»Monsieur Poirot, ich komme, um mich von Ihnen zu verabschieden. Ich gehe so bald als möglich nach Südamerika. Mein Vater hatte ausgedehnte geschäftliche Verbindungen jenseits des Kontinents, und ich gedenke dort ein neues Leben zu beginnen.«
»Gehen Sie allein, Monsieur Jack?«
»Meine Mutter begleitet mich - und auch Stonor, der mein Sekretär bleibt. Er liebt entlegene Weltgegenden.«
»Geht sonst niemand mit?«
Jack errötete.
»Sie meinen -?«
»Ein Mädchen, das Sie innig liebt, das bereit war, ihr Leben für Sie hinzugeben.«
»Wie könnte ich sie jetzt noch darum bitten?« flüsterte der Jüngling. »Nach allem, was geschehen ist - wie könnte ich vor sie treten und - was wäre das für eine Werbung!«
»Frauen haben die wunderbare Gabe, solchen Werbungen auf die Beine helfen zu können.«
»Ja, aber - ich war so ein verdammter Narr!«
»Das waren wir alle einmal, früher oder später«, bemerkte Poirot philosophisch.
Aber Jacks Gesicht wurde hart.
»Da ist noch etwas anderes. Ich bin meines Vaters Sohn. Würde irgend jemand mich heiraten wollen, dem das bekannt ist?«
»Sie sagen, Sie seien der Sohn Ihres Vaters. Hastings wird Ihnen sagen, daß ich an Vererbung glaube -«
»Eben, dann -«
»Warten Sie. Ich kenne eine Frau, eine Frau voll Mut und Ausdauer, der größten Liebe fähig, der höchsten Selbstverleugnung -«
Der Jüngling sah auf, sein Blick war weich geworden.
»Meine Mutter!«
Ja. Sie sind ebensosehr Ihrer Mutter Kind wie der Sohn Ihres Vaters. Gehen Sie zu Mademoiselle Bella. Gestehen Sie ihr alles. Verheimlichen Sie nichts - und hören Sie, was sie dazu sagen wird.«
Jack sah unentschlossen drein.
»Gehen Sie zu ihr, nicht mehr als Knabe, sondern als Mann - ein durch das Schicksal gereifter Mann, auf dem die Vergangenheit und die Ereignisse der Gegenwart lasten, der aber ein neues wunderschönes Leben beginnen möchte. Bitten Sie sie, dies Leben mit Ihnen zu teilen. Es mag Ihnen nicht zum Bewußtsein gekommen sein, aber Ihrer beider Liebe hat die Feuerprobe bestanden. Sie haben beide bewiesen, daß Sie bereit waren, das Leben füreinander zu opfern.«
Und was geschah mit Captain Arthur Hastings, dem bescheidenen Berichterstatter dieser Seiten?
Es geht das Gerücht, daß er den Renaulds auf eine Farm jenseits des Ozeans folgen werde, aber als Abschluß dieser Geschichte ziehe ich vor, von einem Morgengespräch in der Villa Genevieve zu erzählen.
»Ich kann Sie nicht Bella nennen, da dies nicht Ihr Name ist. Und Dulcie klingt mir so fremd. So möge es bei Cinderella bleiben. Cinderella vermählte sich mit dem Prinzen, Sie erinnern sich doch. Ich bin zwar kein Prinz, aber -«
Sie unterbrach mich.
»Cinderella warnte ihn, wie ich weiß. Sie erinnern sich, sie konnte nicht versprechen, eine Prinzessin zu werden. Sie war ja doch nur eine Küchenmagd -«
»Nun ist es am Prinzen, einzufallen«, warf ich ein. »Wissen Sie, was er sagte?«
»Nein!«
»,Verdammt!' sagte der Prinz und küßte sie!« Und ich ließ dem Wort die Tat folgen.
ENDE