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Bruce ging weiter; Sams Sekretärin beugte den Kopf über ihre Ar­beit.

»Ruth, wie halten Sie es nur mit diesem Arschloch aus?«, fragte Bruce im Vorbeigehen. Er verzichtete auf den Fahrstuhl und öffnete die Tür zum Treppenhaus. Er brauchte die Treppe, um sich abzure­gen.

Sam blieb an Ruths Schreibtisch stehen. »Er meint, ich soll Sheriff Shaw sämtliche Bücher offen legen, alles. Ich soll die Anwälte ver­gessen. Die würden alles noch schlimmer machen. Zwischendurch hat er sich über alles beklagt, nur nicht übers Wetter.«

»Vielleicht hält er Sie dafür nicht verantwortlich«, erwiderte Ruth trocken.

»Häh? Oh.« Sam lächelte verhalten, dann wurde er rot. »Ruth, Sie sitzen an der Quelle. Was sagen die Leute?«

»Worüber?«

»Erstens über Hank Brevard. Dann Larry.«

»Hm.« Sie legte ihren Bleistift hin, exakt parallel zu ihrer Compu­tertastatur. »Zunächst wußte niemand, was er von dem Mord an Hank halten sollte. Er war nicht beliebt und, hm.« Sie hielt inne, sammelte ihre Gedanken. »Larrys Ermordung hat ihnen die Zungen gelöst. Jetzt glauben die Leute, daß die beiden Morde zusammen­hängen.«

»Kritisieren sie mich?«

»Äh, manche ja, die meisten nicht.«

»Ich weiß nicht, was ich noch tun kann.« Er senkte die Stimme. »Ich verberge nichts, aber ich kann Rick Shaw einfach nicht unsere Bücher offen legen. Im Beisein unserer Anwälte werde ich ihm Ein­sicht in alles und jedes gewähren.«

»Der Verwaltungsrat wird in diesem Beschluß Trost finden, Sam.« Ihr Tonfall verriet weder Zustimmung noch Ablehnung. Da sie sich sehr gut kannten, nannte Ruth ihn beim Vornamen, wenn sie unter sich waren, ansonsten Mr. Mahanes.

»Bruce möchte auch, daß ich eine Presseerklärung herausgebe und alle Vorteile vom Crozet Hospital hervorhebe und auch betone, daß.« Er brach ab. »Wozu ist eine Presseerklärung gut, verdammt noch mal? Larry wurde nicht auf dem Krankenhausgelände ermor­det. Solange nicht bewiesen ist, daß der Mord an ihm mit dem an Hank zusammenhängt, wäre es ausgesprochen blöd von mir, eine Presseerklärung herauszugeben. Das würde nur bewirken, daß die Leute die zwei Morde in Verbindung bringen - sofern sie diese noch nicht hergestellt haben. Man muß eine schlechte Publicity durchste­hen. Eine Presseerklärung zu dieser Zeit bringt nichts als Ärger. Ich sage ja nicht, daß ich keine...«, er hielt inne, »wenn die Zeit reif ist.«

»Wie lange können wir die Reporter abwimmeln? Wir können die Fernsehleute nicht daran hindern, vor dem Krankenhaus zu drehen. Wir können sie hindern reinzukommen, aber sie haben die Verbin­dung ohnehin hergestellt.«

»Achtzehn-Uhr-Nachrichten.« Er setzte sich auf Ruths Schreib­tischkante. »Dee« - er nannte den Namen der Reporterin - »hat le­diglich gesagt, daß einer vom Personal ermordet wurde. Sie konnte nicht sagen, daß Larrys Tod mit Hanks zusammenhängt.«

»Nein, aber sie sagte, daß Hank vor zwei Wochen ermordet wurde. War es vor zwei Wochen?« Ruth seufzte. »Kommt mir wie ein Jahr vor.«

»Ja, mir auch.« Er fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes, welliges Haar, auf das er sehr stolz war.

»Sam, geben Sie die Presseerklärung heraus. Angriff ist die beste Verteidigung.«

Er verschränkte die Arme. »Mir ist der Gedanke zuwider, der Trot­tel könnte denken, daß er mir was voraus hat oder daß ich auf ihn gehört habe.«

»Ach, Bruce ist Bruce. Beachten Sie ihn einfach nicht. Wenn er wirklich unausstehlich ist, stellen Sie sich einfach vor, wie er als Frauenarzt und Geburtshelfer sein würde.«

»Häh?«

»Er würde sich einbilden, jedes Baby, das er entbindet, ist von ihm.« Sie kicherte.

Sam lachte. »Sie haben Recht.« Er rutschte von ihrem Schreibtisch, streckte die Arme über den Kopf. »Hat Rick oder Coop Sie ge­nervt?«

»Nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte. Sie wollten vor allem was über die Abläufe im Krankenhaus wissen. Meine Aufgaben, ob was Ungewöhnliches los war. Sie waren sachlich. Diese Coop ist eine attraktive Frau. Ich werde mal meinem Neffen von ihr erzäh­len.«

»Ruth, Sie müssen in einem anderen Leben Amor gewesen sein.«

»Ich dachte, in diesem.« Sie nahm ihren Bleistift, schob ihn hinters Ohr und wandte sich wieder ihrem Computer zu.

»Na schön. Ich schreibe die verdammte Presseerklärung.« Er trotte­te zurück in sein Büro.

34

Coop nahm weiße Kartons mit chinesischem Essen aus einer braunen Papiertüte und stellte sie mitten auf Harrys Küchentisch. Harry deck­te Teller, Besteck und Servietten auf.

»Milch, Cola, Tee, Kaffee, Bier?«

»Bier.« Coop setzte sich ermattet hin, wobei sie Tucker knapp ver­fehlte, die sich ans Stuhlbein gepflanzt hatte. Sie schien daran fest­zukleben. »Ich nehme Kaffee zum Nachtisch.«

»Du hast Nachtisch mitgebracht?«

»Ja, aber was es ist, verrate ich dir erst, wenn wir das hier aufge­gessen haben. Setz dich.«

»Okay.« Harry setzte sich. Sie griff nach dem Schweinefleisch Lo mein, während Coop Cashew-Huhn austeilte.

»Ich ess nichts Chinesisches.« Mrs. Murphy saß im Küchenfenster.

»Lohnt 'nen Versuch. Du kannst dir die Schweinefleischbröckchen rausfischen.« Pewter streckte eine Kralle aus.

»Hab genug gegessen«, sagte die Tigerkatze, die auf ihre Figur achtete.

»Ich dachte, du würdest die Nacht über bei Fair bleiben, nachdem du ihn am Flughafen abgeholt hast.«

»Ach, ich hatte heute Abend keine Lust auf männliches Imponier­gehabe«, antwortete Harry lässig.

»Zum Beispiel?«

»Mir von ihm sagen lassen, was ich zu tun habe und wie ich es zu tun habe.«

»Mutter, das ist nicht richtig, so macht Fair das nicht. Er macht einen Vorschlag und gleich wirst du stinksauer.« Murphy lachte.

»Und was hat er gesagt, was du tun sollst? Etwas zu deinem Be­sten.« Cynthia mischte Sojasoße unter ihren weißen Reis, dann steckte sie ihre Eß-Stäbchen hinein. »Hab ich Recht?«

»Hm, ja, ich weiß, daß es zu meinem Besten ist, aber ich mag es nicht hören. Er hat gesagt, ich soll nicht wieder ins Krankenhaus gehen und nirgends allein rumschnüffeln. Und dann hat er gesagt, ich sehe aus wie eine verhinderte Punk-Rockerin.« Sie zeigte auf ihre Stiche. »Ich kann wohl die nächsten sechs Wochen mit 'ner Bas­kenmütze rumlaufen.« »Du doch nicht, Harry.«

»Okay, mit 'ner Baseballkappe. Orioles oder vielleicht Braves. Nee, das Logo von denen gefällt mir nicht.«

»Ich dachte eher an einen schwarzen Cowboyhut - dazu schwarze Chaps, diese Überhosen, mit schwarzen Fransen.«

»Coop, gibt es bei dir was, das ich wissen sollte?« Harrys Augen blitzten.

»Äh, nein.« Sie beugte den blonden Kopf über ihr Essen. »Nur so 'n Gedanke. Fair würde es gefallen.«

»Vielleicht solltest du Verkleiden spielen.« Harry kicherte.

»Erstens habe ich keine Chaps und ich kaufe keine von der Stange. Wenn man Chaps will, hat man zwei Möglichkeiten, und nur diese zwei: Chuck Pinnell oder Sattlerei Journeyman.«

»Woher weißt du das?«

»Von dir.«

»Alzheimer läßt vorzeitig grüßen.« Harry schlug sich mit dem Handballen an den Kopf.

»Vielleicht ist es gar nicht so vorzeitig.«

»Ach Quatsch, Coop. Ich bin noch lange keine Vierzig.«

»Oh, ich nehme an, du warst nie eine Kanone im Rechnen. Ich zäh­le drei Jahre.«

»Siebenunddreißig ist noch lange hin bis.« Harry grinste schief. »Und du bist nicht viel weiter davon entfernt, Schätzchen.«

»Unheimlich, nicht? Was wollte ich mit den Chaps anfangen? Kei­ner da, mit dem ich Verkleiden spielen kann, und ich zieh sie be­stimmt nicht im Streifenwagen an.«

»Oh, warum nicht? Das war doch 'ne hübsche Note. Die Leute denken doch sowieso, daß Polizistinnen maskulin veranlagt sind.«