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»Sicher.«

»Dieses gottverdammte >Tiger-Team<. Und der Abnahmetest von 009, die Verzögerungen bei der Auslieferung des Vogels nach Cape Canaveral und die Probleme mit den Treibstofftanks. Und nun die Schwierigkeiten im Orbit.«

»Aber das haben wir doch alles im Griff, Art«, sagte Lee und berichtete in aller Ausführlichkeit, daß die Rotation des MEM auf einer falschen Schalterstellung in der Kabine beruht hatte. »Als das Aufstiegstriebwerk feuerte, sagte der Schalter der Abbruchregelung, es solle die Kommandokapsel für ein Notfall-Andockmanöver anpeilen. Nur daß die Apollo zu diesem Zeitpunkt noch meilenweit entfernt war.« Er lachte. »Also geriet das MEM ins Taumeln und suchte krampfhaft nach dieser alten Kommandokapsel.«

Cane hob den Arm. Die Haut war so schlaff, daß die Hand Lee an eine Hühnerkralle erinnerte. »Ja«, sagte er. »Aber es war kein Fehler der Besatzung, oder? Ich meine, sie glaubte, daß der Schalter in der richtigen Stellung war. Wir hatten den Schalter falsch markiert. Also war es unser Fehler und nicht der ihre.« Er schüttelte den Kopf. Durch das eingefallene Gesicht wirkte er noch älter, als er ohnehin schon war. »Mein Gott, JK, wieso, zum Teufel, haben Sie eine solche Gurke freigegeben? Die Besatzung hätte dabei umkommen können.«

»Ach, kommen Sie, Art. So schlimm war es nun auch wieder nicht. Das Problem ist schnell behoben. Alle Probleme, die wir bisher hatten, waren schnell behoben. Schließlich geht es bei diesen Testflügen darum, Fehler aufzuspüren. Ich nehme die Dl-Unterlagen, Transkripte und Testergebnisse mit nach Newport Beach, und auf dieser Grundlage werden wir die letzten Schwachstellen im Gerät ausmerzen.« Der Flug seiner Maschine hatte ihn wieder aufgerichtet und ihm neue Kraft verliehen; er war geradezu enthusiastisch. »Und nicht nur das, auf der Grundlage dieser Erkenntnisse will ich einen neuen Rekord aufstellen. Ich will, daß 010 beim Checkout das Schiff mit der geringsten Mängelquote ist, das jemals an Cape Canaveral ausgeliefert wurde. Wieso auch nicht, zum Teufel? Wir werden Geschichte schreiben, Art. Wo ich die Dl nun hinter mir habe, mache ich mit Volldampf weiter.«

Cane schnitt ihm das Wort ab. »Hören Sie mir zu, JK. Es gibt ein paar Dinge in diesem Geschäft, von denen Sie keine Ahnung haben. Ich spreche nicht von spezifischen Problemen. Ich spreche von.« - er machte eine wischende Handbewegung - »einem kumulativen Effekt.«

Lee war ebenso beunruhigt wie verwirrt. »Kumulativ?«

»Eins kommt zum andern. Es ist eine Frage des Images. Es hat schon viele Kommentare zur Leistung der Apollo-Technik gegeben - wobei es sich immerhin um bewährtes Gerät handelte, das die Astronauten sicher wieder nach Hause brachte. Und vergleichen Sie das nun mit den Problemen des MEM. Vielleicht hätte doch Rockwell den Zuschlag bekommen sollen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Unter solchen Umständen muß man sich seiner Sache hundertprozentig sicher sein. Da nützt es auch nichts mehr, die aufgetretenen Fehler zu beheben. Hat man sich erst einmal in eine solche Lage manövriert, werden alle möglichen Fragen gestellt. Fragen bezüglich der Kompetenz meines Unternehmens.« Lee hörte Frustration und Zorn aus Canes schwacher Stimme heraus. »Wenn sie einen erst als Versager abgestempelt haben, ist man erledigt.«

Er wandte sich Lee zu. Die wässrigen Augen glänzten im vor Zorn und Kummer zerfurchten Gesicht. »Und genau das ist uns nun passiert, JK. Die NASA, der Kongreß, die Presse - sie haben uns - mich - als Versager abgestempelt.«

Der Schmerz, der in seinen Worten mitschwang, ging Lee ans Herz. »Mein Gott, Art, so schlimm ist es auch wieder nicht.«

»Sie wissen, daß man schon wieder erwägt, uns den Vertrag zu kündigen.«

»Das können sie nicht tun«, sagte Lee. »Das wissen Sie doch. Nicht ohne den Zeitplan über den Haufen zu werfen.«

»Man will einen Großteil der Arbeiten am MEM an Aerojet, Boeing, General Electric, McDonnell und Martin übertragen«, sagte Cane, der zunehmend in Rage geriet. »Und vielleicht drücken sie uns dann noch Projektmanager von Rockwell aufs Auge.«

»Das wollten sie doch schon die ganze Zeit tun«, sagte Lee lachend.

»Das ist kein Witz, verdammt noch mal«, sagte Cane barsch. »Vielleicht wird die NASA es nicht tun. Vielleicht kann sie es nicht. Aber sie spricht davon. Und das ist der Punkt. Gottverdammt, begreifen Sie das denn nicht? Die NASA will uns zeigen - und dem Kongreß und der Presse -, wie ernst sie die ganze Sache nimmt.

Und in der NASA sind schon Köpfe gerollt. Wußten Sie das? Leute, die Faxen gemacht haben, anstatt ein Auge auf uns zu haben.« Er leierte eine Namensliste von Leuten in Marshall und Houston herunter.

»Na und; sehen Sie, Art, diese Leute saßen hauptsächlich in der Verwaltung. Es ist verdammt egal, ob sie gehen oder bleiben. Nur auf die Ingenieure kommt es an. Das wissen Sie doch auch.«

»Aber es kommt überhaupt nicht darauf an, was ich denke. Verstehen Sie das denn nicht, JK? Es handelt sich um eine Absichtserklärung. Für Sie mag das abstrakt erscheinen, wie ein Spiel; aber glauben Sie mir, für die Politiker ist es höchst real. Wir müssen irgendwie reagieren.«

Schlagartig verflog Lees Euphorie, und er wurde sich der Problematik in ihrer ganzen Tragweite bewußt. »O mein Gott, Art. O nein. Das können Sie nicht tun.«

Cane legte Lee die Hand auf den Arm. »Es tut mir leid, JK. Aber ich muß es tun. Wohin ich sehe, Termin- und EtatÜberschreitungen. Eine schlampige Arbeitsorganisation. Ein Testflug, der fast in einem Fiasko geendet hätte, noch dazu in einem tödlichen Fiasko.«

Lee schaute auf den Hinterkopf des Fahrers und sah die NASA-Straße Eins an den Wagenfenstern vorbeigleiten. Er versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren: die nach Leder riechenden Sitze, die kühle Luft, die aus den Düsen der Klimaanlage strömte. Doch er war wie betäubt, als ob er wie Adam Bleeker und seine Besatzung in einem Druckanzug isoliert wäre.

»Ich hätte fast mein Leben für dieses gottverdammte Projekt geopfert, Art.« Und meine Ehe. »Sie wissen, daß wir kurz vor dem Ziel sind, nicht wahr?«

»Ja, JK. Ich.«

»So dicht dran.« Er hob Daumen und Zeigefinger. »Und ich bin es gewesen, der Sie überhaupt so weit gebracht hat. Die ganze verdammte Konzeption, das von Apollo abgeleitete Design des MEM, das alles stammte von mir, Art. Und ich bin es gewesen, der das Projekt vorangetrieben hat. Und nun wollen Sie mich abservieren, nur um einem Haufen fauler Säcke in Washington Genüge zu tun, die sogar zu blöd zum Scheißen sind.«

»Das reicht, JK.«

»Und wer soll mich ersetzen? Bob Rowen? Vielleicht Jack Morgan? Oder.«

»Nein. Niemand aus der Firma. JK, ich habe beschlossen, einen professionellen Programm-Manager zu Ihrem Nachfolger zu bestimmen. Ein Top-Mann soll in Ihre Fußstapfen treten.«

»Wer denn? Wem wollen Sie meinen Job geben?«

Cane wandte den Blick ab. »Gene Tyson.«

Lee starrte ihn erst fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Tyson: die schleimige fette Ratte von Hughes, die Lee während der Angebotsabgabe für das MEM hohnlachend aus dem Büro hinauskomplimentiert hatte. »Gene Tyson. Wollen Sie mich veräppeln?«

»Gene ist ein fähiger Ingenieur und ein guter Mann.«

»Sicher, Art. Aber er ist kein.«

Cane schaute ihn an. »Kein was? Kein JK Lee?«

»Verdammt richtig. Zumal es sowieso nicht funktionieren würde. Meine Leute würden nicht mit ihm zusammenarbeiten. Sie würden mich nicht.« Verraten.

Cane hustete und wandte den Blick wieder ab. »Tyson hat das Angebot bereits angenommen. Und mit Ihren Leuten habe ich auch schon gesprochen.«

»Ich. das gibt’s doch nicht.«

»Mit Morgan, Xu, Lye, Rowen und.«