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»Ja, meistens. Wir wachen eifersüchtig über unseren Hang zu Ge­walt. Das ist der eigentliche Grund, weshalb das Militär Probleme hat, Frauen im Kampf einzusetzen. Es macht den Männern Angst.« Er lachte verhalten. »Mit einer Uzzi-Maschinenpistole ist sie so stark wie ich.«

Cooper krümmte sich. Der Wind nahm zu. Sie sah auf die Uhr. Viertel nach neun. Kein Anruf.

Sie warteten bis halb elf, dann gingen sie zum Stall. Mim und die zwei Beamten dort waren schwer enttäuscht.

Mim kehrte in Begleitung eines Beamten in ihr Haus zurück.

»Bleiben Sie bis Mittag im Stall auf dem Posten, falls Sie vorher nichts von mir hören«, wies Rick den anderen Mann an. Dann stapf­ten er und Cooper durch den Wald zum Streifenwagen, den sie in einem Heuschober an einer Farmstraße geparkt hatten. Der Boden war gefroren. Sie würden hinausfahren können, ohne stecken zu bleiben.

Als sie eingestiegen waren, blieben sie einen Moment sitzen, bis die Heizung das Auto gewärmt hatte. Rick drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

»Chef.« Coop zog den Reißverschluß ihrer Jacke auf. »Harry hatte eine Idee.«

»Auch das noch.« Er stieß einen Pfiff aus.

»Die Cramers jagen mit den Clubs von Middleburg und Orange.«

»Und was heißt das?« Er drehte sich zu ihr, sein dunkler Bartschat­ten färbte sein Kinn bläulich.

»Laut Harry heißt das, daß sie mit Jagdmeuten jagen, also gute Rei­ter sind.«

»Na und?«

»Harry schlägt vor, sie hierher zur Jagd einzuladen. Das könnte un­seren Mörder nervös machen.«

»Darauf ist Harry gekommen?« Er lehnte sich zurück, legte beide Hände hinter den Kopf. »Erinnern Sie mich dran, daß ich die Frau zum Lunch einlade.«

»Der Anblick der Cramers könnte unseren Täter zu einer Dumm­heit verleiten.«

»Aber es muß jemand bei ihnen sein. Ich will kein Risiko eingehen. Reiten Sie gut genug, um dicht bei ihnen bleiben zu können?«

»Nein, aber Graham Pitsenberger reitet gut und Lieutenant-Colonel Dennis Foster auch. Beides zähe Burschen. Sie werden bewaffnet sein, ihre Achtunddreißiger in Armhalftern verstaut oder im Kreuz. Wir können uns auf sie verlassen.«

»Haben Sie sie schon gefragt?«

»Ja. Graham wird von Staunton herkommen, Dennis von Leesburg. Harry sagt, sie wird ihnen Pferde zur Verfügung stellen.«

»Klingt aufregend«, bemerkte er gequält.

»Ich werde im hinteren Feld reiten.«

»Gott, Cooper, ich komm mit dem Pferdefachchinesisch einfach nicht klar.«

»Die Reiter im hinteren Feld springen nicht. Ich brauche noch eine Weile, bis ich die Hindernisse überwinden kann. Aber das kommt noch.« Ihr entschlossen gestrafftes Kinn ließ sie so aussehen, wie sie als Kind ausgesehen haben mußte, wenn ihre Mutter>nein< gesagt hatte.

»Ich bleib lieber beim Angeln. Nicht daß ich Zeit dafür hätte. Seit vier Jahren verspreche ich Herb, mit ihm zum Angeln nach Highland County zu fahren.« Er seufzte und ließ hinter dem Kopf die Knöchel knacken.

»Sie haben nicht aus Wut auf Hunde gespuckt oder Christen ange­motzt. Dann dürfte alles in Butter sein.«

»Wo haben Sie nur diese Ausdrücke her?« Er lächelte sie an. »Ich bin ein echter Virginier und kenne keinen davon.«

»Ich komme rum.« Sie zwinkerte ihm zu.

»Wann kommen die Cramers?«

»Diesen Samstag.«

»Ich werde nicht dabei sein. Wäre zu auffällig, aber nehmen Sie Ihr Handy mit. Ich bin nicht weit weg.«

»Roger.«

»Fahren wir los.« Er legte den Gang ein. »Wenn wir Glück haben, werden wir den Täter schnappen, bevor noch mehr passiert.«

Sie konnten nicht wissen, daß es schon zu spät war.

42

»Überall drübergelaufen, ein Stück von meiner Decke ist runterge­kommen.« Randy Sands, der kalkweiß war, hustete, faßte sich und fuhr fort: »Da hab ich an die Tür gehämmert und gerufen und dann hab ich die Tür aufgemacht. Ich glaub, in dem Moment hab ich ge­merkt, daß da was - faul war.« Er hustete wieder.

Rick legte mitfühlend seinen Arm um Randys schmale Schultern. »Das war ein ziemlicher Schock für Sie, Randy.«

»Ich hab sie gerufen, aber sie gab keine Antwort, drum bin ich ge­radewegs ins Badezimmer gegangen.« Seine Unterlippe zitterte. »Den Rest kennen Sie.«

Im Hintergrund schaffte der Rettungsdienst den Leichnam von Tussie Logan fort. Die Fingerabdruckleute waren gekommen und wieder gegangen.

Coop entnahm dem Zustand der Leiche, daß Tussie vielleicht vier, fünf Stunden in der Wanne gelegen hatte. Derjenige, der sie erschos­sen hatte, war hinter sie getreten und hatte sie mit einem einzigen Schuß niedergestreckt.

»Randy, wie lange gehört Ihnen dieses Haus schon?«, fragte Rick. Coop trat zu ihm.

»Seit Mommas Tod.« Randy hielt diese Auskunft für ausreichend.

»Wann war das?«

»Neunzehnhundertzweiundneunzig.« Als die Leiche auf der Bahre herausgeschoben wurde, zuckte er nervös, obwohl sie in einem Lei­chensack steckte. »Sie war eine hübsche Frau. Furchtbar, sie so zu sehen.«

»Ja.« Rick führte ihn zum Sofa. »Setzen Sie sich, Randy. Ihre er­sten Eindrücke sind wichtig für uns. Ich weiß, Sie sind erschüttert, trotzdem muß ich Ihnen Fragen stellen.«

So erschüttert er auch war, es kam nicht oft vor, daß Randy Sands im Mittelpunkt stand. Er setzte sich auf das Korbsofa, hinter ihm lagen grellbunte Kissen. Rick nahm in einem Sessel gegenüber dem Sofa Platz. Coop untersuchte ruhig alle Zimmer in der Wohnung im Obergeschoß.

Das 1904 erbaute Schindelhaus mit der umlaufenden Veranda lag auf halbem Wege zwischen Charlottesville und Crozet abseits der Garth Road. Das Krankenhaus war von hier aus bequem zu errei­chen, dennoch bot die Lage Abgeschiedenheit und einen Hauch von Landleben. Randy konnte die zweiundvierzig Morgen Grund nicht immer bewältigen. Tussie hatte es Freude gemacht, den Rasen mit dem fahrbaren Rasenmäher zu mähen, die Blumenbeete einzufassen und Balkonpflanzen an die Veranda zu hängen.

»Wo sind Sie heute gewesen?«

»Arbeiten. Ich bin gegen halb sechs nach Hause gekommen. Hab heute ein bißchen früher Schluß gemacht. Und da hab ich Tussie gefunden.«

»Wo arbeiten Sie, Randy?«

»Chromatech. Hinter der Einkaufsstraße in der Stadt. Meine Chefs Lucia und Chuck Morse können meine Arbeitszeit bestätigen.« In seiner Stimme schwang ein leicht aggressiver Ton mit.

»Davon bin ich überzeugt. Haben Sie irgendeine Ahnung, wer In­teresse daran hatte, Tussie umzubringen?«

»Nein.«

»Drogen?«

»Nein. Niemals.«

»Alkohol?«

»Nein. Na ja, in Gesellschaft schon mal, aber ich hab sie nie be­trunken gesehen. Kann mir nicht vorstellen, wer das getan hat.«

»Ist Ihnen aufgefallen, ob was fehlt? Schmuck? Geld? Gemälde?«

»Ich hab nicht in ihren Schmuckkasten geguckt, bin hier im Wohn­zimmer geblieben. Ich.« Er wollte nicht sagen, daß er Angst gehabt hatte, von einem Zimmer zum anderen zu gehen.

»Chef«, rief Cynthia Cooper von der verglasten rückwärtigen Ve­randa, die in alten Zeiten ein luftiger Schlafplatz gewesen war.

»Entschuldigen Sie mich, Randy. Sie warten hier.« Rick ging über den Flur nach hinten.

Von der Veranda sah man auf die Weiden und die Berge dahinter. Lichtdurchflutet, war dies ein herrlicher Arbeitsplatz. Ein Bücher­bord lehnte an der hinteren Wand. Tussies Schreibtisch, eine über zwei Aktenschränke gelegte Tür, stand in der Mitte des schmalen Raums, der trotz des Heizofens auf dem Boden ziemlich kalt war.

»Hier.« Cooper zeigte auf einen sehr teuren Computer und einen Laserdrucker.

»Nanu. Der muß an die sechstausend Dollar gekostet haben.« »Mit diesem Computer und dem Drucker kann man alles machen. Höchste Qualität.«