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»Sie haben ihm eine Riesenfreude gemacht!« Suze nickt begeistert. »Er war so gerührt. Er ist im ganzen Wald herumgelaufen, hat sich alles genau angesehen. Es ist so liebevoll gemacht!«

Elinor sagt nichts, doch ich sehe die Zufriedenheit in ihren Augen blitzen. Und plötzlich kann ich es nicht mehr ertragen. Es ist so ungerecht! Ich will, dass Luke Bescheid weiß. Alle sollen es wissen. Es gab eine treibende Kraft, die sich für diesen Abend eingesetzt hat, und das war Lukes Mutter.

»Elinor, komm mit runter!« Die Worte sprudeln heraus, bevor ich es verhindern kann. »Komm mit runter, und feiere mit uns!« Ich höre Suze erstaunt aufstöhnen, achte aber nicht darauf. »Komm mit! Ich kläre das mit Luke.«

»Ich fürchte, das geht nicht.«

»Doch!«

»Ich muss nach Hause. Jetzt gleich. Ich bin schon viel zu lange hiergeblieben.« Elinor hat ihre Handtasche aufgemacht und streift ein Paar Samthandschuhe über. Oh, Gott, jetzt habe ich sie vor den Kopf gestoßen!

»Ich weiß, dass ihr zwei Probleme hattet«, rede ich auf sie ein. »Aber jetzt ist der richtige Moment, diese Probleme aus der Welt zu schaffen. Auf dieser Party! Und wenn er erfährt, dass du hinter allem steckst ... er wird dich lieben! Er wird dich lieben müssen!«

»Genau deshalb kann ich nicht hinuntergehen.« Ihre Stimme klingt so harsch, dass ich zurückzucke, obwohl es vielleicht auch nur an der staubigen Luft hier oben liegt. »Ich habe diese Party nicht finanziert, um mir Lukes Liebe zu erkaufen.«

»Das ist es nicht ... ich meinte ja nicht ... «

»Ich werde nicht hinuntergehen. Ich werde mich nicht an den Feierlichkeiten beteiligen. Ich werde nicht zulassen, dass er von meinem Beitrag zu diesem Abend erfährt. Du wirst es ihm niemals erzählen. Niemals, hast du mich gehört, Rebecca?«

Ihre Augen blitzen mich böse an, und erschrocken weiche ich zurück. Bei aller Verletzlichkeit kann sie doch immer noch Angst und Schrecken verbreiten.

»Okay!« Ich schlucke.

»An den heutigen Abend sind keinerlei Bedingungen geknüpft. Ich habe es für Luke getan.« Noch einmal blickt sie durch das Guckloch. »Ich habe es für Luke getan«, wiederholt sie, fast wie zu sich selbst.

Dann herrscht Schweigen. Suze und ich sehen einander unruhig an, doch keine von uns wagt etwas zu sagen.

»Wenn ich hinunterginge, wenn ich mich als WohItäterin erklären würde, hätte ich es für mich getan.« Sie dreht sich zu mir um und sieht mich ganz ruhig an. Ihr Blick verrät mir nichts. »Wie ich dir bereits deutlich erklärt habe, erwartet man für eine Tat, an welche keine Bedingungen geknüpft sind, keine Gegenleistung.«

Mein Gott, ist sie hart gegen sich selbst. Ich an ihrer Stelle würde mir irgendwas ausdenken, wie ich das alles für Luke machen, die edle WohItäterin sein und zur Party gehen könnte.

»Also ... willst du es ihm nie erzählen?«, frage ich. »Niemals? Er wird nie erfahren, dass du es warst?« »Er wird es nie erfahren.« Leidenschaftslos sieht sie Suze an. »Bitte treten Sie beiseite, damit ich gehen kann.« Das war's? Kein High Five, keine Mannschaftsumarmung, kein Bis-zum-nächsten-Mal? »Elinor, warte!« Ich breite die Arme aus, doch sie reagiert nicht, also schiebe ich mich ihr in dem winzigen Raum entgegen, aber sie scheint immer noch nicht zu wissen, was ich vorhabe. Schließlich lege ich meine Arme vorsichtig um ihren knochigen Leib und komme mir vor wie Minnie, wenn sie einen Baum im Park umarmt.

Ich kann nicht recht glauben, was hier gerade passiert. Ich umarme Elinor.

Ich. Umarme Elinor. Und zwar weil ich es möchte.

»Danke«, murmle ich. »Für alles.«

Elinor weicht zurück und wirkt steifer als je zuvor. Sie nickt mir und Suze kurz zu, dann zwängt sie sich durch die Holztür hinaus. »Was wenn jemand sie sieht?«, raune ich Suze zu, doch die schüttelt den Kopf. »Es gibt einen Hinterausgang. Den habe ich ihr schon gezeigt.« Ich lehne mich an die staubige, alte Wand und atme schwer aus. »Wow.«

»Ich weiß.«

Im trüben Licht sehen wir uns an, und ich weiß, dass Suze genau dasselbe denkt wie ich. »Glaubst du, er wird je erfahren, dass sie es war?« »Keine Ahnung.« Ich schüttle den Kopf. »Ich finde nur ... ach, ich weiß nicht.« Ich werfe noch einen Blick durch das Guckloch. »Komm! Wir sollten lieber wieder runtergehen.«

Die Party ist voll in Gang. Überall laufen Gäste herum, mit Drinks in Händen, mit silbernen Partyhütchen auf den Köpfen (es gab beim Essen Knallbonbons), spazieren durch den sommernächtlichen Wald und bewundern den Wasserfall, der inzwischen von bunten Lampen beleuchtet wird, oder versammeln sich um die Roulettetische. Die Kellner schweben mit winzigen Maracuja-Sorbets auf Löffeln durch den Saal. Dannys Models schleichen in ihren spektakulären Sommernachts-Kostümen umher und sehen aus, als kämen sie direkt aus einer fernen Zauberwelt. Überall hört man schallendes Gelächter und Geplapper, das Wummern der Band überträgt sich durch den Boden, und immer wieder blitzt ein Laser als Teil der Show. Ich muss bald wieder tanzen gehen.

Ich steuere auf die Cocktailbar zu, wo ein extra aus New York eingeflogener Barkeeper eine kleine Gesellschaft mit seinen Cocktail-Shaker-Tricks unterhält. Dort sehe ich zu meinem Erstaunen, wie Janice und Jess einander lächelnd zuprosten.

Was geht hier vor sich? Ich dachte, sie hassen sich.

»Hi!« Ich tippe Jess an die Schulter. „Wie geht's?« Und an Janice gewandt füge ich hinzu: „Sieht Jess nicht einfach toll aus?«

»Absolut fantastisch!«, sagt Janice. „Was für ein wundervolles Kleid!«

»Das ist wirklich hübsch«, sagt Jess und zupft unbeholfen daran herum, bis der Ausschnitt krumm und schief ist. „Hübsch und schlicht. Selbst der Stoff ist aus einer Naturfaser.«

Es ist doch immer dasselbe mit ihr. Sobald man ihr ein Kompliment macht, wird ihr unbehaglich.

„Jess hat es von Danny geliehen«, erkläre ich Janice, während ich geduldig den Ausschnitt zurechtrücke. Es ist ein Prototyp aus seiner neuen Öko-Couture-Kollektion. Wisst ihr, dass es wahrscheinlich das teuerste Kleid im ganzen Saal ist?«, füge ich vage hinzu. Was stimmt, selbst wenn Suze Fantastillionen bezahlt haben mag. Es ist teurer als meins«, füge ich hinzu.

„Was?« Jess erbleicht. „Was redest du da?« Am liebsten möchte ich in schallendes Gelächter ausbrechen. Die kleine Spitze habe ich mir extra aufgespart.

»Oh, ja. Weil es aus handgesponnener Seide direkt aus der Natur gefertigt ist«, erkläre ich. „Sie müssen darauf warten, dass die Kokons von selbst von den Bäumen fallen, und verwenden keinerlei Maschinen, und die Weber werden sehr großzügig entlohnt. Von diesem Kleid wird es nur drei Exemplare geben. Bei Browns kostet so was mindestens…«

Ich beuge mich vor und flüstere Jess den Preis ins Ohr. Sie sieht aus, als müsste sie auf der Stelle tot umfallen.

»Dazu kommt, dass auf der ganzen Welt noch niemand irgendein Stück aus seiner neuen Kollektion getragen hat«, teile ich ihr mit. »Bist du dir darüber im Klaren, dass du eine exklusive Fashion Story bist?« 

Jeder andere auf der Welt wäre stolz, eine exklusive Fashion Story zu sein. Jess sieht aus, als würde sie gleich ausflippen. »Genieß es! Du siehst super aus.« Ich lege ihr einen Arm um die Schulter und drücke fest, bis sie widerwillig lacht.

»Und amüsierst du dich? Hast du schon getanzt?« Unwillkürlich muss ich grinsen, als ich Janices seliges Lächeln sehe. Sie macht den Eindruck, als hätte sie schon ein paar Cocktails gehabt.