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»Das Scheißding kommt nicht ins Internet!« Er tippt ein paar Mal darauf ein. »Was ist mit diesem verdammten Server los?«

»Ach, du je«, sage ich unschuldig. »Na ja, vielleicht solltest du dich erst mal mit den Akten befassen, hm? Um dein Notebook kannst du dich auch morgen kümmern. Hast du was gegessen? Möchtest du etwas Risotto? Janice hat uns was rübergebracht.«

Ich bin gerade dabei, das Risotto in der Küche aufzuwärmen, als ich Lukes Handy klingeln höre. »Luke Brandon.« Ich kann ihn kaum hören, als er sagt: »Oh, Sage! Hallo, Moment mal eben ... «

Die Wohnzimmertür ist zu. Mist.

Ich zögere einen Moment, dann schleiche ich auf Zehenspitzen den Flur entlang und drücke mein Ohr an die Tür.

»Oh. Tut mir leid, das zu hören«, sagt Luke gerade. »Selbstverständlich genießen Sie bei uns absolute Priorität. Sage ... hören Sie, Sage ... aber das sagt doch niemand ... «

Ja! Sie legt offensichtlich eine brillante Show hin. Wie zu erwarten. Sie ist eben Schauspielerin. »Aber natürlich kann ich ... acht Uhr morgens? In Pinewood. Okay, gut. Bis dann.« Im Wohnzimmer ist alles still, und ich überlege schon, ob ich wieder wegschleichen soll, als ich seine Stimme höre.

»Bonnie? Hier ist Luke. Ich hatte eben Sage Seymour am Telefon. Ich fürchte, sie hat alle Vorurteile bestätigt, die ich je hatte. Ein Alptraum, diese Frau. Sie besteht darauf, dass ich gleich morgen früh zu ihren Dreharbeiten komme.« Er schweigt. »Ich weiß nicht wieso! Es kam aus heiterem Himmel! Sie hat irgendwelchen Quatsch von Presseverlautbarungen und Strategien geredet. Die denkt, alles dreht sich immer nur um sie. Sie hat eine Wahnsinnsangst, dass wir uns nicht genug um sie kümmern ... Na gut, ich rufe Sie an, sobald ich auf dem Weg ins Büro bin.« Er spricht leiser, sodass ich mein Ohr noch fester an die Tür pressen muss, um ihn zu verstehen. »Gott sei Dank habe ich Becky nichts erzählt. Irgendwie hatte ich mir schon gedacht, dass ich lieber warten sollte, bis ich sicher sein konnte, wie es sich entwickelt ...« Er stockt. »Nein! Natürlich habe ich Becky davon noch nichts gesagt. Es ist nur eine Möglichkeit. Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist.«

Ich spitze die Ohren. Welche Möglichkeit? Worum kümmern?

»Wir sehen uns morgen, Bonnie. Vielen Dank erst mal.«

Scheiße. Er kommt. Ich wetze in die Küche zurück, wo das Risotto natürlich angebrannt ist. Hastig rühre ich das Verkohlte unter den Rest, als Luke hereinkommt. »Ich muss morgen übrigens früh raus«, sagt er zugeknöpft. »Ich treffe mich mit einem Klienten.«

»Komm, iss was.« Ich stelle einen Teller vor ihn hin, wie eine perfekte, ahnungslose Ehefrau. »GroßerTag morgen. Du weißt, dass du Geburtstag hast, oder?« 

»Scheiße. Du hast recht.« Kurz zuckt blanke Panik über seine Miene. »Becky, du hast doch hoffentlich nichts geplant, oder? Du weißt, dass wir diese große Schulung haben? Die geht bis in den Abend. Ich weiß nicht, wann ich wieder da bin ... « 

»Natürlich.« Ich schaffe es, locker zu klingen. »Keine Sorge! Wir machen Samstag irgendwas Schönes.« 

Oh, Gott. Ich schaff es nicht. Mein Mund zuckt vor leiser Hysterie, und ich fühle mich, als schwebten Seifenblasen über meinem Kopf.

Draußen vor dem Fenster steht ein Zelt! Morgen ist die große Party! Alle wissen Bescheid, nur du nicht!

Ich kann gar nicht glauben, dass er nichts ahnt. Ich kann nicht glauben, dass ich es so lange geheim halten konnte. Mir ist, als hinge nur ein hauchdünner Vorhang vor meinen Gedanken, und jeden Moment würde er ihn beiseiteschieben und alles sehen.

»Becky ... « Luke mustert mich stirnrunzelnd. »Ist irgendwas los? Liegt dir etwas auf der Seele?«

»Was?« Ich zucke zusammen. »Nein! Nichts! Sei nicht albern« Ich greife mir mein Weinglas, nehme einen Schluck, dann strahle ich Luke so überzeugend an, wie es mir möglich ist. »Nichts ist los. Alles ist gut.«

Reiß dich zusammen, Becky. Reiß dich einfach zusammen. Keine vierundzwanzig Stunden mehr.

Leute, die aber die Party Bescheid wissen

Leute, die über die Party Bescheid wissen

Ich

Suze

Tarquin

Danny

Jess

Tom.

Mum

Dad

Jaice

Martin

Bonnie

Diese drei Frauen die am Nebentisch gelauscht haben

Gary

Janices Klempner

Rupert und Harry bei The Service

Vertriebschefs von Bollinger, Dom Perignon, Bacardi, Veuve Cliqnot, Party Time

Beverages, Jacob´s Creek, Kentish English Sparkling Wine

Cliff

Maniküre (ich war so gestresst, dass ich mit irgendwem sprechen musste und sie hat versprochen, nichts auszuplaudern)

165 geladene Gäste (ohne die Leute von Brandon C)

500 Leser von Style Central

Elinor

Kellner im Ritz (hat bestimmt gelauscht)

Elinors Personal (6)

Partyservice (wie viele wissen wirklich was? Vielleicht einer oder zwei)

35 Mitarbeiter bei Brandon C

10.000 Kontakte von Brandon C

97.578.000 Nutzer von You Tube. (eigendlich 98.471.000 ist schon wieder raufgegangen)

1,8 Millionen Leser der Daily World

Insgesamt = 1.909.209.000

Okay. Keine Panik. Solange sie es alle bis morgen für sich behalten.

20

Und plötzlich ist es fünfzehn Uhr am nächsten Tag. Keine vier Stunden mehr.

Ich hab den ganzen Tag noch nichts gesessen, und meine Beine tun mir weh, und mein Handgelenk. ist ganz steif vom Telefonieren ... aber es ist so weit. Endlich ist es so weit. Alles befindet sich an Ort und Stelle, und es sieht einfach wunderschön aus. Alle stehen bereit. Die Team-Leader haben ein letztes Mal getagt. Elinor schuftet wie wild. Sie und Jess bilden ein eigenes, kleines Team, das Listen abhakt und noch einmal jedes Detail checkt. Die beiden sind ganz besessen davon, mögliche Fehlerquellen auszuschalten, und übertrumpfen sich gegenseitig als Party-Krisenfeuerwehr.

Dauernd sagt Jess zu Elinor, wie gut sie das mache und dass sie nach Chile kommen und ihr Organisationstalent für etwas Sinnvolles einsetzen solle. Ob sie denn schon mal daran gedacht habe, sich ehrenamtlich zu engagieren? Woraufhin Elinor nur diese leere, steinerne Miene aufsetzt. (Sodass ich mir Jess gegenüber nicht verkneifen konnte: » Wer sagt, eine Party sei nichts Sinnvolles?«)

Luke ist immer noch bei Sage auf ihrem Filmset in den Pinewood Studios, und sie hält mich per SMS auf dem Laufenden. Offensichtlich wissen alle Bescheid, die Schauspieler und auch das Team. Sie haben ihm erst mal sein neues Handy abgenommen und ihn mit Kopfhörern auf einen Regiestuhl gesetzt. Als er irgendwann unruhig wurde, haben sie ihn zwischen Set und Wohnwagen herumgeführt. Dann haben sie ihm ein Mittagessen verpasst. Dann hat sich Sage eine kleine Beschwerdenummer ausgedacht. Dann haben sie ihn wieder auf den Regiestuhl gesetzt. Jedes Mal, wenn er was sagen will, sagt sie: »Schscht! Ich muss mich konzentrieren!«, oder der Regisseur schnauzt ihn an.

Im Grunde ist er also bis um sechs beschäftigt. Dann will Bonnie ihn anrufen und sagen, dass sie ihm aus Versehen einen wichtigen Vertrag nach Hause geschickt hat, der noch heute unterschrieben werden muss, und ob er den wohl unterzeichnen und ihr rüberfaxen kann ... und der Wagen bringt ihn dann hierher. Und ich nehme ihn an der Tür in Empfang. Und dann ...