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Allerdings habe ich auch großes Verständnis dafür, dass Sie sich -wie Sie sagen -kürzlich den Abstinenzlern angeschlossen und daher entschieden haben, Ihre Party alkoholfrei auszurichten. Wir werden dafür Sorge tragen, dass die Flaschen unverzüglich abgeholt werden, und hoffen, dass Ihre Party gut (und nüchtern) in Schwung kommt!

Mit freundlichen Grüßen

Paul Spry

Marketing Direktor

PS: In Kürze werden wir einen alkoholfreien Schaumwein auf den Markt bringen und würden uns freuen, Ihnen auf Kosten des Hauses zehn Flaschen zukommen zu lassen.

18

So viel ist passiert. Es sind nur noch drei Tage. Ich kann es gar nicht fassen. Und endlich, endlich läuft alles nach Plan.

Elinor hat einfach unfassbare Kontakte. Sie lässt Dinge einfach geschehen. Sie zeigt mit ihrem knochigen Finger auf irgendwas, und sofort wird es in die Tat umgesetzt. Zumindest zeigt sie mit ihrem knochigen Finger auf einen Assistenten, und der sorgt dann dafür, dass es in die Tat umgesetzt wird.

Sie ist also nicht gerade eine Stimmungskanone. Wir klatschen uns nicht ab, wenn etwas klappt. Und die Funktion von Schokolade scheint ihr fremd zu sein, von einem kleinen Kitkat zwischendurch mal zu schweigen. Die Vorteile aber sind:

1.  Sie möchte, dass Lukes Party fabelhaft wird.

2.  Sie hat schon Millionen schicke Partys ausgerichtet.

3.  Sie hat unheimlich, unheimlich, unheimlich viel Geld.

Ich meine, Geld ist einfach überhaupt kein Thema mehr. Selbst Suze hat ziemlich große Augen gemacht, wie Elinor es kommentarlos raushaut. Jess kommt damit natürlich nicht klar. Jess hält sich die Ohren zu und sagt: »Davon will ich nichts hören.« Aber dann hält sie Elinor einen Vortrag über Nachhaltigkeit und den verantwortungsbewussten Einsatz von Ressourcen. Zu meinem Erstaunen hört Elinor ihr jedes Mal mit ernster Miene zu -und gelegentlich hat sie Jess' Ideen sogar schon zugestimmt. (Allerdings nicht, als sie vorschlug, wir sollten Wollmützen aus recyceltem Garn stricken und an die Gäste verteilen, damit wir die Kosten für die Heizung einsparen. Gott sei Dank.)

Ehrlich, die Party wird einfach .. .

Ich meine, es wird bestimmt die .. .

Nein. Ich sage lieber nichts. Ich möchte nichts gefährden.

Es hat sogar echt Spaß gemacht, wenn wir fünf unsere Geheimtreffen hatten (Suze, Jess, Bonnie, Elinor und ich). Elinor muss dann immer als Erste wieder los, und wir anderen halten die Luft an, bis sie uns nicht mehr hören kann, dann prusten wir los, weil sie mal wieder irgendwas gesagt oder getan hat. Ich meine, meistens ist sie immer noch die Königin der Eisblöcke. Aber dennoch scheint sie sich langsam -auf merkwürdige Weise -beinah als Teil der Gang zu fühlen.

Luke hat keinen blassen Schimmer davon. Null und gar nicht. Er denkt immer noch, dass ich an zweieinhalb Tagen in der Woche bei der Arbeit bin. Und ich habe ihn bisher in dem Glauben gelassen.

Das einzige Problem, das bisher noch nicht gelöst ist, dürfte wohl der Termin mit Christian Scott-Hughes sein. Bernard Cross weilt auf irgendeinem Anwesen in Schweden und ist nicht zu erreichen. Aber er kommt heute zurück. Elinor hat erklärt, dass sie heute früh mit ihm telefonieren und sich auf keinen Fall mit einer abschlägigen Antwort zufriedengeben wird. Und ich glaube ihr.

Die größte Herausforderung besteht also darin, die Party von jetzt bis Freitag vor Luke geheim zu halten. Aber wir sind schon so weit gekommen -da schaffen wir es bestimmt auch noch bis Freitag. Heute wird Bonnie der versammelten Belegschaft von Brandon C eröffnen, dass es keine Schulung, sondern eine Überraschungsparty geben wird. Da dürfte es hoch hergehen, und deshalb haben wir beschlossen, dass ich Luke unter irgendeinem Vorwand vom Büro fernhalten sollte. Also sehen wir uns heute Morgen eine Schule für Minnie an. (Ich habe Luke gesagt, dass wir schon echt spät dran sind und er mitkommen muss, weil sie uns sonst nicht abnehmen, dass wir Eltern sind, denen es ernst ist, und nein, ich könnte ihm nicht hinterher erzählen, wie es war.)

»Fertig?« Luke kommt die Treppe herunter, perfekt im dunkelblauen Anzug und seinem teuren Kaschmirmantel aus Mailand.

»Ja, fertig.« Ich trage noch etwas Lippenstift auf und betrachte mich im Spiegel in der Diele. Die Uniform der Schule, die wir uns heute ansehen, ist rot-blau, also trage ich heute auch Rot und Dunkelblau, um zu zeigen, wie begeistert wir von dieser Schule sind. (Fast hätte ich auch noch die Mütze mit dem Abzeichen von der Website gekauft, aber dann dachte ich, das geht wohl doch etwas zu weit.)

»Nanny Sue hat eben angerufen«, fügt Luke hinzu. »Sie kommt um sechs.« »Gut“, sage ich nach einem Moment. Es hat keinen Sinn, Luke diese Nanny Sue auszureden. Ich habe es schon versucht.

»Viel Glück in der Schule!«, sagt Janice, die herübergekommen ist, um auf Minnie aufzupassen. »Macht euch um uns keine Gedanken. Wir kommen schon allein zurecht, wir zwei!« Ich werfe einen Blick hinüber, und sie zwinkert mir unauffällig zu.

Seit dem Frühstück haben Janice und ich schon mindestens sechsmal heimlich gesimst. Die Zeltleute kommen heute früh, um in Janices Garten alles Nötige vorzubereiten, aber darüber verliert selbstverständlich keiner von uns ein Wort.

Als ich zur Tür hinausgehe, hält mich Janice zurück und raunt mir etwas zu.

»Schätzchen, ich habe gestern mit deiner Mutter gesprochen.«

»Ach, ja?“

Die Maklerfirma hat ein echtes Problem damit, uns ein Haus zu besorgen, und deshalb lassen es sich Mum und Dad nach wie vor im West PIace gut gehen, vermutlich mit täglichen Schlammpackungen und Champagnercocktails.

»Sie hat mir erzählt, dass sie nicht zur Party eingeladen ist.« Janice sieht mich voll Sorge an. »Das kann doch nicht wahr sein, Becky, Schätzchen.« 

Das ist so was von typisch Mum. Sie versucht, alle auf ihre Seite zu ziehen. Und außerdem stimmt es nicht. Sie hat eine Einladung gekriegt.

»Wieso will sie denn überhaupt kommen?« Ich weiß, ich klinge beleidigt, aber ich kann nicht anders. »Sie meint doch sowieso, es würde ein Fiasko werden.«

»Aber Becky, es wird eine wundervolle Party.« Janice ist ganz aufgewühlt. »Und du musst dafür sorgen, dass deine Mutter dabei ist.«

»Sie kann kommen, wenn sie will. Sie weiß, wo sie mich findet.« Mein Handy meldet mir eine SMS, und ich hole es hervor.

Ich habe für heute ein kurzes Gespräch mit Bernard vereinbart. Ich halte Dich auf dem Laufenden. Herzliche Grüße. Elinor.

Elinor ist wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der »Herzliche Grüße«, in einer SMS schreibt. Allerdings ist »Herzliche Grüße« immer noch besser als >Verbleibe ich missbilligend die Deine< womit sie einmal einen Brief an mich beendet hat.

Danke!, simse ich zurück. Freue mich auf Nachricht!

Ich gehe hinaus -und ich brauche einen Moment, bis ich merke, was Luke da macht. Er schließt die Garage auf. Scheiße. Scheiße! Wo hat er den Schlüssel her? Den hatte ich extra versteckt, damit er sie nicht aufschließt und das schimmlige Zelt findet, zusammen mit den 132 Plastiktüten-Troddeln. (Die ich nicht wegwerfen werde, egal was Elinor sagt. Ich habe sie für die Party gebastelt und Stunden dafür gebraucht, und deshalb kommen die auf jeden Fall mit.)

»Neeeeiiiiin!«  Irgendwie schaffe ich es, aus dem Auto zu hechten und einmal quer über die Auffahrt zu spurten, um mich zwischen ihn und das Garagentor zu werfen. »Nicht! Ich meine ... was brauchst du denn? Ich hole es dir. Lass du den Motor an! Wärm den Wagen auf!«