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»Und was hast du mit Luke angestellt?« Mum sieht sich um, als hätte ich ihn vielleicht in einen Küchenschrank gesperrt. »Alles okay. Er ist auf einem Filmset, bei einer neuen Klientin.«

»Filmset?« Mum macht große Augen.

»Schscht! Ich soll nichts davon wissen! Er ist noch drei Stunden beschäftigt.« Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. »Dann kommt er her und ... Überraschung!«

»Und was willst du anziehen, Becky, Schätzchen?« Neugierig dringt Mum auf mich ein, mit leuchtenden Augen. »Hast du dir was Neues gekauft?«

Einen Moment lang tue ich, als hätte ich die Frage nicht gehört. Ich habe den Gedanken verdrängt.

»Becky? Hast du dir etwas gekauft?«

»Nein«, sage ich schließlich. »Habe ich nicht. Ich suche mir irgendwas aus meinem Schrank.«

»Süße!« Mum klingt erstaunt. »Das sieht dir gar nicht ähnlich!«

»Ich weiß.« Ich sinke auf einen Stuhl und pule etwas mutlos an meinen Fingernägeln herum. »Aber ich durfte ja schließlich nicht shoppen gehen, oder? Ich hatte es Luke versprochen.«

»Damit meinte er doch bestimmt nicht so eine Party. Ich meine, da würde er doch sicher eine Ausnahme machen ... «

»Ich wollte es nicht riskieren. Du verstehst ihn nicht, Mum. Er nimmt alles so ernst. Nanny Sue hat gesagt, ich bin ein Shopaholic«, füge ich finster hinzu. »Sie hat gesagt, ich muss ins Boot Camp, sonst wird Minnie auch so.«

»Was?« Mum sieht angemessen aufgebracht aus. »Was für ein Unsinn! Hör nicht darauf Geldgierige Scharlatane, alle, wie sie da sind. Boot Camp klingt in meinen Ohren nach Abzocke« »Da gehst du doch nicht hin, oder, Schätzchen?«

Ich liebe meine Mum. Sie sagt immer das Richtige.

»Weiß nicht. Vielleicht. Die Sache ist, dass Luke ihr total geglaubt hat.« Ich seufze. »Und schließlich ist es sein Geburtstag. Es ist sein Tag. Wie könnte ich mir da ein neues Kleid kaufen?«

Ich möchte nicht zugeben, wovor ich mich eigentlich fürchte ... nämlich davor, dass ich eine großartige Überraschungsparty organisiere, dann aber alles verderbe, weil er mich fragt, wie viel meine neuen Schuhe gekostet haben, und wir dann am Ende deshalb Streit bekommen.

»Also habe ich einen Entschluss gefasst.« Ich hebe mein Kinn an. »Es wird etwas aus meinem Schrank sein. Schluss. Aus.«

»Nun ... schön für dich, Liebes.« Sie lächelt mich aufmunternd an. »Ich sag dir was: Lass uns jetzt gleich mal zu deinem Schrank gehen und dir was aussuchen. Mal sehen, was wir finden. Hopp-hopp!«

Als ich ihr die Treppe hinauf folge, sind meine Beine schwer. Deshalb habe ich diesen Augenblick hinausgezögert. Alle anderen werden heute Abend neue Kleider tragen, sogar Minnie.

Egal. Macht nichts. Ich habe ein Versprechen gegeben und muss das Beste daraus machen. Es ist ja nicht so, als hätte ich nichts anzuziehen.

»Und hattest du denn schon eine Idee?«, sagt Mum, als wir das Schlafzimmer betreten. »Was hast du denn in deinem Schrank?«

»Vielleicht mein schwarzes Spitzenkleid?« Ich versuche, heiter zu klingen. »Oder dieses blaue Kleid, das ich vor Weihnachten anhatte? Oder vielleicht. .. « Ich öffne die Schranktür und erstarre mitten in der Bewegung. Was ist das?

Wieso hängt da dieser brandneue, elegante Kleiderbeutel von The Look mitten in meinem Schrank? Und wieso ist da eine große Schleife dran?

»Mach ihn auf!«, sagt Mum ganz aufgeregt. »Los, mach!« 

Mit kleinen, argwöhnischen Blicken ziehe ich den Reißverschluss auf. Ich sehe teure, dunkelgrüne Seide und atme scharf ein. Nein. Das kann doch nicht ...

Ich ziehe den Reißverschluss ganz herunter, nur um sicherzugehen ... Und die Seide fließt aus dem Kleiderbeutel wie ein dunkelgrün schimmernder Fluss.

Es ist von Valentino.

Es ist das enge Togakleid von Valentino mit dem Strass an der Schulter, das vor einem Monat bei The Look hereinkam und das ich mindestens zwanzig Mal anprobiert habe, das ich mir aber nie im Leben leisten könnte und ...

Plötzlich entdecke ich am Bügel eine Geschenkkarte und öffne sie mit tastenden Fingern.

Für Becky. Eine Kleinigkeit, die Du Dir aus Deinem Schrank aussuchen kannst.

In Liebe von Mum und Dad.

»Mum.« Mir schießen Tränen in die Augen, und ich zwinkere wie wild. »Das muss doch nicht ... ihr sollt doch nicht ... «

»Es war Janice!« Mum kann nicht länger an sich halten. »Sie hat mir erzählt, dass du dir nichts Neues kaufen willst. Na, das konnten wir doch nicht zulassen! Nicht unsere kleine Becky! Und so ist es doch aus deinem Kleiderschrank! Verstehst du? Begreifst du, Liebes?« Sie ist außer sich vor Stolz. »Es hing schon in deinem Schrank! Du hältst dein Versprechen Luke gegenüber!«

»Ich verstehe, glaub mir«, sage ich halb lachend, halb weinend. »Aber, Mum, das Kleid ist von Valentino! Es kostet ein Vermögen!«

»Ach, nicht der Rede wert!« Mum atmet tief ein. »Aber weißt du, Wendy's Boutique in Oxshott führt sehr preiswerte Abendkleider, und manchmal frage ich mich, wieso ihr Mädchen ... «

Sie stutzt, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. Im Laufe der Jahre waren wir oft genug unterschiedlicher Ansicht, wenn es um Wendy's Boutique ging. Jedenfalls habe ich deine nette Kollegin Jasmine gefragt, was ich kaufen sollte, und sie hat mir gleich dieses Kleid empfohlen. Und sie hat es mir zum Personalpreis überlassen, plus einem weiteren, großen Rabatt, weil es beschädigt ist!“, endet sie triumphierend. Beschädigt?“ Ich sehe es mir genauer an. »Es ist nicht beschädigt!« 

»Sie hat den Saum eingeschnitten«, sagt Mum verschwörerisch. »Die Kleine ist echt clever. Und dann haben alle deine netten Freundinnen gesammelt und was dazugegeben. Von denen ist es also auch.«

»Welche Freundinnen?“ Ich komme nicht ganz mit. »Du meinst Jasmine?“

»Nein! Alle deine Shopping-Freundinnen. Deine Kundinnen! Weißt du, die waren auch alle da. Die haben auch eine Karte unterschrieben ... wo ist sie nur?«  Sie fängt an, in ihrer Tasche herumzuwühlen. »Da ist sie ja.« 

Sie reicht mir eine schlichte Smythson-Karte, auf die jemand gekritzelt hat: »Viel Spaß heute Abend, Becky! Wir sehen uns GANZ BALD bei The Look wieder! Alles Liebe von Davina, Chloe und allen deinen treuen Freundinnen.« 

Darunter stehen ungefähr zwanzig weitere Unterschriften, und ich lese sie mit wachsender Verwunderung .

»Aber was haben die denn alle gleichzeitig im Laden gemacht?“

»Sie haben ihre Kleider zurückgebracht!«, sagt Mum, als sei das naheliegend  »Wusstest du das nicht? Sie haben eine Kampagne gestartet, dass man dich wieder einstellen soll!« 

Sie gibt mir ein knallpinkes Flugblatt, und ich nehme es ungläubig entgegen. Davon hat Davina gesprochen?

HOLT BECKY ZURÜCK!!!

Die Unterzeichner protestieren gegen die Behandlung

unserer hoch geschätzten Freundin und Modeberaterin

Becky Brandon (geborene Bloomwood).

Aufgrund der herzlosen und ungerechtfertigten

Behandlung durch The Look werden wir die

-Personal-Shopping-Abteilung boykottieren

-die Botschaft an unsere Freunde und Bekannten weitergeben

-uns mit sofortiger Wirkung entshoppen.

»Entshoppen?« Lachend blicke ich auf. »Was soll das bedeuten?«

»Sie bringen alles zurück, was sie gekauft haben«, sagt Mum zufrieden. »Und zu Recht. Da war eine lange Schlange, alle hübsch gekleidet, und alle brachten teure Sachen zurück, noch eingepackt. Und allen wurde ihr Geld auf ihre goldenen Kreditkarten zurückgebucht. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie viel das alles wert war. Eine Frau hatte drei lange Kleider. Yves Saint irgendwas? Fünftausend Pfund pro Stück. Blonde Frau aus Russland oder irgendwie so?«