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»Huch« war alles, was Rick sagte.

»Wo bewahren Sie die Organtransplantate auf?«

Bobbys Augen weiteten sich. »Nicht hier.«

»Sie nehmen sie nicht am Lieferanteneingang in Empfang?«, fragte Coop.

»Oh nein. Die Organtransplantate werden direkt zum Haupteingang geschafft, der Lieferant meldet sich bei der Rezeption, dann werden sie sofort zum Arzt gebracht. Die Ärzte wissen fast auf die Minute genau, wann so was reinkommt. Die meiste Zeit ist der Patient für die Transplantation bereit. Uns würde man so eine Sachenie in die Hand geben.« »Ich verstehe.« Rick fuhr mit dem Zeigefinger über den dunklen Bildschirm eines Oszilloskops.

»Sagen wir mal, jemandem würde ein Bein amputiert. Was passiert mit dem Bein?«, fragte Coop.

Bobby verzog ein wenig das Gesicht. »Hank sagte, früher wurden die Körperteile mitten in der Nacht im Verbrennungsofen verbrannt. Jetzt werden solche Sachen verpackt, versiegelt und täglich von einer Firma abgeholt, die mit gefährlichen biologischen Stoffen handelt. Sie verbrennen sie woanders.«

»Mitten im Nirgendwo, nehme ich an, wegen dem Gestank«, sagte Coop.

»Nein.« Rick schüttelte den Kopf. »Sie arbeiten mit hohen Tempe­raturen wie ein Krematorium. Das geht schnell.« Er lächelte selbst­zufrieden, weil er seine Hausaufgaben gemacht hatte.

»Mir ist's recht so. Ich würde keine Arme und Beine in den Verbrennungsofen werfen wollen.« Bobby schauderte.

»Die Menschen früher waren zäher.« Rick wollte noch eine Ziga­rette. »Vielen Dank, Bobby. Behalten Sie es für sich, daß wir hier waren.«

»Ja, Sir.«

Rick klopfte ihm auf den Rücken. »Alles so weit in Ordnung?«

»Ja.« Er zuckte mit den Achseln.

»Ist Ihnen hier irgendeine Veränderung im täglichen Ablauf aufge­fallen?« Coop knipste ihre Taschenlampe aus, als Bobby mit ihnen zum Hintereingang beim Bahngleis ging.

»Nein. Nicht hier unten. Ich richte mich nach Hanks Routine. Er ist schwer zu ersetzen. Im Augenblick arbeiten wir nicht so wirtschaft­lich, glaube ich zumindest.«

»Ist jemand hier runtergekommen, der normalerweise nicht runter­kommt?«

»Sam und Jordan sind getrennt aufgetaucht. Aber jetzt, wo sich die Sache ein bißchen gelegt hat, läuft alles wie immer - niemand schert sich viel um unsere Arbeit. Wenn etwas unerledigt bleibt, kriegen wir es zu hören, aber für gute Arbeit kriegen wir kein Lob. Wir sind quasi unsichtbar.« Ein leichtes Feixen huschte über Bobbys Lippen.

»Hat Ihnen schon mal jemand Drogen angeboten? Aufputschmittel, Beruhigungsmittel, Kokain?« »Nein. Man hat mir ja nicht mal ein Bier angeboten.« Seine Mundwinkel bogen sich aufwärts. Wenn er lächelte, erschienen Grübchen.

Rick öffnete die Hintertür. »Hören Sie, wenn Ihnen irgendwas ein­fällt, egal, wie belanglos es Ihnen vorkommt, können Sie mich oder Coop anrufen.«

»Mach ich.«

Die Temperatur war unter den Gefrierpunkt gesunken. Sie kletter­ten die Böschung zu den Gleisen hoch.

»Ideen?«

»Nein, Chef. Ich wünschte, ich hätte wenigstens eine einzige.«

»Ja, ich auch.«

Es war ihnen nicht in den Sinn gekommen, die Fußböden im Keller abzuklopfen.

An demselben Montagabend speisten Big Mim und Larry Johnson in Dalmally. Jim Sanburne war auf einer Bezirksbeauftragtenversamm­lung in Charlottesville, in der Old Lane Highschool, die heute die Bezirksbüros beherbergte.

Die zwei guten Freunde plauderten bei frischem Hummer, Reis, Gemüse, knackigem Senfkohl und einem sehr teuren chilenischen Weißwein.

»... sein Gesicht.« Larry lachte.

»Ich habe seit Jahren nicht daran gedacht.« Lachend erinnerte sich Mim an einen Herrn, der in ihre Tante Tally verliebt gewesen war.

Er hatte die selbstsichere Dame mit seinem Geschick beim Golfen zu beeindrucken versucht. Sie spielten bei einem Clubturnier einen Vierer. Er war im Rough gleich neben dem Grün, das von Zuschau­ern umgeben war. Es war ein schwüler Tag, die Damen trugen rückenfreie Tops oder sportliche Baumwollhemden und Shorts. Die Herren trugen Shorts, kurzärmelige Hemden und Strohhüte mit bun­ten Bändern.

Der Ärmste spielte einen steilen Ball aus dem hohen Gras, der di­rekt in dem üppigen Busen von Florence Taliaferro landete. Sie kreischte, fiel hin, doch der Golfball wollte seinen weichen Rastplatz nicht aufgeben.

Niemandem war eine Regel bekannt, die sich auf eine solche Bege­benheit anwenden ließ. Der Ball war unspielbar, aber der Mann woll­te nur ungern droppen und einen Strafschlag in Kauf nehmen. Seine Sturheit verbitterte die vergrätzte Tally dermaßen, daß sie von dem Augenblick, als sie ihre Ergebniskarten abgaben, nie wieder ein Wort mit ihm sprach.

Larry knackte eine Hummerschere. »Ich bin verblüfft, was mir alles so durch den Kopf flattert. Ein Vorfall von 1950 kommt mir so wirk­lich vor wie das, was in diesem Augenblick geschieht.«

»Jaa.« Sie zog das Wort in die Länge; ihre schönen Perlen reflek­tierten das Kerzenlicht.

Larry wußte, daß Mim stets bei Kerzenlicht speiste; das liebevolle Arrangement zeugte davon, daß Mim nicht auf Luxus, Schönheit und vollendete Proportionen verzichten konnte.

Gretchen kam leise herein, um einen Gang ab- und den nächsten aufzutragen. Sie und Mim waren seit ihrer Mädchenzeit zusammen gewesen. Gretchens Familie hatte bei Mims Eltern gearbeitet.

»Wie findest du das, daß meine Tochter gegen meinen Mann an­tritt?«

»Aha! Ich wußte doch, daß du was in petto hast.«

»Das sollte sie nicht tun«, meldete sich Gretchen.

»Hab ich dich gefragt?«

»Nein, Miss Mim, deswegen sag ich's ja. Irgendwie muß ich doch zu Wort kommen.«

»Du armes unverstandenes Geschöpf«, hänselte Big Mim sie.

»Daß Sie mir das bloß nicht vergessen.« Gretchen verschwand.

Larry lächelte. »Ihr zwei wärt die ideale Sitcom-Besetzung. Holly­wood braucht euch.«

»Du bist zu gütig«, erwiderte Mim mit einem Anflug von Schärfe in der Stimme.

»Wie ich das finde? Ich finde, es ist gut für Marilyn, nicht aber für die Bewohner von Crozet. Niemand möchte einen Sanburne krän­ken.«

»So ist es«, meinte Mim nachdenklich. »Wenngleich Jim klipp und klar gesagt hat, daß es ihm nichts ausmacht.«

»Trotzdem, es macht die Leute nervös. Keiner will auf der Verlie­rerseite sein.«

»Ja.« Mim legte ihre Gabel hin. »Soll ich ihr sagen, daß sie aufhö­ren soll?«

»Nein.« »Ich kann Jim wohl kaum zum Rücktritt raten. Er war ein guter Bürgermeister.«

»Allerdings.«

»Die Lage ist vertrackt.«

»Für uns alle.« Er kaute ein Stück Hummer, mild und delikat. »Aber die Leute werden auf die Wahl aufmerksam, diskutieren viel­leicht über dies und jenes. Wir haben uns an Gleichgültigkeit ge­wöhnt - bloß weil Jim sich um alles kümmert.«

»Vermutlich. In Crozet gibt es jede Menge Gruppen. Die Leute en­gagieren sich. Aber du hast Recht, es herrscht eine gewisse politische Gleichgültigkeit. Nicht nur hier. Überall.«

»Die Menschen stimmen mit den Füßen ab. Sie sind gelangweilt, und zwar groß geschrieben.«

»Larry«, sie beugte sich vor, »was geht im Crozet Hospital vor? Ich weiß, daß du mehr weißt, als du mir sagst, und ich weiß, daß Harry sich nicht an einer Sichel verletzt hat.«

»Was hat Harry damit zu tun?«

»Sie konnte unmöglich vom Tatort wegbleiben. Von klein auf hat es sie fasziniert, Dinge aufzuklären. Also wirklich, Charakter ist alles, oder etwa nicht?« Er nickte zustimmend und sie fuhr fort: »Ich wette um meine Ohrringe, daß Harry sich ins Krankenhaus geschli­chen hat und verletzt wurde.«