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».überall.« Lucinda holte mitten in ihrer Geschichte über Ansley Randolph tief Luft. »Warren blieb in seiner Verzweiflung schließlich nichts anderes übrig, als die Ladenbesitzer anzurufen und zu fragen, ob Ansley auf ihrer Runde zufällig vorbeigekommen war. Er konnte sie nirgends finden. Er hat mich angerufen, und ich sagte ihm, ich wüßte nicht, wo sie ist. Ich hatte natürlich keine Ahnung, daß der Vater von dem Ärmsten in der Bibliothek tot umgefallen war.«

Mim legte eine Trumpfkarte auf den Tisch. »Ja, mich hat er auch angerufen, und wie du, Lulu, hatte ich keine Ahnung, aber ich hatte Ansley gegen fünf Uhr nachmittags bei>Aus aller Herren Länder< getroffen. Sie kaufte gerade eine Flasche teuren Rotwein, einen 1970er Médoc Chateau le Trelion. Sie wirkte erschrocken, als sie mich sah, fast so, als hätte ich sie bei etwas ertappt. ihr wißt schon.«

»Ah-ha!« Lucinda nickte, so wie alle Frauen nicken, die grundsätz­lich bekräftigen, was eine andere Frau sagt. Natürlich mußte die ent­sprechende Bemerkung der anderen mit Gefühlen zu tun haben, die sich bekanntlich nie genau messen oder charakterisieren lassen - das macht Gefühle ja so interessant. Beide Frauen beugten sich der Ty­rannei der erwarteten Gefühle.

»Sie betrügt Warren.«

»Ah-ha!« Lucindas Stimme nahm an Volumen zu, da sie, ein Opfer der Untreue, von deren Nachwirkungen ein Lied singen konnte. »Da kommt nichts Gutes heraus. Da kommt nie etwas Gutes heraus.«

Als die zwei gegangen waren, kam Boom Boom Craycroft herein­gestürmt, um ihre Post zu holen. Nach einer eingehenden Diskussion über ihren leichten Schienbeinbruch sagte sie, daß doch jeder mal vom Pfad der Tugend abkomme, da sei doch nichts dabei.

Die Männer packten das Thema anders an. Mark führte Mr. Ran­dolphs Ableben auf seine finanzielle Lage und seine Leukämie zu­rück. Harry mochte kaum glauben, daß ein Mensch einen Herzanfall erlitt, weil sich sein Vermögen aufgrund eigener Machenschaften von 250 Millionen auf 100 Millionen Dollar verringert hatte. Aber alles war möglich. Vielleicht kam er sich ja arm vor.

Fair Haristeen beugte sich über den Schalter. Er war der Meinung, daß das lebenslange Bemühen, alles und jeden zu beherrschen, Wes­leys Gesundheit ruiniert habe. Was natürlich traurig sei, denn Ran­dolph sei ein sympathischer Mensch gewesen. In erster Linie aber war Fair daran gelegen, Harry den Film aussuchen zu lassen, den sie sich Freitag abend ansehen wollten.

Ned Tucker, Susans Mann, vertrat die Ansicht, daß wir sterben, wann wir wollen; Papa Randolph sei zum Abtreten bereit gewesen, und niemand sollte sich deswegen zu sehr grämen.

Am Ende des Arbeitstages war die Palette von Mutmaßungen kom­plett. Der letzte Kommentar zu Wesley Randolphs Dahinscheiden, von Rob Collier abgegeben, als er die Nachmittagspost abholte, lau­tete, der alte Herr habe es mit der Frau seines Sohnes getrieben. Das neue Medikament, das Larry Johnson ihm gegen seine Krankheit verschrieben hatte, habe seine Potenz zu neuem Leben erweckt. War­ren habe die beiden beim Stelldichein erwischt, und sein Vater sei an dem durch den Schock ausgelösten Herzanfall gestorben.

Als Harry und Mrs. Hogendobber abschlossen, ließen sie den Klatsch des Tages Revue passieren. Mrs. Hogendobber warf den Schlüssel in ihre Tasche, atmete tief ein und sagte zu Harry: »Was mögen die wohl über uns sagen?«

Harry feixte. »Klatsch verleiht dem Tod einen neuen Schrecken.«

19

»Weißt du was, wenn ich 's zu Hause nicht mehr aushalte, zieh ich zu dir in den Stall«, verkündete Paddy.

»Nein, das wirst du nicht tun«, rief Simon das Opossum vom Heu­boden herunter.»Du stiehlst mir meine Schätze. Du taugst nichts. Du bist als Taugenichts geboren und wirst als Taugenichts sterben.«

»Red nicht solchen Quatsch, du zu groß geratene Ratte. Wenn ich deine Meinung hören will, frag ich dich danach.« Paddy putzte eine seiner weißen Gamaschen.

Paddy, ein großer schwarzer Kater, der stets Frack und Gamaschen trug, sah gut aus, und das wußte er auch. Sein weißer Latz glänzte, und so streitsüchtig er war, nach jedem Kampf putzte er sich picobel­lo.

Mrs. Murphy saß in der Sattelkammer auf einem Regiestuhl. Paddy saß auf dem Stuhl gegenüber, und Tucker hatte sich auf dem Fußbo­den ausgestreckt. Simon mochte nicht herunterkommen. Er konnte fremde Tiere nicht ausstehen.

Das letzte Tageslicht warf einen pfirsichrosa Schimmer durch das Fenster. Die Pferde plauderten in ihren Boxen miteinander.

»Ich wünschte, Mom würde nach Hause kommen«, sagte Tucker.

»Sie wird lange in Eagle 's Rest bleiben.« Mrs. Murphy wußte, daß dieser Beileidsbesuch sich hinziehen würde, zumal ganz Crozet dort versammelt sein würde.

»Komisch, wie der alte Mann zusammengebrochen ist.« Paddy be­gann, seine andere Vorderpfote zu putzen.»Sie heben schon sein Grab aus. Ich bin auf meiner Runde über den Friedhof gegangen. Wesleys Platz ist zwischen den Berrymans und den Craigs.«

Tucker ging bis ans Ende des Stalls, dann kam sie zurück.»Der Himmel über den Bergen ist blutrot.«

»Es wird wieder Frost geben heute nacht«, stellte Paddy fest.»Im­mer, wenn man denkt, es wird Frühling.«

»Die Tage werden schon wärmer«, bemerkte Mrs. Murphy.»Dr. Craig. War das nicht Larry Johnsons Partner?«

Paddy erwiderte:»Lange bevor einer von uns geboren war.«

»Laß mich überlegen.« »Murph.« Tucker stellte sich nachdenklich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten auf den Stuhl.»Frag Herbie Jones, der erin­nert sich an alles.«

»Wenn die Menschen uns bloß verstehen könnten.« Mrs. Murphy machte ein finsteres Gesicht, dann hellte ihre Miene sich auf.»Dr. Jim Craig. 1948 ermordet. Er hat Larry in seine Praxis genommen, genau wie Larry HaydenMclntire hereingenommen hat.«

Paddy starrte seine Exfrau an. Wenn sie sich in eine Idee verrannte, ließ man sie am besten gewähren. Sie zeigte mehr Interesse für Men­schen als er.

»Worauf willst du hinaus?«

Die Tigerkatze sah auf ihre Hundegefährtin hinunter.»Paddy sagte, er ist über den Friedhof gegangen. Das Familiengrab der Randolphs liegt zwischen den Berrymans und den Craigs.«

Tucker wanderte unruhig umher.»Noch so ein ungelöster Mord­fall.«

»Ach, das ist eine von diesen Spukgeschichten, die sie dir als jun­ges Kätzchen erzählen, um dir Angst einzujagen«, sagte Paddy ge­ringschätzig.»Der alte Dr. Craig wurde in seinem Pontiac gefunden, bei laufendem Motor. Am Friedhofstor haben sie ihn entdeckt. Ja, ja, jetzt erinnere ich mich. Sein Enkel, Jim Craig II. hat vor Jahren ver­sucht, den Fall wieder aufzurollen, aber es ist nichts dabei herausge­kommen.«

»Ein Schuß zwischen die Augen«, sagte Mrs. Murphy.»Seine Arzt­tasche wurde gestohlen, aber kein Geld.«

»Diese Stadt ist voll von irren Typen. Da wollte einer allen Ernstes Doktor spielen«, sagte Paddy kichernd.

»1948.« Mrs. Murphy besann sich stolz auf die Einzelheiten, die ihre Mutter ihr vor langer Zeit erzählt hatte.»Die ganze Stadt war erschüttert, denn Dr. Craig war bei allen beliebt.«

»Nicht bei allen«, sagte Paddy.

»Hurra!« Tucker sprang hoch, als sie den Transporter in der Ein­fahrt hörte.»Mom ist da.«