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Jedes Mal, wenn ich daran denke, kriege ich Gänsehaut. Ich kann es nicht mehr abwarten. Ich kann nicht mehr warten!

Die Leute vom Partyservice wuseln in Janices Küche herum. Das Zelt ist hell erleuchtet wie ein Raumschiff. Janices Garten sieht aus wie ein Wimpelmeer.

Jetzt muss ich nur noch in die Badewanne und meine Nägel machen und Minnie anziehen ...

»Hallo, Becky, Liebes.« 

Als ich Mums Stimme höre, fällt mir fast mein Teebecher aus der Hand. Ich habe sie gar nicht kommen hören.

Mir wird ganz flau im Magen, als sie das Zimmer betritt. Dafür bin ich noch nicht bereit. Die einzige Kommunikation zwischen Mum und mir bestand in den letzten Tagen aus kryptischen Nachrichten über Janices Handy.

Es fing damit an, dass Janice Mum und Dad auf einen Drink vor der Party eingeladen hat, woraufhin Mum antwortete, wenn ihre eigene Tochter sie nicht einlüde, wolle sie auch nicht kommen. Janice schrieb zurück, sie sei sicher, dass Mum eingeladen sei. Ob sie denn keine Einladung bekommen habe. Mum antwortete gereizt, man habe sie wieder ausgeladen. Also habe ich Janice gesagt, sie soll Mum sagen, sie sei nur ausgeladen, wenn sie es auch sein wolle. Und Mum sagte, sie wolle sich nicht aufdrängen, wenn sie nicht willkommen sei. Dann mischte sich Dad ein und rief Janice an und sagte, wir hätten doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und dabei blieb es dann irgendwann.

»Oh.« Ich schlucke. »Hi, Mum. Ich dachte, ihr seid noch im West Place. Wo ist Dad?« 

»Draußen im Auto. Heute Abend ist also die Party, ja?« Ihre Stimme klingt so steif und verletzt, dass ich direkt vor ihr zurückschrecke und gleichzeitig etwas grantig werde. Sie hat es sich doch mit Schlammpackungen und Cocktails gut gehen lassen. Wieso ist sie denn jetzt so grantig?

»Ja.« Ich mache eine kurze Pause, dann füge ich achselzuckend hinzu: »Du hattest übrigens recht. Es wäre beinahe ein Desaster geworden. Wie sich herausstellte, konnte ich es tatsächlich nicht allein.«

»Liebchen, niemand hat gesagt, dass du es allein machen solltest. Und es tut mir leid, dass ich gesagt habe ... « Mum kommt ins Stocken.

»Also, mir tut es auch leid«, sage ich etwas hölzern. »Ich hoffe, ich enttäusche dich heute Abend nicht.«

»Mir war nicht klar, dass ich eingeladen bin.«

»Nun ... mir war nicht klar, dass du es nicht bist.«

So stehen wir einander gegenüber, die Blicke abgewandt. Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll.

»Ach, Liebes.« Mums kühle Fassade fällt zuerst in sich zusammen. »Lass uns nicht streiten. Es tut mir leid, dass ich ihn erwähnt habe, diesen ... du weißt schon. Mr. Wham diesen Club-Tropicana-Bengel. Wake me up before you go go.«

»Ich weiß, wen du meinst«, sage ich eilig, bevor sie das komplette Wham-Programm herunterrattert.« Ich wollte dich nicht entmutigen. Ich hatte nur Angst um dich, Liebes.«

»Mum, du musst dir um mich keine Sorgen machen.« Ich rolle mit den Augen. »Ich bin erwachsen, oder? Ich bin neunundzwanzig. Ich bin Mutter.«

»Ich bin auch Mutter!« Mit theatralischer Geste schlägt sie sich an die Brust. »Du wirst es sehen, Liebes! Es hört nie auf, niemals!«

Oh, mein Gott. Stimmt das? Werde ich mir immer noch Sorgen um Minnie machen, wenn sie achtundzwanzig und verheiratet ist?

Nein. Nie im Leben. Ich bin nicht wie Mum. Da bin ich inzwischen auf Kreuzfahrt in der Karibik und amüsiere mich.

»Jedenfalls ... », sagt Mum. »Dad und ich haben in den letzten paar Tagen viel geredet, im Dampfbad und während der Massagen ... « 

Ehrlich. Sind meine Eltern eigentlich auch mal aus der Wellness-Oase rausgekommen?

»Ich verstehe, wieso du vielleicht das Gefühl hattest, du müsstest uns wegen des Hauses in die Irre führen«, sagt Mum mit hellroten Wangen. »Es tut mir leid, dass ich überreagiert habe, Liebes. Und ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in den letzten Wochen etwas ... verspannt war.« Sie seufzt schwer. »Es war eine schwierige Zeit, wir alle zusammen im selben Haus ... und das Kürzertreten hat es nicht einfacher gemacht ...«

»Ich weiß.«, Sofort tut es mir leid. »Und ich bin so dankbar, dass wir hier sein durften ...« »Du musst nicht dankbar sein! Hier ist dein Zuhause, Liebes!«

»Aber trotzdem. Es war einfach zu lange. Kein Wunder, dass wir alle etwas gereizt waren. Tut mir leid, dass dich unser ganzes Zeug belastet hat, und die Flunkerei tut mir auch leid ...« Auch meine kühle Fassade ist in sich zusammengefallen. »Und selbstverständlich wünsche ich mir, dass du zur Party kommst, wenn du möchtest.« 

»Natürlich möchte ich! Janice sagt, es wird ganz wundervoll. Sie sagt, sie kümmert sich ums Make-up! Sie hat extra drei Tuben Tauche Eclat besorgt!«

Ich muss mit Janice sprechen.

»Es wird bestimmt ganz toll. Wart's ab!« Es sprudelt nur so aus mir heraus. »Warte, bis du den Geburtstagskuchen siehst, Mum! Und die Deko!« 

»Ach, Schätzchen, komm her.« Mum breitet ihre Arme aus und drückt mich fest an sich. »Ich bin so stolz auf dich. Bestimmt wird es ganz wunderbar! Janice sagt, das Thema ist jetzt Stolz und Vorurteil? Luke sieht als Mr. Darcy bestimmt super aus! Ich habe mir eine Haube gekauft, und Dad hat Knickerbocker bekommen, und ich will mir noch Locken in die Haare ... «

»Bitte?« Ich weiche zurück. »Das Thema ist nicht Stolz und Vorurteil! Wo kommt das denn her?«

»Oh.« Mum ist erstaunt. »Also, ich bin mir sicher, dass Janice gesagt hat, sie trägt das hübsche, blaue Kleid, das sie bei dieser Aufführung ihrer Theatergruppe ...«

Du meine Güte. Nur weil Janice ihr Mrs.-Bennet-Kostüm trägt, ist alles plötzlich Stolz und Vorurteil? »Das Thema ist nicht Stolz und Vorurteil! Und es ist auch nicht Japan. Also komm mir gar nicht erst mit deinem Kimono.« 

»Aber was dann? Gibt es denn ein Thema?« 

»Mehr oder weniger.» Einen Moment lang debattiere ich mit mir selbst -dann fälle ich eine spontane Entscheidung. »Komm mal mit.«

Ich ziehe sie in die Küche, schließe meine Aktenkiste auf und hole Dannys Zeichnungen hervor. »Hier sind die Entwürfe. Top secret. Kein Wort zu irgendwem.« 

Mum betrachtet sie einen Moment lang unsicher, dann sehe ich ihr an, dass sie es wiedererkennt.

»Oh, Becky«, sagt sie schließlich. »Oh, Schätzchen.«

»Ich weiß.« Ich strahle sie an. »Ist das nicht toll?« 

Ich war es, die darauf bestanden hat, dass es eine individuelle, maßgeschneiderte Party werden soll, die eher Luke etwas bedeutet als allen anderen. Und ich war es auch, die mit der entscheidenden Idee ankam. Aber wenn ich ehrlich sein soll, war es Elinor, die das alles ermöglicht hat. Elinor, ihr Multimillionen-Scheckbuch und ihre Weigerung, sich mit abschlägigen Antworten abzufinden.

»Aber wie um alles in der Welt ...« Staunend blättert sich Mum durch die Seiten. »Ich hatte Hilfe«, sage ich vage. »Große Hilfe. »Nur Suze, Jess, Bonnie und Danny wissen, dass Elinor beteiligt ist. Irgendwie hat Elinor es fertiggebracht, die Fäden aus dem Hintergrund zu ziehen. Der Partyservice und das Personal glauben, ich hätte das Sagen, denn ich bezahle auch alles, und ich bin der Boss. Nicht mal Janice ahnt etwas.

Womit ich mich zunehmend unwohl fühle, je länger es dauert. Ich meine, Elinor hat so viel getan. Sie sollte auch die Anerkennung dafür einstecken. Aber was kann ich daran ändern?