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Einen Moment starren wir einander bekümmert an.

»Ahnt Luke, dass Elinor etwas damit zu tun hat?«, sagt Suze schließlich. »Nein. Er hat sie mit keinem Wort erwähnt.« Jeden anderen auf der Welt hat er erwähnt. Seine Familie.

Seine Freunde. Auf alle hat er einen Trinkspruch ausgebracht. Nur nicht auf sie. Schon ist Luke zwischen zwei Songs auf die Bühne geklettert und der Sänger der Band hat ihm das Mikrofon gegeben.

»Ladies and Gentlemen, darf ich kurz um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten?« Lukes Stimme donnert durch den Saal. »Heute Abend wurde vielen gedankt. Aber ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf ein ganz besonderes Pärchen lenken. Die beiden haben uns in dieses wunderschöne Haus eingeladen und uns in den Genuss ihrer grenzenlosen Gastfreundschaft kommen lassen ... und darüber hinaus haben sie noch viel, viel mehr für mich getan, worauf ich hier und jetzt nicht weiter eingehen möchte ... « Er macht eine vielsagende Pause, und ich kann sehen, wie Tarquin Suze einen verwunderten Blick zuwirft. »Suze und Tarquin, ihr sollt wissen, dass ich nie vergessen werde, was ihr getan habt. Auf die Cleath-Stuarts!« Luke erhebt sein Glas, und alle Gäste auf der Tanzfläche tun es ihm nach und fangen an zu klatschen.

Suze versucht, charmant zu lächeln, als die Leute um sie herum sich ihr zuwenden und applaudieren.

»Ich fühle mich schrecklich«, flüstert sie, verzweifelt lächelnd. »Was ist mit Elinor?« »Sie hat es so gewollt«, flüstere ich zurück. »Da können wir nichts machen.«

Ich denke an Elinor, wie sie nach Hause eilt, die Schultern starr. Ohne dass irgendwer sie hochleben lässt, ohne dass irgendwer sie anlächelt, ohne dass irgendwer auch nur einen Gedanken an sie verschwendet. Und plötzlich merke ich, wie ich mir im Stillen etwas vornehme.

Eines Tages wird Luke es erfahren. Eines Tages wird er es erfahren.

»Los, sing« New York, New York!«, ruft jemand Luke zu, und alles lacht.

»Ganz bestimmt nicht. « Luke lächelt und reicht das Mikrofon an den Sänger weiter, der sofort die Band zum nächsten Song einzählt.

»Suze, Liebling.« Tarquin hat sich zu uns durchgedrängelt. Er wirkt doch etwas baff. »Was um alles in der Welt wollte Luke damit ... «

»Er wollte uns nur dafür danken, dass wir ihm gute Freunde sind«, sagt sie fröhlich. »Du weißt schon ... «

»Ah.« Tarquins Stirn glättet sich. »Großmütig.« Ein altes Namensschild ragt aus seinem Dinnerjacket, wie mir plötzlich auffällt. Darauf steht »W.F.S. Cleath-Stuart«. Was sein Vater ist.

»Tarkie.« Ich winke ihn heran. »Du hast da einen Fussel.« Ich schiebe das Namensschildehen wieder zurück und zwinkere Suze zu, die lächelnd den Kopf schüttelt.

Wir sehen, wie Luke sich langsam durch die Menge schiebt, plaudernd und nickend. Als er stehen bleibt, um mit Matt von Brandon C zu sprechen, sehe ich plötzlich, wie Minnie nach Matts Cocktailglas greift und es an den Mund führt. Matt merkt nichts davon.

»Minnie!« Ich renne hin und schnappe es mir. »Nein! Du trinkst keine Cocktails! Luke, hast du gesehen, was sie da eben gemacht hat?«

Es gab einmal eine Zeit, da wäre er an die Decke gegangen. Jetzt dreht er sie nur zu sich um und sieht sie mit spielerischem Ernst an.

»Komm schon, Minnie. Kennst du denn die Regeln nicht? Kein Zocken und kein Saufen! Kapiert? Und kein OnlineShopping, bis du mindestens ... drei bist.«

»Happy Daddy!« Minnie piekst ihn mit einem glitzernden Cocktailschirmchen.

»Jetzt geh mal einen Moment zu Oma!« Er setzt sie ab und scheucht sie zu Mum. »Ich muss mal eben kurz mit Mami sprechen.« Als er mich von der Tanzfläche führt, bin ich etwas überrascht. Worüber muss er mit mir sprechen?

Doch hoffentlich nicht über das Valentino-Kleid. Das kann nicht sein. Ich habe ihm erzählt, dass Mum es mir geschenkt hat.

»Ich wollte eigentlich bis nachher warten«, beginnt er, als wir uns ein ruhiges Plätzchen auf der Lichtung des Sommernachtstraumes gesucht haben. »Aber warum nicht jetzt gleich?«

»Absolut.« Ich nicke mit einem etwas unguten Gefühl.

»Obwohl du es wahrscheinlich längst ahnst.« Er verdreht die Augen. »Ich meine, offensichtlich weißt du ja, dass Sage Seymour meine Klientin ist. «

»Wir Partyplaner achten darauf, immer gut informiert zu sein.« Ich lächle zuckersüß. »Sogar über Dinge, die unsere Ehemänner uns verheimlichen wollen.«

»Und du hast mit ihr gesprochen.«

»Sogar mehrfach.« Lässig werfe ich mein Haar. »Wir haben uns wirklich gut verstanden. Sie meinte, wir sollten mal was zusammen trinken gehen.«

Suze ist fast gestorben, als ich es ihr erzählt habe. Sie meinte, ob sie wohl mitkommen könnte, als meine Assistentin? »Dann ... weißt du also alles?«, fragt Luke. Offensichtlich zielt er auf etwas Bestimmtes ab, doch ich weiß nicht was.

»Äh ... «

»Du weißt nicht alles.« Er forscht in meinem Gesicht, als versuchte er, mich zu durchschauen.

»Vielleicht ja doch«, pariere ich.

Verdammt. Wieso weiß ich nicht alles?

»Das Maklerbüro hat angerufen und eine Nachricht bei Bonnie hinterlassen.« Er scheint mir einen völlig neuen Kurs einzuschlagen. »Die haben uns ein Haus zur Miete besorgt. Aber es kommt natürlich darauf an ... «

»Genau.« Ich nicke wissend. »Natürlich. Es kommt darauf an. Auf. .. so manches.« »Becky ... « Luke sieht mich so komisch an. »Du hast absolut keine Ahnung, wovon ich rede, stimmt's?«

Ach, ich kann nicht mehr so tun als ob.

»Nein!«, rufe ich genervt. »Hab ich nicht! Sag es mir!«

»Du hast nicht den leisesten Schimmer, was ich gleich sagen werde.« Er verschränkt die Arme und sieht aus, als würde er sich amüsieren. »Wahrscheinlich ist es totallangweilig«, gebe ich zurück. »Ich weiß es, habe es aber vergessen, weil es so öde ist.« »Auch gut.« Er zuckt mit den Schultern. »Ist auch nicht wichtig. Wollen wir zurückgehen?«

Gott, er macht mich wahnsinnig.

»Sag es mir.« Ich funkle ihn an. »Auf der Stelle. Sonst kriegst du keine Wundertüte. Und wir haben echt tolle Wundertüten für die Gäste.«

»Okay.« Luke gibt nach. »Nun, um noch mal zu rekapitulieren, was du vermutlich bereits weißt ... « Er grinst mich an. »Ich arbeite inzwischen für Sage Seymour.«

Ich spüre, wie die Freude in mir glimmt. Mein Mann arbeitet für einen Filmstar! Das ist echt cool!

»Und ihr gefällt es ganz offensichtlich, jemanden zu haben, der nicht im Filmgeschäft ist und einen frischen Blick auf die Dinge wirft. Tatsächlich gefällt es ihr so gut ... «, Luke macht eine Pause, und sein Mund zuckt, »... dass sie mich gebeten hat, für eine Weile nach L.A. zu kommen. Ich würde eng mit ihrem Team zusammenarbeiten, ein paar eigene Kontakte machen und vielleicht, wenn alles wirklich gut läuft, bei Brandon Communications eine Medienabteilung einführen. »Becky.« Sein Gesichtsausdruck wird panisch. »Ist alles in Ordnung? Becky?« Ich kann nicht sprechen. L.A.?

Hollywood?

»Und ... und wir würden alle hingehen?«, stottere ich, als ich meine Stimme wiedergefunden habe.

»Nun, das war meine Idee. Gary kann sich eine Weile hier um alles kümmern, und ich dachte so an drei Monate. Aber natürlich ist dein Job ein Faktor, der mitberücksichtigt werden muss.« Voll Sorge sieht er mich an. »Ich weiß, dass es bei dir gerade gut läuft, dass du hoffst, in den Vorstand zu kommen ... «