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Die habe ich gekauft, auf einem Kunstgewerbemarkt.

»Was erwartest du von mir?«, ruft Mum beleidigt. »Soll ich mich von einem billigen Glas Glibber aus Speisefarbe und Rüben ernähren?«

»Vielleicht! Vielleicht sollten wir bei einem von diesen Lebensmittel-Discountern einkaufen. Wir sind Rentner, Jane. Wir können uns keine großen Sprünge mehr leisten.«

»Es liegt am Kaffee«, sagt Mum. »Diese komischen Tütchen von Becky. Nespresso.« »Ja!« Plötzlich kommt Dad in Fahrt. »Da gebe ich dir völlig recht. Die reine Geldverschwendung. Was kostet so ein Tütchen?«

Beide drehen sich um und starren mich vorwurfsvoll an.

»Ich brauche guten Kaffee!«, sage ich entsetzt. »Das ist mein einziger Luxus!« Ich kann nicht bei meinen Eltern wohnen und schlechten Kaffee trinken. Das wäre unmenschlich.

»Wenn ihr mich fragt, liegt es am Fernseher«, keife ich zurück. »Ihr habt ihn immer viel zu laut. Das ist Energieverschwendung.«

»Mach dich nicht lächerlich«, gibt Mum schnippisch zurück.

»Also, am Kaffee liegt es jedenfalls nicht!«

»Ich finde, wir sollten alle Marmeladen streichen, ab morgen«, sagt Dad. »Alle Marmeladen, alle Brotaufstriche ... «

»Nun, wenn wir das tun, kann ich gleich alle Lebensmittel streichen, oder?«, erwidert Mum schrill. »Ich streiche alle Lebensmittel, Graham, denn die sind offenbar auch die reine Geldverschwendung ... »

»Wie dem auch sein, Nespresso ist jedenfalls tausendmal billiger, als in ein Caffé: zu gehen«, versuche ich zu erklären.« Und ihr bezahlt nicht mal dafür. Ich kaufe sie mir selbst im Internet! Also ...«

Wir steigern uns alle dermaßen hinein, dass es eine Weile dauert, bis ich merke, dass Luke in der Tür steht und uns zusieht. Seine Mundwinkel zucken spöttisch.

»Oh, hi!« Ich springe auf, erleichtert, dass ich fliehen kann. »Wie geht es dir? Alles okay« 

»Prima.« Er nickt. »Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um Minnie gute Nacht zu sagen, aber sie schlief schon.« Er lächelt etwas betrübt, und leises Mitgefühl kommt in mir auf. In letzter Zeit kriegt er Minnie kaum noch zu sehen.

»Sie hat schon wieder ihr ganzes Spielzeug mit ins Bett genommen«, erzähle ich ihm. »Sogar das Puppenhaus.«

»Schon wieder?«, lacht er.

Es ist Minnies neuester Trick, noch mal aus dem Bett zu steigen, nachdem ich ihr schon gute Nacht gesagt habe, und ihr ganzes Spielzeug einzusammeln und auf dem Bett zu verteilen, sodass ihr kaum noch Platz zum Liegen bleibt. Ich war vorhin schon oben, und da schlief sie tief und fest und hielt ihr hölzernes Pony im Arm, mit mindestens zwanzig Plüschtieren und ihrem Puppenhaus oben auf der Decke. Fast hätte sie selbst nicht mehr ins Bett gepasst.

»Luke!« Endlich bemerkt auch Mum ihn und stockt mitten in einer Tirade darüber, dass Dad sowieso nie Toast zum Frühstück isst, was versteht er also schon davon? »Wir besprechen gerade die Lage.«

»Die Lage?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an.

»Wir überlegen gerade, wie man Geld sparen könnte«, erkläre ich, in der Hoffnung, dass Luke vielleicht sagt: »Was für eine lächerliche Idee! Alles ist gut. Mach den Champagner auf!«

Aber er nickt nur nachdenklich. »Das ist keine schlechte Idee, so wie es aussieht.«

»Aber wie sieht es denn aus?«, ruft Mum schrill. »Luke, du weißt doch Bescheid. Hat die Daily World recht? Denn ich hab jemanden im Radio gehört, der gesagt hat, es gäbe einen Dominoeffekt. Und wir sind die Dominosteine, die alle nacheinander umfallen!«

»Nein, sind wir nicht.« Dad verdreht die Augen. »Die Banken sind die Dominosteine.«

»Und was sind wir dann?« Mum funkelt ihn an. »Die Würfel?«

»Jane«, unterbricht Luke taktvoll. »Du solltest nicht alles glauben, was du in den Medien hörst. Es wird ganz schön übertrieben. InWahrheit ist es noch viel zu früh für eine Einschätzung. Sicher ist nur, dass die Leute verunsichert sind und sich Panik breitmacht. Nicht nur bei den Banken, in allen Bereichen. Ob zu Recht ... das ist noch die Frage.«

Ich sehe Mum an, dass sie sich damit nicht zufriedengibt.

»Aber was sagen denn die Experten?«, will sie wissen.

»Luke ist ein Experte!«, werfe ich beleidigt ein.

»Wirtschaftsgurus sind leider keine Wahrsager.« Luke zuckt mit den Achseln. »Und sie sind nicht immer einer Meinung. Ich würde sagen, es schadet nie, besonnen zu sein.« 

»Absolut.« Dad nickt zustimmend. »Das habe ich auch gerade gesagt. Wir geben erheblich zu viel Geld aus, Jane, mit oder ohne Krise. Vier Pfund kostet das hier!« Er schwenkt das Glas Stachelbeermarmelade. »Vier Pfund!«

»Na schön.« Mum wirft Dad einen bösen Blick zu. »Von jetzt an kaufe ich nur noch im Pound Shop. Bist du dann glücklich, Graham?«

»Ich auch!«, sage ich hilfsbereit. Ich war noch nie in einem Pound Shop, aber die müssen gut sein. Schließlich kostet alles nur ein Pfund.

»Meine Liebste, so arm sind wir glücklicherweise noch nicht dran.« Luke küsst mich auf die Stirn. »Wenn du mich fragst, könnten wir am leichtesten Geld sparen, wenn du ein paar von deinen Sachen mehr als einmal tragen würdest.«

Nicht das schon wieder. »Ich trage sie mehr als einmal«, sage ich barsch. »Immer diese Übertreibung ... « »Wie oft hast du die Strickjacke mit dem roten Knopf getragen?«, fragt er mich unschuldig. »Das ist. .. ich bin ... « Ich stocke, bin leicht aufgeschmissen.

Verdammt. Wieso habe ich sie nicht getragen? Ich weiß nicht mal, wo sie ist. Habe ich sie Weihnachten irgendwo liegen lassen?

»Hundertmal, stimmt's?« Luke sieht aus, als würde er es genießen. »Hast du das nicht gesagt?« »Ich habe vor, sie hundertmal zu tragen«, sage ich steinern. »Ich habe nicht gesagt, wann.« »Wie viele Sachen hast du eigentlich? Irgendwo verstaut in deinen Schränken?« 

»Ich ... äh ... « 

»Hast du überhaupt eine Ahnung?«

»Zu viele«, schnaubt Dad. »Wollen wir mal die Stiefel zählen, mit denen meine Garage vollgestopft ist?«

»Irgendeine Ahnung?«, beharrt Luke.

»Ich kann ... das ist nicht ... « Verwirrt komme ich ins Stocken.

Was ist das überhaupt für eine Frage: Wie viele Sachen hast du? Das ist ja wohl etwas viel verlangt. »Wie viele Sachen hast du denn?«, gebe ich zurück, und Luke denkt ungefähr eine Mikrosekunde lang nach.

»Neun Anzüge, ein paar davon zu alt, um sie noch zu tragen. Etwa dreißig Hemden. Ungefähr fünfzig Krawatten. Ich sollte ein paar davon entsorgen. Dann den Smoking. Ich muss mir die nächsten zwölf Monate nichts mehr zum Anziehen kaufen, höchstens Socken.« Er zuckt mit den Schultern. »Und das werde ich auch nicht tun. Nicht bei der derzeitigen Wirtschaftslage. Ich glaube kaum, dass es das richtige Signal aussenden würde, wenn ich im neuen, maßgeschneiderten Anzug bei der Arbeit erscheine.« 

Luke hat immer eine Antwort parat. »Aber du bist ein Mann. Das ist was anderes. Ich arbeite in der Modebranche, wie du dich vielleicht erinnern wirst. «

»Ich weiß«, sagt er sanft. »Ich meine ja nur, wenn du deine Sachen -sagen wir -dreimal tragen würdest, bevor du dir was Neues kaufst, würde deine Kleiderrechnung vielleicht etwas geringer ausfallen.« Er zuckt mit den Schultern. »Du hast gesagt, du wolltest wissen, wie du Geld sparen könntest.«

Ich wollte aber nicht solche Ideen. Ich wollte Ideen, die mit irgendwas zu tun haben, was mich nicht interessiert -wie Benzin oder Versicherungen. Aber jetzt sitze ich irgendwie in der Klemme ...