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Ich hatte den leidenschaftlichen, unbändigen Wunsch, sie zu widerlegen, ihnen Egoismus vorzuwerfen, in ihnen das erloschene Verantwortungsgefühl für das Schicksal der anderen, ihnen fernen Sternenvölker wachzurufen, ihrem ruhigen Blut unsere menschliche Unruhe beizumengen…

Seit jener Nacht sind viele Jahre verstrichen. Ich sitze in der Veranda unserer Wohnung im neunundsiebzigsten Stockwerk des Grünen Prospekts, derselben, die Wera und ich einst bezogen hatten. Wera ist vor kurzem gestorben, ihre sterbliche Hülle ruht, unvergänglich, im Pantheon. Die Kunst der Galakten, unsterblich zu sein, steht den Menschen trotz aller Experimente noch nicht zu Gebote. Ich beklage mich nicht. Vor dem Tod habe ich keine Angst. Ich habe ein gutes Leben gelebt und wende das Gesicht nicht ab, gedenke ich des Vergangenen. Unten, im Zentrum des Grünen Prospekts, erhebt sich eine Kristallkuppel -Asters Mausoleum. Er ist aufgebahrt, unser Junge, klein, lieb, noch im Tode wirkt er energisch. Am Eingang findet sich die Inschrift: »Dem ersten Menschen, der sein Leben für die Sternenfreunde der Menschheit gab.« Diese Inschrift hat Romero verfaßt, ich sah Tränen in seinen Augen, als er sie dem Großen Rat vorschlug. Ich bin’s zufrieden, und ich werde nicht weinen. Zum letztenmal in meinem Leben habe ich damals geweint, in der Nacht, auf dem prächtigen Planeten der Galakten, unter ihren frohen Bäumen, die leuchteten und dufteten, und Mary, die mich umarmt hatte, weinte mit mir…

11

Man brachte uns auf einen der öden Planeten, die man für das Leben ausgerüstet hatte.

Diese Reise interessierte mich mehr als die Bekanntschaft mit den Galakten in ihren paradiesisch eingerichteten Heimen. Romero meinte ironisch, die Suche nach der Vollkommenheit fessele mich mehr als die erlangte Vollkommenheit. »Sie sind ganz dem Reisen verfallen«, sagte er im Planelenflugzeug. »Sie beachten die Stationen an Ihrem Wege nicht, ungeduldig eilen Sie der nächsten zu, um ebenso eilig daran vorbeizufliegen.« Vielleicht war etwas Wahres an dem, was Romero sagte, doch ich hätte den Gedanken einfacher ausgedrückt: Ich bin ein Mensch der Tat, und da war so viel zu tun, daß keine Zeit blieb, sich lange umzusehen.

Der Planet, auf den man uns brachte, hieß Massiver. Er war wirklich massiv gigantischer Stein, Bergspitzen und Felsen, Klüfte ohne Grund, gewaltige Spalten von Pol zu Pol, ungeheure Bergketten. Den kultivierten Kügelchen unserer Planeten glich dieser düstere Steinzapfen im Kosmos wenig.

Wenn dieser trostlose Massive von Ramiren erschaffen worden war, dann hatten die rätselhaften Wesen entweder äußerst nachlässig gearbeitet, oder ihre Phantasie hatte nicht weiter als bis zur Erschaffung toter Steine gereicht.

Der Massive interessierte mich auch deshalb, weil er an den Pluto erinnerte, den Planeten meiner Jugend, der aus einer ähnlichen Felswüste in ein gigantisches kosmisches Werk umgewandelt worden war Als ich die Tätigkeit der Galakten kennenlernte, mußte ich zugeben, daß wir zwar in technischen Lösungen überlegen, aber von der Zielstrebigkeit ihrer Vorhaben lernen konnten.

Die Berge bedeckte graubrauner Schimmel. Moose zerlegten den Stein in seine chemischen Elemente.

Unsere Atmosphärenwerke auf dem Pluto arbeiteten intensiver, erfaßten jedoch nur einen unbedeutenden Teil des Planeten, während die Moose der Galakten Seite -292 hier die gesamte Oberfläche bedeckten. Der tote Planet dampfte, verbreitete Stickstoff und Sauerstoff, überall rieselten Bäche und Flüsse über ihn hin, füllten die Senken der künftigen Meere.

Ihr Projekt, den Planeten zu besiedeln, war grandios. Und wieder hätten die Menschen einen anderen Weg beschritten als die Galakten. Wir hätten den Planeten kolonisiert hätten Fische gebracht, Raubtiere, Vögel, hätten Gewächse gepflanzt, die schon an anderen Stellen gediehen. Die Galakten kolonisierten ihre Planeten nicht, sondern entwickelten neue Lebensformen. Auf dem Massiven mit seiner großen Gravitation züchteten sie Rassen mit wenig Masse und starker Muskulatur. Die genetischen Möglichkeiten der Evolution berechneten sie unwahrscheinlich weitgehend. Das neugebildete Wasser war bereits von mehrzelligen primitiven Wesen bevölkert. An Modellen zeigte man uns, wozu sie sich später entwickeln würden. Diesen Wesen war eine gigantische Vervollkommnungskraft eingegeben, sie sollten sich von Generation zu Generation transformieren.

Am Ende einer gar nicht langen Reihe von Umwandlungen – nicht Milliarden Jahre natürlicher Evolution, sondern insgesamt nur Tausende – sollten neue vernunftbegabte Wesen entstehen, die den Engeln, auch sechsflügligen Grashüpfern und Galakten ähnlich sahen. Die Galakten sprachen von ihnen, als existierten diese geplanten Wesen bereits.

Je aufmerksamer ich die Arbeiten der Galakten auf dem Massiven studierte, desto häufiger suchten mich die alten Gedanken heim, jetzt waren sie bestimmter.

Wie anders hätte sich das Leben im All entwickelt, wären die Galakten nicht in ihre Sternenreservationen gejagt worden! Gejagte Götter sozusagen, ewige Gefangene, unsterbliche Parias, die Angst haben, die Nase aus den Umfriedungen ihrer Planetengettos zu stecken.

Nach der Besichtigung des Massiven sagte Grazi:

»Bereite eine Rede an die Galakten vor. Wir kehren auf unseren Planeten zurück, von dort wird die Sendung auf die Trabanten des Flammenden übertragen sowie auch in die befreundeten Sternensysteme. Du wirst also eine ausgedehnte Hörerschaft haben.

Freund Eli!«

Wir alle waren aufgeregt, nicht nur ich.

Romero hätte in Gelassenheit mit Orlan wetteifern können, in der Fähigkeit, sich zu beherrschen, hätte er keinem Galakten nachgestanden. Aber auch er sah verstört aus. Gig hatte seine Lebensfreude eingebüßt, und Trub ließ die Flügel hängen. Ich mußte vergessen, daß ich ganz durcheinander war, und die Kameraden ermuntern.

Mary sagte zu mir: »Hals- und Beinbruch, Eli.«

Als sie sah, daß ich befremdet war, fügte sie hinzu »Eine alte Beschwörungsformel. Als Antwort mußt du mich zum Teufel schicken.«

Ich genierte mich, sie zum Teufel zu schicken, aber in Gedanken sprach ich den Fluch aus.

Grazi und Tigran geleiteten uns in einen leeren Saal mit zwei Tischen. Am ersten nahmen die beiden Galakten, Romero, Orlan und ich Platz, am zweiten unsere Kameraden.

Orlan und Oshima hatten errechnet, daß Allan tausend Jahre braucht, um zum Dritten Planeten vor zudringen, wenn er sein Tempo beibehält, und genau fünftausend Jahre, bis er am ersten Sternensystem der Galakten anlangt.

Ringsum waren nur matt leuchtende Wände, die in eine Kuppel ausliefen. Obwohl wir selbst niemanden sahen, waren fast eine Trillion nachdenklicher, ruhiger, wohlwollender Augen auf uns gerichtet: Alle Sternensysteme der Galakten waren dem Flammenden angeschlossen, zahllose bewohnbare Planeten lauschten der Stimme des fernen Sterns, eines gewöhnlichen Übergiganten von hoher Leuchtkraft, der heute auch von ungeheurer Tonstärke war. Später erfuhren wir, daß es den Zerstörern nicht gelungen war, die Sendung vom Flammenden zu unterdrücken – im Perseus reiften schreckliche Ereignisse heran, die Feinde wollten über ihr Schicksal im Bilde sein.

»Sprich, Eli«, sagte Grazi.

Zuerst sagte ich, wir seien Freunde, und unter Freunden sei Offenheit im Umgang die Norm. Die Errungenschaften der Galakten seien gewaltig. Sie überträfen alles, was die abergläubischen Menschen einst ihren Göttern an Macht und Wohlstand zuschrieben.

Eins sei von Übeclass="underline" Die Galakten hätten sich mit der Rolle von Gefangenen abgefunden, die von der übrigen Welt abgeschnitten sind. Die Welt rufe um Hilfe, wo ist die Hilfe der mächtigen Galakten? Die Galakten seien taub gegenüber den Qualen der Welt, das sei die Wirklichkeit.

»Ihr fürchtet den Untergang, denn der Tod ist für euch nicht wie für uns das unvermeidliche Ende, sondern eine unzulässige Katastrophe«, sagte ich unumwunden. »Und ich kann euch keine Garantie geben Krieg ist Krieg, da ist nichts zu machen. Aber ich will darauf hinweisen, daß ihr nicht allein sein werdet in den Schlachten, neben euren werden die Schiffe der Menschen mit ihren Annihilatoren fliegen. Ich befehlige die menschliche Flotte und verspreche feierlich: