Aber es hat keinen Sinn, so zu tun, als hätte dieser Abend nicht Unmengen an Geld gekostet. Jeder Blödmann kann das sehen.
»Ich hatte ... Hilfe«, sage ich. »Große, große Hilfe. Bei allem. Bonnie war unglaublich«, füge ich eilig hinzu, bevor er mich weiter damit bedrängt, wer mir finanziell beigestanden hat. »Sie hat alles koordiniert, sie hat die Gästeliste zusammengestellt, sie hat die Einladungen verschickt ... «
»Und das war natürlich auch der Grund, wieso sie sich neulich so seltsam benahm.« Luke atmet aus, macht ein reuiges Gesicht. »Okay. Verstehe. Ich lag echt daneben. Ich schulde ihr einen Riesenblumenstrauß. «
»Keine Lilien«, werfe ich ein. »Die kaufst du ihr immer, und sie kann sie nicht leiden, ist aber zu höflich, um etwas zu sagen. Besorg ihr Wicken und Ranunkeln. Oder ich könnte dir ihre Lieblingsprodukte von Jo Malone verraten.«
Luke wirft mir einen erstaunten Blick zu. »Noch was?«
»Massenweise, falls es dich interessiert«, sage ich unbekümmert. »Bonnie und ich sind inzwischen beste Freundinnen. Wir erzählen uns alles.«
»Ach, tut ihr, ja?« Luke sieht aus, als wüsste er nicht so recht, wie er das finden soll.
»Diese ganze Sache hat uns richtig zusammengeschweißt. Es war ein echtes Abenteuer.« Ich nehme einen Schluck von meinem Cocktail und ziehe mir die Schuhe aus. Wenn ich hier so mit Luke sitze und über alles rede, fühlt es sich an, als würde sich in meinem Inneren etwas entkrampfen und endlich mal zur Ruhe kommen. »Du kannst es dir nicht vorstellen. Ich musste verhindern, dass du ins Internet gehst, dann musste ich deinen BlackBerry zertrümmern ... «
»Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du das getan hast.« Er verzieht den Mund zu einem schmalen Lächeln, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er über die Sache mit seinem BlackBerry wirklich lachen kann.
»Aber das Schlimmste war dieses verfluchte Meeting in Paris! Oh, mein Gott, ich hätte dich umbringen können!« Da muss ich jetzt doch lachen. »Wir waren alle so: »Was sollen wir tun? Wie können wir das ändern?« Und du warst so was von stolz, dass der Termin endlich zustande kam ... «
»Verdammt.« Ich sehe, dass Luke langsam begreift. »Klar. Das Meeting sollte heute stattfinden ... « Er stutzt. »Aber Moment mal. Du willst doch nicht sagen ...« Ich kann sehen, wie die Rädchen in seinem Hirn arbeiten. »Dahinter kannst du doch wohl unmöglich gesteckt haben. Willst du mir allen Ernstes erzählen, du hättest Sir Bernard Cross rumgekriegt, mir einen Termin zu gewähren?« Er schnaubt ein ungläubiges Lachen hervor. »Ich meine, ich glaube dir ja so einiges, Becky, aber das ...«
Ich lächle immer weiter, aber insgeheim trete ich mir in den Hintern. Ich habe zu viel gesagt. Schnell das Thema wechseln ...
»Nein, nicht wirklich ich. Oh, Gott, und dann das Zelt ...« Eilig stürze ich mich in einen ausführlichen Bericht über die Tauschaktion für das Zelt, und Luke lacht immer an den richtigen Stellen, aber ich merke, dass ihn etwas beschäftigt. Als ich fertig bin, schweigen wir wieder, und er nimmt nachdenklich einen Schluck von seinem Drink. Ich weiß genau, worüber er nachdenkt.
»Ich wusste die ganze Zeit, dass irgendjemand Einflussreiches hinter diesem Termin stand«, sagt er schließlich und starrt in sein Glas. »Das habe ich gleich gesagt. Ich konnte spüren, dass sich jemand hinter den Kulissen für mich eingesetzt hatte. Und ich glaube, jetzt weiß ich auch, wer es war.« Er sieht mich an. »Es ist offensichtlich. Und es ist auch offensichtlich, wieso du es mir nicht sagen möchtest.«
Mir bleibt das Herz stehen. Meine Hand krampft sich um den Stiel meines Glases. Luke ist schlau. Er denkt so schnell. Mir hätte nichts rausrutschen dürfen.
Ist er böse? Nervös lecke ich mir die Lippen. »Luke, ich kann wirklich nichts dazu sagen.« »Verstehe.« Er nimmt einen großen Schluck von seinem Drink, und eine Weile sagt keiner von uns ein Wort.
Während wir da so sitzen und die Party um uns herum summt, werfe ich ihm immer wieder vorsichtige Blicke zu. Er ist nicht explodiert. Er ist nicht rausgerannt und hat gebrüllt, dass ihm jetzt der ganze Abend verdorben sei. Ist er gar nicht so verbittert, wie ich dachte?
Dauernd denke ich an Elinor in ihrem engen, staubigen Versteck. Wenn ich sie zum Bleiben überredet hätte ... hätte ich den Streit zwischen den beiden schlichten können?
»Aber Becky, du bist dir doch darüber im Klaren, dass das kein kleiner Gefallen war.« Luke bricht in meine Gedanken ein. »Es ist ein Riesending. Ich meine das alles hier.« Er deutet auf den Saal und flüstert: »Diese ... Person. Die stand auch hinter dem hier, nicht«
Ich nicke langsam. Wenn er es schon weiß, muss ich mich nicht mehr verstellen.
Luke atmet scharf aus, hält seinen Drink mit beiden Händen. »Du weißt, dass ich mich werde bedanken müssen, Becky. Irgendwie. Selbst wenn diese Person keinen Dank möchte.«
»Ich ... ich denke, das wäre nett, Luke.« Ich schlucke. »Wirklich nett.« Ich spüre die Tränen, die mir in die Augen steigen. Wie von selbst hat sich alles geklärt. Wir werden uns treffen, und -ja es wird sicher steif und betreten sein, aber sie werden miteinander sprechen. Und Luke wird sehen, wie seine Mutter mit Minnie umgeht. Und er wird merken, dass sie noch eine andere Seite hat.
»Was du heute kannst besorgen ...« Mit abruptem Schwung steht Luke auf. »Weißt du, ich habe nichts gesagt, doch ich hatte Tarquin schon die ganze Zeit irgendwie in Verdacht. Woher kennt er Sir Bernard? Die beiden gehen zusammen auf die Jagd, oder«
Ich brauche einen Moment, bis ich begreife, was er da sagt. Er meint, Tarquin stünde hinter alledem?
»Und natürlich wollte er sich schon die ganze Zeit unbedingt für meine Hilfe Anfang des Jahres revanchieren«, sagt Luke. »Aber mal ehrlich: »So viel Geld hätten sie wirklich nicht ausgeben dürfen.« Er sieht sich um, als könnte er es nicht fassen. »Ich weiß nicht, wie ich ihm jemals dafür angemessen danken kann. Und Suze genauso. Ich vermute doch, die beiden stecken unter einer Decke?«
Neeeeiiiin! Falsch! Du hast alles falsch verstanden!
Ich möchte etwas sagen, ihn von seiner falschen Spur abbringen. Aber was kann ich tun? Ich darf Elinors Vertrauen nicht missbrauchen, nicht nach allem, was sie gesagt hat.
»Warte mal!« Ich komme auf die Beine, setze Minnie auf das Sofa. »Luke, du darfst nichts sagen ... «
»Keine Sorge, Becky.« Er lächelt. »Ich werde nicht verraten, dass ich alles weiß. Wenn sie inkognito bleiben wollen, dann soll es so sein. Aber wenn jemand die Mühe auf sich nimmt, etwas derart Besonderes wie das hier auf die Beine zu stellen ... « Sein Gesicht leuchtet. »Dann hat er einen öffentlichen Dank verdient. Findest du nicht?«
Mein Herz verkrampft sich zu einem festen Knoten. Er sollte wissen, was seine Mutter für ihn getan hat. Er sollte es wissen, er sollte es wissen.
»Komm mit, Minnie! Daddy muss eine kleine Rede halten.« Bevor ich reagieren kann, marschiert Luke schon in die East Hall. »Suze?« Er winkt ihr im Vorübergehen. »Könntest du mal kurz mitkommen? Und Tarquin auch?« »Was ist los?«, fragt Suze, als sie uns folgt. »Was hat Luke vor?«
»Er glaubt, ihr hättet das alles gemacht«, raune ich ihr zu. »Du und Tarkie. Er glaubt, ihr hättet Sir Bernard rumgekriegt und alles bezahlt. Jetzt will er sich bei euch bedanken. «
»Du machst Witze!« Abrupt bleibt Suze stehen, mit sorgenvollem Blick. »Aber wir waren es gar nicht!«
»Ich weiß! Wie soll ich es ihm nur sagen?«