der Erschütterung erholt hatte.

»Solange euch die Flammen nicht erfaßt hatten, wittertet ihr die herannahende Gefahr nicht.«

»Sie funktionieren ausgezeichnet, Admiral. Lange vor den Fackeln spürten wir unbekannte Felder pulsieren, hatten aber keine Angst. Wir kehrten um, weil ein entdeckter Aufklärer kein Aufklärer mehr ist, sondern nur ein Soldat. So ist das, Admiral!«

Da Gigs Versuch, unbemerkt an die Station heranzukommen, gescheitert war, blieb nur eins: Wir mußten die Station stürmen. Doch es war zumindest unvernünftig, einen Gegner ohne vorherige Aufklärung anzugreifen. Alle, an die ich mich wandte, sprachen wie schlechte Spieler nur von ihren Zügen, ohne zu überlegen, wie der Gegner ziehen würde. Ich weigerte mich, die Armee aufs Geratewohl in den Kampf zu führen. Ich war nicht unschlüssig vor dem ersten Sturmangriff, sondern suchte einen Ausweg. Obendrein hatte Orlan diese Frist gefordert, damit die Augenköpfigen Gravitationsenergie speichern könnten.

Nicht auf die Plötzlichkeit unseres Angriffs bauten wir, sondern auf seine Stärke. Wir planten, kurz gesagt, folgendes: Im Zentrum rücken auf der Ebene die Augenköpfigen vor, aus der Luft werden sie von den Unsichtbaren unterstützt. Von der linken Flanke greifen Trubs Engel an, von der rechten die Pegasusse unter dem Kommando von Kamagin und die geflügelten Echsen mit Lussin an der Spitze. Petri führt die Menschen. Die menschliche Infanterie wird dort eingesetzt, wo man sie braucht. Oshima schließt sich mit den kriechenden Geschützen der Kolonne der Augenköpfigen an – die elektromagnetischen Mechanismen waren wie die Augenköpfigen selbst Nahkampfwaffen.

Auf dem Hügel, von wo wir zu sechst die Station erspäht hatten, errichtete ich meinen Gefechtsstand.

Bei mir befanden sich André mit den Analysatoren und Romero. In dem Kleinen Tal hatten sich mehrere Stabspegasusse zum Adjutantendienst verborgen.

Die Vorbereitungen zum Sturmangriff waren am Abend beendet. Nach altem militärischem Brauch begann die Schlacht bei Tagesanbruch.

»Greift an!« übermittelte ich durch das Dechiffriergerät den Kolonnenführern, als der Stern hinter dem Horizont hervorrollte.

Die Station lag wie auf einem Teller vor uns – eine große Kuppel zwischen drei kleineren.

Zuerst brachen die Verderber auf, seitdem sie auf unsere Seite übergegangen sind und ihre Verderblichkeit verloren haben, ist es mir peinlich, diesen Ausdruck zu gebrauchen.

Die mächtige Kolonne wirkte eindrucksvoll. Sie bestand aus zweihundert langsam vorrückenden Festungen, die rotleuchtende Periskope über sich schwangen. Oshimas Geschütze glichen riesigen Schlangen, die der Kolonne den Weg bahnten. Über ihr schwebten die Unsichtbaren, durchs Dechiffriergerät hörte ich Gigs Befehle, seine Abteilung sahen wir nicht.

»Imposant!« murmelte Romero, der die vorstoßen den Augenköpfigen durchs Fernglas beobachtete.

Oshima gab eine Salve ab, sobald er auf Volltrefferdistanz heran war.

Vom Gefechtsstand aus gewahrten wir, wie zwei Feuerflüsse aus den Geschützen schnellten. Eine tosende Flamme umhüllte die Kuppeln.

Der Anfang war gut, leider nur der Anfang Eine Vielzahl von feurigen Windhosen begann dort zu wirbeln, wo die zentrale Abteilung angriff. Die plumpen Augenköpfigen handelten erstaunlich verwegen. Aus der Ferne drang das schwere Beben ihrer Synchronschläge herüber. Bald war keine Fackel übrig, die nicht zerrissen war, einige wirr umhertanzende Windhosen wurden zerfetzt und plattgedrückt.

Oshima und Orlan wurden von den umherfliegenden Flammenflocken nicht einmal gestreift, so gut verteidigten die Augenköpfigen ihre Kommandeure.

In der Luft erschienen ebenfalls Fackeln. Gig betrug sich diesmal kaltblütig, und die Fackeln erloschen.

»Ein Sturm unverständlicher Felder!« meldete André. »Gravitation, Elektromagnetismus und Korpuskeln. Meiner Ansicht nach bereitet sich etwas umwerfend Neues vor.«

Oshimas Geschütze entluden sich in einer zweiten Salve und zerstörten zwei kleine Kuppeln. Die zweite Feuerwelle erfaßte das Schlachtfeld. Der ganze Raum war von tosendem Feuer erfaßt – in seinem rasenden Tanz verschwanden die Augenköpfigen, Oshima mit seinen Geschützen und Gigs unsichtbare Krieger.

Bedrückt erwartete ich die vollständige Vernichtung der Abteilung. Aber das Feuer sank, wurde ins Metall gehämmert, und wir erblickten die wütend kämpfenden Augenköpfigen.

Da schaltete sich die von André prophezeite neue Kraft in den Kampf ein. Mehrere Augenköpfige überschlugen sich, die wohlgeordnete Kolonne wurde wie von einer sich zusammenziehenden Kette zu einem gefechtsunfähigen Haufen eingeschnürt. Aus der Höhe stürzten Unsichtbare ab, die sich verzweifelt wehrten.

»Oshima und Orlan fordern Hilfe an!« schrie André. »Oshimas Geschütze entladen sich nicht mehr, Orlans Gravitatoren werden katastrophal schwach!«

Ich befahl den geflügelten Abteilungen und der menschlichen Infanterie aufzubrechen.

Aufrichtig darf ich bekennen, daß ich nie ein unheilvolleres Schauspiel gesehen habe als den Angriff der Geflügelten.

Als erste stürmten von links die Engel mit Entladern in den Flügeln und Granaten in den Kampftaschen vor. Sogleich wurden sie von einer Flamme erfaßt, die von anderer Natur war als die der Unsichtbaren und Augenköpfigen sie sengte nicht, sondern blendete. Wir ahnten nicht, daß jeder Abteilung ein eigenes Feuer zugedacht war, und ich wurde von Entsetzen gepackt, als ich bemerkte, daß jeder Enge! in einer Fackel flog.

Allein Trubs Donnerstimme war in dem Poltern und Lärmen, Schreien und Pfeifen deutlich zu unterscheiden. Und als Trub das Schlachtfeld erreichte, schleuderte er als erster eine Granate und schwang den Entlader, und die anderen taten es ihm nach. In das Spektakel mischte sich das Krachen der Blitze, die zu Hunderten die Luft durchschnitten und ins Metall des Planeten und in den goldenen Himmel stachen.

Wenn dieser Angriff mit den Entladern auch letztlich keinen Erfolg hatte, so war er doch effektvoll.

Auf seinem Donnerschleuderer jagte Lussin den übrigen Echsen weit voraus und drang so wütend ins Lichtergewimmel, daß die seltsamen Fackeln vor ihm zurückprallten, als lebten sie.

Von der Korona des Donnerschleuderers zuckten Blitze. Bei jedem Schuß brüllte der Drachen so triumphierend, daß einem die Ohren gellten. Das war eine merkwürdige Schlacht eine Schlacht von Blitzen gegen Fackeln. Und die Blitze siegten: Dort, wohin sich der Donnerschleuderer wandte, erloschen die tosenden Feuer.

Das Geschrei der Engel, das wilde Pfeifen der Drachen, das triumphierende Brüllen des Donnerschleuderers, das rasende Wiehern der Pegasusse und die Kampfrufe der Menschen setzten der stummen Eintönigkeit des Kampfes vor der Station ein Ende. Als Petris Infanterie anmarschierte und die gleißenden Laserdegen zwischen die Fackeln und Blitze fuhren, erhielt unser Sturmangriff neuen Aufschwung.

Die Augenköpfigen, die zunächst ins Wanken geraten waren, schoben sich wie ein Steinblock vor und formierten sich dabei um. Obwohl ihre Gravitatoren nachgeladen werden mußten, waren die Impulse, die ihre Periskope aussandten, mächtiger als zuvor, die rechtzeitige Unterstützung hatte die Augenköpfigen angespornt.

»Eli! Eli!« schrie André entsetzt auf. »Eli, schau mal, was sich da tut!«

Auf dem Schlachtfeld geschah etwas, das mehr als überraschend war. Als wir die Schlacht planten, hatten wir die verschiedensten Varianten bedacht, diese war uns nicht in den Sinn gekommen, denn sie war unvorstellbar, ein Fieberwahn, logischer Überlegung unzugänglich.

Von der Hauptkuppel der Station näherten sich drei geflügelte Abteilungen die von Trub angeführten Engel, die Pegasusse mit einem zweiten Kamagin auf einem weißen Pferd und die geflügelten Echsen mit dem vorausgeeilten Donnerschleuderer, auf dessen Hals ein zweiter Lussin thronte.