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»Okay. Hier sind wir auf derselben Welle.« Sie streckte die Hände aus wie auf einem Surfbrett, was ihn erst zum Lachen brachte und dann zum Husten, weil er zu tief inhaliert hatte. Sie klopfte ihm auf den Rücken, dann fuhr sie fort: »Große Fuchsjagd auf Harrys Farm. Alle sind in Stimmung. Sie sichten den Fuchs. Der Fuchs kommt davon wie immer. Die Leute stehen zum Frühstück an wie zu einer Filmpremiere. Gott und die Welt ist da. Man kann sich kaum rühren, so voll ist es. Das Essen ist ausgezeichnet. Larry trinkt ein bißchen, wird ein bißchen laut und sagt, er will sich mit mir treffen. Es konnte nicht allzu viele Gründe für Larry geben, sich mit mir zu treffen. Ich bin keine Patientin. Der Gedanke liegt nicht fern, daß er mir was Berufliches mitzuteilen hatte. Meinen Beruf betreffend, meine ich. Aber es ist nicht so, daß es eine große Sache wäre. Er hat keine große Sache draus gemacht. Mindestens fünfzehn, zwanzig Leute in der Nähe des Tisches müssen ihn gehört haben. Aber wie gesagt, es schien keine große Sache zu sein. Seine Stimme klang nicht so ernst­haft. Allerdings, er kannte die Gegebenheiten genau. Er kannte die Leute, wußte vermutlich mehr, als ihm selber bewußt war. Ich will damit sagen, er kannte sein Metier schon so lange, daß er vergaß, wie viel er wußte. Eine Beobachtung von ihm war eine Menge mehr wert als eine Beobachtung von, sagen wir, Bruce Buxton, verstehen Sie?«

»Mehr oder weniger.«

»Ich glaube nicht, daß Larry wußte, was faul war im Crozet Hospi­tal. Jedenfalls noch nicht, aber unser Mörder fürchtete ihn, fürchtete, daß er schnell zwei und zwei zusammenzählen würde, sobald er wie­der nüchtern war. Was immer Larry beobachtet hat, unser Mörder hat dafür gesorgt, daß ich es nicht erfahre.«

Ricks Augen weiteten sich. »Unser Täter war im Zimmer, oder wenn er oder sie einen Komplizen hat, hätten sie sich telefonisch warnen können, daß Larry im Begriff war, die Katze aus dem Sack zu lassen.« Er zog an seiner Zigarette. »Wir wissen von der ballisti­schen Untersuchung und von der Eintrittsstelle der Patrone, daß der Täter ungefähr vierhundert Meter vom Stall entfernt flach auf dem Hügel lag.

Larry hat gar nicht gemerkt, was ihm passiert ist. Der Mörder schleicht vom Hügel für den Fall, daß jemand die Schüsse gehört hat. Er hatte verdammtes Glück, daß die Kids das Radio immer voll auf­drehen, aber womöglich hat er das gewußt. Vielleicht reitet er. Oder er gehört zum Jagdgefolge. Er wußte, wo Larry sein Pferd eingestellt hat.«

Coop fügte ihre Gedanken an. »Er schleicht den Hügel runter, steigt in seinen Personen- oder Lieferwagen oder was auch immer, und fährt weg, als die Sonne untergeht. Ich habe nach Spuren ge­sucht. Es sind zu viele. Nichts Eindeutiges. Ich habe trotzdem Ab­drücke nehmen lassen.«

»Gut gemacht.« Er verschränkte die Arme und biß sich kurz auf die Unterlippe. »Bleibt noch eine Sache.« »Was?«

»Der Angriff auf Harry.«

Er machte ein langes Gesicht, zog ein letztes Mal an seiner Zigaret­te, dann drückte er sie aus. Der Geruch nach Rauch und Teer stieg vom Aschenbecher auf. »Verdammt.« »Im Heizungskeller.«

Er blickte wieder auf die Blaupausen. »Verdammt!«

32

»Hirnverbrannt.« Fair tippte sich mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn.

»Fang bloß nicht so an«, warnte Harry. Sie gingen die Stufen zum unteren Parkplatz hinunter.

Auf der Rollbahn ließ der Jet seinen Motor warm laufen; das Heu­len durchdrang die stille Februarluft. Fair war soeben von seiner Konferenz zurückgekehrt.

»Du hast mich nicht mal angerufen, um es mir zu erzählen.«

»Ein Unfall.« Harry hatte Lust auf Streit.

»Ich bin ja so froh, daß ich eine Freundin mit einer kahlen Stelle habe.« Er wies auf den kleinen Fleck mit den Stichen an ihrem Kopf.

»Ja, sei froh, daß du eine Freundin hast. Sicher, Boom Boom könn­te jederzeit einspringen, wenn ich hops gehe.«

»Weißt du was, Harry, du suchst den Gürtel und schlägst dann dar­unter zu.«

»Hey, ist es nicht dort, wo ihr Jungs lebt?«

»Vielen Dank, Kumpel.« Bei Harrys Transporter angelangt, warf er seine Reisetasche von der Seite auf die Ladefläche.

Sie landete mit einem dumpfen Geräusch. Den Kleidersack legte er auf den Boden der Beifahrerseite.

Sie sprachen nicht, bis Harry die Parkgebühr bezahlt hatte, rechts abgebogen und zu der Straßengabelung gefahren war. »Ich denke, ich fahre hintenrum. Durch Earlysville.«

»Als du mich nicht anriefst, hätte ich wissen müssen, daß du in Schwulitäten geraten bist. Aber>nein<, sagte ich mir,>sie weiß, wie stressig diese Konferenzen sind, und sie hat ebenfalls zu tun.<«

»Du hättest mich ja anrufen können.« Harry zog einen Flunsch.

»Hätte ich's bloß getan. Aber du hättest es mir eh nicht erzählt.«

»Wer hat's dir gesagt?«

»Ich kenne dich seit der Grundschule, Sheezits.« Er nannte sie mit dem Kosenamen aus ihrer Kindheit. »Du hast keine Farm-Unfälle.«

»Ich hab mir in der siebten Klasse das Schlüsselbein gebrochen.«

»Beim Rollerskaten.«

»Stimmt.« Sie durchforschte ihre Vergangenheit nach einem taug­lichen Ereignis.

»Du hast deine Nase irgendwo rein gesteckt, wo sie nicht hinge­hört.«

»Hab ich nicht.«

»Miranda hat's mir erzählt.«

»Ich hab's gewußt!« Harry wurde rot. »Ich erzähl ihr nie wieder was.«

Sie würde es natürlich trotzdem tun.

Wenige Kilometer westlich tat sich das Panorama des Blue-Ridge- Gebirges vor ihnen auf. Tiefblau hob es sich von dem körnig-grauen Himmel ab, einem echten Februarhimmel.

Fair brach das Schweigen. »Du hättest getötet werden können.«

»Bin ich aber nicht.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Verstehst du, ich bin am Krankenhaus vorbeigefahren, und da hab ich mir gedacht, >jetzt guck ich mir mal an, wo Hank vor seinen Schöpfer trat<. Und bin durch die Hintertür reingegangen. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, ich könnte eine Bedrohung sein oder so.«

»Und jetzt Larry. Mann oh Mann, es ist schwer zu glauben. Es ist mir noch gar nicht richtig zu Bewußtsein gekommen. Das wird's wohl erst, wenn ich an seinem Haus vorbei- oder das nächste Mal auf die Jagd gehe und er nicht da ist.«

»Mim nimmt es sehr schwer. Still, aber deutlich.«

Er blickte auf die Scheunen und Häuser, die sich in die Hügel schmiegten. »Komisch, wie die Liebe bestehen bleibt, egal was pas­siert.«

»Ja.«

Er sah sie an. »Versprich mir, daß du so was nie wieder tust.«

Sie wand sich. »Drück dich genauer aus.«

»Du wirst nicht noch einmal ins Krankenhaus gehen, wirst nicht herumschnüffeln.«

»Oh, na gut.« Sie äußerte dies ohne jegliche Überzeugung.

»Harry.«

»Okay, okay, ich geh nicht allein. Wie war das als Kompromiß?«

»Nicht sehr gut. Du bist ein furchtbar neugieriges Ding.«

»Liegt in der Familie.«

»Und dabei fällt mir ein, wenn du nicht bald an Fortpflanzung denkst, stirbt die Linie mit dir aus.« Er sprach wie ein auf Züchtung spezialisierter Tierarzt. »Du hast das gute Blut der Hepworth' und Minors in dir, Harry. Es wird Zeit.«

»Verstehe. Und wer ist der Hengst?«

»Ich dachte, das wäre klar.«

33

»Sie und ich werden uns nie einig sein.« Bruce Buxton knallte die Tür von Sam Mahanes' Büro zu.

Sam sprang hoch, lief zur Tür und riß sie auf. »Weil Sie es nicht als Ganzes betrachten. Sie sehen bloß Ihren Teil, verdammt noch mal.«