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»Babys.« Port zog einen Schuh aus.

Mim funkelte ihre Tochter an. »Wird Zeit, welche zu kriegen.« Little Marilyn ignorierte diese Bemerkung ihrer Mutter.

Kimball rieb sich die Hände. »Meine Damen, wieder einmal stehen wir in Mrs. Sanburnes Schuld. Ich glaube, sie ist der Klebstoff, der uns zusammenhält. Ich wußte, daß wir ohne ihre führende Rolle in der Gemeinde mit der Mulberry Road nicht weitermachen konnten.«

»Hört, hört.« Es wurde erneut angestoßen und mit Teelöffeln an Porzellantassen geklopft.

Kimball fuhr fort: »Ich weiß nicht genau, was Mim Ihnen erzählt hat. Ich habe sie angerufen, weil ich mal wieder ihren klugen Rat brauchte, und sie hat mich mit Ihnen zusammengeführt. Ich muß Sie um Nachsicht bitten, wenn ich die Fakten rekapituliere. In der Hütte Nummer vier wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der mit dem Gesicht nach unten lag. Die Hinterseite seines Schädels zeugte von einem gewaltigen Schlag mit einem schweren, scharfen Gegenstand, ähnlich wie eine Axt, aber vermutlich war es keine Axt, denn sonst wäre der Knochen anders zerschmettert gewesen - das glaubt jeden­falls Sheriff Shaw. Das Opfer trug teure Kleidung, einen breiten gol­denen Ring, und seine Taschen waren voll Geld. Ich habe die Mün­zen gezählt, der Mann hatte ungefähr fünfzig Dollar in den Taschen. Das wären nach dem heutigen Geldwert etwa fünfhundert gewesen. Die Überreste befinden sich jetzt in Washington. Wir werden die Zeit seines Todes erfahren, sein Alter, seine Rasse und möglicher­weise auch etwas über seinen Gesundheitszustand. Es ist erstaunlich, was man heutzutage alles feststellen kann. Man hat ihn unterhalb der Feuerstelle gefunden - gut einen halben Meter tiefer. Und das ist alles, was wir wissen. Ach ja, die Hütte wurde von Medley Orion bewohnt, einer Frau von Anfang Zwanzig. Ihr genaues Geburtsjahr ist nicht bekannt. Erstmals ist sie als Kind erwähnt, wir können daher nur Mutmaßungen anstellen. Aber sie war jung. Eine Näherin. Jetzt möchte ich, daß Sie sich im Geiste zurückversetzen in das Jahr 1803, denn da wurde unser Opfer getötet. Oder kurz danach. Die jüngste Münze in seiner Tasche ist von 1803. Was ist vorgefallen?«

Diese nüchterne Frage erzeugte tiefstes Schweigen.

Lucinda sprach als erste. »Kimball, wir haben nicht gewußt, daß ein Mann ermordet wurde. In der Zeitung stand nur, daß man ein Skelett ausgegraben hat. Ich bin ganz erschüttert. Ich meine, die Leu­te haben herumgerätselt, aber.«

»Er wurde durch einen gewaltigen Schlag auf den Kopf getötet.« Kimball richtete seinen Blick auf Lucinda. »Natürlich wollte und will Oliver nicht bestätigen, daß die Person ermordet wurde, bevor der Bericht aus Washington vorliegt. So bleibt uns in Monticello noch ein wenig Zeit, uns seelisch vorzubereiten.«

»Verstehe.« Lucinda stützte ihr Kinn in die Hand. Sie war Ende Vierzig und eher ansehnlich als schön, eher stattlich als liebreizend.

Ellie Wood, ein logisch denkender Mensch, überlegte laut: »Wenn ihm ein so fester Schlag zugefügt wurde, muß die betreffende Person stark gewesen sein. Ist die Kopfverletzung vorne oder hinten?«

»Hinten«, antwortete Kimball.

»Dann wollte der Täter keinen Kampf. Und keinen Lärm.« Ellie Wood hatte die Möglichkeiten rasch erfaßt.

»Könnte es sein, daß Medleys Liebhaber den Mann getötet hat?« fragte Port. »Wissen Sie, ob sie einen Liebhaber hatte?«

»Nein. Ich weiß aber, daß sie im August 1803 ein Kind zur Welt brachte. Das muß aber nicht heißen, daß sie einen Liebhaber hatte, jedenfalls nicht das, was wir heute darunter verstehen.« Kimball verschränkte die Arme.

»Sie glauben doch wohl nicht, daß Thomas Jefferson sich da in den Stammbaum geschlichen hat?« Lucinda war schockiert.

»Nein, nein.« Kimball griff nach dem Kognak. »Er war sehr darauf bedacht, Familien nicht auseinanderzureißen, aber ich habe keinerlei Aufzeichnungen gefunden, die darauf schließen lassen, daß Medley einen festen Partner hatte.«

»Hat sie noch mehr Kinder geboren?« mischte sich jetzt auch Little Marilyn in das Gespräch ein.

»Anscheinend nicht«, sagte er.

»Höchst seltsam.« Susans Gesicht drückte Ratlosigkeit aus. »Emp­fängnisverhütung gab es damals so gut wie überhaupt nicht.«

»Schafsblasen. Ein Vorläufer des Kondoms.« Kimball nahm noch einen Schluck Kognak, den besten, den er je getrunken hatte. »Aber daß ein Sklave an so etwas Raffiniertes herankam, ist undenkbar.«

»Wer sagt, daß ihr Partner ein Sklave war?« fragte Harry provozie­rend.

Mim, die nicht rückständig erscheinen wollte, nahm den Faden so­fort auf. »War sie schön, Kimball? Wenn ja, dann könnte sie mit Partnern zusammengekommen sein, die problemlos an Schafsblasen herankamen.«

»Ja, nach den wenigen Aufzeichnungen, die ich finden konnte, war sie schön.«

Lucinda machte ein finsteres Gesicht. »Ach, ich hoffe, das alles geht einfach an uns vorüber. Ich habe das Gefühl, wir stechen da in ein Wespennest.«

»Stimmt, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.« Mim blieb fest. »Wir haben diese Dinge Jahrhunderte lang unter den Teppich ge­kehrt. Nicht, daß ich Spaß an dieser Entwicklung habe, bestimmt nicht, aber Rassenmischung könnte ein Motiv für einen Mord gewe­sen sein.«

»Ich glaube nicht, daß eine schwarze Frau einen Mann umgebracht hätte, bloß weil er weiß war«, sagte Ellie Wood. »Aber vielleicht hatte sie einen schwarzen Liebhaber, der den Mord aus Eifersucht begangen hat.«

»Und wenn Medley es selbst war?« Vor lauter Aufregung hob Kimball die Stimme. »Was könnte eine Sklavin dazu getrieben ha­ben, einen weißen Mann zu töten? Was treibt eine Frau, von welcher Hautfarbe auch immer, dazu, einen Mann zu töten? Ich denke, das wissen Sie alle viel besser als ich.«

Von seinem Überschwang angesteckt, sprang Port auf. »Liebe. Die Liebe kann alle verrückt machen.«

»Okay, nehmen wir mal an, sie hat das Opfer geliebt. Obwohl ich nicht denke, daß viele Sklavinnen die weißen Männer geliebt haben, die sich in ihre Hütten schlichen.« Harry kam in Fahrt: »Auch wenn sie außer sich gewesen wäre, hätte sie ihn getötet, weil er sie sitzen­lassen wollte? Das kann ich mir nicht vorstellen. Weiße Männer ließen schwarze Frauen jeden Morgen sitzen. Sie kehrten ihnen ein­fach den Rücken, und schwups, weg waren sie. Wäre sie nicht daran gewöhnt gewesen? Hätte eine ältere Sklavin sie nicht darauf vorbe­reitet, etwa mit Worten wie>Das ist dein Los<?«

Miranda runzelte die Stirn. »Vermutlich hätte sie gesagt>Das ist dein Kreuz, das du tragen mußt<.«

Lucinda war zwar wegen Samsons Untreue völlig durcheinander - sie kam der Wahrheit immer dichter auf die Spur -, aber im Verlauf des Nachmittags wurde ihr klar, daß es für sie wenigstens einen Ausweg aus dem Unglück gab. Sie konnte einfach zur Tür hinausge­hen. Medley Orion hatte das nicht gekonnt. »Vielleicht hat er sie an einem empfindlichen Punkt getroffen und gedemütigt, und da ist sie ausgerastet.«

»Nicht gedemütigt, bedroht.« Susans Augen leuchteten auf. »Sie war eine Sklavin. Sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Tun wir das nicht alle, meine Damen?« Der Gedanke ergriff wie eine Welle von allen Besitz. »Wer immer der Mann war, er hatte sie in der Hand. Er war im Begriff, ihr oder jemandem, den sie liebte, et­was Furchtbares anzutun, und sie hat sich gewehrt. Mein Gott, woher hat sie den Mut genommen?«

»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen zustimmen kann.« Miranda faltete die Hände. »Ist Mut da der richtige Ausdruck? Gott hat uns verboten, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen.«

»Ich hab's!« verkündete Mim. »Er muß gedroht haben, jemandem das Leben zu nehmen - oder ihr. Was, wenn er gedroht hat, Mr. Jef­ferson umzubringen - das hat nichts mit meiner Verfolger-Theorie zu tun, aber könnte es nicht aus rasender Wut auf den Mann gesche­hen sein, vielleicht ganz spontan?«