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Was ich nur einmal gemacht habe.

»Die arme Janice muss vor lauter Aufregung das Bett hüten.« Mum flüstert diskret, als könnte Janice uns von ihrem Haus aus hören. »Es war schon schlimm genug für sie, als sie das von Jess und Tpm erfahren hat. «

»Arme Janice«, sagen Dad und ich im Chor.

»Sie hat sich so sehr auf diese Hochzeit gefreut. Ich meine, ich weiß ja, dass die jüngere Generation gern alles anders macht, aber mal ehrlich: Ist es denn so schwer, im Schleier vor einen Altar zu treten? Janice hatte schon die Tischdekorationen und die Andenkentütchen vorbereitet. Was soll sie jetzt mit dem ganzen silbernen Stoff anfangen?«

Mum plappert immer weiter. Mir kommt indes eine großartige Idee. Janices Garten. Natürlich! Da drüben könnten wir ein Festzelt aufstellen, und Luke würde nie im Leben etwas ahnen! Er würde nur denken, Martin und Janice feiern eine Fete!

» ... und kein einziges Hochzeitsfoto für den Kaminsims ... « Mum ist immer noch voll der Empörung.

»Hey, Mum!«, unterbreche ich sie. »Hör mal. Sag Luke bitte nichts, aber ich will zu seinem Geburtstag eine Überraschungsparty geben. Und ich dachte gerade -meinst du, wir könnten in Janices Garten feiern? Wäre ihr das recht?«

Schweigen. Mum und Dad beäugen mich recht seltsam.

»Eine Party, Schätzchen?« Mum klingt verspannt. »Du meinst, ein paar Freunde kommen vorbei?« »Nein, eine große Party! Mit Festzeit und allem.« Jetzt sehen Mum und Dad sich an. »Was?«, sage ich genervt. »Das klingt nach einer ziemlich ... großen Feier.« »Ja, groß«, sage ich bockig. »Und ganz toll. Mit einer leuchtenden Tanzfläche und einem Feuerschlucker. Luke wird völlig von den Socken sein. «

Jeden Abend stelle ich es mir vor. Immer führe ich mir dieselbe Situation vor Augen: Sprachlos steht Luke da und starrt die fantastischste Party der Welt an, und ihm fehlen buchstäblich die Worte. Ich kann es kaum erwarten!

»Feuerschlucker?«, wiederholt Mum leicht beunruhigt. »Becky, Liebes ... «

»Es wird wieder genauso wie die Sache mit George Michael«, raunt Dad Mum finster zu, und ich atme scharf ein. Das ist gegen unseren Familienkodex! Es war abgemacht, dass George Michael nie wieder erwähnt wird. Wir stellen sogar >Careless Whisper< ab, wenn es im Radio läuft.

»Danke, Dad. Das habe ich gehört.« Wütend starre ich ihn an. »Und das wird es nicht.«

Der Zwischenfall mit George Michael war derart peinlich, dass ich mich kaum dazu bewegen kann, mir die Details in Erinnerung zu rufen. Also werde ich es auch nicht tun. Nur dass ich dreizehn war und meine ganze Klasse dachte, George Michael würde bei meiner Geburtstagsparty auftreten. Weil ich es angekündigt hatte. Und alle hatten ihre Autogrammhefte und Kameras dabei ...

Mir wird ganz mulmig, wenn ich nur daran denke.

Dreizehnjährige Mädchen können echt gemein sein.

Und ich hatte es mir nicht ausgedacht, wie alle behauptet haben. Hatte ich nicht. Ich hatte beim Fanclub angerufen, und der Mann hatte gesagt, George wäre bestimmt gern dabei, und das habe ich irgendwie ... missverstanden.

»Und erinnerst du dich noch an die Feen, Graham?« Plötzlich schlägt sich Mum mit der flachen Hand an die Stirn. »Die ganzen schluchzenden, hysterischen kleinen Mädchen?« 

Warum müssen Eltern einen dauernd an alles Mögliche erinnern? Okay, vielleicht hätte ich meinen Schulfreundinnen nicht erzählen sollen, dass bei uns echte Feen im Garten wohnten und alle Geburtstagsgäste einen Wunsch frei hätten. Und dann hätte ich wohl auch nicht sagen sollen, dass die Feen es sich anders überlegt hätten, weil meine Geschenke alle doof waren.

Aber ich war fünf. So was macht man, wenn man fünf ist. Das heißt ja nicht, dass man es mit achtundzwanzig auch noch macht.

»Wollt ihr vielleicht noch irgendwas aus meiner Vergangenheit ausgraben?« Ich kann nicht verhindern, dass ich verletzt klinge.

»Schätzchen.« Mum legt mir eine Hand auf die Schulter. »Ich sage ja nur ... Geburtstagspartys waren nie deine Stärke. Oder was meinst du?« 

»Tja, diese wird aber superklasse«, erwidere ich, doch Mum macht nach wie vor einen eher betretenen Eindruck. »Mach einfach nur nicht zu viele Versprechungen, Liebes.«

»Wieso lädst du Luke nicht lieber zum Essen ein?«, schlägt Dad vor. »Im King's Arms gibt es ein wunderbares Menü.« Okay, ich gebe offiziell meine Freunde und Familie auf. Das King's Arms?

»Ich will kein blödes, altes Menü in einem Pub! Ich will Luke eine Party schmeißen! Und das werde ich auch tun, auch wenn ihr glaubt, dass es ein Desaster wird ... « 

»Tun wir nicht!«, sagt Mum eilig und wirft Dad einen Blick zu. »Das wollten wir damit nicht sagen, und bestimmt können wir dir alle helfen ... « 

»Das müsst ihr nicht«, sage ich hochmütig. »Ich habe alle Hilfe, die ich brauche, vielen Dank.«

Und damit schwebe ich aus der Küche, bevor einer von beiden etwas antworten kann. Was echt unreif und teenymäßig von mir ist. Aber ehrlich. Eltern sind so was von ... nervig.

Und außerdem sind sie schief gewickelt, denn eine Überraschungsparty zu organisieren ist ein Kinderspiel. Wieso mache ich das eigentlich nicht öfter? Noch am selben Abend hatte ich alles geklärt. Am 7. April steht ein Festzelt in Janices Garten. Janice und Martin sind mit an Bord und haben mir absolute Verschwiegenheit geschworen. (Genau wie der Klempner, der gerade ihren Wasserhahn reparierte und das ganze Gespräch belauscht hat. Hoch und heilig hat er versprochen, kein Sterbenswörtchen zu sagen.)

Leider ist Mum inzwischen noch hysterischer als vorher. Sie hat im Radio irgend so eine Gruselgeschichte gehört -von wegen dass Großbritanniens Staatsschulden ein schwarzes Loch sind und das Rentensystem zusammenbricht und Geld demnächst praktisch wertlos ist. Oder so ähnlich. Also gibt es eine Familienkonferenz. Minnie ist im Bett, und wir haben eine Flasche Wein aufgemacht und sitzen um den Küchentisch.

»Tja ...«, sagt Dad. »Offenbar ist die ganze Welt ... verrückt geworden. « »Ich war eben im Keller.« Mum klingt etwas verschreckt.

»Wir haben noch die Mineralwasserflaschen, die wir für den Millennium Bug besorgt hatten. Und acht Kisten Konserven und die ganzen Kerzen. Ich denke, drei Monate müssten wir auskommen, aber was wir mit der kleinen Minnie anfangen ... «

»Jane, wir werden doch nicht belagert«, sagt Dad leicht gereizt. »Noch hat Waitrose geöffnet.« »Man kann nie wissen! Wir müssen bereit sein! In der Daily World stand ... «

»Aber es könnte sein, dass uns finanzielle Engpässe bevorstehen«, unterbricht Dad mit ernster Miene. »Und zwar allen. Daher schlage ich vor, dass wir uns auch alle überlegen, wie wir K.T. können. «

Düsteres Schweigen herrscht am Tisch. Keiner von uns ist scharf auf K.T. Es ist Dads Abkürzung für Kürzer Treten, und das macht eigentlich nie Spaß.

»Ich weiß, wo das ganze Geld bleibt«, sagt Mum unnachgiebig. »Bei diesen gerösteten Luxusnüssen von Marks & Spencer, die du unbedingt kaufen musst, Graham. Weißt du, wie viel die kosten? Und dann sitzt du vor dem Fernseher und isst sie händeweise ... «

»Unsinn«, sagt Dad hitzig. »Weißt du, wofür wir unser Geld ausgeben? Für Marmelade. Wie viele Gläser Marmelade braucht man? Wer braucht.. .« Er greift in einen Küchenschrank und nimmt wahllos ein Glas heraus. »Stachelbeere mit Holunder?«