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»Wenn Sie wüßten, was wir wissen, dann schon.« Tucker hatte mehr Geduld mit menschlichen Schwächen als die Katze.

»Wie lange ist sie schon tot?« Harry wollte ausrechnen, ob der Mörder sich nachts oder tags angeschlichen hatte.

Rick erwiderte: »Schwer zu sagen. Tom Yancy wird es ermitteln.«

»Kampfspuren?« Harry war noch schwindelig von der Nachricht von Tussies Ermordung und daß sie die Kettenbriefe geschrieben haben sollte.

»Nein«, erklärte Coop knapp.

»Wer immer es war, sie mag ihn gekannt haben. Aber wenn einer einfach ins Badezimmer marschiert kommt, das sollte bei einer Da­me doch wohl eine Reaktion hervorrufen.« Mim sah ihre Tochter mit Backwaren beladen aus dem Bahnhof kommen und die Ausbeute in ihrem Auto verstauen.

»Ich weiß nicht, aber es dürfte nicht sehr schwer sein, ins Bade­zimmer zu gehen und den Abzug zu drücken. Sie wird keine Zeit gehabt haben, sich zu wehren. Ging ganz schnell.« Rick zog eine Zigarette aus dem Päckchen. »Haben die Damen was dagegen?«

»Nein. Ich dachte, Sie hätten aufgehört.« Mim war es egal, ob je­mand rauchte oder nicht.

»Ich hab's schon oft aufgegeben.« Er zündete die Zigarette an.

»Warum tun Menschen das?« Pewter konnte den Geruch nicht aus­stehen.

»Um ihre Nerven zu beruhigen«, sagte Murphy.

»Es macht ihre Lungen kaputt.« Tucker konnte den Geruch auch nicht ausstehen.

»Katzen sieht man nicht rauchen«, sagte Pewter selbstgefällig in der Überzeugung, daß dies wieder einmal die Überlegenheit der Kat­zen bewies.

Murphy ging immer noch hin und her.»Rick ist nicht bloß hier, um die Neuigkeit zu überbringen. Dafür würde er nicht zuerst zu Mom gehn.«

»Ja, das ist wahr«, stimmte Tucker zu.

»Harry, ich meine, wir sollten den Cramers lieber absagen, morgen an der Jagd teilzunehmen. Es ist zu gefährlich. Und ich lasse Coop die ganze Nacht bei Ihnen, bis. « Er sah Little Mim zum Postamt gehen.

»Cramers?« Mim hob die Stimme. »Kenne ich die Cramers?«

»Nein«, sagte Harry schnell; denn auch sie sah Little Mim. »Sie gehen mit den Clubs von Middleburg und Orange auf die Jagd.«

»Dann müssen sie gut sein.« Mim wollte stets wissen, was vorging.

»Mrs. Sanburne.« Rick beugte sich vor. »Wir sind ganz nahe dran an unserem Mörder. Ich weiß, Sie wünschen über alles informiert zu sein, aber momentan würde ich Sie damit in Gefahr bringen, in ern­ste Gefahr. Der Grund, weswegen ich hier bei Harry bin, ist der, daß man sie im Krankenhaus auf den Kopf geschlagen hat.«

Mim zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts, weil Miranda sie zu Stillschweigen verpflichtet hatte, als es ihr rausgerutscht war; aber Mim war ohnehin dahinter gekommen. Rick fuhr fort: »Ich kann kein Risiko eingehen. Der oder die Mörder denken vielleicht, sie weiß mehr, als sie tatsächlich weiß.«

»Dabei weiß ich gar nichts.« Harry zuckte mit den Achseln. »Ich wollte, ich wüßte was.«

»Was haben die Cramers mit Harry zu tun?«

»Hm, äh, wir wollten morgen zusammen auf die Jagd gehen. Sie machen Geschäfte mit Krankenhäusern und.«

»Mrs. Sanburne, ich verspreche Ihnen, ich werde Sie informieren, sobald wir - « er hielt inne, suchte nach den richtigen Worten - »über den Berg sind. Darf ich Sie jetzt wohl bitten, Ihre Tochter ab­zufangen, bevor sie hereinkommt? Geben Sie mir zwei Minuten mit Harry.«

Ein wenig versöhnt stand Mim auf, ging nach vorne, öffnete die Trennklappe und erwischte Marilyn gerade, als sie die Hand am Tür­knauf hatte. Sie führte sie über die Straße zurück zum Auto.

»Rick. Lassen Sie die Cramers auf die Jagd gehen. Es wird der Tropfen sein, der das Faß zum Überlaufen bringt. Wir haben Gra­ham, wir haben Dennis. Sie sind militärisch ausgebildet, sind gute Reiter. Sie wissen, was sie tun, sie können die Cramers schützen. Dennis fährt mit ihnen in ihrem Kombi hin und auch wieder zurück. Ich glaube fest, daß wir unseren Täter morgen aus der Reserve lok­ken können.«

»Es ist eine Mordschance.« Rick fuhr sich mit den Fingern durch das sich lichtende Haar. Harrys Standpunkt hatte etwas für sich, aber es widerstrebte ihm, Zivilisten, wie er sie in Gedanken nannte, zu gefährden.

»Coop, ich weiß, daß wir es können. Ich würde die Cramers nicht als Köder benutzen, wenn ich nicht glaubte, daß es den Mörder auf­scheuchen wird«, argumentierte Harry. »Ja, Harry, ich weiß, aber ich hab eben Tussie Logan gesehen.« Rick und Coop starrten sich an.

Rick zog an seiner Zigarette, dann nahm er sie aus dem Mund. »Okay.«

44

Die Hunde des Jagdclubs verbellten um zehn Uhr morgens auf der Farm von Tally Urquhart eine frische Fährte. Rose Hill, eine der ältesten und schönsten Farmen in Albemarle County, war ein belieb­tes Stelldichein, wie die Orte, wo man sich zur Jagd trifft, genannt wurden.

Das Wohnhaus, Mitte des achtzehnten Jahrhunderts aus an Ort und Stelle gebrannten Backsteinen errichtet, strahlte die Patina des hohen Alters aus, ebenso wie Tally selbst mit ihren zweiundneunzig Jahren. Sie sagte zweiundneunzig, obgleich Mim, ihre Nichte, schwor, Tally sei ein bißchen älter. Aber alle waren sich einig, daß sie die Neunzig glorreich überschritten hatte.

Betrat Tally einen Raum - sie ging die meiste Zeit noch aufrecht -, dann drohte sie den Anwesenden mit ihrem Stock, dessen silberner Knauf den Kopf eines Jagdhundes darstellte und erklärte: »Ich bin zwei Jahre älter als Gott, also tut, was ich sage und geht mir aus dem Weg.«

Und die Leute gehorchten. Sogar Mim.

Vor Jahren, in den 1960ern, war Tally Master - Jagdführerin - beim Jefferson Jagdclub gewesen. Wenngleich es den Leuten wider­strebte, sich herumkommandieren zu lassen, hatten Tallys großzügi­ge Spenden für die Kasse ihr eine langjährige Jagdführerschaft gesi­chert. An ihrem achtzigsten Geburtstag war sie schließlich mit gro­ßem Tamtam zurückgetreten.

Alle hatten gedacht, Mim würde bestrebt sein, Master zu werden, aber sie hatte abgelehnt mit der Begründung, sie hätte genug zu tun, was auch stimmte. Aber in Wahrheit wollte Mim die Jagd als pures Vergnügen betreiben, und wenn sie Master wäre, dann wäre es pure Politik. Das praktizierte sie auf anderen Gebieten.

Jane Arnold wurde zur Jagdführerin gewählt und war seither auf dem Posten geblieben.

Die Kühle, die von den Bergen kam, senkte sich auf die Weiden. Harry hatte so kalte Hände, daß sie Poptarts Sattelgurt mit steifen Fingern befestigte. Sie hatte Laura und Joe Gramer mit Jane bekannt gemacht, wie es Brauch war. Es erübrigte sich, Graham Pitsenberger vorzustellen, ehemals Master des Glenmore Jagdclubs, oder Lieute­nant-Colonel Dennis Foster, den Vorsitzenden des amerikanischen Jagdführerverbandes.

Master und Jagdgesellschaft kannten die wahren Gründe für die Anwesenheit der Gäste nicht. Jane forderte diese höflich auf, bei ihr an der Spitze zu reiten.

Harry stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn Joe und Laura vorne waren, konnte, soweit sie voraussah, nicht viel passie­ren. Wenn sie zurückfielen, nun ja, dann war alles möglich.

Tante Tally winkte allen, als sie aufbrachen, dann eilte sie in ihr Haus, bevor ein Frösteln sie überkommen konnte. Zudem richtete sie das Frühstück aus, und das mußte perfekt sein.

Dennis und Graham hatten sich vor der Jagd telefonisch beraten. Ein jeder trug eine 38er unter seinem Jagdrock, nahe am Gürtel, da­mit sie die Waffe notfalls leicht ziehen konnten.

Susan, Little Mim und Harry ritten hinter Big Mim, die unmittelbar hinter den Cramers und den zwei Männern ritt. Es war nicht ratsam, Big Mim im Jagdfeld zu überholen, aber da ihre Vollblutpferde schnell waren und sie meisterlich ritt, bestand wenig Aussicht, daß das geschehen würde.