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Als Trevor sich Mister Raynor zuwendet, verwandelt sich seine Miene plötzlich in Erstaunen. »Meine Güte! Ist das ...

Doug RaYrlor?«

Hätte ich mir denken können, dass er irgendeinen Uralt Rocker kennt, von dem kein Mensch je gehört hat.

»Yeah.« Doug Raynor plustert sich auf. »Der bin ich.«

»Mister Raynor, wir sind hocherfreut, Sie hier bei The Look zu haben.« Trevor geht voll in seinen unterwürfigen Geschäftsführer-Modus über. »Wir sind hier alle Riesenfans. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann ...«

»Das können Sie allerdings«, fällt Doug Raynor ihm ins Wort. »Sie können mir erklären, was es hiermit auf sich hat. Sie nennen es vielleicht »diskretes Shoppen« Ich nenne es »gemeines Lügen.« Er knallt den Zettel auf den Tresen. »Und morgen rufe ich die Daily World an. Und entlarve die ganze Bande hier.«

»Was ist das?«, sagt Trevor verwundert. »Shop in Private?«  »Weiß ich davon was?« »Das ist. .. äh ...« Plötzlich fühlt sich mein Mund ganz trocken an. »Ich wollte es noch erwähnen ... «

Ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht steigt, während Trevor den Zettel schweigend liest. Als er schließlich aufblickt, sind seine Augen zwei schwarze Löcher der Missbilligung.

Nein. Schlimmer als Missbilligung. Er sieht aus, als wollte er mich ermorden. Gavin liest über Trevors Schulter hinweg. »Sie geben sich als Putzfrauen aus?« Er schnaubt vor Lachen. »Du meine Güte, Becky ... «

»Halten Sie das für richtig?«, stimmt Doug Raynor mit ein. »Würden Sie sagen, dass ein angesehenes Kaufhaus so was tun sollte? Das ist kriminell. Das ist arglistige Täuschung, nicht mehr und nicht weniger!«

»Gavin.« Trevor geht voll auf Schadensbegrenzung. »Seien Sie doch so nett, und begleiten Sie Mister Raynor in die Herrenabteilung, und offerieren Sie ihm einen neuen Anzug, auf Kosten des Hauses. Mister Raynor, vielleicht darf ich Ihnen danach ein Glas Champagner in der Oyster Bar anbieten, und dann könnten Sie mir Ihre Bedenken direkt vortragen?« 

»Yeah.« »Und Ihnen werde ich was erzählen, das kann ich Ihnen versprechen.« Doug Raynor ist offensichtlich hin und her gerissen, ob er bleiben und noch etwas herumschreien oder einen kostenlosen Anzug anprobieren soll, aber schließlich lässt er sich von Gavin mitschleppen. Auch Jasmine ist hinten in den Umkleideräumen verschwunden.

Zurück bleiben nur Trevor und ich -und beängstigende Stille.

»Sie . .. Sie sagten, Sie wollten wissen, welches Geheimnis hinter unserem Erfolg steht«  presse ich hervor. »Nun, das ist es.«

Trevor sagt nichts, liest nur den Zettel noch mal durch, hält ihn mit verkrampften Fingern fest. Je länger er schweigt, desto unsicherer werde ich. Offensichtlich ist er wütend ... aber könnte er vielleicht auch ein wenig beeindruckt sein? Sagt er vielleicht gleich: »Auch im Einzelhandel gilt: Frechheit siegt?«  Sagt er vielleicht, das Ganze erinnert ihn an eine dreiste Nummer, die er mal abgezogen hat, als er anfing, und ob ich gern sein spezieller Protege sein möchte?

»Becky.« Endlich hebt er den Kopf, und mein Herz schöpft Hoffnung. Seine Augen sind keine schwarzen Löcher mehr. Er wirkt ganz ruhig. Ich glaube, es ist okay. »Wollten Sie mich heute deshalb sprechen? Hatten Sie dafür den 11-Uhr-Termin ausgemacht?« 

Er klingt so vernünftig, dass ich mich entspanne. »Eigentlich nicht. Ich wollte noch was anderes mit Ihnen besprechen ...«

Wieder herrscht Schweigen zwischen uns. Plötzlich frage ich mich, ob das der richtige Moment ist, von der Lohnerhöhung anzufangen. Ich meine, ja, er ist sauer wegen des Zettels, aber das wird doch sicher meine Karriere nicht gefährden, oder? Besonders nicht, wenn ich sein spezieller Protege werde.

Okay. Ich mache es.

Nur bitte ich ihn nicht um fünfzehn. Ich bitte um zehn.

Nein, zwölf.

Ich hole tief Luft und balle beide Hände zu Fäusten.

»Trevor, ich habe die Marktlage sondiert und ausgerechnet, dass eine Einkaufsberaterin von meinem Kaliber ... «

»Becky ...« Er fällt mir ins Wort, als hätte er mich gar nicht gehört. »Ihre sogenannte Initiative war ungenehmigt, unangemessen und unaufrichtig.«

Er klingt so kalt und distanziert, direkt beunruhigend. Okay, vergiss erst mal die Lohnerhöhung. Ich konzentriere mich vorerst auf das Geld für die Mitarbeiterin des Jahres. Ich meine, das kann er mir ja nicht wegnehmen, oder? Egal wie sauer er ist.

»Äh, Trevor, wissen Sie noch, wie Sie gesagt haben, dass ich Mitarbeiterin des Jahres werden soll?«, versuche ich es eilig noch einmal. »Also, ich habe mich gefragt ... «

»Mitarbeiterin des Jahres? Soll das ein Witz sein?« Seine Stimme hat so eine stählerne Schärfe, dass ich nervös einen Schritt zurückmache.

Plötzlich fallt mir auf, wie sehr er die Lippen zusammenpresst. Oh, Gott, ich habe mich geirrt. Er ist wütend. Auf diese schreckliche, stille, furchteinflößende Weise. Plötzlich sind meine Hände ganz klamm.

»Sie haben ein Verhalten an den Tag gelegt, das zum Schaden von The Look sein dürfte.« Seine Stimme klingt unerbittlich. »Sie haben mich und die Geschäftsleitung hintergangen. Sie haben den anständigen Gepflogenheiten dieses Unternehmens zuwidergehandelt und vor den Kunden eine lautstarke Auseinandersetzung provoziert. Dieses Verhalten ist zutiefst unprofessionell. Ganz zu schweigen davon, dass Sie den ganzen Laden vor Doug Raynor, einer prominenten Persönlichkeit, unmöglich gemacht haben. Meinen Sie, dass er je wieder zu uns kommt, um hier einzukaufen?«

»Ich weiß, ich hätte mir vorher die Erlaubnis holen sollen«, sage ich eilig. »Und es tut mir furchtbar leid. Aber nur deshalb waren meine Umsätze so gut! Wegen <Shop in Private<! Alle meine Kundinnen sind begeistert. Sie haben mir sogar geschrieben, wie begeistert sie sind. Die Abteilung brummt, alle sind glücklich, alle kaufen was ... «

Trevor hört mir überhaupt nicht zu.

»Becky, es tut mir leid, aber Sie sind ab sofort und bis auf weiteres beurlaubt.« Er sieht mich an wie einen nichtswürdigen Wurm. »Holen Sie bitte ihre Sachen, und gehen Sie!«

17

Ich sitze in der U-Bahn, benommen und schockiert. Vor zwei Wochen noch war ich der Star. Ich sollte in den Vorstand berufen werden. Man hat mir Blumen überreicht.

Und jetzt wurde ich zu meiner Schande in den Zwangsurlaub geschickt.

Sie wollen interne Ermittlungen anstellen. Sie wollen der Sache »ernsthaft« nachgehen. Jasmine war total baff, als ich meine Sachen aus meinem Schrank räumte, aber Trevor stand direkt daneben, und deshalb konnte sie mir nur »Ruf mich an!« zuraunen, als ich ging.

Und dann hat mich Trevor bis zum Personaleingang eskortiert, als wollte er verhindern, dass ich irgendwas klaue. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie dermaßen erniedrigt gefühlt, noch nie.

Na ja, vielleicht doch. Aber es war den anderen Malen definitiv ebenbürtig.

Keine Prämie als Mitarbeiterin des Jahres. Keine Lohnerhöhung. Vielleicht nicht mal mehr ein Job. Was soll ich machen? Wie soll ich die Party bezahlen? Ich versuche, die Situation in aller Ruhe zu durchdenken, aber mir krampft sich vor Angst die Brust zusammen.