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»Rechnungen?« Rick wollte eine Zigarette, nahm aber davon Ab­stand, nach dem Päckchen in der Innentasche seiner Jacke zu greifen. »Vielleicht.«

»Alles in Ordnung?«, drang Randys quengelige Stimme zu ihnen herüber.

»Ja, alles paletti«, rief Rick zurück. »Coop, können Sie in den Computer rein?«

»Denke schon.«

»Ich lenke Randy ab. Vielleicht gehe ich mit ihm nach draußen. Er kann mir zeigen, ob man von hinten rein kann.« Rick zwinkerte ihr zu und ging wieder zu dem schlanken Mann in der Cordhose.

Coop setzte sich, schaltete den Computer ein. Tussie hatte Unmen­gen E-Mails. Sie war an einen Krankenschwester-Chatroom ange­schlossen. Eine Liste mit Paßwörtern klebte an der Seite ihres Com­puters, vielleicht als Vorbeugung gegen Vergeßlichkeit. Coop pro­bierte die Paßwörter durch und landete schließlich mit>Nightingale< einen Treffer. Coop las die Nachrichten. Dann rief sie das umfang­reiche Grafikprogramm auf.

»Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen und spielen«, sagte Coop vor sich hin. Sie wünschte, sie könnte sich auch so ein Gerät leisten.

Tussie hatte einen Code. Coop konnte ihn nicht knacken.

Nachdem sie alles überprüft hatte, was sie konnte, schaltete sie den Computer aus und ging ins Schlafzimmer. Mit behandschuhten Hän­den hob sie den Deckel des ledernen Schmuckkastens. Ohrringe, Armbänder und Halsketten lagen wild durcheinander. Sie zog die obere Kommodenschublade auf. Ein unordentliches Sammelsurium von seidenen Dessous. Unter der auberginenfarbenen Unterwäsche lag ein grünes Sparbuch. Sie zog es hervor, blätterte die weißen Sei­ten bis zum letzten Eintrag durch. »Wow.« Sie stieß einen Pfiff aus.

Tussies Sparguthaben betrug am 25. Februar 139.990,36 Dollar.

»Langsam geht mir ein Licht auf«, dachte Cooper laut.

Sobald sie und Rick im Streifenwagen saßen, informierte sie ihn über ihre Entdeckungen. Sie fragten sich, wo und wie Hank Brevard seine Gewinne versteckt hatte. Bis jetzt hatten sie nichts Derartiges gefunden.

Rick griff zum Telefon und rief im Präsidium an. Er forderte das Computergenie der Dienststelle an, um zu sehen, ob er Tussies Code knacken konnte.

»Verrückt, nicht?« Coop rutschte auf ihrem Sitz nach vorn, zog die Schultern hoch. »Wie gehen wir jetzt vor, Chef?«

»Zuerst gehen wir zu Sam Mahanes, was heißt, daß er seine Anwäl­te anrufen wird.«

»Genau. Dann wird er Trauer bekunden.«

»Danach gehen wir zu Bruce Buxton.«

»Wieder Erschütterung und Entsetzen, aber auf eine andere Art.«

»Wir gehen auf Tussies Kinderstation. Und dann werden Sie und ich uns das Krankenhaus ein letztes Mal gründlich vornehmen. Egal, wie oft es die nächsten Tage, Wochen oder sonst was sein muß. Wir wissen, daß es falsche Abrechnungen gibt. Wir wissen, daß die Infu­sionspumpen gereinigt und überholt werden müssen. Die müssen irgendwo im Krankenhaus sein. Verdammt, es ist direkt vor unserer Nase!«

Coop, die das schon mal gehört hatte, setzte sich aufrecht hin und sagte nichts. Sie fragte sich, warum eine Frau wie Tussie Logan sich überhaupt auf so einen Betrug eingelassen hatte. Tussie war eine richtig nette Person gewesen. Sie konnte Recht und Unrecht unter­scheiden, wußte, daß es unrecht war, was sie tat - auch schon vor den Morden. Vielleicht hatte Tussie einen der Morde begangen. Wie gerät so eine Frau in so eine Sache? Coop wußte, was Tussie Logan getan hatte, war unrecht, und sie wußte, daß Tussie es gewußt hatte.

Coop erwartete von Frauen mehr als von Männern. Zu ihrer eige­nen Überraschung. Sie hielt sich nicht für sexistisch, aber ihre Reak­tion auf Tussies kriminelle Machenschaften verschaffte ihr einen kleinen Einblick in ihr eigenes Ich. Sie war nicht sicher, ob es ihr gefiel.

43

Um Spenden für Herbs GruppeGottes Liebe< zu sammeln, veran­staltete die>Kirche zum Heiligen Licht< in dem kleinen alten Bahn­hof einen Backwaren-Basar. Da die Kirchendamen sich mit ihrem Können Ruhm erworben hatten, herrschte großer Andrang.

Miranda Hogendobber hatte Zimtteilchen mit Orangenglasur sowie köstliche Brote gebacken.

Harry hielt im Postamt die Stellung. Sie und Miranda sprangen für­einander ein. Manchmal tat es gut, mit der Arbeit früher Schluß zu machen oder einen ausgiebigen Lunch einzunehmen.

Alle sahen, wie der Rettungswagen aus der Backsteingarage setzte, und sie sahen auch, wie er stadtauswärts vorbeifuhr.

Als tonangebende Bürgerin von Crozet wünschte Big Mim über je­den einzelnen Vorfall im Moment seines Geschehens informiert zu werden. Sie zog ihr winzig kleines Handy hervor und rief im Büro des Sheriffs an.

»Mutter.« Little Mim fand, ihre Mutter hätte wenigstens hinausge­hen sollen, um zu telefonieren, aber andererseits war es draußen kalt.

»Sag du mir nicht, was ich zu tun habe.« Sie tappte mit dem Fuß, der in einem erlesenen Krokodillederslipper steckte. »Ah, hallo. Ist der Sheriff da? Natalie, richten Sie ihm aus, er soll mich anrufen.« Mit gesenkter Stimme redete sie auf die Telefonistin ein. »Sie wissen nicht, wer da eben im Rettungswagen vorbeigefahren ist? Gut, sagen Sie ihm, er soll mich auf meinem Handy anrufen. Danke, tschüß.« Sie drückte auf>Ende<, klappte das Telefon zusammen und steckte es in ihre Handtasche.

»Manche Leute erleiden einen Herzinfarkt, ohne dich zu informie­ren.« Mit süßlichem Lächeln versetzte die Tochter ihr diesen leichten Stich.

»Das sollten sie nicht tun. Sie sollten gar nichts tun, ohne mich zu informieren.« Mim lächelte genauso süßlich zurück. »Ich werde wohl ein paar Brownies kaufen.«

»Die Zimt-Orangen-Teilchen sind schon alle weg.«

»Miranda sollte wirklich eine Bäckerei aufmachen. Sie hat großes Talent.« Mim sah den Streifenwagen mit Rick und Coop vor dem Postamt halten. »Hier.« Sie gab ihrer Tochter fünfzig Dollar. »Ich geh mal eben über die Straße.«

»Ohne mich?«

»Ach Marilyn. Kauf das Zeug und komm dann nach.« Mim war be­reits aus der Tür, ehe sie ihren Satz beendet hatte.

Rick und Cooper traten ins Postamt, doch bevor sie den Mund aufmachen konnten, kam Mim hereingestürmt. »Hat Natalie Sie an­gerufen?«

»Vor etwa einer Minute.« Rick atmete durch die Nase aus. »Ich wollte Sie anrufen, sobald ich hier fertig bin.«

Mim hob die Augenbrauen. Was konnte so wichtig sein, daß Harry zuerst verständigt werden mußte?

»Schlechte Nachrichten.« Pewter trabte von dem kleinen Tisch im rückwärtigen Bereich heran.

»Kommen Sie doch nach hinten.« Harry öffnete die Trennklappe. Mrs. Murphy reckte sich auf dem schmalen Sims hinter den Postfä­chern. Tucker, die hellwach war, beobachtete alles.

Es war Rick klar, daß er Mim irgend etwas sagen mußte, deshalb wollte er das zuerst hinter sich bringen. »Randy Sands hat Tussie Logan erschossen in ihrer Badewanne gefunden.«

»Was?« Mim schlug erstaunt die Hände zusammen.

»Wie hat er's gemerkt?« Harry stellte diese wesentliche Frage.

»Das Wasser lief und drang durch seine Decke. Randy kam von der Arbeit nach Hause, sah es und rannte nach oben. Er ist in einem schlimmen Zustand. Ich hab Reverend Jones angerufen, daß er zu ihm geht.«

»Erschossen.« Mim ließ sich schwer auf einen Holzstuhl am Tisch fallen.

»Für uns ist das keine Überraschung«, sagte Mrs. Murphy.

»Beteiligt sein und tot sein ist zweierlei«, bemerkte Tucker weise.

»Uff.« Pewter war der Gedanke an große tote Körper zuwider. Sie hatte nichts gegen Mäuse-, Maulwurfs- oder Vogelleichen, aber al­les, was größer war, drehte ihr den Magen um.

»Großer Gott. Könnte es Tussie gewesen sein, die mich angerufen hat?« Mim war fassungslos.

»Das sollte ihr Tod euch sagen.« Murphy lief auf dem schmalen Sims hin und her.