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»Leider nicht. Aber wir könnten trotzdem hin, wenn du möchtest ... «, fügt Luke hinzu.

»Nein!« Die Erleichterung schießt meine Stimme in höchste Höhen. »Oh, Gott, nein! Lass uns einfach ... hierbleiben. Ausruhen. Nichts tun.« Ich kann nicht verhindern, dass ich vor mich hinplappere. »Also, alles in allem ein guter Tag.« Ich lächle ihn an. »Wir sollten eine Flasche Champagner köpfen!«

»Ja. Von einer Sache abgesehen.« Luke runzelt kurz die Stirn. »Ich musste meiner Assistentin eine mündliche Abmahnung aussprechen. Nicht gerade schön, seinen Nachmittag so zu beenden. Unter Umständen muss ich sie gehen lassen.«

»Was? Mein Lächeln erstirbt. »Du meinst Bonnie? Aber ... warum? Du hast gesagt, du wolltest nichts sagen. Was hat sie getan?«

»Ach, es ist wirklich enttäuschend.« Luke seufzt. »Monatelang war sie die perfekte Sekretärin. Ich hatte überhaupt nichts an ihr auszusetzen. Aber dann fing sie an, diese unpassenden Bemerkungen zu machen, von denen ich dir erzählt hatte. Und kürzlich habe ich bemerkt, dass sie reichlich abgelenkt ist. Inzwischen bin ich mir sicher, dass sie während ihrer Arbeitszeit irgendwelche Telefonate tätigt.«

Oh, Gott, oh, Gott. Alles nur wegen mir und der Party!

»Jeder darf doch mal privat telefonieren«, sage ich eilig, aber Luke schüttelt den Kopf.

»Es ist mehr als das. Ich habe so einen Verdacht. Vielleicht hat sie noch einen Nebenjob, aber es könnte auch sein, dass sie Firmeninformationen weiterleitet. «

»So was würde sie nie tun!«, sage ich entsetzt. »Sie sieht doch total ehrlich aus. «

»Meine Süße, du bist ein gutgläubiger Mensch.« Luke wirft mir ein liebevolles Lächeln zu. »Aber ich fürchte, du täuschst dich. Irgendwas ist da im Busch. Ich habe Bonnie mit einem Stapel Unterlagen erwischt, der ganz offensichtlich nichts mit Brandon Communications zu tun hatte. Und nicht nur das. Sie hatte ein unübersehbar schlechtes Gewissen, als ich hereinkam. Und sie hat die Papiere sofort unterm Tisch versteckt. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich schon so bald wiederkommen würde. Also musste ich ein ernstes Wort mit ihr reden.« Er zuckt mit den Achseln. »Es war für uns beide eher unangenehm, aber so ist das nun mal.«

»Du hast sie ins Gebet genommen?«, sage ich entsetzt.

Ich kann mir genau vorstellen, was passiert ist. Bonnie: ist heute Nachmittag die Gästeliste mit mir durchgegangen. Die hat sie bestimmt unterm Tisch versteckt. Ich dachte mir schon, dass sie sehr eilig aufgelegt hat.

»Was genau hast du gesagt?«, will ich wissen. »Hat sie die Fassung verloren?«

»Ist das wichtig?«

»Ja!« Eine Woge der Frustration geht über mich hinweg. Du blöder Hammel!, möchte ich schreien. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass sie mir vielleicht dabei hilft, deine Überraschungsparty zu organisieren?

Ich meine, natürlich bin ich froh, dass es ihm nicht in den Sinn gekommen ist. Ich hoffe nur, dass es Bonnie gut geht. Sie hat so ein sanftes Wesen und ist so lieb. Ich kann den Gedanken kaum ertragen, dass Luke sie vielleicht aus der Fassung gebracht hat.

»Becky ... « Luke ist leicht verwundert. »Was hast du denn?«

Ich darf nichts sagen. Ich würde alles verraten.

»Nichts.« Ich schüttle den Kopf. »Kein Problem. Du hast sicher recht. Es ist ... schade.«

»Okay«, sagt Luke ganz langsam und sieht mich so komisch an. »Na gut, ich gehe mich umziehen. Nanny Sue müsste bald hier sein.«

Sobald er weg ist, wetze ich nach unten in die Toilette, wähle Bonnies Nummer und kriege die Mailbox.

»Bonnie!«, rufe ich. »Luke hat mir eben erzählt, dass er Sie mündlich abgemahnt hat. Es tut mir so leid. Sie wissen, dass er nichts ahnt. Er wird sich sicher schämen, wenn er es rausfindet. Aber das Gute ist, dass Paris definitiv nicht stattfindet! Also fügt sich endlich eins zum anderen. Haben Sie der Belegschaft von Brandon C schon Bescheid gesagt? Rufen Sie mich zurück, sobald Sie können. «

Als ich auflege, höre ich es an der Tür klingeln.

Toll. Das muss Nazi Sue sein.

Heute trägt Nanny Sue ihre offizielle, blaue Uniform. Wie sie da auf dem Sofa sitzt, mit einer Tasse Tee und ihrem Notebook neben sich, sieht sie aus wie eine Polizistin, die gekommen ist, um uns zu verhaften.

»So«, sagt sie, blickt von mir zu Luke und lächelt dann zu Minnie herab, die mit ihrem Puzzle auf dem Boden hockt. »Es hat Spaß gemacht, etwas Zeit mit Becky und Minnie zu verbringen.«

Dazu sage ich nichts. Auf ihre ach so freundliche Ouvertüre falle ich nicht herein. So fängt sie ihre Fernsehsendung immer an. Erst ist sie supernett, dann stürzt sie sich auf ihre Beute, und am Ende schluchzen sich alle an ihrer Schulter aus und heulen: »Nanny Sue, wie können wir bessere Menschen werden?« 

»Okay.« Sie tippt etwas ins Notebook, und auf dem Bildschirm erscheint mit schwarzen Buchstaben »Minnie Brandon«. »Wie Sie wissen, habe ich -wie ich es immer tue -unseren gemeinsamen Morgen gefilmt. Nur für meine eigenen Aufzeichnungen.«

»Bitte?« Ich glotze sie an. »Ist das Ihr Ernst? Wo war die Kamera?« 

»An meinem Revers.« Nanny Sue ist ebenso erstaunt und wendet sich Luke zu. »Ich dachte, Sie hätten Becky darüber informiert?«

»Du wusstest es? Und hast mir nichts gesagt!«, fahre ich Luke an. »Ich bin die ganze Zeit gefilmt worden, und du hast mir nichts davon gesagt?«

»Ich hielt es für besser. Ich dachte, wenn du es wüsstest, würdest du vielleicht. …« Er zögert. »Dich unnatürlich benehmen. Theater spielen.«

»Ich würde nie Theater spielen«, erwidere ich wütend.

Nanny Sue scrollt durch die Bilder, hält hier und da an, und ich sehe mich, wie ich theatralisch einen Vortrag über Knetgummi aus Bio-Mehl halte.

»Der Part ist unwichtig«, sage ich hastig. »Da können wir vorspulen.« 

»Und, was sagen Sie denn nun, Nanny Sue?«, Luke beugt sich auf seinem Stuhl vor, die Hände erwartungsvoll auf den Knien gefaltet. »Haben Sie größere Probleme festgestellt« 

»Leider ist mir tatsächlich etwas aufgefallen, das mir Sorgen bereitet«, sagt Nanny Sue ernst. »Ich zeige es Ihnen gleich ... können Sie beide den Bildschirm sehen?« 

Was ist ihr aufgefallen? Was es auch war, sie täuscht sich. Ich bin außer mir vor Entrüstung. Woher nimmt sie das Recht, in unser Haus zu kommen, uns zu filmen und uns zu sagen, was mit unserer Tochter nicht stimmt? Wer hat eigentlich gesagt, dass sie Expertin ist?

»Moment!«, rufe ich, und überrascht hält Nanny Sue das Video an. »Viele Kinder sind lebhaft, Nanny Sue. Aber das heißt nicht, dass sie verwöhnt sind. Es heißt nicht, dass sie Probleme haben. Der Mensch ist ein vielfältiges und wunderbares Wesen. Manche sind ängstlich, manche sind beherzt! Unsere Tochter ist eine wundervolle Person, und ich werde nicht zulassen, dass ihr freier Geist in einem ... autoritären Boot Camp unterdrückt wird! Und Luke sieht das genauso!« 

»Ich auch.« Nanny Sues Stimme überrascht mich.

»Bitte?«, sage ich flau.

»Meiner Ansicht nach hat Minnie nicht das geringste Problem. Sie könnte etwas mehr Struktur und Disziplin gebrauchen, aber ansonsten ist sie ein lebendiges, ganz normales Kind.« 

»Normal?« Benommen starre ich sie an.

»Normal?«, ruft Luke. »Ist es normal, Leute mit Ketchup zu bespritzen?«