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Danach Schweigen.

Sam kauerte noch eine Weile an derselben Stelle und wartete ab, ob die Stimme wieder zu sprechen anfangen oder eines der Wesen mit den Bernsteinaugen wieder ans Fenster klopfen würde - tick-tick -, aber nichts geschah. Als schließlich seine Arm- und Beinmuskeln sich verkrampften, nahm er die Hand von Moose und richtete sich zum Fenster hin auf. Er rechnete halb damit, daß das Schreckgespenst da sein würde, aber es war fort.

Der Hund begleitete ihn, als er im Erdgeschoß von Zimmer zu Zimmer ging und zu sämtlichen Fenstern an den vier Seiten des Hauses hinaussah. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn die Kreaturen versucht hätten, sich irgendwo gewaltsam Zutritt zu verschaffen.

Aber das Haus war völlig still, abgesehen vom Regen, der auf das Dach trommelte und in den Regenrinnen blubberte.

Er kam zur Überzeugung, daß sie fort und ihr Interesse an dem Haus reiner Zufall gewesen war. Sie hatten nicht speziell nach ihm gesucht, nur nach Beute. Sie hatten ihn zweifellos am Fenster erblickt und wollten ihn nicht gehen lassen, falls er sie gesehen hatte. Aber falls sie gekommen waren, um mit ihm persönlich abzurechnen, hatten sie sich offenbar entschieden, daß sie sich einen Einbruch und eine lautstarke Konfrontation ebenso wenig leisten konnten wie er, nicht im Herzen der Stadt. Sie waren verstohlene Geschöpfe. Hin und wieder stießen sie einen unheimlichen Schrei aus, der über Moonlight Cove hallte, aber nur dann, wenn sie sich im Griff einer seltsamen Leidenschaft befanden. Und bisher hatten sie ihre Angriffe auf Menschen beschränkt, die relativ isoliert lebten.

Als er wieder im Wohnzimmer war, schob er den Revolver ins Halfter und streckte sich auf dem Sofa aus.

Moose setzte sich und sah ihn noch eine Weile an, als könnte er nicht glauben, daß er sich wieder ruhig hinlegen und schlafen konnte, nachdem er gesehen hatte, was da durch Nacht und Regen schlich.

»Einige meiner Träume waren schlimmer als das, was heute nacht da draußen ist«, sagte er zu dem Hund. »Wenn ich leicht zu verängstigen wäre, würde ich wahrscheinlich nie wieder schlafen können.«

Der Hund gähnte, stand auf und ging in den dunklen Flur hinaus, wo er in den Fahrstuhl sprang. Der Motor summte, als der Lift den Labrador nach oben brachte.

Während er darauf wartete, daß er wieder einschliefe, versuchte Sam, seine Träume in eine angenehmere Form zu bringen, indem er sich auf Dinge konzentrierte, von denen er gerne träumen würde: gutes mexikanisches Essen, kaum gekühltes Guinness Stout und Goldie Hawn, die noch strahlender als gewöhnlich aussehen würde, in einem mexikanischen Restaurant sitzen, und sie würden essen und Guinness trinken und lachen.

Aber als er wieder eingeschlafen war, träumte er von seinem Vater, einem übellaunigen Alkoholiker, dem er mit sieben Jahren in die Hände fiel, nachdem seine Mutter bei dem Autounfall ums Leben gekommen war.

7

Chrissie, die sich in den Stapel nach Gras duftender Jutesäcke auf dem Lieferwagen des Gärtners gekuschelt hatte, wachte auf, als das automatische Garagentor mit einem Ächzen md Rasseln aufging. Sie hätte sich beinahe überrascht aufgerichtet und dadurch verraten. Aber sie erinnerte sich rechtzeitig, wo sie war, und behielt den Kopf unter dem obersten halben Dutzend der Säcke, die sie als Decke verwendete. Sie versuchte, sich im Stapel der Säcke zu verkriechen.

Sie hörte Regen aufs Dach prasseln. Er fiel auf den Schotterweg vor der Tür und erzeugte ein zischelndes Geräusch, so wie tausend Speckstreifen in einer riesigen Bratpfanne. Chrissie hatte Hunger. Bei diesem Geräusch wurde sie noch hungriger.

»Hast du meinen Vesperkoffer, Sarah?«

Chrissie kannte Mr. Eulane nicht so gut, daß sie seine Stimme erkannt hätte, aber sie vermutete, daß er es war, denn Sarah Eulane, deren Stimme Chrissie kannte, antwortete sofort:

»Es, es wäre mir wirklich lieber, wenn du gleich wieder heimfahren würdest, nachdem du mich in der Schule abgesetzt hast. Nimm einen Tag frei. Du solltest bei dem schlechten Wetter nicht arbeiten.«

»Nun, bei diesem Guß kann ich kein Gras mähen«, sagte er. »Aber ich kann ein paar Sachen erledigen. Ich werde eben den Gummianorak anziehen. Der hält mich knochentrocken. Mit diesem Anorak hätte Moses durch das Rote Meer gehen können und wäre nicht auf Gottes Wunder angewiesen gewesen.«

Als sie die Luft atmete, die gefiltert durch den rauhen Stoff der Säcke kam, verspürte Chrissie ein Kitzeln in der Nase bis zu den Stirnhöhlen. Sie hatte Angst, daß sie niesen müßte.

DUMMES JUNGES MÄDCHEN NIEST, FÄLLT DADURCH IN DIE HÄNDE GIERIGER AUSSERIRDISCHER; LEBENDIG AUFGEGESSEN; »EIN LECKERER KLEINER HAPPEN«, SAGTE AUSSERIRDISCHE KÖNIGIN,» BRINGT UNS NOCH MEHR EURER ELFJÄHRIGEN BLONDEN WEIBCHEN.«

Sarah öffnete die Beifahrertür dicht neben Chrissies Versteck und sagte: »Du wirst dir den Tod holen, Ed.«

»Glaubst du wirklich, daß ich so eine zarte Primel bin?« fragte er neckend, während er die Fahrertür aufmachte und einstieg.

»Ich glaube, du bist ein welker, alter Löwenzahn.«

Er lachte. »Das hast du gestern nacht nicht gedacht.«

»Doch das habe ich. Aber du bist mein welker, alte Löwenzahn, und ich möchte nicht, daß du einfach so vom Winde verweht wirst.«

Eine Tür wurde zugeschlagen, dann die andere.

Als sie sicher war, daß sie sie nicht sehen konnten, zog Chrissie die Jutesäcke weg und streckte den Kopf heraus. Sie hielt sich die Nase zu und atmete durch den Mund, bis das Kitzeln in den Stirnhöhlen nachließ.

Während Ed Eulane den Motor anließ, ihn etwas im Leerlauf heulen ließ und dann rückwärts aus der Garage fuhr, konnte Chrissie hören, wie sie sich im Fahrerhaus unterhielten. Sie konnte nicht alles verstehen, was sie sagten, aber sie schienen einander immer noch zu necken.

Kalter Regen schlug ihr ins Gesicht, und sie zog den Kopf sofort wieder unter den Sack und ließ nur einen winzigen Spalt offen, durch den frische Luft herein konnte. Wenn sie während der Fahrt nieste, würde das durch Regen und Motorenlärm nicht zu hören sein.

Als sie an die Unterhaltung dachte, die sie in der Garage mitangehört hatte, und als sie jetzt hörte, wie Mr. Eulane im Führerhaus lachte, dachte Chrissie, daß sie ihnen vertrauen könnte. Wenn sie Außerirdische wären, würden sie keine albernen Scherze und verliebtes Geplänkel machen. Sie würden es vielleicht tun, wenn sie vor Nichtaußerirdischen eine Schau abzögen und versuchten, so zu tun, als wären sie immer noch Ed und Sarah Eulane, aber nicht, wenn sie unter sich waren. Wenn Außerirdische allein waren, ohne nicht verwandelte Menschen in der Nähe, unterhielten sie sich wahrscheinlich über... nun, Planeten, die sie eingesackt hatten, das Wetter auf dem Mars, den Preis von Treibstoff für fliegende Untertassen und Rezepte, wie man Menschen köstlich zubereitete. Wer konnte das schon sagen? Aber sie unterhielten sich sicher nicht so, wie sich die Eulanes unterhielten.

Andererseits...

Vielleicht hatten diese Außerirdischen Ed und Sarah Eula-ne nur in der Nacht übernommen, vielleicht fühlten sie sich noch nicht wohl in ihren Menschenrollen. Vielleicht übten sie das Menschsein in der Abgeschiedenheit, damit sie in der Öffentlichkeit als Menschen durchgehen konnten. Wenn Chrissie sich ihnen zeigte, würden sie wahrscheinlich verdammt sicher Tentakel bekommen oder sich Hummerscheren aus der Brust wachsen lassen, und sie würden sie lebend verspeisen, ohne Beilagen, oder sie würden sie ausstopfen, auf eine Holzscheibe montieren und auf ihrem Heimatplaneten ins Wohnzimmer hängen, oder sie würden ihr das Gehirn aus dem Kopf klopfen, es in ihr Raumschiff montieren und als billigen Kontrollmechanismus für ihre Kaffeemaschine verwenden.

Mitten in einer außerirdischen Invasion konnte man sein Vertrauen nur widerstrebend und nach einigem Nachdenken verschenken. Sie beschloß, sich an ihren ursprünglichen Plan zu halten.