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»Was wird mit uns geschehen, Asunawa, wenn Kind gegen Kind kämpft?«, fragte Galad leise. »Ich ergebe mich nicht, und ich würde Euch nicht angreifen, aber vielleicht können wir uns wieder vereinen. Nicht als Feinde, sondern als Brüder, die eine Weile getrennt waren.«

»Ich werde niemals Umgang mit Schattenfreunden pflegen«, sagte Asunawa, obwohl er zögerlich klang. Er beobachtete Galads Männer. Asunawa würde eine Schlacht gewinnen, aber wenn sich Galads Männer energisch wehrten, würde es ein teurer Sieg werden. Beide Seiten würden Tausende verlieren.

»Ich ergebe mich Euch«, sagte Galad. »Unter bestimmten Bedingungen.«

»Nein!«, sagte Bornhaid hinter ihm, aber Galad hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen.

»Was für Bedingungen?«, wollte Asunawa wissen.

»Ihr schwört vor dem Licht und Euren Lordhauptmännern, keinem der Männer, die mir folgten, zu schaden, sie der Befragung zu unterziehen oder sie sonst wie zu verurteilen. Sie taten nur das, was sie für richtig hielten.«

Asunawa kniff die Augen zusammen; sein Mund wurde zu einem schmalen Strich.

»Das schließt meine Gefährten hier mit ein«, sagte Galad und wies mit dem Kopf auf Byar und Bornhaid. »Jeder Mann, Asunawa. Sie dürfen nie der Befragung unterzogen werden.«

»Ihr könnt die Hand des Lichts nicht auf diese Weise behindern! Damit könnten sie den Schatten suchen, wie sie wollten!«

»Ist es nur die Furcht vor der Befragung, die uns im Licht hält, Asunawa?«, fragte Galad. »Sind die Kinder nicht tapfer und wahrhaftig?«

Asunawa verstummte. Galad schloss die Augen und fühlte die Bürde der Führung. Jeder Augenblick, den er das hier hinauszögern konnte, erhöhte die Verhandlungsposition für seine Männer. Er öffnete die Augen. »Asunawa, die Letzte Schlacht kommt. Wir haben keine Zeit für Streitereien. Der Wiedergeborene Drache wandelt im Land.«

»Häresie!«, sagte Asunawa.

»Ja«, erwiderte Galad. »Außerdem ist es die Wahrheit.«

Asunawa knirschte mit den Zähnen, schien aber über das Angebot nachzudenken.

»Galad«, sagte Bornhaid leise. »Tut das nicht. Wir können kämpfen. Das Licht wird uns beschützen!«

»Wenn wir kämpfen, töten wir gute Männer, Kind Bornhaid«, sagte Galad, ohne sich umzudrehen. »Jeder Hieb unserer Schwerter wird ein Hieb für den Dunklen König. Die Kinder sind das einzige wahrhaftige Fundament, das diese Welt noch hat. Wir werden gebraucht. Wenn mein Leben dafür bestimmt ist, diese Einheit herbeizuführen, dann soll es eben so sein. Ihr würdet sicher das Gleiche tun.« Er erwiderte Asunawas Blick.

»Ergreift ihn«, fauchte Asunawa. Er sah unzufrieden aus. »Und befehlt den Legionen, sich zu ergeben. Informiert sie, dass ich den falschen Kommandierenden Lordhauptmann in Gewahrsam genommen habe und dass ich ihn Befragen werde, um das Ausmaß seiner Verbrechen zu ergründen.« Er zögerte. »Aber verkündet auch die Nachricht, dass die, die ihm folgten, weder bestraft noch der Befragung unterworfen werden.« Asunawa zog sein Pferd herum und ritt los.

Galad drehte sein Schwert und gab es Bornhaid. »Kehrt zu unseren Männern zurück; berichtet ihnen, was hier geschehen ist, und lasst sie nicht kämpfen oder versuchen, mich zu retten. Das ist ein Befehl.«

Bornhaid erwiderte seinen Blick, dann nahm er langsam das Schwert entgegen. Und salutierte. »Ja, mein Kommandierender Lordhauptmann.«

Sobald sie die Pferde angetrieben hatten, griffen raue Hände nach Galad und zerrten ihn aus Stämmigs Sattel. Er landete hart auf dem Boden, seine schlimme Schulter sandte einen stechenden Schmerz durch seine Brust. Er wollte aufstehen, aber mehrere Zweifler stiegen ab und schlugen ihn nieder.

Einer stemmte Galad einen Stiefel in den Rücken, und er hörte das metallische Scharren eines gezogenen Messers. Sie schnitten ihm Rüstung und Kleidung vom Leib.

»Du wirst nicht die Uniform eines Kindes des Lichts tragen, Schattenfreund«, sagte ein Zweifler zu ihm.

»Ich bin kein Schattenfreund«, erwiderte Galad, das Gesicht auf den grasigen Boden gedrückt. »Diese Lüge werde ich niemals aussprechen. Ich wandle im Licht.«

Das brachte ihm einen Tritt in die Seite ein, dann noch einen und noch einen. Grunzend krümmte er sich zusammen. Aber die Schläge hagelten weiter auf ihn herab.

Schließlich überkam ihn die Dunkelheit.

Die Kreatur, die einst Padan Fain gewesen war, schritt den Hügel hinunter. Braunes Unkraut spross in zerfurchten Büscheln, wie Haare am Kinn eines Bettlers.

Der Himmel war schwarz. Ein Sturm. Das gefiel Fain, auch wenn er den hasste, der dafür verantwortlich war.

Hass. Das war der Beweis, dass er noch lebte, das letzte noch vorhandene Gefühl. Das einzige Gefühl. Das Einzige, das es noch geben konnte.

Es verzehrte ihn. War aufregend. Wunderschön. Wärmend. Gewalttätig. Hasserfüllt. Wunderbar. Es war der Sturm, der ihm Kraft verlieh, das eine Ziel, das ihn antrieb. Al’Thor würde sterben. Durch seine Hand. Und danach vielleicht der Dunkle König. Wunderbar …

Die Kreatur, die einst Padan Fain gewesen war, fummelte an ihrem wunderschönen Dolch herum, betastete die Kanten des Musters in dem feinen Golddraht, mit dem der Griff umwickelt war. Das Ende des Griffs war mit einem großen Rubin besetzt, und Fain trug die Waffe in der rechten Hand, sodass die Klinge zwischen den ersten beiden Fingern hervorragte. An den Seiten wiesen die Finger Dutzende von Schnitten auf.

Von der Dolchspitze tropfte Blut ins Unkraut. Blutrote Flecken, die ihn aufmunterten. Unten rot, oben schwarz. Perfekt. Rief sein Hass den Sturm herbei? So musste es sein. Ja.

Die Blutstropfen fielen neben die schwarzen Flecken, die auf den toten Blättern erschienen, während er weiter nach Norden in die Große Fäule marschierte.

Er war verrückt. Das war gut. Wenn man den Wahnsinn akzeptierte – ihn umarmte und sich daran labte, als wäre er Sonnenlicht oder Wasser oder die Luft selbst -, wurde er zu einem weiteren Teil seiner selbst. Wie eine Hand oder ein Auge. Wahnsinn konnte einen sehen lassen. Mit Wahnsinn konnte man Dinge halten. Es war wunderbar. Befreiend.

Endlich war er frei.

Die Kreatur, die einst Mordeth gewesen war, erreichte den Fuß des Hügels und schaute nicht zurück zu der großen, annähernd purpurfarbenen Masse, die sie oben zurückgelassen hatte. Es war ein schmutziges Werk, Würmer auf die richtige Weise zu töten, aber manche Dinge konnten nur auf die richtige Weise erledigt werden. Das war das Prinzip des Ganzen.

Nebel war aus dem Boden aufgestiegen und folgte ihm. War dieser Nebel sein Wahnsinn, oder war er sein Hass? Er kam ihm so vertraut vor. Schlängelte sich um seine Knöchel und schnappte nach seinen Fersen.

An einem Hang in der Nähe schaute etwas hervor und duckte sich sofort zurück. Würmer starben laut. Würmer taten alles laut. Ein Rudel Würmer konnte eine ganze Legion vernichten. Hörte man sie, schlug man die andere Richtung ein, und zwar schnell. Andererseits konnte es von Vorteil sein, Späher auszuschicken, um die Richtung zu ergründen, in der sich das Rudel bewegte. Damit man anderswo nicht wieder darauf stieß.

Und so war die Kreatur, die einst Padan Fain gewesen war, keineswegs überrascht, als sie den Hügel umrundete und auf eine nervöse Gruppe Trollocs stieß, die ein Myrddraal anführte.

Fain lächelte. Meine Freunde. Es war viel zu lange her.

Es dauerte einen Augenblick, bis der dumpfe Verstand der Trollocs zu dem offensichtlichen, wenn auch falschen Schluss kam: wenn ein Mann umherwanderte, dann konnten keine Würmer in der Nähe sein. Sie hätten sein Blut gerochen und sich auf ihn gestürzt. Würmer zogen Menschen immer Trollocs vor. Das machte Sinn. Die Kreatur, die einst Mordeth gewesen war, hatte von beiden gegessen, und Trollocfleisch hatte nur wenige Vorzüge.

Die Trollocs rannten los, ein wildes Rudel, Federn, Schnäbel, Krallen, Zähne, Stoßzähne. Die Kreatur, die einst Fain gewesen war, blieb ruhig stehen. Der Nebel strich über ihre nackten Füße. Wie wunderbar! Der Myrddraal hinter der Gruppe zögerte, sein augenloser Blick richtete sich auf sie. Vielleicht spürte er ja, dass hier etwas auf schreckliche Weise nicht stimmte. Da hatte er natürlich recht. Das eine ohne das andere war nicht möglich. Das würde keinen Sinn ergeben.