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»Ich bezweifle, daß sie gemordet hätte, um ihrem Master das Leben zu retten«, widersprach Little Marilyn ihrer Mutter. »Jefferson war ein außergewöhnlicher Mensch, aber er war trotzdem der Master.«

Lucinda stärkte Mim den Rücken. »Es gab Sklaven, die ihre Master geliebt haben.«

»Nicht so viele, wie die Weißen gern glauben möchten.« Harry lachte. Sie mußte einfach lachen. Sicher hatte es Verbindungen aus Zuneigung gegeben, aber es war für sie schwer vorstellbar, daß Un­terdrückte ihren Unterdrücker lieben konnten.

»Aber was dann?« Ellie Wood verlor wie so oft die Geduld.

»Sie hat getötet, um ihren eigentlichen Freund zu schützen.« Port genoß ihren Kognak.

»Oder ihr Kind«, fügte Susan leise hinzu.

Alle waren wie elektrisiert. Gab es irgendwo auf der Welt eine Mutter, die nicht für ihr Kind töten würde?

»Das Kind wurde im August 1803 geboren.« Kimball drehte das Kristallglas in der Hand. »Wenn das Opfer nach August getötet wur­de, könnte der Mann von dem Kind gewußt haben.«

Mim kniff die Augen zusammen. »Aber er könnte auch von dem Kind gewußt haben, bevor es geboren wurde.«

»Was?« Kimball schien einen Moment völlig verdattert.

»Und wenn es von ihm war?« ertönte Mims Stimme.

Hierauf trat Stille ein.

Dann sagte Harry: »Die meisten Männer, oder vielleicht sollte ich sagen, manche Männer, die sich der Gunst einer Frau erfreut haben, die daraufhin schwanger wurde, behaupten, es sei ja gar nicht sicher, daß das Baby von ihnen sei. Natürlich kommen sie heute nicht mehr damit durch, dank dieser Gentests. Damals konnten sie bestimmt damit durchkommen.«

»Da ist was dran, Harry. Ich würde sagen, das Kind wurde geboren, bevor der Mann getötet wurde.« Susan machte es spannend. »Das Kind wurde geboren und sah ihm ähnlich.«

»Großer Gott, Susan, ich hoffe, du irrst dich.« Lucinda blinzelte. »Wie konnte ein Mann sein eigenes Kind töten - umsein Gesicht zu wahren?«

»Die Menschen tun entsetzliche Dinge«, stellte Port mit dünner Stimme fest, denn auch für sie war es unbegreiflich, aber widerspre­chen konnte sie auch nicht.

»Jedenfalls hat er für seine Absichten gebüßt, sofern das wirklich seine Absichten waren.« Ellie Wood fand, der Gerechtigkeit sei Genüge getan worden. »Wenn es so war, hat er dafür bezahlt, und getan ist getan.«

»>Die Rache ist mein: ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu<«, psalmodierte Miranda. »5. Buch Mose, 32.35.«

Aber getan war nicht getan. Die Vergangenheit tat sich auf, und die Zeit des Unglücks war nahe.

24

»Ich dachte, es würde dich etwas entlasten. Du mußt jetzt deine Ruhe haben.« Ansley Randolph lehnte an dem weißen Zaun und beobach­tete die Pferde bei ihrem morgendlichen Renntraining - die Mi­schung aus gehäckselter Rinde und Sand hielt den Belag der Bahn das ganze Jahr über trittfest. »Wobei dich wohl im Moment nichts wirklich trösten kann.«

Der Schmerz hatte die Falten um Warrens Augen vertieft. »Schatz, ich habe keinen Zweifel, daß du es gut gemeint hast. Aber erstens hab ich's satt, mich von Mim Sanburne herumkommandieren zu lassen. Zweitens bleiben die Tagebücher, Landkarten und Stamm­bäume meiner Familie hier in Eagle's Rest. Manche sind so alt, daß ich sie im Tresor aufbewahre. Drittens glaube ich ohnehin nicht, daß irgendwas von meinen Sachen Kimball Haynes interessieren könnte, und viertens, ich kann nicht mehr, ich habe keine Lust, mich herum­zustreiten, egal mit wem. Ich will mich auch vor niemandem recht­fertigen. Nein ist nein, und das wirst du Mim sagen müssen.«

Ansley liebte Warren zwar nicht, aber manchmal hatte sie ihn gern, jetzt zum Beispiel. »Du hast recht. Ich hätte den Mund halten sollen. Ich wollte mich wohl bei Mim lieb Kind machen. Sie verschafft dir Aufträge.«

Warren umklammerte die oberste Zaunlatte mit beiden Händen. »Mim hält ein kleines Heer von Anwälten beschäftigt. Wenn ich ihre Aufträge verliere, wird es keinem von uns weh tun, und es wird dir auch gesellschaftlich nicht schaden. Du brauchst Mim lediglich zu sagen, daß ich fix und fertig bin und im Moment nichts um die Ohren haben kann. Daß ich Ruhe und Erholung brauche - und das ist nicht gelogen.«

»Warren, versteh mich nicht falsch, aber ich habe nicht gewußt, daß du deinen Vater so sehr geliebt hast.«

Er seufzte. »Ich auch nicht.« Er betrachtete einen Moment seine Stiefelspitzen. »Es ist nicht bloß Poppa. Jetzt bin ich der älteste Mann in dieser Familie, deren Stammbaum bis 1681 zurückreicht. Bis unsere Söhne Schule und College absolviert haben, muß ich die­se Last allein tragen. Jetzt muß ich den Wertpapierbestand verwal­ten.«

»Du hast tüchtige Hilfen.«

»Schon, aber Poppa hat immer die Erträge aus unseren Anlagen überprüft. Ehrlich gesagt, Liebling, mein Juraexamen ist Poppa zu­gute gekommen, nicht mir. Ich habe die Transaktionen durchgelesen, die rechtlich abgesichert werden mußten, aber ich habe mich nie energisch um Investitionen und Grundbesitz gekümmert. Poppa hat sich da gerne bedeckt gehalten. Ich muß schleunigst dazulernen. Wir haben Geld verloren am Markt.«

»Wer nicht? Warren, mach dir nicht so viele Gedanken.«

»Ich werde wohl meine Kandidatur für den Senat verschieben müs­sen.«

»Warum?« Ansley wünschte sich, daß Warren möglichst viel in Richmond sein würde. Sie hatte sich vorgenommen, sich unermüd­lich für seine Wahl einzusetzen.

»Es könnte einen schlechten Eindruck machen.«

»Nein, ganz sicher nicht Du erzählst den Wählern einfach, daß du diesen Wahlkampf deinem Vater widmest, einem Mann, der an die Selbstbestimmung glaubte.«

Voll Bewunderung für ihre Klugheit sagte er: »Das hatte Poppa ge­fallen Stell dir vor, mir ist dieser Tage aufgegangen, daß ich meine Söhne so erziehe, wie Poppa mich erzogen hat. Ich wurde aufs St. Clement College geschickt, habe die Sommer über hier gearbeitet, und dann ging's auf die Vanderbilt-Uni. Vielleicht sollten die Jungs es anders haben - etwas weniger Strenges vielleicht.« Er überlegte. »Berkeley zum Beispiel. Da ich jetzt das Oberhaupt dieser Familie bin, möchte ich meinen Söhnen mehr Freiheit gönnen.«

»Wenn sie auf ein anderes College wollen, in Ordnung, aber wir sollten es ihnen nicht aufdrängen. Vanderbilt hat dieser Familie lange Zeit gut gedient.« Ansley liebte ihre Söhne, auch wenn sie die Musik nicht ausstehen konnte, die sie durchs ganze Haus dröhnen ließen. Kein Brüllen und Schimpfen konnte sie überzeugen, daß sie taub werden würden. Sie war überzeugt, daß sie selbst schon halb taub geworden war.

»Hast du meinen Vater wirklich gern gehabt?«

»Warum fragst du mich das jetzt, nach achtzehn Jahren Ehe?« Sie war ehrlich überrascht.

»Weil ich dich nicht kenne. Nicht richtig.« Er sah zu den Pferden weit hinten auf der Bahn, weil er Ansley nicht ansehen konnte.

»Ich dachte, das wäre bei euch so üblich. Ich dachte, ihr wolltet keine Vertrautheit.«

»Vielleicht weiß ich nur nicht, wie man das anstellt.«

Jetzt ist es zu spät, dachte sie bei sich. »Schön, Warren, einen Schritt nach dem anderen. Ich bin mit Wesley ausgekommen, aber es ging entweder nach seiner Pfeife oder gar nicht.«

»Ja.«

»Es hat mir gefallen, was er auf seine Zertifikate drucken ließ.« Sie zitierte wörtlich: »Diese Mittel wurden im freien Unternehmertum erworben, trotz schamloser Steuern, bürokratischer Schikanen und unverantwortlicher Kontrollen von seiten der Regierung.«

Warrens Augen verschleierten sich. »Er war ein zäher Bursche, aber sein Denken war glasklar.«

»Darüber werden wir mehr wissen, wenn das Testament eröffnet wird.«

25

Die Testamentseröffnung traf Warren wie ein Knüppelschlag. Wes­ley hatte seinen Letzten Willen von der alten, renommierten Kanzlei Maki, Kleiser und Maki aufsetzen lassen. Das machte Warren nichts aus. Es wäre unschicklich gewesen, sein Testament vom eigenen Sohn aufsetzen zu lassen. Aber auf das hier war er nicht vorbereitet.