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»Danke«, erwiderte Market.

»Ich protestiere«, grollte Pewter.

»So, die Arbeit ruft.« Market hielt inne. »Pewter?«

»Komme schon. Ich werde nicht hierbleiben und mich von so einer Bohnenstange beleidigen lassen.«

»Ach, Pewter, wo hast du deinen Humor gelassen?« Tucker tappte zu ihr hinüber und gab ihr einen Stups.

»Wie hältst du das bloß mit ihr aus?« Pewter hatte die Corgihündin gern.

»Ich reiß ihre Katzenminzespielsachen kaputt, wenn sie nicht hin­guckt.«

Pewter, die sich an Markets Fersen geheftet hatte, sprang munter zur Tür hinaus, während sie an ein zerfetztes Katzenminzesöckchen dachte.

Harry und Miranda machten sich wieder an ihre Arbeit.

»Sie sind die Übeltäterin, ich weiß es«, kicherte Harry.

»Auge um Auge.«, zitierte Mrs. H. aus dem Alten Testament.

»Ja schon, aber es war Susan, die die Gummispinne ins Fach gelegt hat, nicht Danny.«

»O verflixt.« Die ältere Frau klatschte in die Hände. Sie dachte: Na schön, dann helfen Sie mir doch abrechnen.

Harry warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen. Miranda lach­te auch, ebenso Mrs. Murphy und Tucker, deren Gelächter sich an­hörte wie leises Prusten.

13

Samson Coles' knallroter Grand Wagoneer war auf der Landstraße nicht zu übersehen. Der schwere Achtzylindermotor und der Allrad­antrieb waren unabdingbar fürs Geschäft. Samson hatte Kaufinteres­senten durch Felder und Flußbetten gekarrt, er war mit ihnen über alte Farmwege gerumpelt. Die Geräumigkeit im Wageninneren war den Leuten angenehm, und er war enttäuscht, als man bei Jeep das bullige Gefährt aus dem Programm nahm und durch ein kleineres, schnittigeres Modell ersetzte, den Grand Cherokee. Samson fand, der Grand Cherokee habe einen Schönheitsfehler, eine römische Nase, und außerdem sei er den anderen Jeeps auf dem Markt zu ähnlich. Das Tolle an dem alten Wagoneer war, daß er einfach keinem ande­ren Wagen glich. Samson war sehr darauf bedacht, sich von der Masse abzuheben.

Heute allerdings war er nicht so sehr darauf erpicht. Er parkte hin­ter einem großen Vorratsschuppen, zog seine Überschuhe an und stapfte gut anderthalb Kilometer durch den Matsch zu Blair Bain­bridges Farm, die an Harrys Grundstück angrenzte.

Er wußte, daß Harry sich während Blairs Abwesenheit um die Farm kümmerte. Der Vorteil einer Kleinstadt ist, daß fast jeder den Tageslauf von fast jedem kennt. Andererseits ist das auch der Nach­teil einer Kleinstadt.

Gewöhnlich sortierte Harry während der Arbeit Blairs Post und steckte sie in einen Nachsendeumschlag, so daß er sie nach ein paar Tagen bekam, es sei denn, Blair befand sich zu Aufnahmen in einer sehr fernen Gegend oder in einem politisch brisanten Gebiet. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit sah sie auf Blairs Foxden Farm nach dem Rechten.

Der Matsch machte Samson schwer zu schaffen. Es ist schwierig, in Überschuhen zu rennen, und er hatte es eilig. Um zwei Uhr war er in Midale verabredet. Sollte er diesen Auftrag bekommen, würde eine hübsche Provision für Samson herausspringen. Er brauchte das Geld. Er veranschlagte das Grundstück auf 2,2 Millionen Dollar. Er rechnete damit, Midale für 1,5 bis 1,8 Millionen verkaufen zu kön­nen. Darüber wollte er sich später mit seinem Kunden einigen.

Hauptsache, er bekam erst einmal den Auftrag. Er hatte längst be­griffen, daß man im Immobiliengeschäft meist den Auftrag bekam, wenn man dem Kunden einen hohen Preis nannte. Gelegentlich konnte er einen Besitz zum veranschlagten Preis verkaufen. Meistens aber ging der Besitz für zwanzig bis dreißig Prozent weniger weg, und Samson sicherte sich ab, indem er weitschweifig erklärte, daß der Marktpreis rückläufig war, die Zinssätze schwankten, irgend etwas, um die Gemüter zu beruhigen. Schließlich sollte ihm niemand nachsagen können, ein unrealistischer Makler zu sein.

Er sah auf die Uhr. Viertel nach elf. Verdammt, ihm blieb nicht viel Zeit. Ehe er sich's versah, würde es zwei Uhr sein.

Das hübsche symmetrische Holzhaus war jetzt zu sehen. Er hastete weiter. An der Hintertür hob er den Deckel der alten Milchkiste an. Der Schlüssel hing drinnen an einem kleinen Messinghaken.

Er schob den Schlüssel ins Türschloß, aber die Tür war schon auf­geschlossen. Er stieß sie auf und machte sie hinter sich zu.

Ansley kam aus dem Wohnzimmer gelaufen, wo sie gewartet hatte. »Liebling.« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals.

»Wo hast du deinen Wagen geparkt?« fragte Samson.

»In der Scheune, wo man ihn nicht sehen kann. Na, ist das nicht romantisch?«

Er drückte sie eng an sich. »Ich werde dir meine romantische Ader noch auf ganz andere Weise zeigen, mein Herzchen.«

14

Albemarle County verschwendete wenig Geld für die Diensträume des Sheriffs. Vermutlich hielt man es für geboten, das Geld der Steu­erzahler anders zu verplempern. Rick Shaw empfand es schon als Segen, daß er und seine Mitarbeiter kugelsichere Westen und in re­gelmäßigen Abständen neue Autos bekamen. Die einst im Volks­schulgrün der fünfziger Jahre gestrichenen Wände hatten es inzwi­schen immerhin zu Landhausweiß gebracht. Soviel zum Fortschritt. Der Frühling war spät dran. Rick war froh darüber, denn im Frühjahr häuften sich Trunkenheit, häusliche Gewalt und allgemeine Ver­rücktheit. Für Cynthia Cooper eine Manifestation von Frühlingsge­fühlen. Für Rick Shaw der Beweis, daß das Tier Mensch von Natur aus schlecht war.

Oliver Zeve kniff die Lippen zusammen. Ein Ton, der Macht und Klassenüberlegenheit ausdrückte, schlich sich in seine Stimme. »Sa­gen Sie, Sheriff, muß das wirklich sein?«

Rick, seit langem daran gewöhnt, daß gesellschaftlich Höherste­hende ihn einzuschüchtern versuchten, sagte höflich, aber bestimmt: »Ja.«

Deputy Cooper marschierte während dieser Unterhaltung auf und ab. Gelegentlich fing sie einen Blick von Rick auf. Sie wußte, daß ihr Chef den Direktor von Monticello am liebsten an seinem maßge­schneiderten Hosenboden gepackt und zur Haustür hinausbefördert hätte. Ricks Gesichtsausdruck veränderte sich, als er mit Kimball Haynes sprach: »Mr. Haynes, haben Sie sonst noch etwas herausge­funden?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Leiche vor dem Brand ver­graben wurde. Es war keinerlei Asche oder ausgeglühte Holzkohle unterhalb der Stelle, wo wir ihn - äh, die Leiche - gefünden haben.«

»Könnte es nicht sein, daß das Feuer gelegt wurde, um die Tat zu vertuschen?« Rick kritzelte auf seinem Block herum.

»Sheriff, damit hätte sich der Mörder in Gefahr gebracht, falls er in Hütte Nummer vier gelebt oder auf dem Gut gearbeitet hat. Sehen Sie, solche Brände kamen leider sehr häufig vor. Sobald das Feuer erloschen war und die Leute die Ruinen betreten konnten, haben sie die kalte Asche weggeschaufelt und den Boden bis zu den harten Erdschichten abgetragen.«

»Warum?« Der Sheriff hörte auf zu kritzeln und schrieb jetzt mit.

»Aus Gefälligkeit. Bei jedem Regen hätten die Bewohner der Hütte den Rauch und die Asche gerochen. Und wollte man die Gelegenheit nutzen, um die Hütte nach dem Brand zu vergrößern und Verbesse­rungen vorzunehmen, brauchte man einen soliden, glatten Unter­grund...«

»Stimmt.«

»Die Hütte anzuzünden hätte einzig dem Zweck gedient, es so aus­sehen zu lassen, als handelte es sich bei der Leiche um ein Brandop­fer. Aber bei dem offensichtlich hohen Status des Opfers wäre das doch merkwürdig gewesen, oder? Was tat ein wohlhabender Weißer in einer brennenden Sklavenhütte? Es sei denn, er hat dort geschlafen und ist an Rauchvergiftung gestorben, und Sie wissen, was das be­deuten würde«, erklärte Kimball.

Oliver brauste auf: »Kimball, ich protestiere schärfstens gegen die­se spekulative Beweisführung. Das sind alles nur Mutmaßungen. Reine Phantasie. Es würde sicher eine gute Story abgeben, aber es hat wenig mit den vorliegenden Fakten zu tun. Daß nämlich unter der Feuerstelle ein vermutlich zweihundert Jahre altes Skelett gefunden wurde. Solche Theorien führen zu nichts. Wir brauchen Tatsachen.«