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»Hank Brevard ist tot.«

»Herzinfarkt?« Randy stand auf, ging zu Tussie und legte ihr sei­nen Arm um die Schultern.

»Nein. Er wurde ermordet.«

»Was?« Randy ließ seinen Arm sinken, drehte sich zu ihr und sah sie an.

»Jemand hat ihm die Kehle aufgeschlitzt.«

»Großer Gott.« Er holte tief Luft. »So was Primitives.« Er ging wieder zum Sofa. »Komm, setz dich zu mir. Reden tut gut.« »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Sie ließ sich neben ihn fallen, wodurch sich sein Kissen ein kleines bißchen hob.

»Wer hat dich eben angerufen?«

»Das war Debbie, Jordan Ivanics Sekretärin. Ich nehme an, wir werden alle nacheinander angerufen. Sie sagte, Sheriff Shaw oder Deputy Cooper würden uns befragen und.« Sie biß sich auf die Lippe.

»Er war nicht gerade der liebenswürdigste Mensch, aber trotzdem.« Er legte seinen Arm wieder um sie. »Es tut mir Leid.«

»Ich war erst kürzlich mit ihm im Postamt und er hat gemeckert und gestöhnt wegen der Spätschicht, weil jemand krank war oder so. Die meiste Zeit bin ich ihm über den Mund gefahren.« Sie atmete heftig ein. »Jetzt hab ich deswegen ein schlechtes Gewissen.«

Randy klopfte ihr auf die Schulter. »So waren doch alle zu ihm. Er war ein Langweiler.«

Ein Holzscheit knisterte im Ofen.

Tussie zuckte zusammen. »Man kann nie wissen. Wie banal.« Sie wiegte sich hin und her. »Wie schrecklich banal, aber wahr. Da ar­beite ich mit hoffnungslos kranken Kindern im Krankenhaus. Ich meine, Randy, wir wissen, daß die meisten von ihnen nicht die ge­ringste Chance haben, aber das hier erschüttert mich.«

»Mit unheilbar kranken Kindern arbeiten ist dein Beruf. Einen Kol­legen, oder als was du Hank auch immer bezeichnest, zu haben ist was ganz anderes. ihn ermordet zu sehen, meine ich. Manchmal mach ich den Mund auf und kann meine Zunge nicht im Zaum hal­ten«, entschuldigte er sich.

»Fängst einen Satz an und springst gleich zum zweiten, bevor du den ersten zu Ende gesprochen hast.« Sie lächelte traurig. »Randy, ich muß ins Krankenhaus zur Arbeit, und da läuft ein Mörder frei herum.« Sie schauderte.

»Das weißt du nicht. Es könnte im Affekt passiert sein.«

»Ein mordlustiger Verrückter geht ins Krankenhaus und sucht sich Hank aus.«

»Also« - sein Ton wurde leichter -, »du weißt, was ich meine. Es hat nichts mit dir zu tun.«

»Gott, das will ich hoffen.« Sie schauderte wieder und er klopfte ihr unaufhörlich auf die Schulter, ließ seinen Arm um sie gelegt.

»Dir wird nichts passieren.«

»Randy, ich hab Angst.«

9

Sobald der Mensch in ein bestimmtes Alter kommt, ist der Tod, wenn auch kein Freund, so doch ein Bekannter. Ein plötzlicher Tod jedoch überrumpelt die Menschen jedes Mal.

Lisa Brevard, Anfang fünfzig, war durch den Tod ihres Mannes wie gelähmt. Ihn zu verlieren war schlimm genug, aber daß er er­mordet wurde, war doppelt traurig. Sie kannte seine Fehler und liebte ihn trotzdem. Vielleicht hätte man umgekehrt von ihm dasselbe sa­gen können.

Nachdem sich Harry von den Brevards verabschiedet hatte, aßen Susan, sie und Coop bei Miranda Hogendobber, der, besten Köchin in Crozet, zu Mittag.

»Wann kommt Tracy zurück?«, erkundigte sich Coop bei Miranda nach ihrem Highschool-Freund, der sie beim Schultreffen im ver­gangenen Jahr umworben hatte.

»Sobald er das Haus verkauft hat.« Sie stellte die letzte Schüssel auf den Tisch - Kartoffelbrei -, setzte sich und nahm Harrys und Coops Hände. Coop nahm Susans Hand, so daß der Kreis geschlos­sen war. »Himmlischer Vater, wir danken dir für deine großzügige Gabe an Speisen und Freundschaft. Wir bitten dich, stütze und tröste Lisa und die Familie in ihrer Zeit der Trauer. Wir bitten dich in Jesu Namen. Amen.«

»Amen«, sprachen die anderen nach, ebenso die Tiere, die sich rasch über ihre Schüsseln auf dem Fußboden hermachten.

»Sie sehen wunderbar aus, Miranda.« Susan war stolz auf Miranda, die vierzig Pfünd abgenommen hatte.

Miranda lächelte. »Männer verlieben sich mit den Augen, Frauen mit den Ohren.«

Cook sah hoch, ihre Gabel verharrte in der Luft. »Das ist mir noch nie in den Sinn gekommen.«

»Der Herr hat uns verschieden geschaffen. Es ist sinnlos, sich dar­über zu beklagen. Wir müssen es hinnehmen und außerdem« - Mi­randa reichte die Schüssel nach links weiter - »würde ich es gar nicht anders haben wollen.«

»Huhu.« Harry zog die Augenbrauen hoch.

»Fangen Sie bloß nicht wieder an, Harry.« Miranda warf ihr einen gespielt wütenden Blick zu.

»Ich hoffe, daß Tracy das Haus in Hawaii schnell verkauft.« Harry gab Salat in ihre Schüssel.

»Das hoffe ich auch. Ich fühle mich wieder wie ein junges Mäd­chen.« Miranda strahlte.

Sie unterhielten sich über Tracy und andere in der Stadt, aber das Gespräch kam immer wieder auf Hank Brevard zurück.

»Cooper, enthältst du uns was vor?«, fragte Harry.

»Nein. Wir brauchen Zeit, um jemandes Leben zu rekonstruieren, und das müssen wir bei Hank. Was immer er war, was immer er getan hat, jemand wollte seinen Tod. Der reine Wahnsinn.«

»Er hätte nicht, sagen wir, jemanden überraschen können, der. « Susan beendete ihren Satz nicht, weil Harry ihr ins Wort fiel.

»Im Heizungskeller vom Krankenhaus?«

»Harry, jemand hätte Beweise in den Heizkessel werfen können«, verteidigte sich Susan.

»Höchstwahrscheinlich in den Verbrennungsofen.« Darauf be­schrieb Cooper ihnen das Innere des Krankenhausgebäudes. »Ihr seht also, bei den vielen Gängen, da muß sich jemand, wer immer es ge­tan hat, genau ausgekannt haben.«

»Jemand der dort arbeitet«, sagte Miranda.

»Oder jemand der dort Geräte wartet. Wir müssen jeden einzelnen Dienstleister, Mechaniker, Lieferjungen aufstöbern, der in dem Haus ein und aus geht.«

»So 'n Haufen Arbeit«, rief Miranda aus. »Wie in der alten Fern­sehserie>Polizeiberich<t. Sie werfen ein Netz über alles, nicht?«

Cooper nickte. »Und früher oder später, Miranda, tritt etwas zu Ta­ge.«

Und so kam es, aber ganz anders, als sie dachten.

10

»Mann oh Mann.« Harry schloß die Tür des Postamts genau in dem Augenblick hinter sich, als Rob Collier vor dem Haupteingang hielt. Sie lief nach vorn und öffnete die Tür. »Montag, Montag.«

»Ich hab jede Menge Zeug für dich«, trällerte Rob und schleppte zwei zusätzliche, proppenvolle Leinensacke mit Post herein.

»Valentinstag. Hatte ich vergessen.« Sie schnitt eine Grimasse, als er die zwei zusätzlichen Säcke auf den Boden plumpsen ließ.

»Denk nur an all die Liebe in diesen Sacken«, witzelte er.

»Du bist gut gelaunt.«

»Ich hab mein Valentinsgeschenk schon heute Morgen gekriegt.«

»Red bloß nicht von Sex, Rob, ich bin zu zart besaitet.«

Er grinste sie an, sprang in das große Postauto und fuhr weiter nach Whitehall, wo ein kleines Postamt ihn erwartete.

»Meint ihr, daß Mom Liebesbriefe gekriegt hat?« Tucker zerrte an einem Sack.

»Ich glaub, sie legt keinen Wert drauf. Sie muß ihre eigene Post genauso sortieren wie die von den anderen«, erwiderte Murphy.

»Sankt Valentin. Es müßte einen Sankt Katzenminze geben, oder wie wär's mit Sankt Thunfisch?« Pewter, die ein reichhaltiges Früh­stück verdrückt hatte, dachte jetzt schon ans Mittagessen, morgens um halb acht.»Ein Mensch namens Valentin hat bestimmt nie ge­lebt.«

»Doch, den gab 's. Er lebte im dritten Jahrhunden und starb an der Via Flaminia in Rom unter der Herrschaft des Claudius den Märty­rertod. Die Geschichten widersprechen sich, aber ich halt mich an diese«, klärte Mrs. Murphy ihre graue Freundin auf.