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»Die Tanew-Reaktion«, flocht Romero ein. »Die Menschen benutzen sie, um ihre Sternennachbarschaft umzugestalten. Die Macht der Ramiren war derselben Ordnung oder allenfalls eine Ordnung höher als die gegenwärtige menschliche.«

»Aber sie war höher als unsere«, versetzte der Galakt. »Wir sind nicht imstande, Planeten zu schaffen, schon gar nicht, sie zu zerstören.«

Die weiteren Nachrichten über die Ramiren wurden immer unbestimmter. Ein Teil der Ramiren siedelte zum Galaxiskern über, wo sie die Sternmassen gewaltig ummodelten, nach ihnen brachen neue Expeditionen auf. Allmählich verödeten die von den Ramiren geschaffenen Planeten. Schub um Schub strebte dem Galaxiskern zu. Dort ereigneten sich Sternkataklysmen, der Kern pulsierte, als würde er von ungeheuren Kräften aufgewühlt. Im Perseus gingen nach dem Verschwinden der Ramiren alle Planetensysteme in den Besitz der Galakten über.

»Doch wohl auch in den der Zerstörer?« fragte Romero. »Und soweit ich verstehe, teilten die Galakten und die Zerstörer den ihnen zugefallenen kosmischen Reichtum nicht.«

»Der Perseus gehörte ungeteilt den Galakten, denn die Zerstörer oder, genauer, die Serven schufen wir später.«

»Die Zerstörer sind eure Schöpfung?«

»Ja. Zu unserem Unglück! Wir schufen sie nicht, sondern fertigten sie an. Der Fehler lag darin, daß die Zerstörer zunächst als Mechanismen hergestellt wurden.«

Von der Schlacht auf der Sigma her wußten wir, daß die Organismen der Augenköpfigen viel Synthetik enthielten Halbleiter, Widerstände, Kondensatoren und mechanische Gelenke. Ihr Herz war ein kleiner Gravitator. Die Unsichtbaren besaßen noch mehr Künstliches als die Augenköpfigen.

Aber daß die Serven auf dem Fließband montiert wurden, wobei man ihnen speziell gezüchtete biologische Gewebe einsetzte, war uns neu.

»Nachdem die Konstrukteure der Galakten die Serven geschaffen hatten, arbeiteten sie daran, sie zu vervollkommnen«, sagte Tigran. »Von Generation zu Generation wurde der Anteil des Mechanischen vermindert und der Grad des Biologischen erhöht. Das biologische Gewebe ist energetisch das vollkommenste. Will man eine Maschine berechnen, die für eine Masseeinheit die größte Zahl von Fähigkeiten entwickelt, dann kann eine solche Maschine nur eine lebendige sein. Es war eine Notwendigkeit, keine Laune, den Anteil des Biologischen an den Serven zu erhöhen.«

»Später schien es Ihnen genauso notwendig, den Serven Verstand und die Fähigkeit der Selbstreproduktion zu verleihen«, bemerkte Romero ironisch »Mit Verstand hatten wir die Serven von Anfang an begabt. Serven ohne Verstand brauchten wir nicht, wir wollten Gehilfen, keine Sklaven. Und es wäre gewissenlos gewesen, ihnen die Gabe der Selbstreproduktion zu verweigern, nachdem ihnen alle anderen Merkmale eines Organismus gegeben waren. Allerdings statteten wir sie nicht verschiedengeschlechtig aus. Die Serven wurden geschlechtslos geschaffen.

Seinerzeit galt die Geschlechtslosigkeit der Serven als Verbesserung. Die Verschiedengeschlechtigkeit wurde den konstruktiven Unmäßigkeiten der Natur zugeordnet, da sie unweigerlich zur individuellen Liebe mit ihren Extremen und ihrem Mangel an Objektivität führt. Die Konstrukteure der Galakten erwägen heute eine wesentliche Vermehrung der Geschlechter bei Lebewesen.

Berechnungen beweisen, daß nur die Sechsgeschlechtigkeit Vollkommenheit garantiert. Das Schema sieht so aus: Ein echter Mann und eine echte Frau, aber zugleich eine linkskonstruierte und eine rechtskonstruierte Frau, desgleichen links- und rechtskonstruierte Männer.«

»Wir sind von den Serven abgekommen«, sagte Mary, ihre Miene hatte sich verfinstert.

Tigran kehrte zum Thema zurück. Die Serven sollten vollkommen sein, doch Mißgestalten waren das Ergebnis. Man hatte ihnen die individuelle Liebe verweigert, dafür entwickelten sie die Selbstvergötterung.

Während an der Verbesserung der Serven gearbeitet wurde, äußerten sich diese unbeabsichtigten Eigenschaften nicht. Man konnte die Serven nicht genug loben. Sie waren klug, arbeitsam, vermehrten sich rasch, begriffen leicht alle Kalkulationen, führten die kompliziertesten Experimente in den Laboratorien durch, und ihre Begabung, etwas zu konstruieren, war bereits damals verblüffend.

Aber je mehr sich von Generation zu Generation der Anteil des Biologischen an ihnen erhöhte, wurde deutlicher, daß sie nur ein wahrhaft verehrungswürdiges Objekt sahen sich selbst. Aus einem schändlichen, stets heimlichen individuellen Gefühl wurde die Selbstvergötterung zur Norm gegenseitigen Verhaltens. Die Serven waren gefühllos, kalt und gleichgültig gegen jedermann, außer gegen sich selbst. Ihr Körper lebte, ihre Seele war tot. Ihre technisch überwundene Künstlichkeit nahm psychisch ständig zu.

Es erwies sich, daß die Galakten verschiedene Methoden ausprobiert hatten, um auf die Serven einzuwirken. Man versuchte sie zu überzeugen, stritt mit ihnen… Schließlich wurde anerkannt, daß die seelische Verzerrung der Serven durch die Dualität ihres Wesens hervorgerufen war, das Totes und Lebendiges, Künstliches und Natürliches vereinigte. Bin neues Staatsgesetz erklärte für unzulässig, künstliche Organe in lebende Gewebe einzupflanzen. Von nun an sollten die Serven gänzlich lebendig sein, nur das konnte ihre verunstaltete Psyche korrigieren. Doch sie warteten nicht, bis man sie umkonstruierte. In Massen flohen sie von den Galaktenplaneten. Ihre Flucht hatten sie klug vorbereitet. Servenkolonien hatten sich auf unbewohnbaren Planeten angesiedelt, um sie angeblich zu kultivieren. Die Galakten freuten sich, daß das Leben von ihren Sternensystemen rasch auf alle Gestirne des Perseus übergreifen würde. Außerdem war es einfacher ohne die Serven mit ihren unangenehmen Charakteren.

Als den Galakten die Ausmaße der Katastrophe klar wurden, war es zu spät. In den interastralen Räumen des Perseus entbrannte ein Vernichtungskrieg.

Die Serven wurden zu Verderbern und Zerstörern, eroberten sich einen Platz unter den Sternen und proklamierten eine Politik, die darauf abzielte, zu vernichten, was die Galakten im All eingeführt hatten.

Die Galakten verwandeln Mechanismen in Organismen und helfen den Organismen, in höchstem Grade kompliziert zu werden. Die Verderber hingegen senken den biologischen Anteil der Organismen, um Lebewesen allmählich in Maschinen zu verwandeln.

Die unglücklichen biologischen Automaten auf der von den Menschen eroberten Metrikstation die Ingenieure, das Hauptgehirn, der Aufseher waren anschauliche Beispiele für die kosmische Politik der Verleblosung. Romero sagte, es sei den Menschen geglückt, einen Entwicklungsweg zu finden, der dem der Galakten und ihrer Feinde nicht gleiche.

»Unsere Maschinen entwaffnen den Menschen nicht, sondern bewaffnen ihn. Wir trachten nicht danach, die Maschinen zu vollkommenen Universalarbeitern zu machen, sondern erweitern ihre spezialisierten Leistungen.«

Ich fragte, in welcher Phase sich der Krieg zwischen den Galakten und den Zerstörern befinde. Tigran antwortete, die Zerstörer beherrschten uneingeschränkt die interastralen Räume, könnten den Galakten auf ihren Planeten jedoch nichts anhaben.

Der Grund dafür war, daß die Galakten eine Waffe erfunden hatten, die alles Lebendige vernichten konnte, und die Zerstörer hatten schreckliche Angst davor.

Praktisch tasteten sie die Galakten nicht an.

»Und die Perspektive?« fragte ich. »Gut, sie tasten euch nicht an, aber ihr sie? Findet ihr euch mit ihren Untaten ab?«

»Nein, doch was sollen wir tun? Die Philosophie der Serven übernehmen und darangehen, sie zu vernichten? Das ist nichts für uns. Außerdem würden Schlachten im Kosmos den Tod vieler Galakten herbeiführen.«

»Und auf euren Planeten, sterbt ihr da nicht? Oder ist nur die eine Todesform annehmbar?«