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»Oder Arizona. Oder wo das auch sein mag. Ich kann das nicht, Luke.« Ich reibe mir die Augen und fühle mich genau wie Meryl Streep. »Verlang das nicht von mir!«

»Ich verlange doch nichts von dir! Himmel!« Er scheint absolut perplex zu sein. »Verdammte Scheiße, wer hat denn was von Utah gesagt?«

»Ich ... äh ... « Ich bin nicht mehr ganz sicher. Irgendwer bestimmt.

»Ich habe diese Frau engagiert, weil ich dachte, sie könnte uns ein paar Ratschläge zur Kindererziehung geben. Wenn es hilfreich ist, nutzen wir sie. Wenn nicht, dann nicht.«

Luke klingt dermaßen sachlich, dass ich ihn überrascht anblinzle.

Plötzlich fällt mir ein, dass er die Sendung noch nie gesehen hat. Er weiß nicht, wie Nanny Sue in dein Leben eindringt und alles verändert und du dich am Ende an ihrer Schulter ausheulst.

»Ich glaube, dass man auf Profis hören sollte«, sagt Luke ganz ruhig. »Nachdem sie sich Minnie jetzt angesehen hat, sollten wir uns ihre Empfehlungen anhören. Aber darüber geht es nicht hinaus. Abgemacht?«

Wie kann er eine Situation, die wie ein riesiges, verheddertes Spinnennetz aussieht, auf einen einzigen Faden reduzieren? Wie macht er das?

»Ich kann Minnie nicht wegschicken.« Meine Stimme ist immer noch zittrig. »Du wirst uns auseinanderreißen müssen.«

»Becky, hier wird nichts gerissen«, sagt Luke geduldig. »Wir fragen Nanny Sue, was wir tun können, ohne Minnie wegzuschicken. Okay? Drama beendet?«

Darauf bin ich überhaupt nicht vorbereitet. Ehrlich gesagt war ich auf noch mehr Drama eingestellt.

»Okay«, sage ich schließlich.

Luke macht sein Bier auf und grinst mich an. Dann runzelt er die Stirn. »Was ist das?« Er kratzt eine Platzkarte vom Boden der Flasche. >Happy Birthday Mike<. Wer ist Mike?«

Mist. Wie ist das denn da hingekommen?

»Keine Ahnung!« Ich reiße ihm die Karte aus der Hand und knülle sie zusammen. »Komisch. Hab ich wohl aus dem Laden. Wollen wir ... äh ... fernsehen?«

Da wir das Haus für uns allein haben, müssen wir nicht die ganze Zeit Snooker gucken. Oder Real Life Crime. Oder Dokus über den Kalten Krieg. Wir kuscheln auf dem Sofa, während die Gasflamme friedlich vor sich hin flackert, und Luke zappt sich durch die Kanäle, als er plötzlich stutzt und mich ansieht.

»Becky ... du glaubst doch nicht wirklich, dass ich Minnie jemals wegschicken würde, oder? Ich meine, hältst du mich für so einen Vater?«

Er sieht ziemlich aufgewühlt aus, und plötzlich habe ich ein ganz schlechtes Gewissen. Ich habe es tatsächlich geglaubt.

»Äh ... « Mein Telefon klingelt, bevor ich antworten kann. »Es ist Suze«, sage ich mit ungutem Gefühl. »Ich sollte besser rangehen ... « Eilig laufe ich hinaus und hole tief Luft. »Hi, Suze!«

Seit unserem Mini-Streit habe ich Suze mehrmals angesimst, aber miteinander gesprochen haben wir noch nicht. Ob sie mir noch böse ist? Sollte ich die Sache mit der Spezialkekssorte überhaupt erwähnen?

»Hast du Style Central gesehen?« Ihre Stimme gellt durch die Leitung, überrascht mich richtig. »Hast du es gesehen? Ich hab mir gerade ein Heft bringen lassen. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht!«

»Was? Ach, du meinst Tarkies Interview? Sieht er gut aus? Danny meinte, Tarquin wäre richtig experimentierfreudig gewe ... « »Experimentierfreudig? So nennt er das? Interessante Wortwahl. Da würde mir ein besseres Wort einfallen.« Suzes Stimme hat etwas seltsam Scharfes, Sarkastisches an sich. »Was ist los?« Suze ist sonst nie sarkastisch.

»Suze ... ist alles okay?«, sage ich nervös.

»Nein, ist es nicht! Ich hätte Tarkie nie allein zu diesem FotoShooting schicken dürfen! Ich hätte Danny niemals trauen dürfen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wo waren Tarkies Berater? Wer hat die Fotostrecke gemacht? Denn wer es auch war: Ich werde ihn verklagen ... « 

»Suze!« Ich versuche, ihren Wortschwall zu bremsen. »Sag doch maclass="underline" Was ist denn los«

« Sie haben Tarkie in Leder-Bondage-Klamotten gesteckt!«, bricht es aus ihr hervor. Das ist los! Er sieht aus wie ein schwules Model!«

Oh, Gott. Die Sache bei Tarquin ist, er kann tatsächlich ein bisschen ... metrosexuell aussehen. Und Suze ist ziemlich empfindlich, was das angeht.

»Komm schon, Suze«, sage ich beschwichtigend. Er sieht bestimmt nicht richtig schwul aus ... «

»Doch, tut er! Und zwar absichtlich! Die haben nicht mal erwähnt, dass er verheiratet ist und Kinder hat! Es dreht sich alles nur um den sexy Lord Tarquin mit seinen gestählten Muckis und um das, was er unter seinem Kilt versteckt! Und sie haben alle möglichen, zweideutigen Requisiten verwendet ... « Ich höre förmlich, wie sie sich schüttelt. Ich bring Danny um. Ich bring ihn um!«

Bestimmt übertreibt sie. Aber andererseits kann Suze eine ziemliche Löwenmutter werden, wenn es um ihre Familie geht. »Ich bin nicht sicher, ob es wirklich so schlimm ist, wie du meinst ... «, setze ich an.

»Ach, meinst du?«, sagt sie wütend. »Na, dann warte mal, bis du es siehst! Und ich weiß nicht, wieso du ihn verteidigst, Bex. Dich hat er auch reingelegt.«

Ich glaube, langsam wird Suze ein bisschen seltsam. Wie um alles in der Welt sollte Danny mich in einem Interview über seine neue Kollektion reingelegt haben?

»Okay, Suze«, sage ich geduldig. »Inwiefern hat Danny mich reingelegt?«

»Lukes Party. Er hat geplaudert.«

So schnell bin ich noch nie die Treppe raufgelaufen. Innerhalb von dreißig Sekunden bin ich online, klicke mich fiebrig durch, bis ich zur richtigen Seite komme. Und da ist es, gleich unter einem schwülstigen Schwarzweiß-Foto von Tarkie, der im engen, weißen T-Shirt Holz hackt und den Kilt fast obszön weit unten trägt. (Er hat tatsächlich hübsche Bauchmuskeln, unser Tarkie. Das war mir gar nicht so bewusst.)

Kovitz plant eine eigene Möbel-Kollektion und eine Lifestyle-Website, steht da im Interview. Nimmt sich der Mode-Wirbelwind auch mal eine Auszeit? >Natürlich<, lacht Kovitz, ich feiere gern. Gerade bin ich auf dem Weg nach Goa, dann komme ich extra für eine Surprise Party zurück. Die gilt übrigens Luke Brandon, dem Mann von Rebecca Brandon, die diese ganze Zusammenarbeit initiiert hat. So schließen sich in der Modewelt die Kreise.«

Ich lese es dreimal und atme immer schnelIer.

Ich bring Danny um. Ich bring ihn um!

Von: Becky Brandon Betrifft: DRINGENDE NACHRICHT!!!!!! Datum: 13. März 2006

An: Abonnenten@stylecentral-magazine.com

Liebe Leser von Style Central,

beim Lesen der letzten Ausgabe von Style Central wird Ihnen vielleicht ein kleiner Hinweis von Danny Kovitz auf eine Überraschungsparty für meinen Mann Luke Brandon -aufgefallen sein.

Ich bitte Sie herzlichst, ALLES ZU VERGESSEN UND ES AUS IHREM GEDÄCHTNIS ZU LÖSCHEN. Sollten Sie meinen Mann zufällig kennen, erwähnen Sie es bitte nicht. Es soll nämlich eine ÜBERRASCHUNG werden.

Noch besser wäre es, wenn Sie die Seite herausreißen und vernichten könnten.

Mit aufrichtigem Dank

Rebecca Brandon (geborene Bloomwood)

Leute, die über die Party Bescheid wissen

Ich

Suze

Tarquin

Danny

Jess