»Mit den Geburtstagskarten?«
»Die Geburtstagskarten für die Mitarbeiter.« Sie blinzelt mich an. »Ich habe einen Stapel davon fürs ganze Jahr. Er soll sie unterschreiben, kommt aber nie dazu. Was verständlich ist, weil er viel zu tun hat ...«
»Ich bringe ihn dazu, sie zu unterschreiben«, sage ich entschlossen. »Überlassen Sie das nur mir.«
»Becky.« Bonnie wird kalkweiß. »Bitte nicht, das wollte ich damit nicht sagen ... «
»Keine Sorge, ich werde beruhigend auf ihn einwirken. Ich bin ganz vorsichtig.«
Bonnie macht einen besorgten Eindruck. »Ich möchte nicht, dass Sie darin verwickelt werden ... «
»Aber ich bin darin verwickelt! Ich bin seine Frau! Und ich finde es unsäglich, dass er sich nicht die Mühe macht, die Geburtstagskarten seiner Mitarbeiter zu unterschreiben. Wissen Sie, woran es liegt?«, füge ich verschmitzt hinzu. »Es liegt daran, dass ihm sein eigener Geburtstag nichts bedeutet, und deshalb denkt er, allen anderen ginge es genauso. Es käme ihm nie in den Sinn, dass es jemandem wichtig sein könnte.«
»Ach.« Bonnie nickt langsam. »Ja. Das klingt logisch.« »Wann ist denn der nächste Geburtstag in der Firma? Wer steht als Nächstes auf der Liste?« »Nun, eigentlich ... « Bonnie läuft rot an. »Ich selbst habe in zwei Wochen Geburtstag ... «
»Perfekt! Ich werde dafür sorgen, dass er bis dahin alle Karten unterschrieben hat ... « Da kommt mir ein neuer Gedanke. »Und was will er Ihnen schenken? Was hat er Ihnen denn zu Weihnachten geschenkt? Etwas Hübsches, hoffe ich.«
»Selbstverständlich! Er hat mir ein wirklich hübsches Geschenk gemacht!« Bonnies fröhliche Stimme klingt ein wenig gepresst. »Dieses wundervolle Armband.«
Sie schüttelt ihren Arm, und ein goldenes Kettchen fällt unter ihrem Ärmel hervor. Sprachlos starre ich es an. Das hat Luke ihr gekauft? Ich meine, es ist kein schlechtes Armband. Aber es passt dermaßen weder zu Bonnies Farben noch zu ihrem Stil oder sonst was. Kein Wunder, dass sie es unter ihrem Ärmel versteckt. Und wahrscheinlich hat sie das Gefühl, sie müsste es jeden Tag zur Arbeit tragen, die Ärmste. Wo hat er das überhaupt her -von totalfarblosegeschenkefürdeinesekretärin.com? Wieso hat er mich denn nicht gefragt?
Langsam wird mir einiges klarer. Wir müssen uns koordinieren, Bonnie und ich. Wir müssen als Team arbeiten. »Bonnie«, sage ich nachdenklich. »Würden Sie gern was Richtiges trinken?«
»Oh, nein ... «, sagt sie.
»Nun kommen Sie schon«, locke ich sie. »Ein winzig kleines Gläschen Wein zum Mittag macht einen doch nicht gleich unprofessionell. Und ich verspreche, dass ich niemandem ein Sterbenswörtchen sage.«
»Na ja.« Bonnie gibt nach. »Vielleicht nehme ich einen kleinen Wermut auf Eis.«
Yay! Bravo, Bonnie!
Als wir unsere Salate aufgegessen haben und Kaffee schlürfen, sind wir beide schon viel entspannter. Ich habe Bonnie mit Geschichten über Lukes Yoga-Übungen auf unserer Hochzeitsreise zum Lachen gebracht, und sie hat mir von einem früheren Chef erzählt, der den Lotus-Sitz probieren wollte und in der Notaufnahme landete. (Sie war zu diskret, mir zu verraten, wer es war. Das muss ich googeln.) Vor allem aber steht nun mein Partyplan.
»Bonnie«, fange ich noch mal an, als der Kellner uns die Rechnung bringt und ich sie an mich nehme, bevor Bonnie protestieren kann. »Ich möchte nur noch einmal sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie mir mit der Party helfen.«
»Ehrlich, das macht mir überhaupt keine Mühe ... «
»Und mir ist noch etwas bewusst geworden. Wir können uns gegenseitig helfen!« Vor Begeisterung wird meine Stimme etwas lauter. »Wir können Synergien nutzen. Denken Sie nur, was wir erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten! Luke muss davon nichts wissen. Es wird alles unter uns bleiben.«
Sobald ich »Unter uns bleiben« sage, sieht Bonnie aus, als sei ihr nicht ganz wohl in ihrer Haut.
»Becky, es war wirklich nett, mit Ihnen zu plaudern ... »beginnt sie. »Und ich weiß sehr wohl zu schätzen, dass Sie helfen wollen, aber ...«
»Wir bleiben in Kontakt, okay?, »unterbreche ich sie. »Speichern Sie meine Nummer. Und sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Luke einen kleinen Schubs braucht. Ob groß oder klein. Ich will tun, was ich kann. «
Sie macht den Mund auf, um zu protestieren. Jetzt kann sie keinen Rückzieher mehr machen. »Bonnie, bitte. Brandon Communications liegt mir sehr am Herzen«, sage ich warmherzig. »Und es könnte doch sein, dass ich etwas Positives beitragen kann. Aber das kann ich nur, wenn Sie mich auf dem Laufenden halten! Anderenfalls bin ich machtlos! Luke versucht, mich zu beschützen, und merkt dabei nicht, dass er mich ausschließt. Bitte lassen Sie mich helfen!«
Bonnie sieht mich nach meiner kleinen Ansprache erstaunt an, aber es stimmt auch irgendwie -ich fühle mich von Luke ein bisschen ausgeschlossen, seit ich nicht mal als Zuschauerin an dem Arcodas-Prozess teilnehmen durfte. (Okay, es war kein Prozess. Eine Anhörung. Oder wie das heißt.)
»Nun, sagt sie schließlich.« »So habe ich das gar nicht gesehen. Selbstverständlich will ich es Sie gern wissen lassen, falls ich der Ansicht sein sollte, dass Sie etwas ... beitragen können.«
»Prima!« Ich strahle. „Und im Gegenzug könnten Sie mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun?« »Natürlich.« Bonnie sieht aus, als käme sie nicht ganz mit. »Aber gern. Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?«
»Ja, also, tatsächlich hätte ich da einen kleinen Wunsch.« Ich nehme einen Schluck Cappuccino. »Sie würden mir wirklich sehr helfen.«
»Hat es mit der Party zu tun?« Bonnie holt schon ihr Notizbuch hervor.
»Nein, mit der Party hat es nichts zu tun. Es ist eher allgemein.« Ich beuge mich über den Tisch. „Könnten Sie Luke sagen, dass ein Fitnessraum besser ist als ein Weinkeller«
Total verwirrt starrt Bonnie mich an.
»Verzeihung?«, sagt sie schließlich.
»Wir wollen da dieses Haus kaufen«, erkläre ich, und Luke will einen Weinkeller einrichten, aber ich möchte einen Fitnessraum. Könnten Sie ihn überreden, dass ein Fitnessraum viel besser ist?«
»Becky.« Langsam wird Bonnie unruhig. „Ich glaube wirklich nicht, dass das angemessen wäre ... «
»Bitte!«, bettle ich. »Bonnie, sind Sie sich darüber im Klaren, wie sehr Luke Ihre Meinung schätzt? Er hört immer auf Sie. Sie können ihn beeinflussen!«
Es scheint, als fehlten Bonnie die Worte. »Aber ... wie um alles in der Welt soll ich dieses Thema jemals anschneiden?«
»Ganz einfach!«, sage ich zuversichtlich. »Sie könnten so tun, als würden Sie einen Artikel darüber lesen, und dann ganz nebenbei sagen, dass Sie nie im Leben ein Haus kaufen würden, bei dem der gesamte Keller in ein Weinlager umgewandelt wurde. Und dass Sie auf jeden Fall einen Fitnessraum bevorzugen würden. Und Sie könnten außerdem sagen, dass Weinproben total überbewertet und langweilig sind«, füge ich hinzu.
»Aber Becky ... «
»Und so könnten wir uns gegenseitig richtig helfen. »Girlpower.« Ich lächle sie an, so gewinnend wie möglich. »Schwestern.«
»Nun ... ich will mein Bestes tun, ein solches Gespräch anzuschneiden«, sagt Becky schließlich. »Ich kann nichts versprechen, aber ...«
»Sie sind ein Engel! Und wenn ich irgendwas tun oder sagen soll, was Luke angeht, schreiben Sie mir eine SMS. Egal, was.« Ich biete ihr den Teller mit der Pfefferminzschokolade an. »Auf uns! Das Becky&Bonnie-Team!«
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