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»Tja, also ... „, sagt er unvermittelt mit gespielter Heiterkeit. »Großer Tag heute. Ich versuche, einen Termin bei Christian Scott-Hughes zu bekommen, der rechten Hand von Sir Bernard Cross. Wir glauben, Sir Bernard könnte der Klimatechnologie gegenüber aufgeschlossen sein.« 

Mein Gott, ist er durchschaubar. Er will mir nur nicht erzählen, was er da auf seinem BlackBerry hat ... also reibt er mir irgendeine öde Info über Klimatechnologie unter die Nase und meint, er könnte mich damit zum Narren halten.

»Toll«, sage ich höflich.

In Wahrheit bin ich ziemlich beeindruckt. Sir Bernard Cross ist eine imposante Erscheinung. (In doppelter Hinsicht: Er ist ständig in den Nachrichten, ein Milliarden schwerer Philanthrop mit haufenweise extremen Ansichten, und außerdem ist er mindestens drei Zentner schwer.)

»Christian Scott-Hughes ist Sir Bernards geschäftsführender Direktor und ungeheuer einflussreich«, sagt Luke. »Wenn wir ihn rumkriegen könnten, wären wir schon ein ganzes Stück weiter.« 

»Wieso triffst du dich nicht gleich mit Bernard Cross?«, sage ich, und Luke lacht kurz auf.

»Liebling, Sir Bernard >trifft sich< nicht einfach mit Leuten«, sagt er. »Da könnte man auch sagen: >Wieso treffen wir uns nicht gleich mit der Queen?< So läuft das nicht. Man muss durch die Instanzen gehen. Man arbeitet sich nach oben durch.« 

Das will mir überhaupt nicht in den Sinn. Wenn ich die Queen sprechen wollte, würde ich versuchen, die Queen zu sprechen. Aber es hat überhaupt keinen Sinn, Luke so etwas zu sagen, denn er würde mir nur wieder einen Vortrag halten, dass ich die Komplexität seiner Branche nicht begreife, wie damals, als ich ihm vorgeschlagen habe, seine alleinstehenden Klienten miteinander zu verkuppeln.

Und außerdem ist mir Sir Bernard Fettsack total schnurz, so oder so. »Und du?« Er trinkt seinen Kaffee aus. »Bei der Arbeit alles okay?«

»Boomt wie verrückt«, sage ich leicht herablassend. »Unser Terminkalender ist voller als je zuvor, und unser Betriebsleiter hat mir gerade eine E-Mail geschickt, um mir zu sagen, wie grandios ich bin. «

Luke lacht ungläubig. »Ich weiß nicht, wie du das machst. Alle anderen Branchen liegen brach, aber du schaffst es immer noch, teure Designerkleider zu verkaufen ... « Plötzlich wird sein Gesicht kalkweiß. »Becky, bitte sag mir, dass du sie nicht alle selbst kaufst!«

Beleidigt stöhne ich auf. Erstens habe ich ihm etwas versprochen, was ich auch halte. Zweitens, wenn ich so was machen würde, wieso sitze ich dann hier in einem Rock, den ich vor fünf Jahren bei Barneys gekauft habe?

»Wenn du es wirklich wissen willst ...«, sage ich von oben herab. »Wir haben bei The Look eine bahnbrechende Verkaufsmethode entwickelt, die uns durch die schweren Zeiten bringt.«

Ich werde ihm nicht erklären, dass »bahnbrechend« bedeutet: »Wir verstecken unsere Kleider in Druckerpapierkartons.« Schließlich muss Luke nicht über jedes banale Detail meines Jobs im Bilde sein, oder?

»Na denn. Nur zu!« Luke schenkt mir ein entwaffnendes Lächeln. »Ich muss los. Grüß Suze von mir.« Vor der Arbeit bin ich noch mit Suze verabredet, um mir Ernies Kunstausstellung in der Schule anzusehen und -hoffentlich -seiner Schulleiterin über den Weg zu laufen. (Ich habe mir schon alle möglichen bissigen Bemerkungen zurechtgelegt. Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie vor Angst in ihren Latschen bibbern.) Und dann gehen wir beide weiter zu The Look, um an einem gemeinsamen PR-Meeting teilzunehmen.

Auch deshalb leuchtet mein Stern bei der Arbeit momentan so helclass="underline" Meine Idee, Dannys neue Kollektion mit Shetland Shortbread zusammenzubringen, hat total funktioniert! Die gesamte Kollektion dreht sich um Schottenmuster, was perfekt passt. Sie wollen eine gemeinsame Werbekampagne starten, in Verbindung mit dem »British Wool Marketing Board«, und das Foto-Shooting fand bereits auf Tarkies Farm statt, mit superdürren Models inmitten von Tarkies Schafen. Und das Beste dabei ist, dass das Ganze meine Idee war, und jetzt sind alle total beeindruckt.

Jasmine meinte neulich, man würde mich vielleicht sogar in den Vorstand berufen! Selbstverständlich habe ich nur bescheiden gelacht und gesagt: »Ach, Quatsch!« Aber ich habe mir schon überlegt, was ich zu meiner ersten Vorstandssitzung anziehen könnte -diese zauberhafte gelbe Jacke aus der neuen Burberry-Prorsum-Kollektion, und dazu eine dunkle Nadelstreifenhose. (Ich meine, man wird sich ja wohl neue Sachen kaufen dürfen, wenn man irgendwo in einen Vorstand berufen wird. Das muss Luke doch wissen.« 

Auf meinem Weg zu St. Cuthbert's erreichen mich zwei E-Mails auf meinem BlackBerry, über die ich am liebsten laut juchzen möchte. Die erste ist von Bonnie, und sie hat sie offenbar schon gestern Abend abgeschickt. Sie schreibt, wir haben bereits dreiundvierzig Zusagen. Dreiundvierzig! Ich kann gar nichtfassen, dass Luke so beliebt ist!

Nein. Das klingt irgendwie falsch. Natürlich kann ich das.

Aber trotzdem -dreiundvierzig in zwei Tagen! Und da sind noch nicht mal die ganzen Mitarbeiter von Brandon Communications mitgerechnet, die nach wie vor nicht wissen, dass es eine Party gibt, und glauben, sie sollen zu einer Schulung.

Und die andere ist von Kentish English Sparkling Wine. Sie wollen Getränke für die Party liefern! Sie schicken mir fünfzig Flaschen! Dafür wollen sie nur eine Pressemitteilung herausgeben und Fotos veröffentlichen, auf denen Luke und seine Gäste ihr Qualitätsprodukt genießen. Ich meine, ich habe noch nie englischen Schaumwein aus Kent getrunken, aber der ist bestimmt köstlich.

Ich bin richtig stolz auf mich, als ich so vor mich hinschlendere. Ich kriege alles hin! Ich habe das Zelt, die Getränke, die Schnittchen, die Troddeln und ich habe einen professionellen Feuerschlucker namens Alonzo engagiert, der auch als Country&Western-Sänger auftritt, wenn wir wollen. »Er singt nicht beim Feuerschlucken. Er zieht sich um und nennt sich dann Alvin.«

St. Cuthbert's liegt an einem dieser vornehmen, weißen Plätze mit reichlich Stuck und Geländern, und ich bin schon fast am Schultor, als mein Handy klingelt und mir Suzes Nummer anzeigt.

»Suze!«, begrüße ich sie.« Ich stehe draußen vor der Tür. Wo wollen wir uns treffen?«

»Ich bin nicht da! Ich bin beim Arzt.« Suze klingt verzweifelt. »Ernie hat furchtbare Ohrenschmerzen. Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich kann auch nicht zu The Look kommen.«

»Ach, du Ärmste! Was nun ... soll ich wieder gehen?«

»Nein, sei nicht dumm! Guck dir die Ausstellung an, und gönn dir ein Stück Kuchen! Der ist bestimmt gut. Die Hälfte der Mütter hat einen Cordon-Bleu-Kurs absolviert. Und außerdem kannst du dir ja Ernies Bild ansehen«, fügt sie hinzu, als fiele es ihr gerade noch so ein.

»Selbstverständlich sehe ich mir Ernies Bild an!«, sage ich resolut. »Und wir treffen uns, sobald es Ernie besser geht.«

»Auf jeden Fall.« Suze macht eine Pause. »Und ... wie geht es dir?«, fügt sie hinzu. »Wie laufen die Vorbereitungen für die Party?«

»Super, danke«, sprudelt es aus mir hervor. »Alles im Lack.« 

»Denn Tarkie und ich hatten eine gute Idee, falls es bei dir Kaffee gibt ...«

Sofort blitzt in mir Ärger auf. Keiner glaubt, dass ich es schaffe, oder? Alle nehmen an, dass ich total unfähig bin und nicht mal richtig Kaffee kochen kann.

»Suze, zum letzten Mal, ich brauche deine Hilfe nicht!« Die Worte schießen aus mir heraus, bevor ich sie zurückhalten kann. »Ich kann es auch allein! Also lass mich in Ruhe, okay?«