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Surrey

                                                                                               20. Februar 2006

Liebe Rebecca,

danke für Ihren Brief vom 16. Februar.

Ich verstehe die Empörung angesichts Ihrer jüngsten Tauscherfahrung. In der Tat werde ich den Schatzkanzler -sollte ich Gelegenheit dazu bekommen -warnen, dass »Tauschhandel wohl doch nicht das Richtige ist.« Machen Sie sich bitte keine Sorgen: Er hat noch nicht damit begonnen, »unser ganzes Zeug mit Frankreich zu tauschen.«

Falls es Sie trösten sollte, war die Ineffektivität illiquider Finanzinstrumente für Investoren von jeher ein Quell der Enttäuschung. Zufällig schreibe ich momentan an einem Aufsatz mit dem Titel »Eine Geschichte der Schätzung und Kalkulation illiquider Investitionen seit 1600( für die Britische Zeitschrift für Geldwirtschaft. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich gern Ihr Beispiel für einen enttäuschenden Tauschhandel als kleine »Anekdote« beifügen. Selbstverständlich werde ich Sie in einer Fußnote erwähnen, wenn Sie es wünschen.

Mit freundlichen Grüßen

Edwin Tredwell

Abteilungsleiter

Strategierecherche

ALARIS PULIKATIONS LTD

Mrs. Rebecca Brandon

The Pines

43 Elton Road

Oxshott

Surrey

                                                                                                   27. Februar 2006

Liebe Rebecca,

vielen Dank für Ihre Demo-CD »Beckys Inspirative Vorträge«, die wir uns angehört haben. Zweifellos waren die Vorträge sehr lebendig und einige der Anekdoten ausgesprochen amüsant.

Sie versichern, dass sich Ihre, »profunde und spirituelle Botschaft dem Zuhörer laut und deutlich vermittelt.« Leider waren wir auch nach mehrmaligem Anhören nicht in der Lage herauszufiltern, worin diese Botschaft besteht. Eher scheint Ihr Text mehrere Botschaften zu haben, von denen sich manche widersprechen.

Daher werden wir keine zwölfteilige Reihe herausgeben und diese im Fernsehen bewerben, wie Sie vorschlagen.

Herzliche Grüße

Celia Hereford

Lektorat Mind-Body-Spirit

11

Es geht los! Tatsächlich und definitiv. Die Einladungen für die Party sind raus! Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Bonnie hat mir die endgültige Gästeliste gestern rübergemailt -auf mein geheimes E-Mail-Konto. Als ich meinen Blick darüber schweifen ließ, wurde ich plötzlich doch etwas nervös. Ich hatte ganz vergessen, dass Luke enorm gute Verbindungen hat. Ein paar einflussreiche Leute wurden eingeladen, etwa der Chef von Foreland Investments und der gesamte Vorstand der Bank of London. Da ist sogar jemand mit dem Namen »Seine Exzellenz St. John Gardner-Stone«, was richtig beängstigend klingt, und ich kann gar nicht glauben, dass er mal mit Luke befreundet war. (Ich habe ihn kurz gegoogelt, und als ich seinen buschigen Bart sah, konnte ich es noch weniger glauben.)

Zweihundert wichtige Leute kommen zu meiner Party. Und ich habe immer noch kein Zelt. Noch hat niemand auf meine Tausch-Annonce reagiert, und nie im Leben kann ich mir eine von diesen teuren Mietfirmen leisten. Mein Magen krampft sich jedes Mal zusammen, wenn ich daran denke. Aber ich muss positiv bleiben. Irgendwie wird es schon werden. Es muss einfach. Und ich habe immerhin die Schnittchen und das Tischkonfetti aus dem Pound Shop, und vierzig Troddeln habe ich auch schon gebastelt ...

Könnte ich auch ein Festzeit basteln? Aus Einkaufstüten? Plötzlich habe ich so eine Vision von einem hübschen Patchwork-Zelt, auf dem Hunderte von Designernamen leuchten ... Nein. Bleiben wir realistisch. Mehr als Troddeln kriege ich nicht hin.

Immerhin bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, einen Sponsor für die Party zu suchen. Ich habe stapelweise Briefe an die Marketingabteilungen von Firmen wie Dom Perignon und Bacardi geschrieben und denen erklärt, was für eine großartige Gelegenheit es für sie wäre, in ein derart glanzvolles, profiliertes Event eingebunden zu sein. Wenn nur ein paar von denen uns irgendwas umsonst schicken, ist alles klar. (Und selbstverständlich habe ich sie allesamt zu Verschwiegenheit verpflichtet. Wenn einer von denen plaudert, ist er tot.)

Hektisch blicke ich an mir herab und bürste einen Fleck von Minnies pinkfarbenem Mäntelchen. Wir spazieren den Piccadilly entlang. In meinem ganzen Leben habe ich noch kein so ungutes Gefühl gehabt. Zweihundert Meter vor uns ist das Ritz, und im Ritz ist Elinor, wartet in einer Suite, und da wollen wir hin.

Ich kann immer noch nicht ganz fassen, dass ich es tue. Ich habe ein heimliches Treffen arrangiert. Luke habe ich kein Wort davon erzählt. Ich fühle mich, als würde ich ihn furchtbar hintergehen. Aber andererseits ... habe ich auch das Gefühl, dass ich es unbedingt tun sollte. Ich muss Elinor die Chance geben, ihr Enkelkind kennenzulernen. Ihr einziges.

Und wenn es in einer Katastrophe endet oder Elinor etwas Gemeines sagt, packe ich Minnie einfach wieder ein und tue, als wäre nichts gewesen.

Das Ritz ist so grandios und schön wie eh und je, und plötzlich muss ich daran denken, wie Luke und ich uns hier auf ein Date getroffen haben, bevor wir überhaupt zusammen waren. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte damals gewusst, dass wir am Ende heiraten und eine Tochter haben würden. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte gewusst, ich würde ihn am Ende hintergehen und mich heimlich mit seiner Mutter treffen ...

Nein. Aufhören. Nicht dran denken.

Als wir ins Ritz kommen, steht dort eine dunkelhaarige Braut in einem märchenhaften Futteralkleid mit langem, glitzerndem Schleier und einem Diadem, und plötzlich überkommt mich ein starkes Verlangen. Oh, Gott, ich würde gerne noch mal heiraten.

Ich meine, selbstverständlich Luke.

»Prinzessin.« Minnie zeigt mit ihrem Stummelfinger auf die Braut, die Augen groß wie Untertassen. »Pin-zessin!«

Die Braut dreht sich um und lächelt Minnie liebevoll an. Sie nimmt eine kleine Rosenknospe aus ihrem Strauß, raschelt zu uns herüber und reicht sie Minnie, die sie anstrahlt und dann nach der größten, schönsten Rose greift.

»Nicht, Minnie!« Gerade rechtzeitig fange ich ihre Hand ab. »Vielen Dank!«, füge ich zur Braut gewandt hinzu. »Sie sehen zauberhaft aus. Meine Tochter hält Sie für eine Prinzessin.«

»Pinz?« Minnie sieht sich um. »Pinz?« Die Braut blickt mir in die Augen und lacht. »Da kommt mein Prinz, Süße.« Sie zeigt auf einen Herrn im Stresemann, der sich uns auf dem gemusterten Teppich nähert.

Urks. Er ist klein, untersetzt, hat eine Halbglatze und ist mindestens fünfzig. Er sieht eher aus wie ein Frosch. An Minnies fragendem Blick sehe ich, dass sie nicht überzeugt ist.

»Pinz?«, sagt sie noch einmal zu der Braut. »Wo Pinz?«

»Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!«, sage ich eilig. »Wir müssen weiter ... « Und eilig führe ich Minnie fort, während sie mit ihrem kleinen Stimmchen immer wieder sagt: »Wo Pinz?«

Halbwegs hoffe ich schon, dass der Mann an der Rezeption sagt: »Tut mir leid, Elinor Sherman ist heute Vormittag nicht im Hotel», und wir die ganze Sache vergessen und stattdessen zu Hamleys gehen können. Aber offensichtlich hat sie das Personal instruiert, denn er nimmt augenblicklich Haltung an und sagt: »Oh, ja, Mrs. Shermans Besuch» und er begleitet mich persönlich im Lift nach oben. Schon finde ich mich in einem Flur mit elegantem Teppich wieder und klopfe an die Tür. Plötzlich zittert meine Hand.