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dungsstücke nicht modisch und cool waren. Und man sah auch keine üppigen Blondinen an den Armen von Tölpeln, die Regenschirme trugen. Auch an Rmdy hingen keine üppigen Mädchen, aber er dachte sich, das sie einfach noch nicht bemerkt hatten, wie cool er war, wie gleichgültig ge-genüber dem Wetter und allem anderen, das den anderen Typen zu schaffen machte.

Er war tropfnaß und elend - pfiff aber fröhlich, um es sich nicht anmerken zu lassen -, als er zwanzig vor fünf von der Central nach Hause kam, weil die Übungsstunde des Orchesters wegen schlechten Wetters abgesagt worden war. Er zog die nasse Jeansjacke aus und hängte sie an die Rückseite der Waschküche. Er zog auch die nassen Turnschuhe aus.

»Ich bin hiiiiiiiiier«, rief er und parodierte damit das kleine Mädchen in Poltergeist.

Niemand antwortete ihm.

Er wußte, seine Eltern waren zu Hause, weil die Lichter an waren; außerdem war die Haustür nicht abgeschlossen. Sie arbeiteten in letzter Zeit immer häufiger zu Hause. Sie hatten etwas mit Produktentwicklung bei New Wave zu tun, und sie konnten einen ganzen Tag an ihren zwei Terminals oben arbeiten, im Hinterzimmer, ohne tatsächlich ins Büro zu gehen.

Randy holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank, riß sie auf, trank einen Schluck und ging nach oben, um sich zu trocknen, während er Pete und Marsha von seinem Tag erzählte. Er nannte sie nicht Mom und Dad, aber das störte sie nicht; sie waren cool. Manchmal dachte er, daß sie vielleicht sogar zu cool waren. Sie fuhren einen Porsche, und ihre Kleidung war der aller anderen immer ein halbes Jahr voraus, und sie unterhielten sich über alles mit ihm, alles, einschließlich Sex, und zwar so offen, als wären sie seine Kumpels. Sollte er jemals eine üppige Blondine finden, die sich an ihn hängen wollte, würde er sie vielleicht gar nicht nach Hause bringen, aus Angst, sie könnte seinen Dad für viel cooler halten als ihn selbst. Manchmal wünschte er sich, Pete und Marsha wären dick, schlampig, altmodisch angezogen und würden etepetete darauf bestehen, Mom und Dad genannt zu werden. Der Wettbewerb um gute Noten und Ansehen in der Schule war schlimm genug, und er hatte zu alledem noch den Eindruck, als stünde er zu Hause im Wettbewerb mit seinen Eltern.

Oben auf der Treppe rief er noch einmaclass="underline" »Mit den un-sterblichen Worten des modernen amerikanischen Intellektuellen John Ramon: >Yo!<«

Sie antworteten immer noch nicht.

Als Randy die angelehnte Tür des Arbeitszimmers am Ende des Flurs erreichte, bekam er das Grausen. Er zitterte und runzelte die Stirn, blieb aber nicht stehen, weil es nicht zu seinem Bild des ungeheuer coolen Typen paßte, sich von etwas einschüchtern zu lassen.

Er trat über die Schwelle und hatte schon einen vorlauten Kommentar parat, weil sie ihm nicht geantwortete hatten. Er blieb, zu spät, starr vor Schrecken mitten im Zimmer stehen.

Pete und Marsha saßen einander an dem großen Schreib -tisch, wo ihre Computer Rücken an Rücken standen, gegenüber. Nein, sie saßen nicht unbedingt da; sie waren mit Dutzenden von in Segmente unterteilten Kabeln, die aus ihnen wuchsen - oder aus den Maschinen, das war schwer zu sagen - mit den Stühlen und Computern verbunden, aber sie verankerten sie nicht nur mit Computern und Stühlen, sondern auch mit dem Boden, in dem die Kabel schließlich verschwanden. Ihre Gesichter waren immer noch zu erkennen, aber gräßlich verwandelt, halb blasse Haut und halb Metall, das einen leicht geschmolzenen Eindruck machte.

Randy konnte nicht atmen.

Aber er konnte sich plötzlich wieder bewegen und taumelte rückwärts.

Hinter ihm schlug die Tür zu.

Er wirbelte herum.

Tentakel - halb organisch, halb menschlich - brachen aus der Wand hervor. Das ganze Zimmer schien auf unheimliche, gräßliche Weise zu leben, oder vielleicht waren außerirdische Maschinen in den Wänden verborgen. Die Tentakel waren schnell. Sie wirbelten um ihn, umklammerten seine Arme, wickelten ihn völlig ein und drehten ihn zu seinen Eltern um.

Sie saßen immer noch auf den Stühlen, aber nicht mehr über die Computer gebeugt. Sie sahen ihn mit leuchtendgrünen Augen an, die in den Höhlen zu kochen schienen; sie blubberten und wirbelten.

Randy schrie. Er schlug um sich, aber die Tentakel hielten ihn fest.

Pete machte den Mund auf, und ein halbes Dutzend silberne Kugeln, wie große Kugellager, schössen daraus hervor und trafen Randy an der Brust.

Schmerzen explodierten in dem Jungen. Aber das dauerte nur ein paar Sekunden lang. Dann wurden die heißen Schmerzen zu einem eiskalten Kribbeln, das sich durch seinen ganzen Körper zum Gesicht hinauf bewegte.

Er versuchte noch einmal zu schreien. Und brachte keinen Laut heraus.

Die Tentakel wichen in die Wand zurück und zogen ihn mit sich, bis sein Rücken fest gegen den Verputz gedrückt war.

Die Kälte war jetzt in seinem Kopf. Kribbelte. Kribbelte.

Er versuchte wieder zu schreien. Diesesmal brachte er einen Laut zustande. Eine dünne elektronische Oszillation.

Am Dienstagnachmittag saß Meg Henderson mit warmen Wollhosen und einem Sweatshirt und einem Pullover über dem Sweatshirt, weil sie neuerdings einfach nicht mehr warm blieb, am Küchentisch beim Fenster und hatte ein Glas Weißwein, einen Teller Zwiebelcracker, einen Keil Gouda und einen Nero-Wolfe-Roman von Rex Stout vor sich. Sie hatte schon vor Jahren sämtliche Wölfe-Romane gelesen, jetzt las sie sie wieder. Es war tröstlich, alte Romane neu zu lesen, weil sich die Menschen darin nie veränderten. Wolfe war immer noch ein Genie und Feinschmecker. Ar-chie war immer noch ein Mann der Tat. Fritz hatte immer noch die beste private Küche der Welt. Keiner war älter geworden, seit sie sie zuletzt gesehen hatte, und das war ein Trick, den sie selbst auch gerne gelernt hätte.

Meg war achtzig, und diese achtzig sah man ihr an, jede einzelne Minute, da machte sie sich nichts vor. Gelegentlich, wenn sie sich im Spiegel sah, blickte sie erstaunt drein, als hätte sie nicht den größten Teil eines Jahrhunderts lang mit diesem Gesicht gelebt und sähe eine Fremde an. Irgendwie erwartete sie, ein Spiegelbild ihrer Jugend zu sehen, weil sie in ihrem Inneren immer noch das Mädchen war. Glücklicherweise fühlte sie sich nicht wie achtzig. Ihre Knochen ächzten, und ihre Muskeln hatten etwa so viel Kraft wie die von Jabba dem Hut, im dritten Krieg der Sterne-Film, den sie sich letzte Woche auf Video angesehen hatte, aber Gott Sei Dank hatte sie weder Arthritis noch andere Leiden. Sie wohnte immer noch in ihrem Bungalow am Concord Circle, einer seltsamen kleinen, halbmondförmigen Straße, deren Anfang und Ende an der Serra Avenue im Ostteil der Stadt lagen. Sie und Frank hatten das Haus vor vierzig Jahren gekauft, als sie noch an der Thomas Jefferson School unterrichtet hatten und das eine kombinierte Schule für alle Klassen gewesen war. Moonlight Cove war damals noch kleiner gewesen. Seit vierzehn Jahren, seit Frank gestorben war, lebte sie alleine in dem Bungalow. Sie konnte aufstehen, saubermachen und für sich selbst kochen, und dafür war sie dankbar.

Noch dankbarer war sie für ihre geistige Frische. Mehr als vor körperlichem Unvermögen graute ihr vor Senilität oder einem Schlag, der ihren Körper zwar funktionstüchtig lassen, ihr aber die Erinnerungen nehmen und ihre Persönlichkeit verändern würde. Sie versuchte, geistig rege zu bleiben, indem sie alle Arten der unterschiedlichsten Bücher las, indem sie zahlreiche Videos für ihren Rekorder auslieh und um jeden Preis den verdammten Quatsch mied, der im Fernsehen als Unterhaltung galt.