Выбрать главу

»Haha.« Harry streckte die Zunge raus. »Wäre es nicht prima, wenn du das Zifferblatt im Dunkeln sehen könntest? Wenn du hinter einem Verdächtigen herschleichst oder im Dunkeln die Zeit verglei­chen und abstimmen mußt?«

»Deine blühende Fantasie geht mit dir durch.«

»Du müßtest hier leben.« Pewter gähnte.

»Coop, wir sind zu zweit. Ich habe eine achtunddreißiger Pistole. Du deinen Dienstrevolver.«

»Harry, wo soll das hinfuhren?«

»Ins Crozet Hospital.«

»Was?!«

»Jetzt hör mir mal zu. Drei Menschen sind tot. Meine Stiche jucken immer noch. Joe hat Sam, Bruce und Jordan geködert, stimmt's?«

»Stimmt.«

»Das, wonach wir suchen, muß im Keller sein. Es muß.«

»Rick Shaw und ich haben den Keller gründlichst unter die Lupe genommen. Wir haben die Blaupausen genau studiert, haben die Mauern abgeklopft, um zu sehen, ob welche hohl sind. Ich wüßte nicht, wie uns etwas entgangen sein sollte.«

»Der Boden!« Murphy kreischte es förmlich, so frustriert war sie.

»Miezekatze, hast du Bauchschmerzen?« Harry wollte aufstehen, aber Murphy sprang auf ihren Schoß, um ihr den Gang zum Sessel zu ersparen.

»»Mir fehlt nichts. Mir geht's bestens. Was ihr wollt, ist unter euren Füßen.«

»Jawohl!«, fiel Pewter ein.

»Es ist so nahe liegend, wenn man's erst weiß«, bellte Tucker.

»Wollt ihr wohl still sein.« Harry hielt sich die Ohren zu und die Tiere verstummten.

»Etwas hat sie provoziert.«

»Menschliche Dummheit«, murrte Murphy.

»Vielleicht brauchst du ein paar Magentropfen.«

»Bloß nicht.« Mrs. Murphy schoß so schnell von Harrys Schoß, daß sie winzige Krallenspuren auf ihrem Oberschenkel hinterließ.

»Autsch. Murphy, benimm dich.«

»Du solltest auf uns hören.« Tucker sah ihre Mutter an, ihre feuch­ten braunen Augen blickten schmachtend.

»Ich hab mir das so gedacht. Wir nehmen unsere Waffen und eine gute Taschenlampe mit und gehen zusammen da unten rein. Ich den­ke, Mrs. Murphy, Pewter und Tucker sollten wir auch mitnehmen. Sie können Dinge spüren und riechen, die wir nicht wahrnehmen. Coop, du weißt, daß Rick mich oder die Tiere nicht da unten reinlas­sen wird, aber was wir suchen, das ist dort. Es muß dort sein.«

»Du wiederholst dich.«

»Das ist unsere einzige Chance. Es ist Abend. Da ist nicht so viel Betrieb. Die Laderampe ist geschlossen. Wir haben es bloß mit dem Nachtwächter zu tun, sofern wir ihm begegnen. Komm schon. Du bist eine ausgebildete Polizistin, wirst mit jeder Situation fertig.«

Der Appell an Coopers Eitelkeit war es, der ihren Widerstand brach. »Wenn ich mein Leben aufs Spiel setze, ist das eine Sache, aber es ist was anderes, wenn ich deins aufs Spiel setze.«

»Und was ist mit meinem?«, heulte Pewter gekränkt.

»Gott Pewter, du kannst nicht schon wieder Hunger haben.« An Cynthia Cooper gewandt, fuhr Harry fort: »Du setzt es jeden Tag aufs Spiel, an dem du deinen Fuß aus dem Bett steckst. Das Leben ist ein Hasardspiel. Ich will den schnappen, der Larry Johnson auf dem Gewissen hat. Ich kann nicht behaupten, daß Hanks oder Tussies Tod mich motiviert. Nicht, daß ich sie tot sehen wollte, aber Larry war mein Arzt, mein Freund und ein guter Mensch. Ich tu's für ihn.«

Cooper überlegte lange. »Wenn ich mit dir hingehe, hältst du dann den Mund? Kein Sterbenswörtchen zu Rick?«

»Pfadfinder-Ehrenwort.«

Wieder eine lange Pause. »Na gut.«

»Mann oh Mann.« Tucker hielt sich mit den Pfoten die Augen zu.

48

Harry fuhr ihren alten blauen Transporter um das Krankenhaus her­um auf die Rückseite. Die ganze Stadt kannte den Transporter, aber er fiel nicht so auf wie Coops Streifenwagen. Sie hielt beim Hinter­eingang. Hätte Harry auf dem offenen Parkplatz geparkt, wenngleich er auf der Rückseite des Krankenhauses lag, wäre es auffälliger ge­wesen.

Cynthia sah auf ihre Uhr. Es war viertel nach sieben.

Harry verglich noch einmal mit ihrer. »Viertel nach sieben.«

Die junge Polizistin überprüfte ihren 357er, den sie in einem Schul­terhalfter trug. Es war ein schwerer Revolver mit langem Lauf. Sie bevorzugte langläufige Waffen, weil sie ihr das Gefühl größerer Ge­nauigkeit verliehen, nicht daß sie darauf aus gewesen wäre, jeman­den zu erschießen.

Harry schob ihre 38er in den Bund ihrer Jeans.

»Mom, du solltest dir ein Halfter zulegen«, riet Tucker ihr.

»Sie sollte sich ein neues Gehirn zulegen. Sie hat hier nichts verlo­ren.« Pewter, Nörglerin von Natur aus, hatte nichtsdestoweniger Recht.

»Wir schalten besser auf Alarmstufe Rot. Wir können sie nicht zum Umkehren bewegen.« Murphy plusterte den Schwanz auf, ließ ihn dann sinken. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

Coop öffnete den Hintereingang und die Tiere flitzten hinein. Harry trat lautlos durch die Tür und Coop machte sie zu, ohne daß der Schnapper klickte. Sie gingen zum Heizungskeller, blieben stehen und horchten. Weit entfernt vernahmen sie das Rattern der Fahr­stuhlseile; die Türen gingen auf und zu, aber sie hörten niemanden herauskommen. Dann ratterten die Seile wieder.

Die Tiere lauschten aufmerksam. Auch sie hörten niemanden.

Die zwei Frauen traten in den Heizungskeller. Der große Heizkes­sel gluckerte und spuckte; denn es war eine kalte Nacht. Coop prüfte das Manometer. Sie hatte Respekt vor den alten Apparaturen. Der Trick bestand darin, den Druck in der Mitte des Manometers zu hal­ten, das wie ein dickes Thermometer aussah.

»Dieser Raum soll zur Underground Railroad gehört haben. Sofort nach Hanks Ermordung haben wir nachgeprüft, ob die Mauer hinter dem alten Kamin hohl war. Nichts«, flüsterte Coop.

»Habt ihr alle Mauern geprüft?«

»In jedem einzelnen Raum.«

»Mir nach«, befahl Mrs. Murphy.

»Ja, kommt mit«, unterstützte Tucker ihre beste Freundin.

Während die Tiere die zwei Menschen schubsten und stupsten, hielt Sam Mahanes auf seinem reservierten Parkplatz gleich neben Jordan Ivanics Auto. Es war sieben Uhr fünfundzwanzig. Da sie sich um Viertel nach acht mit Rick Shaw treffen sollten, wollte er Jordan vorbereiten, den er für einen Dummkopf hielt. Wenn Rick sie nach den Abrechnungen fragen würde, wäre Ivanic imstande, von einem Anästhesisten zu plappern, der um ein Haar einen Patienten verloren hätte. So etwas kam in Krankenhäusern schon mal vor, und Sam war sehr daran gelegen, daß alle spurten.

Unten im Keller drängelten, heulten und flehten die Tiere so lange, bis Harry und Coop Mrs. Murphy und Tucker schließlich folgten. Pewter kam auch mit, aber sie war übel gelaunt. Mrs. Murphy und Tucker spielten sich ihrer Meinung nach zu sehr auf, und sie beglei­tete Menschen und Tiere heute Abend nur, weil ihre Neugierde die Oberhand über sie gewonnen hatte.

Von weitem hörten Tiere und Menschen eine Sirene. Jemand wur­de in die Notaufnahme gebracht. Auf dem Land hieß das gewöhnlich ein Herzinfarkt, ein Verkehrsunfall oder ein Unfall auf einer Farm.

»Hier rein!« Der Schwanz der Tigerkatze stellte sich senkrecht.

Harry griff nach dem Lichtschalter, doch Coop hielt sie zurück. »Nein.« Sie knipste die Taschenlampe an und machte die Tür hinter sich halb zu.

Die ordentlich gestapelten Kartons gaben keinen Hinweis auf den Schatz darunter.

Tucker lief zu der Mauer, stellte sich auf die Hinterbeine und drückte gegen den Stein. Obwohl kurzbeinig und klein, war die Cor­gihündin kräftig gebaut, hatte schwere Knochen. Die Steinplatte glitt geräuschvoll auf.

»Verdammt und zugenäht«, fluchte Cooper leise, als sie das Licht der Taschenlampe auf den Einstieg richtete.