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»Im Heizungskeller? Der einzige Gegenstand, an dem sie sich hätte den Kopf stoßen können, war der Heizkessel, und dann würden wir Brandwunden sehen. Kommen Sie mir nicht mit so 'nem Scheiß, Ivanic.« Rick fluchte selten, weil er das für unprofessionell hielt, aber er war äußerst beunruhigt und rasende Wut erfüllte ihn. »In diesem Krankenhaus ist was faul. Wenn Sie wissen, was es ist, rücken Sie am besten raus damit, wenn nicht, stelle ich das ganze Haus auf den Kopf!«

Jordan hob beschwichtigend die Hände. »Hören Sie, Sheriff, ich bin genauso aufgebracht wie Sie.«

»Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.«

Darauf mußte Bruce lachen.

»Dr. Buxton.« Cynthia beugte sich zu dem großen Mann hinüber. »Wann sind Sie hergekommen?«

»Kurz nach der Versammlung der GruppeGottes Liebe< im Pfarr­haus, Herbs Gruppe.«

»Ja.« Sie nickte.

»War noch kurz einkaufen. Ich schätze, daß ich gegen viertel vor neun hier war.«

»Sind Sie selbst in den Heizungskeller gegangen?«, fragte Rick den Arzt.

»Nein, Harry wurde zu mir gebracht. Als Booty Weyman sie fand, hat er geistesgegenwärtig zwei Krankenpfleger gerufen. Er war zu Tode erschrocken.« Bruce erinnerte sich an Bootys kalkweißes Ge­sicht.

»Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, gehe ich wieder in mein Bü­ro.« Jordan ging zur Tür.

»Nicht so eilig.« Rick hielt ihn zurück. »Ich will die Blaupausen des Krankenhauses, den Arbeitsplan von jedem Einzelnen. Es ist mir egal, ob das Ärzte sind, Sprechstundenhilfen oder Wartungsmonteu­re. Ich will die Berichte über alle Lieferungen und Abfallbeseitigun­gen des letzten Jahres, und das alles binnen vierundzwanzig Stun­den.«

»Hm.« Jordans Gedanken rasten. »Ich werde tun, was ich kann.«

Rick hob die Stimme. »Vierundzwanzig Stunden!« »Ist das alles?« Jordan hatte das Gefühl, an seiner Stimme zu er­sticken, die um so dünner und höher wurde, je nervöser er war.

»Nein. Sind bei Ihnen Patienten unter mysteriösen oder ungeklärten Umständen gestorben?«

»Ganz bestimmt nicht!« Jordan legte die Hände aneinander.

»Das müssen Sie ja behaupten«, sagte Rick ihm glattweg ins Ge­sicht.

»Weil es wahr ist. Und darf ich Sie erinnern, Sheriff« - Jordan fand den Mut zurückzublaffen -, »was immer hier vorgefallen ist, das ist im Keller vorgefallen. Im Keller sind keine Patienten.«

»Raus mit Ihnen.« Rick entließ ihn mit einer letzten brüsken Be­merkung. »Vierundzwanzig Stunden, auf meinem Schreibtisch.«

»Ich bin froh, daß er gegangen ist, bevor er sich in die Hose ge­macht hat«, schnaubte Bruce.

»Ich hab mir nicht in die Hose gemacht«, sagte Harry schwerfällig.

»Du nicht, Harry. Beruhige dich.« Cooper nahm ihre Hand.

Rick flüsterte Bruce zu: »Was glauben Sie, ist Harry in Lebensge­fahr?«

»Nein. Ihr Puls ist stark. Sie ist stark. Sie wird eine empfindliche Stelle am Kopf haben.« Er deutete auf die drei engen Stiche. »Die werden sie verrückt machen.«

»War es ein sehr harter Schlag?« Cynthia betrachtete eingehend die Wunde.

»Nein. Wenn er so hart gewesen wäre, dann hätten wir eine Schä­delfraktur festgestellt. Derjenige, der sie geschlagen hat, wußte ge­nau, wie fest er zuschlagen mußte, was an und für sich interessant ist. Aber die Haut am Schädel ist dünn und reißt leicht auf. Außerdem blutet der Kopf stark, wie Sie wissen. Hätte ich den relativ kleinen Riß nicht genäht, würde die Wunde tagelang sickern. Harry würde daran kratzen, sie infizieren oder weiter aufreißen. Ein Wunde wie diese brennt und juckt mehr, als daß sie pocht.« Er lächelte. Er hatte ein nettes Lächeln. Schade, daß er nicht öfter lächelte.

»Haben Sie eine Ahnung, was sie hier gemacht hat? Hat sie auf der Versammlung erwähnt, daß sie ins Krankenhaus wollte?«, fragte Cynthia.

»Nein.«

Rick stieß frustriert einen langen Seufzer aus. »Mary Minor Hari­steen kann verdammt neugierig sein.« »Drogen.« Harry wollte die Stimme heben, aber es ging nicht.

»Was?« Cooper beugte sich zu ihr herunter.

»Drogen. Ich bin sicher, daß jemand Drogen klaut.«

Bruce seufzte. »Die Erklärung ist so gut wie jede andere.« Er rieb die Handflächen aneinander.

»Ich möchte sie gern über Nacht zur Beobachtung hier behalten.«

»Ich bringe sie nach Hause und bleibe bei ihr«, erklärte Cynthia.

»Sie haben gesagt, sie ist nicht in Lebensgefahr.« Rick, der Cynthi­as Besorgnis verstand, sah Bruce an.

Bruce stützte das Kinn in die Hand. »Vom medizinischen Stand­punkt ist sie es nicht, glaube ich. Vielleicht wird ihr ein bißchen schwindelig oder übel. Gelegentlich wird ihr Sehvermögen beein­trächtigt sein. Aber wie gesagt, ich nehme nicht an, daß der Schlag so hart war.«

»Sie hat einen harten Schädel. Einen Dickschädel.« Rick lächelte wehmütig.

»Da haben Sie Recht, Sheriff.« Bruce lächelte zurück.

18

»Autsch.« Harry faßte an ihre Stiche. Cynthia Cooper fuhr sie in ihrem Transporter nach Hause.

Als sie durch die Küchentür traten, kamen die zwei Katzen und der Hund, alle zugleich redend, zu ihrem Menschen gerannt. Sie kniete sich hin, streichelte jedes Tier, versicherte ihnen, daß es ihr gut gehe.

»Wir können das Frühstück auslassen, wenn du dich mies fühlst«, bot Tucker ihr an.

»Nein, können wir nicht.« Pewter maunzte so laut, daß Cynthia la­chend zur Anrichte ging und eine Dose Futter öffnete.

»Das mach ich schon.«

»Harry, setz dich hin. Ich kann die Katzen und den Hund füttern.«

»Danke.«

Mrs. Murphy, die jetzt auf Harrys Schoß saß, leckte ihr das Ge­sicht.»Wir haben uns Sorgen gemacht. Wir wußten nicht, wo du warst.«

»Ja, verlaß uns nicht. Du brauchst einen tapferen Hund, der dich beschützt.« Besorgnis lag in Tuckers schönen braunen Augen.

Harry stand auf, um eine Kanne Kaffee zu machen. Mrs. Murphy trat neben sie.

»Setz dich. Ich mach das.« Cynthia mußte über sich selbst lachen. Es fiel Harry schwer, Hilfe anzunehmen. »Im Übrigen muß ich wis­sen, was passiert ist, und dafür brauche ich deine volle Konzentrati­on.«

»Ich kann mich beim Kaffeekochen konzentrieren.«

»Na gut.« Coop stellte Pewter, die auf den Hinterbeinen tänzelte, das Futter hin.

Dann stellte sie Tuckers Futter auf den Boden.

»Danke schön.« Tucker machte sich darüber her.

»Okay. Ich war auf derGottes Liebe<-Versammlung. Die üblichen Personen. Auf dem Nachhauseweg dachte ich, warum nicht am Krankenhaus vorbeifahren.« Harry bemerkte, daß Mrs. Murphy nicht von ihrer Seite wich. »Murphy, es geht mir gut. Geh essen.« Die Tigerkatze gesellte sich zu Pewter am Futternapf.

»So weit kann ich dir folgen.« Coop lächelte und fragte sich, wie Harry ihre Schnüffelei im Keller erklären würde.

»Also, ich bin auf den Parkplatz eingebogen. Und da kam mir ir­gendwie die Idee, ich könnte mal hinten rum fahren. Wie ich hinkam, war da niemand und da dachte ich, warum nicht mal 'nen Blick reinwerfen? Ich hab keine makabre Ader, wollte bloß den Raum sehen, wo Hank ermordet wurde.«

»Um welche Zeit war das?«

»Ah, halb neun oder neun.«

»Und weiter?« Cynthia begann Spiegeleier zu braten.

»Okay. Ich hab den Wagen geparkt. Bin ausgestiegen. Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich hab sie aufgemacht. Mann oh Mann, ist das Licht fonzelig da unten. Geizhälse. Ich bin durch den Flur gegangen, kam an einer geschlossenen Tür zu meiner Rechten vorbei. Weiter vorne flutete Licht in den Flur, und ich hab Stimmen gehört. Leise. Klangen wie Männerstimmen. Ich war ganz starr. Allzu viel konnte ich nicht hören, weil ich draußen vor dem Heizungskeller war. Ich hab mich hingeschlichen, hab reingeguckt, und da war niemand drin. Sie waren weg, aber ich weiß nicht, wie sie verschwunden sind. Ich meine, ich hab da drin Türen gesehen, aber ich hab keine auf- oder zugehen gehört. Bin auf Zehenspitzen zu den Kreidemarkierungen von Hanks Leiche geschlichen. War nicht mehr viel zu sehen. Ich hab mich hingekniet und auf die Wand geguckt. Jedenfalls glaube ich, daß das die Wand war, wo das Blut hingespritzt ist. Die Be­leuchtung im Heizungskeller ist ganz gut. An der Wand ist eine Ver­färbung. Ich wollte aufstehen und - an mehr kann ich mich nicht erinnern.«