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Sie lachten und griffen nach den dünnen leckeren Waffeln.

»Wie ist die Stimmung im Krankenhaus?«, fragte Susan.

»Gut. Hanks Tod hängt vielleicht gar nicht mit dem Krankenhaus zusammen.« Er hielt inne. »Aber wie Sie wissen, bin ich halb im Ruhestand, drum bin ich nicht jeden Tag dort.«

»Halb im Ruhestand.« Harry lachte. »Sie arbeiten noch genauso viel wie damals, als ich Kind war.«

Larry hatte eine Praxis in seinem Haus. Vor Jahren hatte er einen Partner aufgenommen, Hayden McIntire, und geschworen, sich zur Ruhe zu setzen, aber daraus war nichts geworden.

»Es war lieb von Ihnen, daß Sie sich um Sam gekümmert haben«, sagte Larry anerkennend zu Harry. »Sie treten in Tussie Logans Fuß­stapfen. Sie kann wunderbar mit Kindern umgehen.« Er lachte laut. »Ich sehe Sam irgendwie in diesem Licht.«

»Mich sahen Sie nicht stehen bleiben, um ihm zu helfen.« Susan aß noch eine Schokoladenwaffel. »Die Jagd war zu schön.«

Larry war mit Anfang siebzig großartig in Form, dank der Jagd und weil er sich viel im Freien bewegte. »Ein geradeaus rennender Fuchs, die reinste Freude. Aber wissen Sie was, ich glaube, er hat kehrtge­macht. Er war so nahe, und dann...« Er schnippte mit den Fingern.

»Fuchsmagie.« Susan lächelte, sah auf die Uhr und seufzte. »Ich muß nach Hause.«

»Und ich zur Arbeit.« Harry trank ihren Tee aus.

14

»Mom!«, riefen die Tiere, als Harry durch die Hintertür des Postam­tes stürmte. »Hi«, grüßte sie.

»O Harry, ich bin so froh, daß Sie da sind. Hier.« Miranda reichte ihr einen geöffneten Briefumschlag. »Hat Susan für Sie dagelassen. Sie hat vergessen, ihn Ihnen beim Frühstück zu geben.«

Harry sah auf die Adresse, Mrs. Tucker. »Hm, hm.« Sie zog den Brief heraus und las laut vor:

Liebe Susan,

wie du weißt, habe ich vor, mich um das Bürgermeisteramt unse­rer schönen Stadt Crozet zu bewerben. Ich benötige deine Unter­stützung und die Hilfe aller unserer Freundinnen und Freunde. Ich hoffe, daß du und Harry euch voll hinter meine Kampagne stellen werdet.

Meine zwei obersten Prioritäten sind die Bewahrung des ländli­chen Charakters von Crozet und eine enge Zusammenarbeit mit dem Sheriffbüro von Albemarle, um die Zahl der Verbrechen zu verringern. Bitte ruf mich so bald wie möglich an. Mit freundlichen Grüßen, Marilyn Sanburne

Harry raschelte ein bißchen mit dem Papier. »Sie anrufen? Sie kann jeden von uns auf der Straße erwischen. Gebührenverschwendung.«

»Es ist ziemlich förmlich, und ich denke, neutral zu bleiben ist nicht so einfach wie Sie glauben. Und wenn wir uns zu lange drum herumwinden, machen wir sie uns zur Feindin«, sagte Miranda wei­se.

»Die Frage ist, hat Little Mim die Unterstützung der Partei?« Harry war erstaunt, daß Little Mim an Susan geschrieben hatte. Es hatte so was Distanziertes.

»Nein, noch nicht. Sie hat Rev Jones angerufen. Er ist im örtlichen Lenkungsausschuß der Partei. Er sagte, sie haben auf ihrer Monats­versammlung, die Samstag stattfand, über die Unterstützung von Marilyn abgestimmt. Sie wollen das Ergebnis nicht bekannt geben, bevor der Lenkungsausschuß sein Okay gibt. Herb sagte, sie würden vermutlich heute von Richmond hören. Er rechnet nicht mit Problemen. Schließlich ist Jim Sanburne als Republikaner seit fast zwanzig Jahren ohne Gegenkandidaten angetreten. Die Demokraten dürften über ihre Kandidatin begeistert sein. Nicht genug, daß jemand Jim herausfordert, es ist auch noch seine eigene Tochter.«

Mrs. Murphy rieb sich an Harrys Bein.»Wir haben in dein Post­fach geguckt, Mom. Du hast bloß Rechnungen.«

Sie bückte sich und nahm die hübsche Tigerkatze auf den Arm. »Mrs. Murphy, du bist die Allerschönste.«

»Ha«, kam es krächzend von Pewter, die hinten auf dem kleinen Küchentisch auf der Seite lag. Sie durfte eigentlich nicht auf dem Tisch liegen, aber das hinderte sie nicht daran, es trotzdem zu tun.

»Eifersüchtig.« Harry ging zu Pewter und kraulte sie an den Ohren.

»Ich bin nicht eifersüchtig.«

»Bist du wohl«, sagte Murphy spöttisch zu ihrer Freundin.

»Bin ich nicht.« Pewter streckte die Zunge heraus, die erstaunlich rosa war, knallrosa.

Murphy wand sich aus Harrys Armen und fiel über Pewter her. Sie wälzten sich herum, bis sie vom Tisch plumpsten, sich schüttelten und in entgegengesetzte Richtungen spazierten, als sei dies die natür­lichste Sache der Welt.

»Katzen.« Tucker legte den Kopf schief, dann sah sie zu Harry hoch.»Mom, diese Kettenbriefe gefallen mir nicht. Da ist was faul.«

Harry kniete sich hin. »Du bist der beste Hund im Universum. Nicht nur im Sonnensystem, sondern im Universum.« Sie küßte den seidigen Kopf.

»Würg, kotz!« Pewter zog eine Grimasse, dann drehte sie sich um, ging zu Mrs. Murphy und setzte sich neben sie; ihre Katzenbalgerei war so schnell vergessen, wie sie aufgeflammt war.»So eine Schleimscheißerin.«

»Hunde sind immer so.« Murphy nickte weise, aber Tucker war es piepegal.

Nach einer knappen Stunde fuhr Coop vor und huschte in den Haupteingang des Postamtes, gerade als es anfing zu regnen. »Spielt das Wetter verrückt, oder was?«, fragte sie und schloß die Tür hinter sich.

»Was herausgefunden?« Miranda öffnete die Trennklappe, um Coop nach hinten durchzulassen.

»Ja.« Cynthia ging durch, zog ihre Jacke aus und hängte sie an den Holzhaken an der Hintertür. »Das Crozet Hospital ist in Aufruhr. Herrgott, ist das eine schäbige Bande. Fallen sich gegenseitig in den Rücken.«

»Tut mir aber Leid, das zu hören.« Mrs. Hogendobber war ent­täuscht. »Keine Verdächtigen?«

»Noch nicht«, antwortete Coop angespannt.

»Ist ja großartig. Da läuft ein Mörder frei herum.«

»Harry«, sagte Mrs. Murphy laut.»Ihr Menschen habt viel öfter Tuchfühlung mit Mördern, als ihr ahnt. Ich bin überzeugt, das Tier namens Mensch ist das einzige Tier, das Spaß am Morden hat.«

Als würde sie die Gedanken ihrer Katze fortführen, sagte Harry laut: »Ich möchte wissen, ob es Hanks Mörder Spaß gemacht hat, ihn zu töten.«

»Ja«, sagte Cooper, ohne zu zögern.

»Machtgefühl?«, fragte Harry.

»Ja. Über diesen Aspekt am Morden spricht niemand gern. Der Herr gibt und der Herr nimmt. Niemand hat das Recht, einem ande­ren Menschen das Leben zu nehmen.«

»Miranda, die Menschen mögen ja die Bibel lesen, aber sie befol­gen die Gebote nicht«, sagte Cooper.

»Du weißt doch, das Postamt ist im Zentrum von allem. Eine Art Aktionszentrale.« Harrys Augen leuchteten auf. »Wir könnten hel­fen.«

»Nein, bloß nicht.« Cooper schob das Kinn vor.

»Tja.« Mrs. Murphy plusterte ihren Schwanz auf.»Ein bißchen He­rumschleichen tut einer Katze gut.«

»Welcher Katze?«, murrte Pewter.

Cynthia Cooper drohte Harry und Miranda mit dem Finger. »Nein, nein und nochmals nein.«

15

An diesem Abend hielten die Gläubigen der lutheranischen St. Lu­kaskirche unter dem Vorsitz von Reverend Herbert C. Jones eine Versammlung ab. Wenngleich Harry sich als vom Glauben abgefal­lene Lutheranerin bezeichnete, bewunderte sie den Rev, wie sie ihn nannte. Ihr gefiel, daß es in der lutheranischen Kirche - wie auch in jeder anderen Kirche im Umkreis - wie in einem Bienenstock zu­ging, sie einer Honigwabe menschlicher Beziehungen glich. Wurde jemand krank, sprach es sich herum, und die Leute machten Kran­kenbesuche. Hatte jemand mit Alkoholismus zu kämpfen, besuchte ein Kirchenmitglied, das bei den Anonymen Alkoholikern war, ihn unweigerlich.