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»Also ... nein, sage ich etwas perplex. »Ich denke immer ... je mehr, desto besser.“

»Luke, diese Angst ist weitverbreitet«, sagt Nanny Sue. »Ich habe viele, viele Eltern erlebt, die vor ihrem zweiten Kind dieselbe Sorge hatten. Sie lieben ihr erstes Kind und fühlen sich schuldig, weil sie nicht genügend Liebe für ein zweites in sich tragen.“

»Genau.« Angestrengt runzelt er die Stirn. »Genau so ist es. Es liegt an den Schuldgefühlen.« 

»Aber jeder Einzelne von diesen Eltern -ausnahmslos -hat mir später gesagt, dass sehr wohl genügend Liebe da war. Da war mehr als genug.«  Ihre Stimme wird noch sanfter. »Liebe gibt es im Überfluss.« 

Plötzlich fangen meine Augen an zu brennen. Ach, du je. Ich werde nicht zulassen, dass Nanny Sue mich zum Heulen bringt!

»Sie wussten doch auch vorher nicht, wie sehr Sie Minnie lieben würden, oder?«, sagt Nanny Sue zu Luke. »Und dennoch hat es Sie nicht daran gehindert.« 

Es folgt eine lange Pause. Plötzlich merke ich, dass ich Daumen drücke. Mit beiden Händen. Und Füßen.

»Ich ... glaube nicht“, sagt Luke schließlich langsam. »Ich glaube, am Ende muss man wohl einfach Vertrauen haben.« Er blickt zu mir auf und lächelt schief, und ich strahle ihn an.

Nanny Sue ist die schlauste Expertin der Welt, und ich liebe sie.

Eine Stunde später haben wir endgültig von Nanny Sue Abschied genommen, haben versprochen, auf ewig in Kontakt zu bleiben, und schließlich Minnie zu Bett gebracht. Luke und ich schleichen auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer, lehnen draußen an der Wand und sehen uns schweigend einen Moment lang an.

»Okay«, sagt Luke schließlich.

»Okay.«

»Meinst du, wir sollten einen Jungen oder ein Mädchen bekommen?« Er zieht mich an sich, und ich sinke in seine Arme. »Meinst du, Minnie möchte ein Brüderchen oder ein Schwesterehen herumkommandieren?«

Ich kann nicht glauben, dass er so redet. Ich kann nicht glauben, dass er damit so entspannt ist. Nanny Sue ist ein echtes Genie. (Abgesehen von der Sache mit dem Shopping-BootCamp, das fürchterlich klingt und aus dem ich mich irgendwie herauswinden muss.)

Ich schließe die Augen und lehne mich an Lukes Brust. Plötzlich wird mir ganz warm und wohlig. Die Party ist geregelt. Luke will noch ein Baby. Minnie ist ein liebenswertes, intelligentes Kind. Und endlich kann ich mich entspannen.

»Es gibt so viel, worauf wir uns freuen können«, sage ich selig.

»Stimmt.« Gerade lächelt er zurück, da klingelt mein Handy. Ich sehe Bonnies Nummer und mache mich von ihm los, um den Anruf entgegenzunehmen.

»Oh, hi!«, sage ich freundlich, aber zurückhaltend. »Luke ist gerade bei mir ... « »Hat er seinen BlackBerry bei sich?«, unterbricht mich Bonnie auf höchst unbonniege Weise.

»Äh ... er stellt ihn gerade an«, sage ich, als ich mich zu ihm umsehe. (Er hatte ihn ausgemacht, solange Nanny Sue da war, was nur zeigt, wie sehr er ihre Meinung respektiert.)

»Nehmen Sie ihn ihm weg! Suchen Sie irgendeine Ausrede! Er darf es·nicht sehen!«

Sie klingt panisch, und ich reagiere sofort.

»Gib mal her!« Ich reiße Luke den BlackBerry aus der Hand, als er gerade zu summen und zu blinken anfangt. »Entschuldige!« Ich tarne mich eilig mit einem Lachen. »Es ist nur ... meine Arbeitskollegin will mir gerade was von verschiedenen BlackBerry Modellen erzählen. Du hast doch nichts dagegen, oder?«

»Lassen Sie ihn auch nicht an seinen Computer!«, höre ich Bonnies Stimme an meinem Ohr. « Nichts mit E-Mails!«

»Luke, würdest du mir vielleicht einen Becher Tee machen?«, sage ich schrill. »Jetzt sofort? Ehrlich gesagt ... ich fühle mich nicht gut. Könntest du ihn mir vielleicht ans Bett bringen? Und dazu einen Toast?«

»Also ... okay.« Luke wirft mir einen etwas seltsamen Blick zu. »Was ist los?«

»Toilette!«, keuche ich. »Mach mir Tee! Danke!« 

Ich hetze ins Badezimmer, schnappe mir sein Notebook vom Schreibtisch und verstecke es in meinem Schrank, dann wende ich mich atemlos wieder dem Handy zu. »Was ist denn los, Bonnie?«

»Becky, ich fürchte, mir ist vor einer Weile ... «, sie atmet schnell, » ... ein einschneidender Fehler unterlaufen.«

Ein Fehler? Bonnie?

Oh, mein Gott. Der Stress hat seinen Tribut gefordert. Sie hat irgendwas bei der Arbeit vermasselt, und jetzt soll ich sie decken. Vielleicht bittet sie mich gleich, Beweisstücke zu fälschen oder Luke zu belügen oder E-Mails von seinem Computer zu löschen. Ich bin gleichzeitig gerührt, dass sie mir so sehr vertraut ... und erschüttert, dass ich' sie so weit getrieben habe.

»Waren Sie bestürzt, weil Luke Sie ab gemahnt hat? Ist Ihnen deshalb ein Fehler unterlaufen?« »Ich war heute Nachmittag etwas nervös«, sagt sie zögernd. »Das stimmt.« »Ich wusste es!« Ich fasse mir an den Kopf. »Bonnie, ich habe so ein schlechtes Gewissen. War Luke wirklich böse auf Sie?« »Nicht unangemessen, angesichts der Umstände, aber ich war doch erschüttert, wie ich gestehen muss ... «

»Bonnie, kein Wort mehr!« Meine Stimme bebt vor Entschlossenheit. »Was Sie auch getan haben, welcher Fehler Ihnen auch unterlaufen sein mag, wie groß der Schaden für Brandon Communications auch deshalb sein mag ... nie im Leben war es Ihre Schuld. Ich werde nicht zulassen, dass Luke Sie feuert. Ich werde Sie bis aufs Blut verteidigen!«

Plötzlich habe ich so ein Bild vor Augen, wie ich mich vor Luke in seinem Büro aufbaue, Bonnie am Handgelenk halte und sage: »Weißt du eigentlich, was für ein Schatz diese Frau ist? Weißt du eigentlich, was für eine Stütze sie ist?«

»Becky, seien Sie beruhigt! Mir ist kein Fehler unterlaufen, der Brandon Communications betrifft.« Bonnies Stimme bohrt sich in meine Träumereien. »Ich fürchte, es hat mit der Party zu tun.«

»Mit der Party?« Ich spüre ein leises Beben. »Was ist passiert?«

»Wie Sie wissen, war heute der Tag, an dem ich unsere Belegschaft von Lukes Geburtstagsüberraschung in Kenntnis gesetzt habe. Ich habe eine Rundmail verschickt, und alles ging glatt. Alle sind gespannt und freuen sich.«

»Gut.« Ich versuche, die aufkommende Panik zu ersticken. »Und ... ist irgendwas schiefgegangen?«

»Kurz darauf habe ich gemerkt, dass ich die gemeinsame Geburtstagskarte nicht erwähnt hatte. Also habe ich eine weitere Mail vorbereitet und den Empfängern mitgeteilt, dass eine Glückwunschkarte vorbereitet und Luke bei der Party überreicht werden würde. Ich war gerade dabei, die Mail noch mal durchzusehen, als ich dachte, ich höre Lukes Stimme. In der Hektik habe ich die Mail eilig abgeschickt und meinen Bildschirm zugeklappt.« Sie macht eine Pause. »Mein Fehler ist mir erst später aufgegangen.«

»Ihr Fehler?« Mein Herz rast. »Oh, Gott. Sie haben sie doch nicht auch an Luke geschickt, oder?« »Doch, leider ist sie auch an Luke rausgegangen«, sagt Bonnie nach einer kurzen Pause. Der Schock lässt winzig kleine Funken in meinem Kopf aufblitzen. Einatmen ... ausatmen ...

»Das macht nichts.« Ich staune, dass ich Ruhe bewahre, wie ein erfahrener Notarzt. »Keine Sorge, Bonnie. Ich lösche sie von seinem Computer und vom BlackBerry. Nichts passiert. Gott sei Dank ist es Ihnen noch eingefallen ...« 

»Becky, Sie verstehen nicht. Luke hat sie bekommen, weil er auf unserer Liste sämtlicher Kontakte steht. Dahin habe ich die Mail versehentlich geschickt.« »Sämtliche Kontakte?«, wiederhole ich unsicher. »Und ... wen betrifft das? Wer steht auf dieser Liste?«