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»Ja«, sage ich langsam. »Ja, das ist eine gute Idee. Ich nehme die Liste morgen mit zur Arbeit.«

»Darf ich vorschlagen, Becky, dass ich den telefonischen Kontakt herstelle?«, sagt Bonnie sanft. »Wenn Sie es tun, vermitteln Sie den Eindruck, Sie seien die Kontaktperson. Sie sollten jedoch gerade nicht die Kontaktperson sein. Wir müssen Sie so weit wie möglich von den Gästen fernhalten, um weitere Ausrutscher zu vermeiden.«

»Aber das wäre doch viel zu viel Arbeit! Das kann ich Ihnen nicht zumuten!« »Es macht mir nichts aus. Wirklich, ich tue es gern.« Sie zögert. »Das macht sogar Spaß!«

»Tja ... danke.«

Ein Kellner wartet auf uns, und ich bestelle einen doppelten Cappuccino. Ich brauche Koffein. Diese Party macht mehr Arbeit, als ich dachte. Meine Hände tun mir weh, nachdem ich Plastiktüten für Troddeln zurechtgeschnitten habe (ich bin bei 72), und ständig kämpfe ich gegen meine Paranoia, dass Luke über einen meiner Ordner mit den Notizen stolpert. Gestern Nacht habe ich geträumt, dass er nach Hause kommt, während ich gerade seinen Geburtstagskuchen vorbereite, in einer gigantischen Rührschüssel, und ich musste so tun, als machte ich Frühstück, und er sagte immer nur: »Ich möchte aber keinen Kuchen zum Frühstück.« 

Was ein dämlicher Traum ist, denn nie im Leben backe ich Geburtstagskuchen für zweihundert Leute. Oh, Gott. Das muss mit auf meine Liste. Geburtstagskuchen bestellen.

»Becky, Liebes, entspannen Sie sich«, sagt Bonnie, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Den einen oder anderen Schock wird es sicher noch geben. Aber mir scheint, Sie haben diese Party bemerkenswert gut geheim gehalten. Und Luke hat auch sehr loyale Mitarbeiter«, fügt sie leise hinzu. »Die werden liebend gern die Gelegenheit wahrnehmen, ihm ihre Dankbarkeit zu zeigen« 

»Oh!« Ich leuchte ein wenig vor Stolz. »Nun ... das ist wirklich schön.« 

»Ich habe noch nie einen Chef erlebt, der sich mit derartiger Entschiedenheit für seine Leute einsetzt. Immer wenn es einen schwierigen Klienten oder eine Beschwerde gibt, besteht Luke darauf, den Termin persönlich wahrzunehmen. Er sagt, sein Name steht an der Tür, und dann sollte er auch die Schläge einstecken. Andererseits kann das auch eine Schwäche sein«, fügt sie nachdenklich hinzu und nimmt einen Schluck Tee. »Ich denke, er sollte vermutlich mehr delegieren. «

Unwillkürlich sehe ich Bonnie mit neuen Augen. Wie viel kriegt sie mit, während sie still in der Ecke sitzt und alle beobachtet?

»Dieser neue Klient mit dem CO2-Dingsbums klingt cool«, sage ich in der Hoffnung, etwas mehr aus ihr herauszubekommen.

»Oh, ja. Luke war ganz begeistert davon. Natürlich hat er versucht, das Ganze herunterzuspielen... aber ich weiß immer, wann ihm ein Termin wichtig ist ... «, plötzlich entfährt Bonnie ein kleines Lächeln, » ... weil er dann seine Krawatte neu bindet.«

»Ja!«, rufe ich begeistert. »Das macht er zu Hause auch!« 

Wir lächeln uns an, und ich nehme einen Schluck von meinem Cappuccino. In gewisser Weise fühlt es sich seltsam an, hinter seinem Rücken über Luke zu sprechen. Aber andererseits ist es auch wirklich schön, jemanden zu haben, mit dem ich es kann. Niemand sonst kennt Lukes Marotten.

»Waren Sie immer mit den Frauen Ihrer Chefs befreundet?«, rutscht mir heraus. »Oder mit den Ehemännern?« 

»Eigentlich nicht.« Sie wirkt fast amüsiert. »Ich glaube kaum, dass ich jemand war, mit dem sie ... freundschaftlich verbunden sein wollten.«

Ich habe Bilder von Lady Zara Forrest gesehen, der Frau von Bonnies vorherigem Arbeitgeber. Sie leitet eine Wellness-Oase in Notting Hill und gibt ständig Interviews. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie sich mit Bonnie trifft und mit ihr plaudert.

»Na, wahrscheinlich ist es für Sie normaler, mit anderen in der Firma befreundet zu sein, sage ich eilig. »Die Atmosphäre scheint ja wirklich gut zu sein ... «

»Ja«, sagt Bonnie. »Obwohl ich natürlich als Lukes persönliche Assistentin in einer schwierigen Position bin. Ich muss in manchen Fragen vorsichtig sein. Von daher ist es nur natürlich, dass zwischen mir und den anderen eine gewisse Distanz herrscht.« Sie lächelt. »Das war schon immer so.«

Sie ist einsam.

Es trifft mich wie ein Schlag. Natürlich könnte sie ein ausschweifendes Privatleben haben, aber irgendwie glaube ich es nicht. Luke hat mir mal erzählt, dass sie an Wochenenden meistens zur Verfügung steht, dass sie ihre E-Mails immer innerhalb einer Stunde beantwortet und wie hilfsbereit sie ihm gegenüber ist. Für ihn mag das großartig sein. Aber was ist mit ihr?

»Tja, ich bin wirklich froh, dass wir uns etwas besser kennengelernt haben«, sage ich herzlich. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass wir ein gutes Team sein würden. Übrigens arbeite ich gerade an dem Problem mit der Klimaanlage.«

Es ist viel zu kalt in Lukes Büro. Kein Wunder, dass Bonnie bibbert. »Danke!« Sie zeigt ihre Grübchen. »Und kann ich denn noch etwas für Sie tun?«

»Da ist bestimmt noch was ... « Ich nehme drei Schluck Cappuccino und denke darüber nach. »Oh, ja! Kennen Sie dieses Shower-Gel, das Luke benutzt? Riecht das nicht grausam?«

»Shower-Gel?« Bonnie wirkt etwas hilflos. »Also, dazu kann ich wirklich nichts sagen ... «

»Sie müssen es doch gerochen haben. Dieses eine mit Rosmarin und Ginseng? Ich hasse es, aber er sagt, es weckt ihn auf. Also, wenn Sie auch sagen würden, dass Sie es nicht leiden können, benutzt er es vielleicht nicht mehr.«

»Becky, Liebes.« Bonnie starrt mich an. »Ich kann unmöglich etwas derart Persönliches wie ein Shower-Gel erwähnen.«

»Doch, das könnten Sie! Natürlich könnten Sie das! Glauben Sie, Luke respektiert Ihre Ansichten zu allem. Er wäre nicht beleidigt. Und dieser blaue Schlips mit den kleinen Autos darauf. Könnten Sie ihm sagen, dass der auch schrecklich ist?«

»Becky, wirklich ... «

»Kommen Sie.« Ich lächle sie gewinnend an. Ehefrau an Assistentin. »Bestimmt können Sie diesen Schlips auch nicht leiden.«

»Nun ... « Bonnie tut sich schwer. Kein Wunder.

Ich wickle meinen kleinen Keks aus, knabbere daran und überlege. Da kommt mir noch eine ganz andere Idee. Es gäbe da etwas, wie sie in meinem Sinne Einfluss auf Luke nehmen könnte. Vielleicht.

»Bonnie ... sind Sie ein Einzelkind?«, sage ich schließlich.

»Nein, ich habe einen Bruder.«

Perfekt!

»Könnten Sie vielleicht ... falls sich die Gelegenheit ergeben sollte, Ihren Bruder Luke gegenüber erwähnen und ihm sagen, wie viel es Ihnen bedeutet, kein Einzelkind zu sein? Und ihn vielleicht fragen, ob er noch mehr Kinder haben möchte und wie schön es doch wäre, wenn es so wäre? Und dass er mal einen Schlag reinhauen sollte?«

Bonnie sieht aus wie vom Donner gerührt. »Becky! Das geht mich wirklich nichts an ... ich kann doch nicht ernstlich ...«

»Doch, das können Sie!«, sage ich aufmunternd. »Ich hätte so gern noch ein Baby, und ich weiß, dass er es auch will, tief in seinem Inneren, und auf Sie würde er hören.«

»Aber ... «

»Nur falls sich eine Gelegenheit ergeben sollte“, sage ich beschwichtigend. »Falls es im Gespräch aufkommt. Wollen wir die Rechnung ordern?« 

Als wir das Restaurant verlassen, drücke ich Bonnie spontan an mich.

»Vielen Dank für alles, Bonnie, Sie sind die Größte!“

Ich hätte mich schon vor Jahren mit Bonnie zusammentun sollen. Als Nächstes sage ich ihr, sie soll Luke dazu bringen, dass wir nach Mauritius fliegen.